Marcus Burger und Marie-Luise Mühlhuber sind zwei der erfolgreichsten Trailrunner Österreichs und die komplette Saison über in zahlreichen Rennen vertreten. Das besondere: Seit einiger Zeit sind die Beiden ein Paar, das gemeinsam die Trails unsicher macht. Wie es ist als Pärchen die gemeinsame Leidenschaft Trailrunning zu haben, wie der Alltag oder auch das Training aussieht und welche Erfahrungen und Wettkämpfe jeder der Beiden als Individualist geplant hat, versuchte ihnen Christian Mayer im Interview zu entlocken..
Interview: MARIE-LUISE MÜHLHUBER und MARCUS BURGER
Christian: Hallo Marie, servus Marcus, eine lange Saison mit harten Rennen und vielen Erfolgen liegt hinter Euch. Wie geht`s Euch, was macht Ihr in der Off- Season? Gibt es aufgrund der zahlreichen Skibergsteigevents überhaupt eine Off- Season für Euch?
Marie: Eine richtige Off-Season haben wir nicht wirklich. Es ist im Moment schon deutlich ruhiger wie im Sommer aber wir sind trotzdem fleißig mit den Ski am Höhenmeter sammeln für die anstehende Skitourensaison.
Marcus: Derzeit ist alles etwas ruhiger. Die ersten Skitourenrennen werfen zwar schon ihre Schatten voraus. Aber irgendwie ist das noch weit weg. In den letzten Wochen haben wir viele lange Bergtouren ohne den Wettkampfstress gemacht. Unter anderem haben wir die Watzmann Überschreitung gemacht. Da war außer uns fast keiner unterwegs. Diese Ruhe genießen wir sehr.
Christian: Mit Dir Marcus, durfte ich das erste Mal bei der Tour de Tirol 2017 gemeinsam laufen. Du warst damals schon sehr stark, hast Dich aber bis zum heutigen Tag nochmals extrem gesteigert und läufst mittlerweile von Treppchen zu Treppchen. Dieser sichtbare Erfolg ist immer das Ergebnis von unsichtbarem Fleiß, Ehrgeiz und vielen Entbehrungen. Wie sieht bei Dir eine durchschnittliche Trainingswoche aus?
Marcus: Ist das wirklich schon so lange her? Die Zeit vergeht wie im Flug. Die Erfolge der letzten Jahre kommen für mich selbst immer wieder überraschend. Es macht immer wieder Spaß sich mit all den tollen Leuten zu messen. Bei mir sieht die Woche meistens so aus, dass ich Höhenmeter sammle 😉 Von zuhause aus habe ich sehr viele Möglichkeiten wo ich mich austoben kann. Am Anfang der Saison ist meisten auch mal ein wenig flach dabei, das wird dann immer weniger. Oben am Berg laufen macht Einfach am meisten Spaß. Zeitlich sind es schon meistens so zwischen 15 und 20 Stunden. Training nach Plan gibt’s bei mir aber nicht. Immer nach Lust und Laune.
Christian: In Vorbereitung auf dieses Interview habe ich festgestellt, dass ich Dir Marie schon öfters über den Weg gelaufen bin. Richtig bewusst wahrgenommen habe ich Dich während unseres gemeinsamem Laufabenteuers über die Alpen 2019. Ich bin immer noch fasziniert von Deinem unbändigen Willen auch trotz Verletzung und als Einzelkämpferin das Ziel in Sulden zu erreichen. Du hast in meinen Augen dabei eine unheimliche mentale Stärke bewiesen. Wie hast Du es geschafft, diese „Jetzt erst recht“- Mentalität aufzubauen? Hast Du Tipps und Tricks die Du uns verraten kannst?
Marie: Naja, ich hatte in den letzten Jahren so viele Verletzungen die mich vom Laufen abgehalten haben. Mir macht das laufen in den Bergen soviel Spaß und ich bin glücklich wenn ich laufen kann, so dass aufgeben keine Option für mich ist. Ich war durch die ganze Saison so gut vorbereitet, hatte aber auch zu Beginn vom TAR meine Probleme die ich überwinden konnte und kurz vor dem Ziel wollte ich nicht aufgeben.
Christian: Du stehst Marcus in nichts nach und eroberst die Treppchen auch wie am Fließband. Teilweise waren in dieser Saison keine 14 Tage zwischen den Wettkämpfen. Wie schaffst Du diesen körperlichen Stress? Wie sieht es mit Deiner Regeneration aus?
Marie: Die letzte Saison war für mich unglaublich erfolgreich. Für mich ist es selber nicht zu erklären wie ich wöchentlich die Ultraläufe erfolgreich bestreiten konnte. Da ich über Jahre täglich auf den Berg laufe und meine gesamte Freizeit am Berg verbringe bin ich die körperliche Belastung gewöhnt. Die hohe Intensität im Wettkampf ist schon nochmal eine andere Belastung mental und körperlich. Die Regenerationszeit war sicherlich im gesamten Sommer sehr begrenzt. Ich habe aber versucht aktiv bei gemütlichen Bergtouren mich mental und körperlich zu entspannen und die Energiereserven in der Natur wieder aufzufüllen. Ich fällt es aber generell eher leichter zu laufen wie mich zu schonen;)
Christian: Marcus, als Mitglied der österreichischen Nationalmannschaft durftest Du 2018 bei der Skyrunning WM in Schottland starten. Wie war das gemeinsam mit einem Kilian Jornet, einem Remi Bonnet oder einem Stian Angermund-Vik gemeinsam an der Startlinie zu stehen? Hast Du besondere Erinnerungen an diesen Event?
Marcus: Schon alleine die Nominierung zur WM war richtig cool. Als ich dann meinen Namen neben dem von Kilian Jornet gelesen habe wurde mir dann so richtig bewusst um was es da geht. Im Ergebnis waren wir dann zwar etwas weiter auseinander, aber der Lerneffekt war doch ein großer. Von der absoluten Elite kann man sich immer was abschauen. Es ist sehr beeindruckend was die leisten. Man weiß ja aus eigener Erfahrung wieviel Aufwand es ist vorne mitzulaufen und da auch bleiben zu können. Und von den lokalen Wettbewerben zu den großen ist es dann doch auch nochmal eine andere Welt. Dieses Jahr bei der EM konnte ich die Erfahrungen vom letzten Jahr schon etwas besser umsetzen. Man sieht das immer noch eine Steigerung möglich ist. Das motiviert ungemein.
Christian: Welche Rennen waren Eure Highlights 2019 und bei welchen Events muss man unbedingt einmal dabei gewesen sein? Was machen diese Rennen so unvergesslich?
Marie: Jedes Rennen war einzigartig. Aber meine Highlights waren sicherlich der Sieg beim Geltscherrun in Obergurgel mit ca 70 km / 4000 hm und der Sieg beim PAGT 60. Beide Läufe fanden in einer hoch alpinen Region statt und waren Landschaftlich unglaublich schön. In der Nacht zu starten und in bei Sonnenaufgang in den Tag zu laufen ist ein sehr intensiver Moment. Mir persönlich machen die technisch anspruchsvollen und langen Läufe unglaublich viel Spaß.
Marcus: Auch für mich war sicherlich der Gletscherun ein Highlight des Jahres. Gemeinsam mit Markus Mingo da vorne weg zu laufen und den Sonnenaufgang am Ramolhaus bei strahlend schönem Wetter zu erleben war einzigartig. Der „Verlaufer“ danach allerdings auch. Gott sei Dank konnte ich am Ende den 3ten Platz retten. Der Sieg beim Innsbruck Alpine über 60km und beim Stuiben Run runden die Frühjahrsaison wunderbar ab. Besonders schön war es beim Walser Ultra das erste mal gemeinsam mit Marie am Podest oben zu stehen. Da haben wir beide die Altersklasse gewonnen und Marie auch die Gesamtwertung. Bei solchen Momenten bin ich immer ganz besonders Stolz auf sie.
Ganz allgemein sind es einfach die vielen unglaublich schönen Landschaften die wir bei den Rennen erleben dürfen die das laufen so schön macht. Bei den Ultras haben wir sogar mehr Zeit das ganze zumindest ein kleine wenig mehr zu genießen als es bei kurzen Bewerben möglich ist.
Christian: Ich stecke momentan auch mitten in meiner Planung für 2020. Bei welchen Veranstaltungen werde ich Euch mit großer Wahrscheinlichkeit treffen? Marcus, Kaiserkrone?
Marcus: Hm ja die Planung von Rennen. Das ist immer so eine Sache. Bin da meistens eher kurz entschlossen. Kaiserkrone steht aber auf jeden Fall wieder auf der ToDo Liste. Auch Pitztal und die beiden Rennen im Ötztal will ich auf jeden Fall wieder mitmachen. Ansonsten ist es wie immer. Ah da ist ein Rennen, okay lauf ich mit.
Marie: Auch bei mir sind die Rennen im Ötztal, Stuiben- und Gletscherrun, sowie Pitztal schon mal eingeplant. Ein gemeinsames Highlight soll der TAR mit Marcus werden. Hoffe das ich dann gemeinsam ins Ziel kommen kann. Die restliche Rennplanung ist bei mir auch recht spontan da soviel davor noch passieren kann.
Christian: Ist auch die Teilnahme an der nationalen oder internationalen Skyrunner Serie geplant? Wie sieht es mit anderen Rennserien aus?
Marcus: Die nationale Skyrunnig Serie ist auch wieder Thema, denk schon dass ich da bei den Meisten Rennen mit am Start stehe.
Christian: Weihnachten steht vor der Tür. Verbringt Ihr das klassisch im Kreis der Familie, oder seid Ihr eher unkonventionell unterwegs? Für mich ist die Weihnachtszeit schlimm, da ich den selbstgebackenen Plätzchen von meiner Frau nur sehr selten widerstehen kann, habt Ihr Euch da besser im Griff?
Marie: Den Heiligen Abend werde ich bei meiner Familie am Schliersee verbringen. Aber da ich das Glück habe und ich eine recht sportliche Familie habe findet sich immer genug Zeit für a Skitour oder einige Skating Kilometer daheim. Für Plätzchen im Rucksack ist immer Platz aber leider fehlt ab und zu die Zeit diese dann zu essen wenn ich wieder Marcus hinterher renne.
Marcus: Auch ich verbringe den Heilig Abend zuhause bei der Familie. Da gibt’s dann auch immer reichlich Plätzchen. Die mag ich doch sehr. Weihnachten ist nur einmal im Jahr. Da darf man sich auch mal was gönnen. Finde das muss auch sein. Marie ist sowieso ein kleiner Weihnachtsengel. Sie mag die Weihnachtszeit sehr gerne mit all den Liedern und Lichtlein. Find das süß!
Christian: Ihr beide seid das österreichische Pendant zu Amelie und Kilian und darum führt jedes Interview vermutlich irgendwann einmal zur gleichen Frage: Habt Ihr Euch bei einem gemeinsamen Wettkampf kennengelernt, oder fand das Ganze abseits des Sports statt? Trainiert Ihr beide eigentlich gemeinsam, oder geht Ihr beim Training eher getrennte Wege?
Marie: Hihi.. naja.. was für eine Ehre mit den beiden verglichen zu werden. Wir haben uns 2018 beim Gamstrail in Kitzbühl kennengelernt. War so happy über meinen ersten Saison Sieg in dem Jahr und Marcus hat mir sehr lieb gratuliert. Die Berge sind unsere gemeinsame Leidenschaft und so verbringen wir am liebsten die Zeit am Berg. Wir ergänzen uns da sehr gut. Ich hänge gerne noch viele Gipfel dran und Marcus hält das Tempo hoch.
Marcus: Hab die Marie ganz modern erstmal auf Instagram verfolgt. Da hat Sie mich schon 2018 so beeindruckt wie Sie den TAR alleine so stark beendet hat nachdem der Partner schon so früh ausgestiegen ist. Wo ich dann in Kitz gehört habe, dass Sie ins Ziel läuft, musste ich da gleich mal hin um zu gratulieren. Haben uns dann da gleich ganz nett unterhalten. Sie war mir gleich ganz sympathisch. So haben wir uns dann gleich für einen spontanen Kurzurlaub in den Dolomiten entschieden. Da haben wir dann gleich gemerkt, dass wir ziemlich gleich ticken. Und so machen wir an den Wochenenden meistens das gleiche. Einfach nur raus und rauf auf die Berge. Egal ob mit den Laufschuhen oder jetzt im Winter mit den Ski. Das ist das was wir lieben und was wir meistens bis zum letzten Sonnenstrahl machen. Das gibt uns beiden sehr viel.
Unter der Woche trainiert dann jeder meistens für sich. So ist uns nie langweilig.
Vielen Dank Marie, Merci Marcus, danke dass Ihr beide Euch die Zeit für uns genommen habt. Ich drücke Euch auf jeden Fall fest die Daumen, dass die Saison 2020 so verläuft wie Ihr es Euch vorstellt! Und ich hoffe darauf, Euch nächstes Jahr möglichst oft zu treffen. Ich wünsche Euch schon jetzt eine schöne friedliche Weihnachtszeit und kommt`s gut rüber nach 2020!