Mentaltraining für Sportler - Interview mit der Expertin Teil 1 - xc-run.de Trailrunning

Mentaltraining für Sportler – Interview mit der Expertin Teil 1

30.08.2016: Landschaften am Lusen - © Marco Felgenhauer / Woidlife Photography © Marco Felgenhauer / woidlife photography

Welcher Läufer kennt sie nicht, die Hürde im Kopf, oft höher als der Mount Everest… Wenn vorm Start die Knie schlottern, das tägliche Training zur Qual und Pflicht wird, der Spaß am Laufen plötzlich auf der Strecke bleibt, mitten unterm Rennen die Versagensängste zuschlagen oder auch während einer Verletzungsphase alles sinnlos erscheint – dann macht oft unser Kopf einfach nicht mehr mit. Auch wenn wir körperlich total fit und gesund sind. Doch es gibt eine Möglichkeit seine mentale Leistungsfähigkeit zu trainieren.

Dazu haben wir unseren Mentalcoach Anja Schneider von www.sporternährungsberatung.de genau zum Thema Mentaltraining interviewt! Hier findet ihr eine kleine Vorstellung von ihr. Und Teil 2 des Interviews kommt dann nächste Woche!

 

1. Hallo Anja, du bietest Mentaltraining für Sportler an, was genau bringt mir als Trailrunner das?

Gerade im Trailrunnig hat man viele Ansatzpunkte. Die Wettkämpfe sind oft lang und / oder schwierig was das Gelände angeht. Hier geht es ja darum, Durchhaltevermögen zu haben, sich durchzubeißen, auch wenns mal schwer ist, oder einfach mal die Innere Stimme, die jammert umzuformen in eine aufbauende. Beliebt ist auch das Abbauen der vornächtlichen Anspannung, dass man sich noch etwas erholsamen Schlaf gönnen kann.

Durch Mentaltraining kann man sich aber auch grundsätzliche Klarheit darüber erwarten, welches die eigentlichen Hintergründe und Ziele sind, sich immer wieder der Herausforderung zu stellen. Was treibt mich an? Wie ticke ich? Je genauer man sich selber kennt, umso leichter fallen viele Trainingseinheiten, umso leichter kommt man auch durch schwierige Situationen während der Rennen.

Diese Gründe liegen zumeist im Unterbewusstsein verborgen und warten darauf, entdeckt und genutzt zu werden.

Im Leistungs- und Profisport weiß man schon lange um die Wirkung mentaler Prozesse und dass man diese steuern und lenken kann.

 

2. Wie genau gehst du normal vor, wenn jemand bei dir Hilfe sucht?

Zunächst einmal besprechen wir die private und sportliche Seite meines Klienten. Ich möchte ihn so gut wie möglich kennenlernen: eine Ahnung bekommen, wie er tickt, sozusagen. Das Spannende ist hier bereits: der Sportler lernt auch selber schon sehr viel über sich, was ihm bisher vielleicht gar nicht so bewusst war.

Im Erstgespräch stelle ich also viele Fragen, und zwar Fragen, die bereits das Unterbewusstsein ansprechen, aber auch zum bewussten Nachdenken anregen Hier erfährt man an sich selbst bereits eine Nachwirkung; man lässt das Ergebnis auch mal 2 oder 3 Wochen sacken, in sich arbeiten.

Was in dieser ersten Phase natürlich das Wichtigste ist: was möchte der Sportler durch das Mentaltraining erreichen? Ein gut geführtes Interview bringt manchmal fast unglaubliche Ergebnisse, wie z. B. eine Angst vor dem Start, die auf ein gut erträgliches Maß, eine angenehme Anspannung, reduziert werden kann.

Abschließend bekommt man hier bereits die Möglichkeit, in der ein oder anderen abschließenden Trance-Übung einen ersten Benefit mitzunehmen.

Auch erarbeite ich oft individuelle Trance-Übungen, die genau auf diesen Sportler passen.

Viele dieser Interventionen wirken sofort.

Größere Veränderungsprozesse dauern jedoch auch mal.

 

3. Ein Problem, ich habe gut trainiert und bin fit aber am Start stehe ich mit zitternden Knien und Selbstzweifel, was rät mir der Mentaltrainer?

Spür mal nur kurz in dich hinein: Wo genau spürst du diese Anspannung? Wie genau äußert sie sich? Wie sind deine körperlichen Reaktionen?

Dann stell dir vor, du hast ein Reglerpult mit verschiedenen Schaltern und Reglern. Jeder dieser Schalter kann eine deiner körperlichen Reaktionen herunterregeln. Du bist der Regisseur deiner Gefühle, deiner Anspannung. Und genau das tust du jetzt auch: du regulierst das Kribbeln im Bach bis auf ein erträgliches Maß herunter usw.

Nach und nach wird man eine körperliche Erleichterung der Nervosität spüren.

Kaum zu glauben, oder?

Man kann sich vielleicht vorstellen, dass es mitunter nicht einfach ist, ohne Erfahrungen in diesem Bereich, es selber für sich zu tun.

Und genau da setzt Mentaltraining an: als Coach leitet man diese Übungen genau an, führt auch mal in Trance und unterstützt den Klienten, seinen Weg zu finden und zu gehen.

Ich weiß, dass das manchmal viel zu einfach, ja sogar unglaublich klingt. Jedoch ist es genau diese Einfachheit, die im Mentaltraining den Erfolg bringt. Ich habe schon mehr als einmal den Satz gehört: „…daß ich da nicht selbst drauf gekommen bin…“

 

4. Muss ich das Ressourcen ankern im Vorfeld auch trainieren?

Zumindest sollte man schon einmal erlebt haben, wie man Ressourcen ankert.

Ressourcen sind ja Fähigkeiten, Werte etc., die man benötigt um durchs Leben oder durch bestimmte Situationen zu kommen: Durchhaltevermögen, Ausdauer, Mut, Kraft…um nur einige wenige zu nennen.

Wir gehen davon aus, dass jeder Mensch alle Ressourcen hat, die er braucht, um gut durchs Leben zu kommen. Jedoch fehlen sie in machen Situationen. Man bringt heute einfach nicht das Maß an Durchhaltevermögen auf, um deas Rennen zu finishen, z. B.

Für solche Situationen gibt es im Mentaltraining die Übung des Ankerns von Ressourcen. Man holt sozusagen das Durchhaltevermögen (und v. a. das Körpergefühl dazu), das man schon einmal irgendwann hatte, in die aktuelle Situation hinein und macht sie somit nutzbar.

Und das geht dann sofort während des Laufens.

 

Danke Anja, den zweiten Teil des Interviews mit weitern Tipps zum Mentaltraining findet ihr dann nächste Woche auf www.xc-run.de!

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