Trailrunner im Interview: Konrad Kufner

Konrad Kufner Team xc-run.de Gore Wear Asics © Marco Felgenhauer / woidlife photography

Das XC-RUN.de Trailrunning Team hat seit 2020 einige neue Gesichter. Eines davon und bereits nach kürzester Zeit ein wahrer Fels in unserer Mannschaft ist Konrad Kufner. Er hielt sich lange für einen Radfahrer, bis ihn der ehemalige Olympionike und Trainerlegende Günther Zahn entdeckte und zum Läufer machte. Christian Mayer bat den Neuen im Team zum Interview:

Christian: Servus Konrad, Du bist das neue Gesicht bei xc-run und wir durften bereits den einen oder anderen Artikel von Dir lesen. Möchtest Du Dich für unsere Leser einmal kurz vorstellen?

Konrad: Ich bin 45 Jahre alt, 2 Kinder, verheiratet und komme ursprünglich aus Hauzenberg. Beruflich bin ich Geschäftsstellenleiter der Debeka in Cham. Jetzt wohne ich in Ruderting mit meiner Familie; mir gefällt die tolle Gemeinde und die Landschaften an der Ilz.
Christian: Du hast bereits sehr früh mit dem Laufsport auf der Bahn begonnen. Welchen sportlichen Background hast Du im Laufe der Jahre gesammelt?
Konrad: Eigentlich doch etwas verspätet…Ich bin lange Zeit MTB Rennen gefahren und hatte auch eine Lizenz für Straßenrennen (Kriterium Rennrad). Durch Zufall bin ich dann mit gut 20 Jahren bei einem 10 km Lauf gestartet und auf Anhieb eine 38-er Zeit gelaufen.
Es folgte dann eine sehr bewegte Zeit, ich habe all meine Räder verkauft und bin zu Zahn Günther ins Leichtathletik Training der LG Passau gegangen. Günther war dann mein Trainer, der mir sehr viel beigebracht hat; auch viele menschliche Werte außerhalb des Sports. Trotz aller Erfolge war ihm immer wichtig, dass man am Boden bleibt; das habe ich immer versucht zu leben. Auch wollte ich immer ein Vorbild sein, das nicht „einfach mal aussteigt“, weil es im Rennen schlecht geht…und mir ist es sehr oft schlecht gegangen.
Ich hatte immer den Slogan: „Nichts erwarten, aber Alles geben wollen…“. Mein Trainer Zahn Günther war ja ein deutscher Spitzenläufer mit unvorstellbaren Zeiten von der Mittelstrecke bis Marathon. Unvergesslich auch der Moment, als er das olympische Feuer bei den Spielen in München entzündet hat. Von Günther habe ich sehr viel Mentalität übernommen, auch die Leidensqualität, die es braucht um Ziele zu erreichen. Er war und ist für mich immer ein großes Vorbild im Laufsport geblieben; er hat ja eine Vielzahl an Topathleten geformt.
Innerhalb kurzer Zeit verbesserte ich meine 5000m Zeit von 19:50 auf 15:41; 1000 m von 3:15 auf 2:26, 800 m in 1:52 und 1500m in 3:52; das war eine unglaubliche Zeit, weil ich eine überragende Schnelligkeit hatte, die jetzt in Perfektion auf die Bahn gebracht wurde. Auch über 10 km Straße bin ich im Anschluss daran 31-er Zeiten gelaufen. Besonders in Erinnerung ist mir geblieben, als ich bei den Deutschen Crossmeisterschaften neben Dieter Baumann an der Startlinie stand. Damals unterstellt man mir sogar Doping; es war aber vielmehr ein unglaubliches Talent, das ich in die „falsche“ Sportart investiert habe.
Ende 20 folgte dann nach der Geburt der Kinder eine ruhigere Phase; ich habe aber immer ambitioniert weitergemacht. So Mitte 30 habe ich dann wieder sehr zielgerichtet trainiert und in der Folge Deutsche Titel in der M35 über 800m und 1500m gewonnen.
Christian: Hast Du eine Erklärung für dieses Talent?
Konrad: Ich glaube, dass meine Zeit als Mittelfeldspieler in der Schulzeit und meiner Jugend geholfen hat, eine hohe Grundschnelligkeit zu unterstützen, die mir in der weiteren Folge alles ermöglicht hat.
Christian: Hast Du einen besonderen Moment, an den Du heute noch denkst?

Konrad: Ein ganz besonderer Tag war sicherlich mein erster 800 m Lauf…ich bin die 400m in 56 Sekunden angelaufen und mein Trainer hat an der Bahn wild gewunken und geschrien: „Das ist zu schnell…langsamer…viel zu schnell“. Am Schluss bin ich in 1:56 min gelaufen und bin auf der Zielgeraden fast gestorben. Das war mein erster 800 m Wettkampf in Pocking im Stadion.
An einem anderen Tag bin ich dann 1000m in 2:26 min gelaufen, das war fast wie fliegen…fast alle 100 Meter am Anfang in 13 Sekunden.
Ein weiterer besonderer Moment waren die 5000m das erste Mal unter 15 Minuten; sicherlich ein kleiner Ritterschlag auf der Bahn.
Die Titel (zig Niederbayerische, DM Titel in der M35, Bayerische Podestplätze) waren mir nie so wichtig; es waren die Zeiten, die kann einem niemand mehr nehmen
Die Einheiten auf der Bahn waren manchmal schon verrückt; ich erinnere mich, dass ich einmal 15 x 400m in jeweils 55 Sekunden gelaufen bin und danach fast einen Laktat Schock hatte. Oder auch im Training manche 1000m Serie, wenn wir 10 x 2:50 gelaufen sind; eine tolle Zeit, die von der Geschwindigkeit gelebt hat.
Christian: Dann kam irgendwann der Wechsel zum Trailrunning. Aus welchen Gründen hast Du den Untergrund gewechselt?
Konrad: Ich bin während meiner Zeit auf der Bahn schon immer sehr gut und intensiv bei den Crossmeisterschaften gelaufen. Auch neben der Bahn haben mich die Berge immer angezogen, das Laufen in der Natur war für mich immer ein ganz wertvoller Ausgleich zum Stadion. Ich fühle mich auf dem Trail und in den Bergen „ganz bei mir“; wenn ich durch die Wälder am Arbersee laufe, dann sind diese Glücksmomente, die man nicht beschreiben kann. Auch wenn an einem Gipfel langsam die Nacht weicht und die Sonne aufgeht, dann ist das eine „Gnade“. Diese Leidenschaft mit vielen anderen zu teilen gibt mir dann auch sehr viel und ich nehme es noch intensiver war.
Das Laufen auf den Trails hat fast schon eine meditative Wirkung; manchmal treffe ich stundenlang keinen Menschen. Einsamkeit und mit den Gedanken ganz bei mir und in der Natur.
Ich will natürlich auch weiterhin schnell laufen; aber nicht mehr auf Tartan oder Asphalt, diese Zeit ist vorbei. Diese Sportart hat ja einen wahren Boom erlebt und ist innerhalb kurzer Zeit zu einer großen sportlichen Bewegung geworden.
Christian: Hast Du schon Pläne für die Saison 2020? Auf welches Rennen freust Du Dich jetzt schon am meisten?

Konrad: Pläne wären viele vorhanden. In der kalten Jahreszeit hole ich mir viel Kraft beim Skibergsteigen und auf meinen Kom-Jagden (Strava), damit ich einen Anreiz habe und die Schnelligkeit erhalte.
Ich freue mich sehr auf den UTLW 2020, weil ich dort noch etwas gutmachen möchte. Beim letzten UTLW war ich eigentlich in Topform; dann leider gestürzt und nach ewiger Zeit ins Ziel gequält. Diese Enttäuschung hat mich aber auch härter und gelassener gemacht; in diesem Jahr gehe ich es fokussiert an, mit der nötigen Gelassenheit. Eine fantastische Strecke, insbesondere die frenetischen Zuschauer Mengen am Eck sind mir in Erinnerung geblieben, fast wie in Alp d Huez; wenn man am Schluss durch eine schmale Gasse an Zuschauern hoch läuft.
Nach dem UTLW möchte ich einige Meisterschaften laufen, mal schauen..
Im Herbst dann sicher wieder den Arber Ultra Trail, meinem Lieblingsrennen dahoam…
Christian: Hast Du ein persönliches Motto oder einen Leitspruch der Dich begleitet?
Konrad: „Sieger zweifeln nicht, Zweifler siegen nicht…“ Ich bin in 40 Jahren Leistungssport noch nie ausgestiegen; obwohl es mir sehr schlecht ging. Bei manchen Rennen bin ich fast ins Ziel gekrochen, aus Respekt für die anderen Läufer habe ich nie aufgehört; erst wenn ich im Ziel war, dann war es vorbei.
Christian: Ich bin ja eher der Frühlings- Sommertyp, weil mir im Winter immer kalt ist. Wie sieht es da bei Dir aus?
Konrad: Ich liebe den Winter genauso wie den Sommer; die intensive Winterstimmung in den Bergen wenn es geschneit hat, genieße ich ebenso wie einen Sonnenaufgang an einem heißen Sommertag.
Christian: Wir von xc-run.de heißen Dich recht herzlich willkommen und freuen uns auf eine gemeinsame abwechslungsreiche Trailsaison.
Konrad: Ich freue mich auch sehr, mit coolen und netten Menschen in einem Team laufen; die Alle fantastische Läufer sind.