Über den Falkenstein auf den Großen Rachel: Basilias Rennbericht - xc-run.de Trailrunning

Über den Falkenstein auf den Großen Rachel: Basilias Rennbericht

XC-RUN Goldsteig Nonstop Staffel © Michael Rackl

Die Mittagssonne steht hoch am Himmel. Unerbittlich brennt sie auf der Haut. Latente Gewitterstimmung sorgt für zusätzliche Schwüle….. Mein Gorewear-Laufdress gibt alles, um den Schweiß nach außen zu befördern. Dabei bin ich noch gar nicht losgelaufen. Ich warte am Zwiesler Waldhaus auf meinen Einsatz im Staffelrennen. Mein Teamkollege Martin Mühlbauer fightet sich von Bayerisch Eisenstein herauf. Er ist siegreich aus der Hitzeschlacht am Arber hervorgegangen und kämpft nun mit den Folgen der Dehydration. Ich bekomme von Mario das Zeichen, bereits am Schwellhäusl zu übernehmen. Martin hat alles gegeben. Ich übernehme den Staffelstab. Adrenalin und Endorphine kleben noch daran. Sofort bin ich im Wettkampfmodus. Nach der ersten Kurve liegt Michi Rackl mit seiner Kamera für das perfekte Foto am Boden. Das habe ich in der Wettkampfpause vermisst.

Meine Etappe beginnt mit dem langen Anstieg zum Falkenstein. Ein richtiger Trail. Wurzeln, Stufen, Pfützen. Vor einer Woche bin ich die Strecke zum Test abgelaufen. Locker, leicht, lächelnd. Ganz anders heute. Schwer, schnaufend, schwitzend. Wanderer werfen mir erstaunte Blicke zu, feuern mich an. Auf dem letzten Stück zum Falkenstein kommt Richtung Stimmung auf. Bergwertung! Michi Rackl auf dem Bike übernimmt neben den Fotos auch meine Verpflegung. Sein Isodrink rettet mich.

Nun geht es über die vielen Schachten. Jeder ein Traum für sich. Es wird einsam. Ich bin froh, meine Radbegleitung mit Iso immer wieder zu treffen. Nach zwei Drittel der Strecke geht’s nur noch zu Fuß weiter. Ich hüpfe, springe und renne über endlose, stufige Holzstege über die am Latschensee gelegenen Moorflächen. Die Schönheit dieser unberührten Natur entschädigt für alle Schmerzen, die sich nun langsam bemerkbar machen.

Nach einem langgezogenen Downhill kommt das Finish. Rauf auf den Großen Rachel. Mehr Trail geht nicht. Sumpf, Matsch, Steine und Baumstämme. Iso gibt’s leider nicht mehr. Dafür frisches Quellwassere. Ich mache Tempo so gut es geht. Heute ist es nicht der Druck aufgrund von Platzierungen. Heute geht es darum, meinen Beitrag für das Team zu leisten. Ich weiß, dass Martin Pfeffer bereits mit seiner Ananas am Gipfel wartet. Die Zeit verrinnt schneller, als ich mich nach oben kämpfen kann. Endlich überquere ich die Rachelwiesen. Ein letzter Sprint vom Waldschmidthaus hinauf. Bevor ich den Gipfel sehe, höre ich schon laute Basilia-Rufe. Martin und mein Mann Michael haben schon einen Fanclub aus Wanderern organisiert. Ich übergebe den Staffelstab, setze mich erschöpft und glücklich neben das Gipfelkreuz. Ein paar Minuten habe ich verloren. Aber so wie Martin über die Gipfelfelsen springt, bin ich mir sicher. Wir schaffen unser 24h-Ziel.

Hinunter wandere ich zunächst weiter auf dem Goldsteig. An der Rachelkapelle mache ich halt, blicke im Sonnenuntergang auf den geheimnisvoll inmitten von Wald liegenden Rachelsee. Wenn mich demnächst irgendwer fragt, wo das Trailrunner-Paradies liegt, werde ich ihn ins Herz des Bayerischen Walds schicken.

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