Wenn ich behaupten würde, ich wäre noch nie auf Skiern gestanden müsste ich lügen. Ich bin ein Kind des Bayerischen Waldes und vor 30 Jahren war bei uns die Tatsache „Skifahren zu können“ fast so wichtig wie Fußball spielen. So stand auch ich als 4-Jähriger zum ersten Mal auf Alpinski und absolvierte im Schulskikurs die obligatorischen ersten Schritte auf Langlaufskiern. Ich bin also kein blutiger Anfänger und man hat mir nachgesagt, mich bei neuen Sportarten (solange sie nicht im Wasser stattfinden 🙂 ) ganz ordentlich zu schlagen.
Trotzdem war Langlaufen immer eher die Alternative der Alternative, die ich normalerweise drei bis viermal im Jahr ausübte. Nie hatte ich bisher daran gedacht gezielt auf Langlaufskiern zu trainieren, geschweige denn mich auf einen Wettkampf wie den Skadi Lopet vorzubereiten.
Nahtodeserfahrungen beim ersten Einsatz
Top motiviert vom Vorhaben Skadi Lopet stehe ich Ende Dezember vor der ersten Langlaufeinheit des Jahres. Ich habe knapp zwei Stunden Zeit und möchte die erste Grundlageneinheit absolvieren, um wieder mal „reinzukommen“. Geplante Strecke für Insider: Hudlach – Eck – Mühlriegel und zurück. Die ersten paar Kilometer gehen auch recht locker und das Skaten auf Skiern ist wohl eine der schönsten Bewegungsformen die es gibt. Sind hier doch Oberkörper, Beine, Ausdauer und die nötige Koordination gefragt. Anders sieht es „hoch zum Mühlriegel“ aus. Es warten nicht präparierte 5km und 350 HM Anstieg auf mich. Aus der „lockeren Grundlageneinheit“ wird ein gefühlter Kampf ums Überleben und innerhalb von 20 Minuten laufe ich mich blau wie der Himmel über Bayern. Runter fehlt mir jegliches Gefühl für den Ski und ich jage komplett „out of control“ durch die steilen Serpentinen der 350 Höhenmeter. Sämtliche Nahtodeserfahrungen später, komplett durchgeschwitzt, Mental am Ende und mit schlotternden Knien stehe ich nun wieder am Fuße des Anstiegs und möchte eigentlich nur noch eines: Nochmal da hoch 🙂
Am Ende bleibt die Uhr bei 21,8 Kilometern und exakt zwei Stunden stehen. Kurz schießt mir durch den Kopf, dass ich mit diesem Durchschnittpuls in Laufschuhen deutlich flotter unterwegs gewesen wäre – es gibt also viel zu tun.
Es geht voran
Mittlerweile haben wir Januar und ich stand schon fünf Mal auf Langlaufskiern. Meine alte Ausrüstung habe ich gegen Highend Produkte von Fischer getauscht und merke zum ersten Mal, was das Material im Skilanglauf für einen Unterschied macht. Eine Bestandsaufnahme zeigt mir, dass ich am Berg eher selten überholt werde, dass meine Pumpe auch beim Skilanglauf ganz gut funktioniert und dass ich mit 1,80m und 74kg wohl auch die nötige Kraft für den Stockeinsatz mitbringe. Die Schwäche ist ganz klar die Technik: Leider bin ich immer noch autodidaktisch unterwegs und habe keine Ahnung wann ich welche Technik anwenden muss, bzw. wie das mit dem Gleiten jetzt so wirklich funktioniert. Ein Debakel sind schnelle Bergabpassagen. Hier fühle ich mich zu keinem Zeitpunkt als Herr der Lage und habe einfach nur Panik. Ein Freund meinte mal, ich sollte einfach in der Spur bleiben, „da kann man gar nicht rausfallen“. Trotzdem trägt es mich heute in einer rasanten Abfahrt mal wieder aus der Kurve und beim anschließenden Sturz fliegt mir mit einem lauten PLOPP ein Teil meines Carbonstocks um die Ohren… Naja, Zeit das Skaten zu üben.
Trotzdem, eines wird mir mehr und mehr klar: Langlaufen ist geil 🙂