The long road to TRANSALPINE RUN 2019 - xc-run.de Trailrunning

The long road to TRANSALPINE RUN 2019

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Ein sportlicher Lebenstraum mit Höhen und Tiefen  – dass könnte derzeit die Überschrift für Christian Mayers Weg zum Transalpine Run 2019 sein. Der Chamerauer Trailrunner, Redaktion- und GORE WEAR xc-run.de Trailrunning Team Mitglied von Anfang an träumt schon lange vom Lauf über die Alpen! In wenigen Wochen soll es endlich soweit sein! Aber kein Weg ist eben, vor allem nicht beim Trailrunning…

 

Von Träumen und Albträumen

Nur noch drei Wochen und mit jedem Tag, den dieser Event näherkommt, steigt die Anspannung und die Nervosität – die Rede ist vom Transalpine Run 2019. Ungewohnte und längst vergessene Unsicherheit ist plötzlich wieder in meinem Kopf. Da sind zum einen die gegebenen Rahmenbedingungen mit 8 Etappen, 275 Kilometern und einem Gesamtanstieg von 16.416 Höhenmeter. Aber diese Fakten waren von Beginn an bekannt und machen auch den Reiz dieses einmaligen Events aus. Ungeplant dagegen war diese von Rückschlägen und Verletzungen geprägte Vorbereitungsphase, die mir nun kurz vor dem Saisonhöhepunkt so viele Gedanken macht….

 

Rückblick

Wir schreiben den 08. September 2018. Gespannt sitze ich vor dem PC und verfolge im Live Ticker das Rennen von Markus Mingo und Hannes Namberger. Ich fiebere jede Zwischenzeit mit, ob der bis dahin erarbeitete Vorsprung ausreichen wird. Und endlich wird das Ergebnis angezeigt – jawohl, geil, klasse – Markus und Hannes haben es geschafft! Ich bin aus dem Häuschen und freue mich für die beiden. Ich schreibe unserer Teamchefin die gute Nachricht und verbreite die Meldung über unsere What`s App- Gruppe. Die beiden haben es tatsächlich geschafft! Und da ist sie wieder, diese lange Zeit verdrängte und dennoch immer wieder auftauchende Sehnsucht, diesen Lauf selbst einmal er- und überleben zu dürfen. Leider hat sich für mich aber diese Möglichkeit aufgrund vieler unterschiedlicher Gründe bisher nicht ergeben. Und so kommt es wie es kommen muss, die Tage ziehen ins Land und dieses Projekt gerät in Vergessenheit. Im Oktober 2018 fahre ich mit meiner Familie nach Salzburg. Eigentlich war ein Start beim Salzburg Trail Festival vorgesehen, aber aufgrund einer Verletzung muss ich dieses leider absagen und so genießen wir ein paar freie Tage. Ich nutze die Gelegenheit und besuche mit Sack und Pack Eric Leidenfrost. Mit ihm war ich in der Vergangenheit hin und wieder im Bayerischen Wald unterwegs. Da sich dieser aufgrund beruflicher Gründe eine neue Bleibe in Berchtesgaden suchte, verloren wir uns aus den Augen. Ein kurzer Anruf und ein paar SMS später und schon stand eine gemeinsame Tour auf den Jenner. Auf diesem Weg hatten wir viel Zeit über dieses und jenes zu quatschen und irgendwie landeten wir auch beim Thema Transalpine Run. Ich erzählte ihm von meinem Traum und im selben Atemzug erwiderte Eric, dass er sich dieser Herausforderung auch gerne stellen würde. Im Dezember 2018 erfuhr ich, dass Eric zu uns ins GORE Wear trailruning xc Team stoßen wird. Somit stand für mich fest, dass für uns nun auch der TAR 2019 in greifbare Nähe gerutscht war. Nach einer kurzen Rücksprache mit Eric und unserer Teamleitung trug ich uns beide für den TAR in die Wettkampfplanung des Teams ein.

Ein erstes Beschnuppern

Der Winter 2018/2019 zeigte sich als sehr hartknäckig und so konnte man auch aufgrund vieler nachhaltiger Wintereinbrüche im nahenden Frühjahr 2019 an ein Lauftraining im Alpenraum nur träumen. Nicht aber so in meiner Heimat, in der man aufgrund der geographischen Lage des Regentals bereits Frühlingsgefühle entwickeln kann, obwohl der Bayerische Wald noch im Schneechaos versinkt. Aus diesem Grund beschlossen Eric und ich, ein erstes gemeinsames TAR- Trainingswochenende durchzuziehen. Am letzten Märzwochenende war es endlich soweit und ich hatte die Gelegenheit Eric meine Heimat im Landkreis Cham gebührend zu zeigen. Natürlich wollte ich ihm schon beweisen, dass man auch als Flachlandtiroler am Randgebiet zum Bayerischen Wald ordentlich trainieren kann. Und so sprengte ich ihn das ganze Wochenende einen Hügel nach dem anderen hoch und runter. Start war am Freitagnachmittag rund um den Hohen Bogen. Die frühlingshaften Temperaturen luden dazu ein ordentlich auf die Tempotube zu drücken und so liefen wir unbeschwert und voller Elan am Kammweg vom Eckstein über die Diensthütte am Hohen Bogen bis zum Burgstall. Aufgrund der fortgeschrittenen Stunde und der für die nächsten Tage geplanten weiteren Läufe beließen wir es dabei und kehrten zurück. Am Abend wurden dann vor allem organisatorische Maßnahmen besprochen. Neben den sportlichen Vorbereitungen machten wir uns Gedanken über die Unterkünfte, notwendige medizinische Betreuung und auch Kleinigkeiten wie zum Beispiel den Rücktransport machen. Nach einem ausgedehnten Frühstück wartete am nächsten Tag das Laufhighlight des gesamten Wochenendes auf uns. In einer ausgedehnten Runde zeigte ich Eric meine geliebte Heimat rund um meinen Heimatort Chamerau. Nach einem ersten knackigen Anstieg hoch zum Chamerauer Kreuz geht es kreuz und quer über flowige Trails und temporeiche Downhills. Natürlich nutze ich auch hier wieder die Gelegenheit um meinem Teampartner die geographischen Einzelheiten der Chamer Senke und darüber hinaus zu erklären. Nach einem letzten Kräftezerrenden Anstieg erreichen wir einen gemütlichen Biergarten, in dem wir unseren Lauf Revue passieren lassen und bei angenehmer Atmosphäre die wärmenden Sonnenstrahlen genießen. Zufrieden blickten wir auf eine erste gemeinsame Bewährungsprobe mit 46 Kilometern und gesammelten 1.600 Höhenmetern im Anstieg zurück. Am frühen Sonntagmorgen ging es schließlich von Bad Kötzting aus zu einem letzten gemeinsamen Lauf. Auf der Originalstrecke des Kaitersberglaufs liefen wir zunächst nach Reitenberg um es im anschließenden Downhill in Richtung Maiberg richtig krachen zu lassen. Der Hufeisenrunde folgend führte uns unser Weg zunächst nach Steinbühl um mit dem steilen Anstieg zu den Steinbühler Gesenken unsere Uphill- Fähigkeiten zu trainieren. Die Belohnung für diese Strapazen folgte auf der Kötztinger Hütte bei Kaffee und Kuchen. Nach einem kurzen Abstecher zum Kreuzfelsen folgte der Downhill zurück zum Jahnplatz. Nun war es leider schon wieder Zeit Abschied zu nehmen. Mit einem Gesamtanstieg von 3.500 Höhenmetern auf insgesamt 85 Kilometer waren wir über diesen ersten Leistungstest sehr zufrieden. Unser gemeinsames Resümee lautete: Das Team 162 steht in den Startlöchern und freut sich auf das gemeinsame Abenteuer Transalpine Run 2019.

Teamtreffen und erste dunkle Wolken

Nach den vorerst letzten Wetterkapriolen wurden wir mit einem außergewöhnlich schönen und warmen April verwöhnt und so stieg natürlich von Tag zu Tag die Vorfreude auf die anstehende Trailsaison. Einen ersten kleinen Höhepunkt durften wir am Wochenende vor Ostern mit dem gemeinsamen GORE Wear xc-run Trailrunning Teamtreffen erleben. Unsere Teamleiter, das Ehepaar Felgenhauer hatte uns dazu in ihre Heimat Lindberg eingeladen und wir folgten dem Ruf. Neben dem gegenseitigen Beschnuppern der neuen Teammitglieder, gemeinsamen Läufen in der Gegend rund um den Falkenstein und jeder Menge Spaß gehörte auch das Einkleiden mit der neuen Teamausrüstung, die uns dankenswerter Weise wieder von GORE Wear zur Verfügung gestellt wurde. Absoluter Höhepunkt des ganzen Wochenendes war der gemeinsame Lauf mit dem xc-run Chefredakteur Markus Mingo auf den Falkenstein. Der stetig ansteigende Trail ließ uns noch genügend Luft um uns auch während des Laufes gegenseitig auszutauschen und die zahlreichen stummen Zeugen des harten Winters in Form von querliegenden Bäumen boten uns eine willkommene Pause zum Luft holen. Trotz der Freundschaft die uns Läufer miteinander verbindet, nutzt man oft gemeinsame Läufe um den anderen auch einmal zu zeigen, zu welcher Leistung man im Stande ist. Und so machten wir uns auch immer wieder einen Spaß daraus, gerade im Kräftezerrenden Anstieg das Tempo zu erhöhen und wieder etwas Abstand zu den einzelnen Gruppenmitgliedern zu bringen. Nach etwas mehr als zwei Stunden war der Gipfel erreicht und wir versammelten uns für ein gemeinsames Bild um das Gipfelkreuz herum. Der Nachmittag verlief mit einem Shooting für Pressebilder wesentlich entspannter aber nicht weniger unterhaltsam ab. Viel zu schnell verging die Zeit und nachdem wir am Sonntag bei leichtem Schneetreiben noch einen letzten gemeinsamen Lauf absolviert hatten, verabschiedeten wir uns voneinander und fuhren gegen Mittag wieder nach Hause. Leider spürte ich das ganze Wochenende unter Belastung leichte Schmerzen im linken Unterschenkel, so dass ich nie komplett unbeschwert laufen konnte. Ich vermutete Probleme mit der Sehne und machte mir darüber keine weiteren Gedanken. Dieses Ziehen und Stechen war aber ein Notsignal, auf das ich besser reagieren hätte sollen. Trotz begleitender und unterstützender Physiotherapie wurden diese Probleme von Tag zu Tag stärker, so dass ich zwei Wochen vor meinem ersten Wettkampf mein komplettes Trainingsprogramm auf dem Fahrrad absolvieren musste. Diese Notbremse zeigte einigermaßen Wirkung, so dass sich zumindest die Muskulatur wieder erholte und sich die Strukturen lockerten. Die massiven Sehnenprobleme aber blieben und zeigten tagsüber durch plötzlich auftretendes Stechen ihre volle Wirkung.

Die ernüchternde Diagnose – Ein Aufgeben kommt nicht in Frage

Und so fuhr ich am Freitag, 03.05.19 trotz meiner kleinen Verletzung gut gelaunt nach Innsbruck und checkte in ein zentral gelegenes Hotel ein. Anschließend erfolgte der mittlerweile gewohnte Ablauf – Startunterlagen abholen, Freunde und Bekannte treffen und Erfahrungen austauschen und die letzten Stunden genießen. Am Samstag dann der Start zum K65. Trotz der von Beginn an deutlich spürbaren Schmerzen lief ich ein sehr hohes Tempo und konnte sogar die Geschwindigkeit der gleichzeitig gestarteten K25 Läufer mitgehen. Das diese Strategie nur zum Scheitern führen konnte, hätte mir eigentlich klar sein sollen. Bis Kilometer 35 ging das Ganze relativ gut und meine eigene Zeitkontrolle zeigte mir eine Top 10 Platzierung. Allerdings spürte ich bis dahin einen immer stärker werdenden Schmerz. Der menschliche Körper versucht grundsätzlich verschiedene Bewegungseinschränkungen auszugleichen. Das war auch bei mir der Fall und nun war es nur eine Frage der Zeit, wann sich daraus größere Probleme ergeben würden. Auf den nächsten Kilometern verkrampften meine Füße immer mehr und auch die gewohnte Einnahme von Salztabletten verhalf nur kurzfristige Linderung. Durch diese Schonhaltung kam mein gesamter Bewegungsablauf durcheinander und dadurch verkrampfte die Muskulatur beider Beine. Nun kamen natürlich die Gedanken an eine freiwillige Aufgabe des Rennens immer wieder in den Kopf. Da ich aber aufgrund des Bruches bereits im August einen Ausstieg, in Läuferkreisen als DNF (did not finished) bezeichnet, hinnehmen musste, wollte ich dieses unter keinen Umständen riskieren. Ich rechnete mir sogar aus, ob ich die Cut Off Zeiten des Veranstalters noch schaffen würde, wenn ich einzelne Passagen gehen müsste. Das war aufgrund meiner guten zeitlichen Vorarbeit möglich und so mühte ich mich Kilometerweise abwechselnd gehend, humpelnd und laufend ab. Zum Glück blieb es entgegen der Prognose trocken, so dass mir wenigstens unangenehme Wetterkapriolen erspart blieben. Das nette und zuvorkommende Personal an den Verpflegungsstellen hatte immer wieder Mitleid mit mir und fragte mich, wie es denn so geht. Scheinbar konnte man meinen aktuellen Zustand am Gesichtsausdruck ablesen. Ich antwortete nur kurz, dass alles in Ordnung sei und machte mich wieder auf den noch langen, schmerzhaften Weg. Nach schier endlos wirkenden 33 Kilometern bog ich in die Zielgerade ein und ließ mich zu meinem Finish beglückwünschen. Selten zuvor war ein erfolgreiches Finish so hart erkämpft. Obwohl ich über das Resultat sehr enttäuscht war, so weiß ich dennoch, wie wichtig dieses Bestehen für meine eigene Psyche war. Gerade diese Rennen, bei denen nicht alles glatt läuft, sind für einen Ultraläufer und dessen Zukunft die wertvollsten. Nur für die Vollständigkeit: Mit einer Laufzeit von 7:11 h über insgesamt 68 Kilometer und 2.300 Höhenmeter im Anstieg erreichte ich bei knapp 300 Läufern den 21. Platz insgesamt und wurde 11. in meiner Altersklasse ab 40 Jahre. Mit gemischten Gefühlen ging es zurück in die Heimat. Die starken Schmerzen wurden auch trotz zweiwöchiger Laufpause nach dem Wettkampf in Innsbruck nicht besser. Aus diesem Grund ließ ich bei einem Kontrolltermin auch die neuen Beschwerden abklären. Mein Orthopäde hatte keine guten Nachrichten für mich und diagnostizierte einen weiteren Ermüdungsbruch der linken Wade. Nun aber ca. fünf Zentimeter oberhalb der alten Bruchstelle. Diese Fraktur des Knochens zeigte sich als äußerst fein, nicht verschoben und durch die Muskulatur ordentlich fixiert, so dass eine Ruhigstellung des Beines nicht notwendig war. Der Arzt kennt meine sportlichen Ambitionen und riet mir zu einer sofortigen Laufpause und erst bei absoluter Beschwerdefreiheit zu einer langsamen Steigerung des Laufpensums. Da ich die Einstellung pflege, dass es immer eine Lösung gibt, machte ich mir bereits bei der Heimfahrt Gedanken über die nächsten Monate bis zum Start des Transalpine. Als erstes sagte ich schweren Herzens meine Teilnahme am Ultra Dolomites in Cortina d`Ampezzo ab und stornierte das Hotel. Bis Ende Juni verordnete ich mir selbst eine absolute Laufpause. Das Training wird auf dem Rennrad intensiviert um zumindest meine gute Ausdauerfähigkeit zu erhalten und nach Möglichkeit sogar noch auszubauen. Ab Juli soll dann die langsame Gewöhnung an das Laufen auf dem Trail stattfinden. Mir ist bewusst, dass eine Vorbereitungszeit von nur acht Wochen auf einen Etappenlauf mit insgesamt 270 km Länge eher suboptimal ist. Aber nun ist dieser Rückschlag passiert und ich muss das Beste daraus machen. Die nächsten Wochen gingen ins Land, ich hatte mich mit meiner neuen Situation abgefunden und verbrachte jede freie Minute auf dem Rennradsattel. Ich fühlte mich richtig gut, wagte aber trotzdem nicht einen Laufversuch zu starten. Aber wie würde mein Teamkamerad auf diese neue Ausgangslage reagieren?

 

Hier findet ihr eine kleine Bildergalerie zu meiner bisherigen Vorbereitung.

 

Wie es Christian auf seinem Weg zum Transalpine Run 2019 weiterhin ergeht, dass lest ihr in den nächsten Wochen auf www.xc-run.de

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