Die Hörhagers kommen! Christian Mayer bittet die Organisatoren des Schlegeis 3000 und Gewinner der Mixed Wertung des Transalpine Run 2019 zum Interview:
Christian: Meine Interviewpartner des heutigen Tages liegen mir persönlich sehr stark am Herzen, da ich mit diesem sympathischen Quartett immer wieder gemeinsam laufen konnte. Beim Transalpine Run 2019 haben wir gemeinsam die Trails von Oberstdorf nach Sulden erobert und immer wenn ich von meinem Partner Eric den Ruf „Die Hörhagers kommen“ vernommen habe, machte ich Platz und bin einen Schritt beiseite gegangen. Aus diesem Grund freue ich mich besonders, dass sich Stephanie Kröll, Christina Sautner, Martin Kaschmann und Patric Hörhager die Zeit für mich genommen haben. Servus zusammen, wie geht`s? Steckt Ihr schon in den Vorbereitungen für die Saison 2020 oder genießt Ihr derzeit noch die Wintersaison?
Stephanie: Vielen Dank für die Einladung Christian. Ich für meinen Teil stecke tief und fest in der Wintersaison und absolviere einige Skitourenrennen. Dennoch versuche ich einmal die Woche meine Laufschuhe zu schnüren, um nicht völlig das Gefühl des Laufens zu verlieren und nach der Wintersaison wieder gut in die Trailsaison starten zu können.
Christina: Ich persönlich kann Genuss und Vorbereitung im Winter durch viele lange Skitouren im Gelände perfekt kombinieren. Dadurch trainiere ich meine Grundlagenausdauer, die die Basis für die langen Distanzen darstellt. Ich habe aber weder Trainingsplan, noch einen Pulsgurt, sondern bin einfach jede freie Sekunde in den Bergen unterwegs, wobei Körpergefühl und Spaß definitiv im Vordergrund stehen.
Martin: „Sommerathleten werden im Winter gemacht und umgekehrt“ nein Scherz beiseite, für mich ist der Winter mittlerweile echte Offseason, in der Zeit von Anfang Dezember bis Ende Februar bin ich hauptsächlich mit den Tourenski in den Bergwelten des Zillertals unterwegs. Das Laufen wird in diesen Monaten ziemlich vernachlässigt, und steht meistens am Programm, wenn die Zeit oder das Wetter keine Skitour zulassen.
Patric: Aktuell bin ich viel mit den Skitourenskiern in der Heimat, in den Zillertaler Bergen, unterwegs und nebenbei laufe ich „just for fun“ auf den Trails im Tal meine Trainingskilometer. Nebenbei genieße ich es auch mal einen freien Tag mit meiner Frau und meinen zwei Kindern zu verbringen.
Christian: Als Team Hörhagger vom gleichnamigen Mountainshop seid ihr in den letzten Jahren sehr erfolgreich unterwegs. Wie entstand diese enge Freundschaft unter Euch?
Christina: Zu den „Hörhagers“ bin ich durch Stephanie gekommen, mit der ich mich das erste Mal im Sommer 2018 zum „Kaffeeklatsch“ verabredet hatte. Dieser Kaffeeklatsch endete jedoch in einer mehrstündigen Trailrunningtour in den heimischen Bergen, welche natürlich mehrere Wiederholungen mit sich brachte und dadurch lernte ich auch Martin und Patric kennen.
Stephanie: #sharethesamepassion. Der Mountainshop Hörhager dient nämlich nicht nur für Einkäufe, sondern ist auch ein lokaler Treffpunkt für alle Trailrunner & Skibergsteiger, welche sich dort auch nur mal für einen kleinen „Ratscher“ und Fachsimpeleien treffen. Christina habe ich mehr über die sozialen Netzwerke kennengelernt. Kurzerhand wurde ein gemeinsames Läufchen ausgemacht und sofort habe ich dieses kleine, quirrlige Wesen in mein Herz geschlossen.
Patric: Stephanie kenne ich schon etwas länger, da wir früher gemeinsam alpine Skirennen gefahren sind. Christina und Martin kenne ich von unserem Sportgeschäft, dem Mountainshop Hörhager, in Mayrhofen. Bei einigen Besuchen bei uns im Shop haben wir vier relativ schnell bemerkt, dass wir als gemeinsame Leidenschaft das Trailrunning teilen und uns auch andere Sportarten verbinden. Somit entwickelte sich eine enge Freundschaft.
Martin: Stephie und ich kennen uns eigentlich schon unser ganzes Erwachsenenleben lang, und haben gemeinsam den Ausdauersport in den Bergen Tirols für uns entdeckt. Da der Mountainshop der Dreh- und Angelpunkt in puncto Trailrunning im Zillertal ist, entstand ziemlich schnell eine enge Freundschaft mit dem Juniorchef Patric. Christina „das Küken“ unter uns lernte ich über Stephie kennen, auch sie ist mittlerweile eine enge Freundin geworden.
Christian: Bei der Recherche zu diesem Interview bin ich auf die Veranstaltung „Rise and Fall“ in Mayrhofen gestoßen. Dieser faszinierende Event beinhaltet die Disziplinen Skitour, Paraglide, Mountainbike und Skiabfahrt. Natürlich seid Ihr auch dabei äußerst erfolgreich aus dem Rennen gegangen. Erzählt uns doch bitte mehr zu diesem Event! Scheinbar gibt es nichts, was Ihr nicht beherrscht. Welche sportlichen Ambitionen verfolgt ihr außer Trailrunning, Skibergsteigen, Alpin und Paragliden? Wie sieht es aus mit Triathlon?
Patric: Beim Rise&Fall bin ich von der ersten Stunde an mit dabei. Gemeinsam mit meinem Team konnte ich bereits 4mal die Gesamtwertung und mehrmals die Einzeldisziplin Paragleiten gewinnen. Das Paragleiten begleitet mich schon mein Leben lang. Die ersten Versuche wagte ich schon mit 3 Jahren beim Tandemflug mit meinem Vater. Da mir später das „normale“ Gleitschirmfliegen körperlich zu wenig anspruchsvoll war, konzentrierte ich mich auf Extrembewerbe, wie den Dolomitenmann oder die Outdoortrophy, bei denen ich als Paragleiter auch erfolgreich teilgenommen habe. Bei diesen Bewerben ist die Herausforderung die körperlich anspruchsvollen Laufstrecken schnellstmöglich zu überwinden und trotzdem noch die mentale Stärke für einen perfekten Flug zu haben. Eigentlich haben mich aber immer schon alle alpinen Sportarten interessiert, im Moment ist allerdings besonders das Trailrunning meine große Leidenschaft.
Stephanie: Das „Rise & Fall“ ist die Winterversion des Dolomitenmanns in Sprintform würde ich sagen. Hier treffen sich wirklich die besten Sportler einer jeden Disziplin und kämpfen dann im Staffelbewerb um den Sieg. Ich war schon mehrfach dabei, früher als Ski Alpin-Läuferin, in den letzten zwei Jahren als Paragleiterin. Mit Christina als MTB-Raserin konnten wir heuer sogar die Damenwertung für uns entscheiden, was natürlich ein Highlight war!
Christina: Ich denke extrem gerne an den Sieg der „Mountainshop Hörhager Ladies“ zurück. Für mich ist im Sport wichtig, dass ich in den Bergen unterwegs bin. Ende April versuche ich mich beim Ötzi Alpin Marathon, ein „alpiner“ Triathlon mit den Disziplinen Mountainbike, Trailrunning und Skibergsteigen. Ich liebe die Abwechslung und die Freiheit, jeden Tag auf eine andere Art und Weise im Gebirge unterwegs zu sein.
Martin: Das Rise&Fall ist für einen Zillertaler Bergsportler fast ein Pflichttermin, ich habe mittlerweile vier Mal teilgenommen, wobei ich in den Disziplinen Skibergsteigen und Paragleiten an den Start ging. Da ich kein großer Freund von strikten Trainigsplänen bin, versuche ich mein Training möglichst vielseitig und abwechslungsreich zu gestalten, und immer genau das zu tun was mir gerade Spaß macht, egal ob Traillaufen, Mountainbiken, Rennradfahren oder Paragleiten.
Obwohl ich die Abwechslung im Sport liebe, stellt für mich ein klassischer Triathlon keinen Reiz dar, zum Einen bekomme ich einen psychischen Kollaps, wenn ich mehr als 20km im Flachen – also ohne Trails und Höhenmeter – laufen muss, und zum Anderen bin ich kein sehr großer Wassersportler?.
Christian: Gemeinsam organisiert ihr das technisch sehr anspruchsvolle Skyrace „Schlegeis 3000“, dass dieses Jahr zum zweiten Mal ausgetragen wird und fester Bestandteil der Austrian Skyrunning Series ist. Wie kam es dazu? Was macht mehr Spaß, selbst laufen, oder für andere organisieren? Gibt es 2020 Neuerungen?
Martin: Im Sommer 2018 erzählte mir Patric von der Idee eines Rennens am Schlegeis, vorerst war allerdings nur ein internes Rennen unter Freunden, Kollegen und Trainingsbuddys geplant. Irgendwie fing diese Idee dann relativ schnell an zu wachsen und letzten Endes fand im Sommer 2019 dann der erste Schlegeis 3000 Skyrace statt. Für mich war es extrem interessant einmal die andere Seite eines Rennens kennen zu lernen und zu sehen, wie viel Organisationsaufwand dahintersteckt. Zu den Neuerungen 2020: jeden, der wieder auf ein „Vier-Jahreszeiten-Rennen“ hofft, müssen wir leider enttäuschen, denn am 1. August 2020 wird es mit ziemlicher Sicherheit strahlend blauen Himmel über den Zillertaler Alpen geben.
Christina: Ich finde es extrem cool, ein solches Event einmal von der anderen Seite zu sehen. Als Athlet denkt man im Prinzip nur an seine eigene Rennvorbereitung, man vergisst oft was für eine aufwendige Organisation hinter so einem Event steckt.
Stephanie: Die Idee dazu hatten Patric & Martin, dann wurden Strecken ausgekundschaftet und das Rennen mithilfe von Alfons (Mountainshop Hörhager) und Roland (diepraxis) und vielen weiteren Helfern und Sponsoren organisiert und realisiert. Natürlich macht selbst laufen mehr Spaß und da ich lediglich einen kleinen Teil an der Organisation zu erledigen hatte (social media), habe ich es mir nicht nehmen lassen, am Rennen teilzuhaben. Ich freue mich schon auf die heurige Austragung und hoffe für uns alle auf bestes Wetter!
Patric: Durch das gemeinsame Training sind wir auf die Idee gekommen, warum nicht selbst mal in unserer Heimat ein Laufrennen zu veranstalten!? Der anfängliche Gedanke dahinter war, einen Bewerb zu organisieren, bei dem sich all unsere Athleten und Freunde miteinander messen können. Gemeinsam mit einem Team aus Freunden und Kollegen haben wir begonnen das Schlegeis3000 Skyrace zu organisieren. Somit kam eine Idee zur anderen und da wir aber keine halben Sachen machen wollten, entschieden wir uns rasch, das Ganze groß aufzuziehen und einen Event von Trailrunnern für Trailrunner zu machen. Die strahlenden Gesichter und das extrem positive Feedback von den Teilnehmern bestätigen unsere Entscheidung und entschädigen dafür, dass man selbst nicht mitmachen konnte.
Durch die Vorbereitungen und dadurch unzähligen Kilometern auf der Strecke hatten wir aber eine perfekte Trainingsvorbereitung auf den Transalpine Run 😉
Heuer findet das Schlegeis3000 Skyrace am 01.08. statt und wir haben blauen Himmel und Sonnenschein reserviert – somit hoffen wir endlich die atemberaubende Naturkulisse allen Teilnehmern von ihrer schönsten Seite präsentieren zu können.
Christian: Für mich persönlich war der Transalpine Run 2019 das absolute sportliche Highlight seitdem ich laufe. Ich bin aber immer noch fasziniert davon, wie sich 300 Teams Tag für Tag dazu motivieren stundenlang zu laufen um hinterher zu sagen, verdammt war das geil, wann geht es weiter. Ihr habt ja mit dem Doppelsieg in der Mixed Wertung dem ganzen noch das Krönchen aufgesetzt. Wie denkt Ihr knapp 4 Monate später über diesen Event?
Stephanie: Ich denke sehr oft daran zurück und jedes Mal zaubern mir diese Erinnerungen ein Lächeln ins Gesicht. Natürlich war nicht immer alles einfach und ich hatte auch sehr viel zu kämpfen, dennoch macht dieses Gefühl des „Geschafft-zu-habens“ einfach wieder alles weg. Am meisten beeindruckt hat mich der Kampfgeist vieler Teilnehmer, die die Zeitlimits knapp geschafft haben, am nächsten Tag aber wieder völlig entschlossen am Start standen, und das Ding einfach durchziehen wollten – komme was wolle! Diese Teams haben meine größte Wertschätzung. Chapeau!
Christina: Ganz ehrlich, wenn ich mir unseren Film über den TAR anschaue bzw. auch nur an diese 8 Tage denke, bekomme ich immer noch Gänsehaut. Für mich war es ein extremes Erlebnis mit vielen Höhen und nur wenigen Tiefen. Die Konstellation unserer zwei Teams und dem gemeinsamen Filmer und Physiotherapeuten war wirklich einzigartig.
Martin: Auch für mich war der Transalpine Run 2019 die unglaublichste Erfahrung, die ich in meiner Zeit als Trailrunner sowohl auf sportlicher als auch auf emotionaler Ebene, erlebt habe! Es war hart, es war heiß, es war kalt, es war schmerzhaft – kurz und bündig – es war wunderschön! Aber nicht, dass jetzt noch jemand denkt, so ein Masochist, aber es war wirklich das intensivste Rennen, das ich je gelaufen bin, und das dann noch mit Stephie teilen zu können, war ein Erlebnis, welches ich nie vergessen werde!
Patric: Ich habe in dieser Zeit noch mehr über meinen Körper erfahren und bin nach wie vor gefesselt von den vielen Emotionen und Eindrücken, die ich bei diesem einzigartigen Event Tag für Tag erlebt habe. Neben der enormen körperlichen Belastung sind die geistigen Höhen und Tiefen eine enorme Herausforderung, die man so im Vorhinein nicht trainieren kann. Ich freue ich mich aber jetzt schon wieder extrem auf den Transalpine Run 2020, auch wenn wir aktuell noch nicht die genaue Zusammensetzung der Teams fixiert haben.
Christian: Habt Ihr schon konkrete Ziele für die neue Saison? Bei welchen Rennen werde ich Euch mit Sicherheit treffen?
Christina: Wie bereits erwähnt, starte ich meine Saison beim Ötzi Alpin Marathon im Vinschgau Ende April. Ebenso fixiert ist der Mayrhofen Ultraks, wo ich die Langdistanz (54km und 3830hm) laufen werde. Den Rest gestalte ich recht spontan, wobei ich sicherlich bei ein paar Mountainbike Hillclimbs starten werde.
Für mich sind aber die Tage, an denen man stundenlang in den Bergen unterwegs ist und diese wertvollen Momente auch genießen kann, definitiv mehr Wert.
Stephanie: Ich bin nicht so die Planerin, aber einige Rennen sind schon fixiert, wie beispielsweise die Infinite Trail Worldchampionships, die ich gemeinsam mit Patric & Martin in Form eines Staffelbewerbs angreifen werde. Natürlich dürfen das Schlegeis3000 Skyrace und der Transalpine Run nicht auf meiner Liste fehlen. So wie ich mich kenne, werden dann noch viele weitere Rennen folgen, zu denen ich mich dann spontan anmelde – je nach Lust und Laune.
Patric: Stephie, Martin und ich werden auf alle Fälle wieder bei den Adidas Infinity trails, beim Schlegeis3000 Skyrace und dem Transalpine Run am Start sein. Die Teilnahme bei kleineren Rennen entscheide ich spontan – aber es kommen sicher noch ein paar dazu…
Martin: Mein Rennkalender für 2020 ist zumindest im Kopf schon fertig. Einige Rennen sind aber tatsächlich schon fix eingeplant, darunter zählt der gemeinsame Start mit Stephie und Patric bei den Infinite Trail Worldchampionships in Bad Hofgastein, sowie der Start beim Schlegeis 3000 Skyrace.
Krönender Abschluss bildet das Projekt Titelverteidigung mit Stephie beim TAR, auf den ich mich schon ganz besonders freue! Ich hoffe sehr, dass wir uns auch 2020 auf dem einen oder anderen Trail treffen.
Christian: Danke, dass Ihr Euch für mich Zeit genommen habt! Ich wünsche Euch auf jeden Fall eine gute Zeit, kommt verletzungsfrei durch und ich freue mich schon wieder auf den Ruf: „Mach mal Platz, die Hörhagers kommen“!