Mit Respekt durch den Herbstwald: So läufst du naturverträglich durch die dunkle Jahreszeit - xc-run.de Trailrunning

Mit Respekt durch den Herbstwald: So läufst du naturverträglich durch die dunkle Jahreszeit

Es ist Herbst auf der Nordhalbkugel. Schnell noch die Stirnlampe zurechtgerückt, die richtigen Klamotten angezogen – und los geht’s: hinein in den Wald. Der Herbst ist eine der schönsten Jahreszeiten, um die Laufschuhe zu schnüren.

Magische Stille im Morgengrauen

Als ich meine Schuhe binde, ist es stockdunkel draußen. Keine Straßenlaterne erhellt die Nacht, nur das ferne Röhren der Hirsche durchbricht die Stille. Ich kenne hier jeden Pfad, jede Wurzel – ich laufe diese Strecke fast täglich. Trotzdem fühle ich mich heute irgendwie noch halb im Schlaf. Es ist fünf Uhr morgens, aber später bleibt keine Zeit – die Familie hat Vorrang.

Im Sommer würde mich jetzt schon das erste Sonnenlicht begleiten. Doch im Herbst und Winter braucht es mehr: Stirnlampe, warme Kleidung und ein wenig Mut. Ich meide in der Dunkelheit die kleinsten Steige, um das Wild nicht zu stören – aber ganz vermeiden lassen sich Begegnungen nicht. Besonders in der Dämmerung sind Rehe, Füchse oder Wildschweine unterwegs.

Das Laufen in der Dunkelheit lehrt mich vor allem eines: Ehrfurcht. Vor der Natur, vor den Tieren – und vor der eigenen Unbedeutsamkeit im großen Ganzen.

Doch wie verhält man sich eigentlich richtig, um die Natur nicht zu belasten? Antworten bekomme ich von Sebastian Hoffmann, Förster im Revier der Bayerischen Staatsforsten.


Bitte nicht stören: Rücksicht auf Wildtiere

Sebastian erklärt mir als Erstes:

„Gerade im Herbst, Winter und Frühjahr ist es wichtig, auf den Wegen zu bleiben.“

Viele Tiere sind in dieser Zeit besonders empfindlich – sie brüten, haben Nachwuchs oder kämpfen mit knappen Energiereserven. Ein gutes Beispiel ist der Auerhahn im Bayerischen Wald: Wird er im Winter aufgeschreckt, kann er vor Erschöpfung sterben. „Der kann sich eben nicht mit einem Schweinsbraten vor den Ofen setzen“, sagte einmal ein Naturfreund zu mir – ein Satz, der hängen bleibt.

Auch das Risiko, sich im Nebel oder in der Dunkelheit zu verirren, ist hoch. Deshalb: Nie die Wege verlassen! Und Hunde bitte nur an der Leine führen.


Vorsicht bei Holzfällung und Forstarbeiten

Ein weiteres Problem, so Sebastian, sind ignorierte Warnschilder bei Holzfällungen. Besonders im Herbst und Frühjahr müssen nach Sturm, Schneebruch oder Borkenkäferbefall viele Bäume gefällt werden.

„Die Sperrungen sind nicht zum Spaß da“,

betont er. Auch wenn gerade niemand arbeitet, können lose Äste oder Schnittgut gefährlich werden. Umleitungen sind meist ausgeschildert – und wer mit GPS läuft, findet schnell alternative Routen.

Sebastian erinnert außerdem daran, keinen Müll im Wald zu hinterlassen. Auch kleine Dinge wie Gelpäckchen oder Riegelverpackungen gehören in den heimischen Abfalleimer.

Für Notfälle empfiehlt er die App „Hilfe im Wald“. Sie zeigt den eigenen Standort und den nächsten Rettungstreffpunkt an – so können Einsatzkräfte schnell helfen, wenn man selbst oder jemand anderes im Wald verunglückt. Ein wertvoller Tipp, gerade für Läufer, die oft allein unterwegs sind.


Begegnungen mit Wildtieren – was tun?

Wildschweine, Rehe oder Füchse – als Läuferin bin ich leise, und manchmal steht plötzlich ein Tier vor mir. Ich habe gelernt: Wildtiere greifen nur an, wenn sie sich bedroht fühlen – etwa, wenn Jungtiere in der Nähe sind.

„Wildschweine warnen vor einem Angriff“, erklärt Sebastian. „Wenn die Bache bläst – also laut schnaubt – sofort stehen bleiben und langsam rückwärtsgehen.“

Sollte sie doch angreifen, hilft es, sich groß zu machen und Lärm zu erzeugen. Ich trage seitdem eine kleine Glocke im Rucksack – sicher ist sicher.

Wichtig: Niemals zutrauliche Wildtiere anfassen oder füttern. Ein gesundes Tier sucht keinen Kontakt zu Menschen! Und: Nicht in Panik geraten. Ruhig bleiben, langsam zurückweichen oder Lärm machen.

Zum Glück sind Begegnungen mit Wildtieren in Mitteleuropa äußerst selten – Angriffe noch viel seltener.


Mit Achtsamkeit durch den Herbst

Während ich in der Dunkelheit laufe, versuche ich, mich so ruhig wie möglich zu verhalten. Schließlich bin ich hier nur Gast – in einer Welt, in der Menschen selten sind.

Sebastians Ratschläge nehme ich mir zu Herzen. Die App habe ich bereits installiert, und mein nächster Lauf im Morgengrauen wird dank seiner Tipps sicherer – und bewusster.


XC-RUN Special: Trailrunning im Herbst und Winter

Mehr Informationen zu Kleidung, Laufschuhen und Equipment findest du laufend aktualisiert im XC-RUN Winterspecial:
👉 https://xc-run.de/themen/trailrunning-im-winter/

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