Dachstein Torlauf 2022: Lieber Pasta als Pizza. Trotzdem Happy End.

Sabine Wurmsam und Barbara Poxleitner beim Torlauf Dachstein © xc-run.de

Vergangenes Wochenende fand zum 6. Mal der „Dachstein Torlauf“ in Ramsau, am Fuße des Dachsteins, statt. 3 Strecken standen zur Auswahl, 10km mit ca. 150hm, 24km mit ca. 550hm und 42km mit ca. 2500hm. Auf den letzten Beiden tummelten sich unsere beiden xc-run.de Athletinnen Barbara (24km) und Bine (42km). Lest hier wie es den Beiden ergangen hat.

Racebericht Barbara Poxleitner

Sabine Wurmsam und Barbara Poxleitner beim Torlauf Dachstein © xc-run.de

Ich habe mich beim Torlauf Dachstein für den Halbmarathon, der ja mit seinen 24 Kilometern eigentlich mehr als dieser ist, gemeldet. Meine Lieblingsdisziplin. Eine schöne mittellange Distanz mit welligen, profilierten und für einen Run in hochalpinen Gelände doch verhältnismäßig wenigen Höhenmetern. Hier mein Rückblick zu diesem Event.

Pastaparty? Nein. Bine, unsere männlichen Begleiter und Ich machten am Vorabend Pizzaparty. Eigentlich müsste ich schlauer sein…Nicht meine beste Wahl vor einem Wettkampf. Nach einer geruhsamen Nacht im Wohnmobil stand ich voller Spannung und freudiger Erwartung im Startbereich des Torlaufs. Ca. 100 Teilnehmer wuselten um mich herum, alle mit einem Lächeln im Gesicht. Manche Wiederholungstäter, andere zum ersten Mal hier. Genau wie ich. Auf die Frage: „Deine Zielzeit?“ Musste ich erstmal nachdenken…irgendwie wollte ich alles auf mich zukommen lassen. Habe mich eher wenig mit Strecke und Höhenprofil beschäftigt. Auch keine Zeiten der Vorjahre gecheckt. Naiv? Aber bewusst. Einfach abwarten, laufen lassen und schauen was passiert. Ob das eine gute Idee war… zurück zur Frage: Zielzeit? „Tja…vielleicht so 2 Stunden, 20 Minuten?“ Meine Gespächspartnerin war die Gewinnerin vom letzten Jahr wie sich heraus stellte. Jasmin Zweimüller aus Österreich. Sie wollte gerne unter 2 Stunden laufen. Puh…damit habe ich nicht gerechnet. Erstes Grummeln im Bauch…Pizza ist nicht die beste Vorabendmahlzeit. Naja zu spät. Gemeinsam zählen wir die letzten 10 Sekunden herunter und schon geht es los. Das Tempo auf den ersten zwei Kilometern ist eher gemäßigt und ich versuche mich in Zurückhaltung. Nur eine Dame, die Vorjahressiegerin ist in meiner unmittelbarer Nähe. Ich bleibe hinter ihr. Schnelleres Tempo ist sowieso nicht möglich. Mein Magen rebelliert. Ich bekomme plötzlich akute Magenschmerzen und starkes Kopfweh. Super…Jetzt wird es eine Qual. Bis Kilometet 8 bleibt es relativ flach und wenig technisch. eigentlich gar nicht mein Ding. Und mein Körper arbeitet gegen mich. Langsam dreht sich das Gedankenkarussell…Aufgeben. Gehen. Durchhalten. Und dann die Kehrtwende…der erste lange Anstieg. Mein Magen erholt sich und ich ziehe an Jasmin vorbei, mache mein Tempo. Bergauf liegt mir einfach besser, da legt sich bei mir ein Schalter um und ab jetzt macht es richtig Spaß. Nach mehr oder weniger steilen 2 Kilometern zur Verpflegungsstelle bin ich plötzlich alleine unterwegs…keiner vor, keiner hinter mir. Meine Verfolgerin außer Sichtweite. Auch mein Magen hat sich wieder beruhigt. Jetzt nehme ich die Landschaft zum ersten Mal bewusst wahr. Eine tolle Strecke. Immer wieder geht es durch urige Höfe, Almen und Gastbetrieben. Verlaufen unmöglich, da die blauen Pfeile für unsere 24 Kilometer Strecke in großer Anzahl verteilt sind. An den Schlüsselstellen stehen fleißige Helfer die uns richtig leiten und die vielen Wanderer feuern mich an und schreien: „Do gehts umme Madl…Sauba…Ziag!“ Und Tja, so schnell verfliegen die restlichen Kilometer. Ich sehe den Kirchturm von Ramsau…Blick auf die Uhr: 18 Kilometer. Da liegt noch eine Schleife vor mir. Meine Gesprächspartnerin im Startbereich hat mich aber darauf vorbereitet: „Spar dir ein paar Körner für die letzten Kiometer, die sind echt fieß!“ Ja sie hatte absolut recht. Ich laufe quasi am Zielbereich vorbei um noch 4 Kilometer dran zu hängen. Vorbei am VW-Camper von Bine und Martin im Ramsau Beach Camp…eigentlich cool denke ich. So zentral. So nah. So verlockend. Aber weiter gehts…Vor mir sehe ich zwei Männer am Fuß eines Anstieges. Hier kommt wieder die Bergziege in mir durch und ich laufe problemlos an beiden vorbei. Kilometer 23. Blick auf die Uhr: 1 Stunde 58 Minuten. Wow…schaffe ich es wirklich unter zwei Stunden. Ich höre bereits den Stadionsprecher der mich in dem Moment sogar namentlich ankündigt! Aber vor mir liegen noch knapp zweitausend Meter die sich den Berg herunter schlängeln. Egal. Hinter mir und vor mir lange nichts, und so kann ich meinen Zieleinlauf mit 2:03 absolut entspannt genießen. Wahnsinn, damit habe ich echt nicht gerechnet nach dem vermurksten Start.

Und jetzt geht es wirklich Schlag auf Schlag. Ich bekomme die Medaille umgehängt, mit der Ansage noch kurz auf die beiden Damen hinter mir zu warten. Na logo. Drei Minuten später kommt meine Mitstreiterin ins Ziel, und wiederum einige Minuten später die dritte Dame im Bunde. „Stellts euch kurz auf Mädels…Barbara in die Mitte!“ Eine schnelle Siegerehrung im Zielbereich unter dem Zielbogen. Ich bekomme meinen Pokal und das absolute Highlight: Käse!!! einen drei Kilo schweren Laib. Ich liebe Käse. Mein Magen? Egal…?

Racebericht Sabine Wurmsam

Sabine Wurmsam und Barbara Poxleitner beim Torlauf Dachstein © xc-run.de

Am Freitagabend versammelte sich ein kleiner Teil des xc-run.de Teams, sprich Barbara und ich in Ramsau, um am nächsten Tag den Dachstein Torlauf aufzumischen. Nach einem gemütlichen Abendessen, Ausrüstung herrichten und nochmal kurz die Strecke gecheckt, hieß es auch schon schlafen, um am nächsten Morgen fit zu sein. Entgegen aller schlechten Wettervorhersagen, schien es der Wettergott doch noch gut mit uns zu meinen. Beste Bedingungen wurden vorausgesagt. Und genauso war es. Zwar etwas fröstelnd, aber bei Sonnenschein stand ich um 8 Uhr zum Startschuss bereit. Gleich zu Beginn konnte ich als 1. Dame in Führung gehen, die 2. aber immer dicht hinter mir. Bergab und auf der Ebene war sie wirklich richtig gut und ich hatte Mühe in Führung zu bleiben. Jedoch merkte ich schnell, dass ich Bergauf stärker war als sie. „Könnte spannend werden“, dachte ich mir. Und so wechselten wir uns die ersten 9km immer wieder mit Pos. 1 ab. Über steile Stufen ging es durch die Silberkarklamm hindurch und hinauf zur VP1, der Silberkarhütte. Ab hier wurde es spannend, 10km mit ca. 1600hm standen vor uns. Gut für mich, hier konnte ich auch lange Zeit in Führung bleiben. Doch es kam wie es kommen musste, auf einem kurzen, flacheren Stück zog Dame Nr. 2 an mir vorbei und ich konnte sie nur noch von hinten sehen. Egal, das Rennen ging ja noch über mehrere Stunden, noch war alles drin. Weiter führte mich der Weg zur Feistererscharte, von wo aus man einen herrlichen Blick zur Sinabell (2349m) und zur Wasenspitze (2257m) hatte. Schließlich kam ich zum Guttenberghaus, wo sich VP2 befand. Kurz die Wassertanks aufgefüllt und schon gings weiter. Von hier waren es noch ca. 4km, bis ich den höchsten Punkt des Tages (ca. 2600m) erreicht hatte. Kurz nach dem Guttenberghaus wurde ich dann auch noch Zeugin einer Geburt. Direkt neben dem Weg wurde in einer Schafherde ein kleines Lämmchen geboren. Ich lächelte und freute mich über diesen Moment, sowas sieht man auch nicht alle Tage. Die letzten km bis zum höchsten Punkt, unterhalb des großen Koppenkarstein (2863m) waren für mich landschaftlich das Highlight der Tour. Ich kam gut voran, die 1. Dame von hinten immer fest im Blick. Nachdem der höchste Punkt passiert war und bereits 2000hm und unseren Beinen lagen, ging es – zu meinem Nachteil – steil bergab. Durch das Edelgrieß mussten wir über steilalpine Wege mit losem Schotter und Geröll hinunter bis zur Türlwandhütte, VP3. Bei diesem Downhill verlor ich die Führende aus dem Blick. Bergab war sie einfach stärker als ich. Als nächstes erreichte ich die Südwandhütte. Hier durften wir direkt über die Terrasse, mitten durch die Kaiserschmarrn essenden Gäste laufen. Hmmm, wie das duftete, das war echt fies. Zum Glück war es nicht mehr weit und ich erreichte die Walcheralm, wo sich unsere VP4 befand. Zwar gab es hier keinen Kaiserschmarrn, aber eiskaltes, frisches Wasser für meine Trinkflaschen. 13km hatte ich nun noch vor mir. Nach einem weiteren kurzen Anstieg kam ich auf eine Forststraße. Hier konnte man es jetzt richtig laufen lassen, hinunter bis nach Ramsau. Über schmale Wiesenwege, vorbei am Ramsau Beach lief ich die letzten Kilometer. Bei denen hatten sich die Veranstalter besonders Mühe gegeben und nochmal ein paar fiese kleine Anstiege eingebaut, die einem nach fast 42km vorkamen, als müsste man den Mount Everest besteigen. Vorbei an der Schisprungschanze erreichte ich da WM-Stadion, wo sich das Ziel befand. Nur wenige Minuten nach der Siegerin lief ich als 2. Frau und gesamt 6. von allen Teilnehmern ins Ziel. Auch wenn ich mich etwas über mich selber ärgerte, dass ich – mal wieder – wegen meiner mangelnden Downhillfähigkeiten einen Sieg herschenken musste, freute ich mich trotzdem riesig über meinen 2. Platz. Ein gelungener Abschluss meiner Wettkampfsaison 2022, wo ich es bei allen Läufen aufs Podest geschafft hatte. An dieser Stelle auch nochmal Glückwunsch an Barbara, für ihren Sieg auf der 24km-Strecke.

Fazit Barbara

Ein landschaftlich wunderschöner Lauf. Nicht sonderlich technisch und doch einige Höhenmeter mehr als in der Ausschreibung steht. (knappe 700 Hm)  Aber wie bereits erwähnt, ich mag es lieber steil als flach. Auch die Veranstalter und die vielen freiwilligen Helfer sind absolut bemüht. Alles wirkt routiniert und super eingespielt. Schnell und schmerzlos die Siegerehrung. Ohne lange Wartezeiten. Mir hat es super gefallen…Ramsau. Torlauf Dachstein. Ich komme wieder. Beim nächsten Mal ohne Pizza! Und war sie noch so lecker.

Fazit Bine

Der Dachstein Torlauf ist eine super organisierte Veranstaltung, mit vielen superlieben Helfern, in traumhafter Umgebung. Wer auf der Suche nach einem technisch anspruchsvollen Marathon ist, der sollte sich unbedingt beim 42km Dachstein Torlauf anmelden.

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