Trailrunner im Interview: Moritz auf der Heide

Moritz auf der Heide beim IATF 2017 © Marco Felgenhauer / woidlife photography

Moritz auf der Heide ist einer der Senkrechtstarter der Saison 2016. Neben zahlreichen Erfolgen im Trailrunning, sicherte er sich die Bronzemedaille mit der deutschen Berglaufnationalmannschaft in der Mannschaftswertung und konnte am Saisonende endlich seine 2:30h Schallmauer im Marathon durchbrechen – nein pulverisieren.  Mit einer 2:27:06 in Amsterdam. Vergangenes Wochenende setzte sich Moritz beim Innsbruck Alpine Trailrun Festival K42 gegen hochkarätige Konkurrenz wie dem österreichischen Meister im Marathontrail, Sebastian Falkensteiner, oder dem deutschen A-Kader-Athlteten Lukas Nägele durch und konnte dabei seinen ersten großen Saisonsieg einfahren. Höchste Zeit sich mit ihm zu unterhalten:

Interview mit Moritz auf der Heide

Moritz, 2:51h in Innsbruck über 41km und 1100 Höhenmeter. Das ist ein Durchschnitt von fast 15 km/h. Die Form stimmt, oder?

Das sehe ich definitiv auch so! Ich bin dieses Jahr deutlich entspannter in meinen Saisonaufbau gegangen, nachdem ich mich Anfang 2016 komplett an die Wand gefahren hatte. Sowohl körperlich als auch mental musste ich letztes Jahr im Mai wieder von vorne anfangen. Danach habe ich meine Methoden in Frage gestellt und angepasst. Dieses Jahr waren es deutlich weniger Kilometer, die ich „abgearbeitet“ habe. Aber Qualität, einige harte Vorbereitungswettkämpfe und vor allem immer der Spaß bei der Sache haben mich richtig fit gemacht!

Welche Rennen hast du 2017 noch geplant? Was sind deine Highlights?

Geplant sind bis dato folgende Wettkämpfe:

  • Transvulcania (VK & marathon)
  • MaXi Race in Annecy (Marathon)
  • Ultra-Trail WM (10. Juni in Italien)
  • OCC beim UTMB in Chamonix
  • Cappadocia Ultra-Trail (60km) in der Türkei
  • Ein persönliches Projekt im Juni in Kirgisistan

Aber da kann noch was dazu kommen! 😉

Als Highlights sind dabei definitiv die WM in Italien sowie der OCC zu sehen. Dort ballt sich einfach die Trail-Elite und man weiß sofort, wo man dran ist!

Am Wochenende steht bereits der Transvulcania an. Was ist das Besondere an dieser Veranstaltung? Mit welchen Erwartungen gehst du ins Rennen?

Das Besondere an diesem Rennen für mich ist vor allem die Tatsache, dass es unglaublich gut über alle Distanzen hinweg besetzt ist. Wer dort gewinnt, kanns einfach! Abgesehen davon erwarte ich mir einfach unglaublich schöne Eindrücke von der Natur. Ich bin nämlich das erste Mal dort und habe im März auf Gran Canaria schon mal einen Vorgeschmack darauf bekommen wie es aussehen wird. Innsbruck hat mir gezeigt, dass ich in absolut persönlicher Topform bin und einfach auf meine Power vertrauen muss. Manchmal erfordert das, schneller loszulaufen als man es für gut empfindet. Doch manchmal wird man belohnt! Ich werde also definitiv versuchen, ganz vorne mitzulaufen. Der VK 2 Tage davor ist als Aufwärmprogram und Spaßfaktor gedacht. Da habe ich ja eh keine Chance.

Es fällt auf, dass du heuer die ganz langen Kanten auslässt und dich vor allem auf Trails über die Marathondistanz konzentrierst. Gibt es Gründe?

Ja. Die gibt es in der Tat. Ich habe in den vergangenen Jahren auch des Öfteren die ganz langen Rennen (bis zu 142km) ausprobiert, habe mich dabei aber nie wirklich wohl gefühlt. Das hat vor allem an der Ernährung während des Rennens gelegen. Ich laufe gerne voll auf Anschlag und weit ins Kalorien-Defizit. Das funktioniert bei Wettkämpfen bis etwa 4 Stunden noch ganz gut. Danach ist aber Schluss. Dieses Jahr hat mein längstes Rennen wahrscheinlich 60km, was bei wenigen Höhenmetern noch so gerade in mein Muster passt. Außerdem haben „kurze“ Rennen den Vorteil, dass man sich nicht so lange erholen muss und insgesamt mehr Wettkämpfe einplanen kann. Da ich ein absoluter Wettkampf-Typ bin, passt mir das perfekt.

Hamburg Marathon, IATF, Wings for Life Run, Transvulcania – alles innerhalb vier Wochen. Du läufst im Jahr eine unvorstellbare Anzahl an Wettkämpfen. Wie halten du und dein Körper das eigentlich aus?

Man muss dazu sagen, dass ich den Hamburg Marathon bei etwa 90% und den WingsForLife ganz entspannt gelaufen bin. Nur Innsbruck und Transvulcania sind auf Anschlag. Außerdem trainiere ich zwischen diesen Wettkämpfen relativ wenig; etwa 20-60km pro Woche. Ich höre genau auf meinen Körper und bin mir auch nicht zu schade, einmal ein paar Tage nichts zu machen. Den ultimativen Schlüssel zum Erfolg sehe ich zudem in meinen regelmäßigen Besuchen beim Physio (ca. 1x pro Woche). So viele aufeinander folgende Wettkämpfe sind allerdings nur zu empfehlen, wenn man schon mehrere Jahre läuft, ein sehr gutes Gefühl für seinen Körper hat und zudem der Körper selbst über die Jahre hinweg eine Art Robustheit aufgebaut hat. Nicht umsonst sind viele der erfolgreichen Ultra-Trail Läufer 35+.

Hast du ein paar Trainings- und Materialtipps für unsere Leser?

Training:

Meiner Meinung nach muss der Spaß absolut im Vordergrund stehen. Insbesondere, wenn man wie ich eine ganz normale 40-Stunden Woche im Office hat. Ist man Hobbyläufer, sollte man sich eh nicht zu viel aus zu spezifischen Trainingseinheiten machen. Hat man aber konkrete Ziele und läuft vielleicht sogar auf Sieg, denke ich, dass regelmäßige Wettkämpfe bei 90-95% der persönlichen Leistungsgrenze absolut Sinn machen, da sie deutlich leichter umzusetzen sind, als ein sehr harter Trainingslauf. Man bekommt also viel Qualität für gefühlt viel weniger Aufwand! Aber auch das erfordert etwas Erfahrung. Man darf sich nicht übernehmen. Alternativ-Training wie Fahrrad, Yoga etc. spielt für mich nahezu keine Rolle, ist aber insbesondere Anfängern stark zu empfehlen, die dauernde Laufbelastung noch nicht gewohnt sind.

Material:

Ich habe das Glück, von einigen Marken ausgestattet zu werden. Seit 2 Jahren vertraue ich deshalb CamelBak im Bereich der Laufrucksäcke und bin absolut zufrieden. Ich trage immer die Race-Vest, in der ich einiges an Material verstaut kriege und die mich beim Laufen nicht stört (wichtigster Punkt). Bei den Schuhen vertraue ich seit diesem Jahr dem Supertrac RC von SCOTT. Ich war selber überrascht wie gut er sich auf allen Arten von Trails und sogar Straße verhält. Ich nutze ihn über nahezu alle Distanzen. Ergänzende, aber für mich persönlich sehr wichtige Produkte, sind die Stirnlampen von Lupine sowie meine Sportbrillen von SZIOLS. Qualität zahlt sich halt aus!

Moritz auf der Heide startet am Wochenende beim Transvulcania über den Vertical K (Donnerstag) und die Marathondistanz (45k, 1884hm). Er wird live vor Ort für uns berichten. Wir sind gespannt und drücken mächtig die Daumen!