Der Eiger 3970m und dessen Nordwand fasziniert sowohl Bergsteiger als auch Trail Runner. 1858 erreichten die heimischen Führer Christian Almer und Peter Bohren mit ihrem Gast Charles Barrington als erste den Eiger-Gipfel. Mit 101 Kilometern sowie 6700 Höhenmetern gilt die Strecke E101 als harte Prüfung für jeden Teilnehmer. Auch die Strecke E51 gipfelt auf dem Faulhorn 2680m und bietet Einzelathleten sowie Couples bestes Bergpanorama in Richtung Schynige Platte. Das Rennen für 2018 war innerhalb weniger Stunden ausgebucht und zahlreiche Anmeldungen legten sogar die ansonsten so zuverlässigen Server von Datasport lahm. Fabian Weinfurtner sprach mit Ralph Näf, OK Präsident des Eiger Ultra Trail, über die Faszination des Rennens und Verbesserungen im Anmeldeverfahren:
Interview mit Ralph Näf
Hallo Ralph, der Eiger Ultra Trail gehörte ja bereits schon in den letzten Jahren zu den absoluten Top-Läufen in Europa und war dementsprechend auch immer schnell ausverkauft. Aber das was da vor 2 Wochen, am 31.10.2017 um Punkt 10 Uhr an Anmeldungen auf euch zukam, war ja wirklich krass. Wieso war der Hype dieses Mal noch größer als im letzten Jahr?
Wenn wir das wüssten. Der Tag der Anmeldung ist für mich persönlich wie dazumal die Zeugnisübergabe in der Schule. Man bekommt ein direktes Feedback aus der Läuferschaft. Ehrlich gesagt dachte ich, dass wir den schnellen Ausverkauf für den Event 2017 nicht toppen werden. Dazumal war der E101 in zwei Stunden ausverkauft. Der E35 und E51 in zehn respektive zwölf Stunden. Warum? Es entstehen auch in der Schweiz etliche neue Anlässe welche sich um die Startgelder der Läufer bemühen. Auch finden bereits krasse Preiskämpfe statt, welche in meiner Ansicht nach aber der Qualität der Branche schaden. Schweizer Anlässe sollen für eine sorgfältige Organisation stehen.
War das erhöhte Interesse auch schon im Vorhinein spürbar?
Es verlief alles relativ ruhig im Vorfeld. Wir hatten wenige Anfragen im Büro per Email oder Telefon. Wir wussten aber, dass die Webseite bereits stark besucht wird und haben demzufolge Vorkehrungen getroffen. Unsere Webseite meisterte am Eröffnungstag 21’000 individuelle Besucher. In den ersten Minuten klickten sich 1’200 Personen ein.
Den großen Andrang auf die Startplätze habe auch ich gespürt. Obwohl ich schon kurz vor 10.00 Uhr online war, konnte ich die Anmeldung nicht abschließen. Datasport gibt Unregelmäßigkeiten im Bezahlvorgang an. Inwieweit ist für dich entscheidend woran es lag und wirst du zukünftig weiter mit Datasport arbeiten wollen, schließlich ist Datasport kein Neuling in diesem Thema?
Datasport war und ist ein Garant für eine seriöse Anmeldung, Zeitmessung und Datenverwaltung. Eine Rangliste ist das Herzstück und Ergebnis einer Wettkampfveranstaltung. Eiger Ultra Trail kauft diese Dienstleistung ein. Datasport ist eine hundertprozentige Swisscom Tochter und demzufolge stabil am Markt.
Ich habe mich seit dem Ereignis mit vielen Personen darüber unterhalten. Anscheinend gibt es, wie im Bergsport, ein „Restrisiko“ oder anders gesagt die Möglichkeit, dass das Unvorhergesehene passiert. Damit müssen wir Bergführer aber wohl auch die Programmierer umgehen.
Die Detailfehlersuche hat für uns keine Priorität. Ich weiß Datasport bemüht sich darum. Uns ist nun viel wichtiger, dass wir alle Emails und Nachrichten persönlich und individuell beantworten und alle die vielen ungelösten Anliegen angehen. Die Aufarbeitung wird noch Wochen dauern.
Nur ungefähr kann man sich vorstellen, wie bescheiden es euch während der Probleme gegangen sein muss. Jeder der die perfekte Organisation vom Eiger Ultra Trail kennt, wird wissen, dass du und dein Team nun sicher verstärkt an den Sondermaßnahmen der erhöhten Teilnehmerzahlen auf dem E101 arbeiten werden. Wie genau sehen diese Sondermaßnahmen aus?
Während der Anmeldung waren wir viele Stunden machtlos. Unsere Entscheidungen mussten wir ohne Informationen machen. Nach 20 Stunden haben wir konkrete Zahlen erhalten. Nun wissen wir, dass die Überbuchung innert der ersten Stunde bereits geschah.
Eiger Ultra Trail entstand aus der Initiative von drei jungen Sportlern. Unseren Leitgedanken bleiben wir treu. Am Wichtigsten sind für uns die Qualität und das Risikomanagement am Anlass. Marcel und ich sind beide Bergführer und kennen die Strecke auswendig. Unsere Teilnehmerlimiten haben wichtige Gründe. Auch außerhalb der Strecke, zum Beispiel ist unser Teilnehmerlimit direkt gekoppelt mit der Bettenverfügbarkeit. Grindelwald ist im Sommer besser ausgelastet als im Winter.
Der Sicherheitsausschuss, die technische Leitung und das Büro Eiger Ultra Trail arbeiten derzeit an verschiedenen Szenarien und Maßnahmen. Unser Ziel ist es, einen Anlass zu erleben wie wir und die Läufer ihn kennen. Gewiss ist, dass die Teilnehmerlimite für 2019 wieder auf dem bisher Gewohnten sind.
Bei anderen großen Läufen werden generell alle Startplätze verlost, ist das auch für euch eine Option um eine solche Situation zu verhindern?
Eine generelle Verlosung kann ein Lösungsansatz sein. Diese wird aber auch nicht allen Anspruchsgruppen gerecht. Der Kompromiss aus Verkauf und Auslosung hat bisher sehr gut funktioniert. Auch wir sind gespannt, welche Lösung sich für uns am besten eignet. Die Evaluation und die zukünftige Wahl des Dienstleistungspartners wird noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Priorität hat vorerst die saubere Durchführung des Eiger Ultra Trail 2018.
Wie ich eben schon angedeutet habe laufe ich selbst auch mit. 2018 werde ich das 3. Mal beim Eiger Ultra Trail sein, jedoch bin ich bisher auf der Strecke E51 gelaufen und werde nun das erste Mal auf dem E101 unterwegs sein. Sicher werde ich nicht der einzige Neuling auf der Strecke sein, was kannst du uns empfehlen, damit wir gesund und munter ins Ziel kommen?
Natürlich empfehle ich dir den Grindelwalder Bergkäse an den Verpflegungsposten. Spaß bei Seite, eine frühzeitige Anreise und Akklimatisierung finde ich persönlich wichtig. Der Streckenabschnitt von der Schynige Platte nach Burglauenen wird oft unterschätzt. Daher sind Streckenbesichtigungen und eine entsprechende Selbsteinschätzung wichtige Erfolgsfaktoren. Falls du wirklich in einem Tief drinsteckst, schau dir das Bergspektakel um dich herum an. Ich generiere daraus täglich neue Inspiration.
Der Eiger Ultra Trail ist und bleibt eine geniale Veranstaltung auch wenn es diesmal kleine „Probleme“ bei der Anmeldung gab. Vielen Dank für die Mühe schon weit vor dem eigentlichen Event jeden Läufer zufrieden zu stellen. Genau das macht den Eiger Ultra Trail zu dem was er ist. Ein klasse Lauf und das spürt jeder, der einmal da war. Vielen Dank auch für das Interview und bis demnächst in Grindelwald.
Fabian Weinfurtner – xc-run.de
Eiger Ultra Trail: Erfahrungsbericht 2017