Die Garmin Enduro 3 ist eine Outdoor-Multisport-Uhr, die ins Abenteuer möchte. Wenn die Bedingungen schwierig werden, lebt das elegante Stück Hardware so richtig auf. Wir haben es live getestet und sind begeistert.
Erster Einsatz
Anfang Oktober. Der Wintereinbruch kommt überraschend früh. An einem verschneiten Grat in den Voralpen ist der Kammweg auf knapp 2.000 Metern nicht mehr zu sehen. Keine Fußstapfen, die Markierungen sind zugeschneit und der schmale Pfad durchs Unterholz ist weg, da der nasse Schnee die kleinen Bäume kreuz und quer niederdrückt – und plötzlich führt der auf die Uhr geladene Track ins unpassierbare Dickicht. Was tun? Dass es keinen Netzempfang gibt, versteht sich. Zum Glück hat die Enduro 3 topografische Karten geladen, auf denen die nächste Versorgungshütte und ein Trampelpfad dorthin zu finden sind. Von der Hütte aus führt ein Zubringer weiter ins Tal. Solche Abenteuer sind seit dem Vorgängermodell auch mit der Enduro-Familie möglich.
Die verbesserten Navigations- und Kartenfunktionen sind aber nur ein paar der vielen starken Neuerungen der Garmin Enduro 3. Die Reihe fokussiert, nomen est omen, voll und ganz auf Langzeiteinsatz. Deshalb mussten wir anfangs noch auf Karten verzichten, um den Akku zu schonen. Zum einen wurde aber die Akkuleistung deutlich verbessert, zum anderen das Solarpanel, das den Akku unterstützt. Da kann man dann auch mal eine grunderneuerte Navigationsfunktion und Offline-Karten einbauen.
Ausstattung
Die gute Nachricht für Garmin-Fans: Die Endure 3 bringt wieder alles mit, was man von Garmin generell und aus der Enduro-Reihe speziell kennt und liebt: Umfangreiche Sport-Apps inklusive Laufen, Trailrun, Ultrarun, Wandern, Klettern, Radfahren, Moutainbiken, Langlauf und so weiter. Dazu unzählige Analyse-Features – für allgemeine Gesundheitsdaten genauso wie für aktivitätsspezifische Daten wie einen Hill Score, Rennprognosen oder eine Trailrun-VO2max, die uns Trailrunnern natürlich besonders entgegenkommt.
Wer sich auf spezifische Wettkämpfe vorbereitet, kann dies ins System eingeben, so dass die automatischen Trainingsempfehlungen nicht nur an die bisherige Leistung und die Gesundheitswerte geknüpft werden, sondern auch an den Wettkampf.
Die Karten werden mit modernster GPS-Sensorik kombiniert, die auf GPS, Beidou, Glonass, QZSS und Galileo zugreift, so dass nicht nur problemlos die eigene Position gesichtet wird, sondern auch das Navigieren unterwegs gut und einfach möglich ist. Schöner Nebeneffekt: Am Anfang der Aktivität wird das GPS-Signal innerhalb weniger Sekunden gefunden.
Eingebettet ist all dies in einem robusten, teilweise aus Titan bestehenden Gehäuses. Wie vergleichbare Uhren aus der Enduro- oder Fenix-Reihe wirkt die Uhr etwas klobig, ist mit 62 Gramm aber relativ leicht und über das stufenlos verstellbare Armband bestens justierbar.
Ein Hauptunterschied zur gerne als Vergleich herangezogenen Fenix-8-Uhr ist das Display, bei dem ein sparsames MIP-Farbfeld mit 280 x 280 Pixeln eingesetzt wurde. Im Gegensatz zum hochauflösenden Display der Fenix-8 wirkt das etwas grob, spart aber deutlich Akku und reicht vollkommen.
Praxistest
Multisport-Uhren sind mittlerweile extrem komplex. Wer die prinzipielle Struktur von Garmin-Menus kennt, ist hier klar im Vorteil, obwohl das eine oder andere doch wieder an anderer Stelle zu finden ist als bei älteren Produkten und man noch mehr personalisieren kann als bisher. Die Individualisierung via Knöpfen und Touchscreen dauert also ein wenig. Dass man dabei nur einen Bruchteil der tatsächlich möglichen Optionen nutzt, ist völlig normal. Hier lohnt es sich, zu testen und zu spielen – oder sich immer mal wieder Videos oder Beiträge von anderen Nutzerinnen und Nutzern anzusehen.
Natürlich hat die Uhr eine optische Pulsmessung, die aber bei ernsthaftem Training unbedingt von einem Brustgurt ersetzt werden sollte. Die unzähligen Coaching- und Analyse-Funktionen brauchen halt verlässliche Daten – die eine optische Messung nicht liefern kann. Mit Brustgurtauswertung machen Analysen und Hochrechnungen wie „Trainingszustand“, „Trainingsbereitschaft“ oder „Ausdauerwert“ dann aber richtig Spaß. Und sie können auch gleich auf dem Start-Screen angezeigt werden – also noch vor Start einer Trainingseinheit.
Die Akkulaufzeit ist tatsächlich gigantisch – ist aber auch mit Vorsicht zu genießen. Drei Wochen nach dem Winterabenteuer steht ein überraschend heißer Spätherbsttag in der Eifel auf dem Programm. Die Sonne knallt, Bäume spenden herbstlichen Schatten, aber leider sind viele der ausgesuchten Wege gesperrt. Es folgt ständiges Neu-Navigieren – natürlich mal wieder fast ohne Handy-Empfang. Dank der starken Karten- und Navigationsfunktionen kommt der Track immer wieder zurück. Bis die Uhr plötzlich aus ist. Mitten im Nichts.
Bitte was?! Rund 20 Stunden Aktivitätsakku wurden zum Start des Laufes angezeigt, nach knapp fünf Stunden ist das Display schwarz. Die Bäume haben wohl zu viel Sonne vom neuen Solarpanel abgehalten und das dauernde Navigieren hat zu viel Strom gezogen. Trotzdem sollte man erwarten können, dass die Uhr vor einem schwachen Akku warnt und im Zweifel auf einen stromsparenden Modus wechselt. Die Warnung kann und muss man selber einstellen – das sollte man wissen. Ein automatisches Wechseln in den Stromsparmodus sucht man allerdings vergeblich in den Tiefen der Einstellungen. Das muss man nach der nun eingestellten Warnung ebenfalls selber machen. Ganz vergessen sollte man den Akku also nicht – auch wenn die Uhr extrem selten geladen werden muss.
Zusätzliche Gimmicks
Wer unterwegs Musik hören möchte, kann über ein Spotify-, Amazon Music- oder Deezer-Konto Musik laden. Bargeld kann durch die Bezahl-App ersetzt werden, wobei die App den Ruf hat, insgesamt nicht so gut angebunden zu sein wie z. B. Apple Pay. Wer noch mehr Zeit unterwegs mit aktivitätsunabhängigen Dingen verbringen möchte, kann auch bis zu 50 Aktien im Blick behalten…
Tatsächlich sinnvoll sind die kleine eingebaute Lampe sowie die Notfallfunktion, die bei einem Unfall automatisch aktiviert wird. Auch dies kennt man beides von anderen aktuellen Garmin-Modellen.
Fazit
Die Garmin Enduro 3 gehört zum Besten, was es für Trailrunner und Ultrarunner aktuell auf dem Markt gibt. Alles zur Pflicht Gehörende ist mit Bravour bestanden – in der Kür gibt es immer neue Begeisterungsmomente. Wenn man das Laden nicht vergisst, ist die Garmin Enduro 3 bei jedem Abenteuer eine essenzielle Begleitung. Dass der Neupreis mit 899 EUR nicht wieder einen Sprung nach oben bedeutet, sondern im Vergleich zum Vorgänger-Neupreis sogar niedriger ist, sieht man gerne. Auch wenn 899 EUR weiterhin sehr viel Geld ist.
Hier geht’s zur Produktseite mit allen Infos: www.garmin.com