Benedikt Hoffmann stand als einziger deutscher Eliteläufer bei den Golden Trail Championships auf den portugiesischen Azoren an der Startlinie. Um ihn herum ein Weltklassefeld mit Jim Walmsley, Remi Bonet, Oriol Cardona oder Stian Angermund (zu den Athletenporträts). Benedikt behauptete sich gut und lief innerhalb der Skyrunning Weltelite auf einen beachtlichen 23. Rang in der Gesamtwertung – vor Szenegrößen wie Pascal Egli oder Ludovic Pommeret. Zu Hause in Stockach angekommen beantwortet er uns nun ein paar Interviewfragen:
Herzlichen Glückwunsch Bene! Ich hoffe du bist zufrieden mit deinem Ergebnis!?
Benedikt: Ja, ich bin sehr zufrieden. Ich hatte zwar schon deutlich bessere Ergebnisse bei internationalen Meisterschaften, aber das Starterfeld war beim GTC so hochkarätig wie ich es noch nie erlebt habe. Bei Weltmeisterschaften der World Mountain Running Association dürfen nur 4 Personen pro Nation starten. Beim GTC gibt es hingegen keine Begrenzung. Daher stellten die “Trailnationen” Frankkreich, Italien und die Schweiz enorm viele starke Läufer. Zudem war die Strecke technisch ausgesprochen anspruchsvoll. Keine Strecke die mir “auf den Leib geschnitten” ist. Aber ich habe die Challange erfolgreich angenommen!
Wie war es inmitten der ganzen Stars zu starten?
Benedikt: Man konnte während des Rennens viel lernen von den großen Namen der Szene! Zudem hatten wir durch den achttägigen Aufenthalt allen intensiven Kontakt zusammen. Mit Jim Walmsley war ich nach dem Rennen noch ein Bier trinken und am Folgetag 12 KM laufen. Wahnsinn was Jim als Läufer schon erlebt hat!
Die GTC war dein Highlight am Ende einer mehr als komischen Saison. Wie bereitet man sich auf dieses Highlight vor, wohl wissend, dass es auch kurz vorher noch eine pandemiebedingte Absage geben könnte?
Benedikt: No risk, no fun! Das meine Reise auf den Azoren kurz vorher noch gekippt wird aufgrund der Pandemie war mir zwar immer präsent, aber wenn man sich davon beeinflussen lässt, kann man die Vorbereitung nicht konzentriert durchziehen.
Da es ein Etappenrennen über vier Tage gewesen ist, legte ich besonderen Wert auf hohe Kilometer- und Höhenmeterumfänge in der Vorbereitung.
War es dein erstes Etappenrennen? Wie sah deine spezielle Vorbereitungsphase aus?
Benedikt: Ich habe bereits 2019 ein fünftägiges Etappenrennen über 265 KM (!) erfolgreich als Zweitplatzierter zwischen zwei Kenianern absolviert. Da konnte ich lernen wie weit man jeden Tag ausreizen darf, um am nächsten Tag noch eine gute Leistung zu bringen.
Kannst du uns die Woche auf den Azoren beschreiben? Wie war die Anreise, wo habt ihr gewohnt, welche speziellen Hygienemaßnahmen gab es dabei zu beachten?
Benedikt: Ich bin bereits vier Tage vor dem Rennen angereist, um kein Risiko durch den Reisestress einzugehen. Viele andere Athleten sind aber erst am Tag vor dem Prologue angereist. Es gab zwei Hotels auf die alle Athleten verteilt waren. Jeder Athlet musst ein negatives Ergebnis eines Covid-19-Tests mitbringen. Sechs Tage nach Ankunft mussten wir einen zweiten Covid-19-Test durchführen. Im Hotel und auch vor und nach den Rennen hatten wir Maskenpflicht.
Wie hast du dir die Reise finanziert? Gab es Unterstützung?
Benedikt: Acht Tage Hotelaufenthalt und die Reisekosten wurden von dem Eventsponsor Salomon übernommen. Als eigenen Sponsor hat sich die Firma QUS für mich engagiert. Sie haben ein Laufshirt entwickelt, dass wichtige Vitaldaten wie Herz- und Atemfrequenz misst. Bei einer viertätigen Belastung ist solch ein Tool enorm hilfreich. Zudem hat sich mein Sponsor Skinfit finanziell beteiligt.
Wie empfandest du die Strecken? Das Wetter hat euch ja einiges abverlangt.
Benedikt: Ich habe noch nie eine technisch anspruchsvollere Strecke im Wettkampf erlebt! Der Boden war durch den mehrtägigen Regen völlig aufgeweicht – das hat mich ganz schön zu schaffen gemacht. Die Steilheit des Geländes war eher normal. Gefährlich war hingegen das zum Teil sehr scharfe Vulkangestein. Ich und auch viele andere Läufer hatten Stürze die nicht ohne blutige Schnitt- und Platzwunden vorüber gingen.
Hast du Blut in Sachen Skyrunning geleckt? Möchtest du im nächsten Jahr bei Rennen der Skyrunners World Series oder der Golden Trail Series starten?
Benedikt: Im Traillauf habe ich 2020 sicher Fortschritte gemacht, sodass ich den ein oder anderen Traillauf sicher mit in mein Wettkampfprogramm 2021 mit aufnehmen werde. Wo genau ist aber noch Zukunftsmusik. Weiterhin möchte 2021 aber auch bei Bergmarathons und Ultrastrecken (50 und 100KM) meine Stärken ausspielen.
Ich weiß, es ist sehr kurz nach dem Saisonende und deshalb die Frage etwas verfrüht: Hast du schon konkrete Ziele für 2021?
Benedikt: ? Wenn es schon einen nationalen und internationalen Rahmenplan für Berg- und Ultralaufmeisterschaften geben würde, könnte ich diese Frage besser beantworten. Viel wird von der Pandemie-Entwicklung abhängen.
Wie sieht das Wintertraining eines Benedikt Hoffmann aus?
Benedikt: Momentan genieße ich zwei Wochen Regeneration, in denen ich nur 4-5 Mal pro Woche trainieren. Danach folgt ein Block von gesteigerten Umfängen bis 150 KM und viel Athletik. Ab Januar wird es dann wieder professioneller mit 150-200 Wochenkilometern verteilt auf 10-12 Trainingseinheiten pro Woche. Tempotraining spielt erst ab Februar wieder eine Rolle. Ich hoffe, dass es über den Winter ein paar Crossläufe gibt.
Hast du drei spezielle Tipps zum Thema Training, Ernährung oder Bekleidung für unsere Leser?
Benedikt: Die optimale Ernährung für einen Läufer ist an die „mediterrane Küche“ angelehnt mit viel Obst und Gemüse. Gute Bekleidung darf ruhig minimalistisch sein – die Qualität ist entscheidend.
Gutes Training bedeutet die richtige Mischung der Trainingsformen zu finden. Kurz und knapp ist die Frage leider nicht zu beantworten. An dieser Stelle mache ich aber gerne Werbung für mein Coachingprogramm. Infos dazu gibt es auf meiner Homepage .
Danke und gute Erholung!