Pröller Berglauf: Ein geplanter Trainingslauf mit hoffnungsvollem Ausgang

Proeller Berglauf 2019 © FX Biendl

Eine lange Verletzungspause und das große Ziel Transalpine Run 2019 vor Augen, wer diese Kombi jemals erlebt hat, der kann Christian von unserem GORE WEAR xc-run.de Trailrunning Team nachfühlen! Deshalb war die Anspannung bei ihm groß , als er am Wochenende zum ersten Mal seit langem wieder an der Startlinie stand. Beim Heimrennen am Pröller wollte er wissen was geht! Wie es ihm ergangen ist, dass hat er für uns niedergeschrieben

Keine Saison zum Träumen

Die Vorbereitung auf den Transalpine Run läuft alles andere als optimal. Nach gutem Jahresstart ein erneuter Ermüdungsbruch im Mai und daraus resultierender Laufpause. Anfang Juli steige ich wieder in das Lauftraining ein. Das läuferische Wochenpensum steigere ich langsam um nichts mehr zu riskieren. Da mit dem Innsbruck Alpine Trail Festival mein erster Wettkampf in dieser Saison zugleich mein letzter war, möchte ich noch einen Testwettkampf laufen. Da kommt mir der Pröller Berglauf wie gerufen. Kurzer Anfahrtsweg, familiäres Umfeld, viele Freunde und Bekannte die diesen Lauf organisieren und auch mitlaufen sind nur ein paar Argumente die für diesen Lauf sprechen. Ich entscheide mich für die angebotene 25 km Distanz mit dem wohlklingenden Namen „Hadriwa-Rattenberger Höhenweg-Trail“ der 900 HM im Anstieg beinhaltet. Dieser Lauf scheint mir als ideal, da ich zum einen meinen Laufumfang über die Halbmarathon Distanz steigern kann und zum anderen die Belastung geringer ist wie beim rund 10 km längeren Pröller Trail. Ohne Ambitionen melde ich mich und meine sechs jährige Tochter an, die anfangs die Läufe vom Papa verfolgt hat und mittlerweile selbst starten will.

Hadriwa-Rattenberger Höhenweg Trail


Mit Sack und Pack mache ich mich am Samstag, 20.07.19 auf den Weg zum Austragungsort Grün im Gemeindebereich St. Englmar. Dort angekommen, findet gerade der Start zur Langdistanz statt. Das Wetter könnte nicht besser sein und die Stimmung ist hervorragend. Mein Herz frohlockt beim Anblick der Wettkampfstätte – endlich wieder racing!!! Die restliche Stunde bis zu meinem Start vergeht wie im Fluge, da ich so viele bekannte Gesichter sehe und ich mich einfach nur darüber freue, mit diesen nach langer Zeit wieder reden zu können. Vermutlich kennt man mir meine Erleichterung am Gesichtsausdruck auch an. Die Sonne wärmt schon ziemlich gut, aber mir ist das alles egal. Pünktlich um zehn erfolgt der Start und wie immer preschen ein paar Unbelehrbare voran. Noch halte ich mich einigermaßen zurück und gehe ruhig aber gleichmäßig in den ersten Anstieg. Wie erwartet fallen die ersten zum Ende des Uphills zurück und ich festige meine Position in der Führungsgruppe. Die ersten sieben Kilometer sind mörderisch für mich – flache Abschnitte gepaart mit ein paar längeren Downhills. Die Spitze des Feldes besteht zu diesem Zeitpunkt mit mir aus sieben Läufern und ich habe Probleme das Tempo zu halten. Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass wir momentan eine Pace von teilweise 3:45 min laufen. Diese Geschwindigkeit bin ich mittlerweile seit einem viertel Jahr nicht mehr gelaufen. Ich mache mir Sorgen – was soll ich machen? Noch meldet sich mein lädierter Fuß nicht, aber wird er dieser Dauerbelastung standhalten? Ich sehne den nächsten Uphill her! Die Strecke ist mir nur stellenweise bekannt, aber im Kopf kalkuliere ich den weiteren Verlauf durch. Sieben Kilometer bei einer Strecke von insgesamt 25 sind erledigt, es fehlen aber mindestens noch 750 Höhenmeter. Der nächste Uphill muss bald kommen. Und genauso kommt es und auf diesem langgezogenen Stück kann ich meine Fähigkeiten voll ausspielen und vorher verlorenen Boden wieder gut machen. Die drückende Hitze macht mir schön langsam zu schaffen und so freue ich mich auf die nahende Verpflegungsstelle. Es ist so schön in der Heimat zu laufen und von bekannten Gesichtern begrüßt und versorgt zu werden. Viel Zeit will ich hier natürlich trotzdem nicht verlieren und so stürze ich weiter auf den Trail. Nun folgt der zweite Teil der Strecke und da hier der Großteil der Höhenmeter zu erledigen sind, liegt mir dieser Abschnitt besonders. Noch befinde ich mich an sechster Position, aber drei der Läufer vor mir sind in Sichtweite. Nun meldet sich mein Kopf: „Soll ich angreifen? Kraft und Luft wären vorhanden? Aber was sagt das Bein dazu? Aktuell habe ich keine Probleme, aber es sind noch 12 km zu erledigen. Soll ich es riskieren?“ Ich komme zu dem Entschluss „jetzt oder nie“. Ab der kleinen Ortschaft Zierling nutze ich die langgezogenen Anstiege, erhöhe mein Tempo peau à peau und arbeite mich Position für Position nach vorne. An der VP Hanslhütte werde ich wieder von vielen bekannten Gesichtern begrüßt und freundlich versorgt. Dort erfahre ich, dass der aktuell Führende in etwa zwei/drei Minuten Vorsprung vor mir hat. Im Hinblick darauf, dass der von mir gefürchtete Hadriwa noch auf mich wartet, geht es nun für mich meine Position nach hinten abzusichern und keine Zeit zu verlieren. Der Hadriwa ist ohne Zeitzwang ein wunderschöner steiniger Streckenabschnitt, der auf einem Grat verläuft, teilweise verblockt ist und streckentechnisch schwer zu laufen ist. Momentan steht dieser aber zwischen mir und einem unerwarteten 2. Platz. So kommt es auch wie es vermutlich kommen muss. Einmal nicht richtig aufgepasst, den nächsten Tritt unsauber gesetzt und schon liege ich flach zwischen den Steinen. Sofort springt mein Notfallprogramm an: „Schmerzen – ja, wo – nur Handgelenk und Oberschenkel – schwerwiegend – nein“ Ich rapple mich auf und stürze weiter. Endlich habe ich den Hadriwa hinter mich gebracht und nun heißt es das Tempo wieder zu erhöhen und keine Fehler mehr zu machen. Weder nach vorne noch nach hinten kann ich außer mir Läufer entdecken. Endlich bin ich an der Abzweigung in Richtung Grün und hinter einem Feld kann ich bereits die Staatsstraße an der es über einen Wanderweg entlang zurückgeht. Doch ich habe die Rechnung ohne das Organisationsteam gemacht, die noch einen letzten langen und zermürbenden Anstieg vorm Zieleinlauf eingebaut haben. Von diesem Forstweg kann man nicht abweichen und trotzdem zermartern mir meine Gedanken den Kopf: „Wann war die letzte Markierung? Bist Du hier überhaupt noch richtig? Habe ich mir meine Platzierung durch eine Unachtsamkeit versaut?“ Scheinbar endlos lang ist dieser Weg und mit bangen Blicken verfolge ich die Entfernungsanzeige meiner Uhr. Und endlich taucht am Ende des Weges ein erlösendes Schild auf – 35 km weiter geradeaus, 25 km rechts weg. Super, nun kann es nicht mehr weit sein. Nach weiteren ca. 400m spuckt mich der Wald oberhalb eines großen Feldes aus und ganz am Ende nach einem steilen Downhill kann ich bereits den Zielbogen entdecken. Auf dem Weg dahin empfinde ich ein innerliches Feuerwerk! Das Bein hat absolut schmerzfrei gehalten, ich konnte über weite Strecken des Rennens ein sehr hohes Tempo halten und ich konnte mich selbst mit dem 2. Platz belohnen. Freudenschreie brechen aus mir heraus. Kurz vor dem Ziel kann ich überglücklich meine Kinder in Empfang nehmen und gemeinsam mit Ihnen feiern!

Der Nachwuchs steht schon in den Startlöchern

Mit diesem Happy End könnte nun dieser Bericht eigentlich enden, aber für mich sollte dieser schöne Tag noch nicht zu Ende sein. Meine sechsjährige Tochter Magdalena war schon immer begeistert, wenn sie ihren Papa bei den Läufen begleiten durfte. Bereits letztes Jahr zeigte sie großes Interesse an den angebotenen Kinder- und Jugendläufen und so nutzte ich dieses Mal die Gelegenheit, sie für den U8- Lauf anzumelden. Während ich mich vom Lauf erholte, wuchs bei ihr merklich die Anspannung. Natürlich erfüllte ich meine Funktion als Betreuer und gab ihr kurz vor dem Start letzte Tipps mit auf dem Weg. Aufgrund der Hitze wurde die zu laufende Strecke auf eine vorher markierte Runde verkürzt, die einen Up- und einen Downhill beinhaltete. Um viertel nach zwei Uhr wurde dieser Lauf gestartet und nachdem sie beim Start etwas Zeit liegen ließ, zeigte sie gerade auch auf dem Uphill ihre familiär bedingten Fähigkeiten und holte sich ebenfalls den zweiten Platz. Furchtbar stolz und überglücklich nahm ich meine Tochter in Empfang und gratulierte ihr zu dieser Leistung!

Fazit

Abschließend möchte ich nochmal die Besonderheiten dieser Veranstaltung hervorheben. Es ist unvergleichlich mit welcher Energie Klaus Feldbauer nur mit Unterstützung seiner Familie vor vier Jahren diese Veranstaltung auf die Beine gebracht hat. Mittlerweile kann er sich der Unterstützung vieler Freunde, Bekannten und Vereinen sicher sein. Diese Veranstaltung lebt vom Herzblut der Veranstalter und von der ehrlichen und zwanglosen Veranstaltung. Hier wird weder auf ein prall gefülltes Startsackerl, noch auf ein großes Primborium beim Start Wert gelegt. Hier geht es darum, gemeinsam mit Familie und Freunden ein großes Läuferfest zu feiern. Für das leibliche Wohl war hervorragend gesorgt, die Strecke war ordentlich markiert und auch ansonsten gab es nichts, dass man vermissen könnte. Alles in allem können wir hier von einer puristischen, aber herzlichen Veranstaltung sprechen. Ich selbst freue mich auf 2020 wenn ich hoffentlich gesund und fit am Start stehen werde.

 

Hier findet ihr unsere kleine Bildergalerie vom Pröller Berglauf