Trailrunner im Interview: Thomas Bosnjak

Bosnjak Thomas © David Wallmann

Thomas Bosnjak ist einer der ganz Großen in der Österreichischen Trailrunningszene. Früher selbst sehr ambitionierter Trailrunner organisiert er zahlreiche Events in Österreich – unter anderem den Hochkönigman – und hat es geschafft als Gründer und Obmann der ATRA, TRailrunning in Österreich eine Verbandsstruktur zu geben. Christian Mayer traf ihn zum Interview:

Christian: Servus Thomas, vielen Dank, dass Du Dir für uns die Zeit nimmst, obwohl Du rund um die Uhr komplett ausgelastet bist. Natürlich wollen wir im späteren Verlauf über die neue Saison und anstehende Projekte sprechen, aber lass uns zunächst erst einmal in die Vergangenheit blicken. Du führst einen Sportshop, organisierst neben kleineren Events die großen Veranstaltungen Hochkönigman, KAT 100 und neu ab diesem Jahr die Kaiserkrone, bist Gründungsmitglied und Obmann der ATRA und bildest Trailrunning- Guides aus. Von den vielen kleineren Aufgaben und Funktionen, die nebenbei noch laufen, möchte ich an dieser Stelle noch nicht reden. Kommt ein Thomas Bosnjak überhaupt noch zum Laufen? Wann schläfst Du eigentlich?

Thomas: Hallo Christian, sehr gerne nehme ich mir die Zeit. Naja, ich sehe eigentlich fast nie, wo ich mitwirken darf. Nur ab und zu wird es mal zu viel, wenn man keine Geduld mit mir hat, oder manche Leute meine Leidenschaft bremsen dann hilft schon ein Läufchen und die Welt ist wieder Pink. Mit der Kaiserkrone, der Skyrunner Austria Series und mit einem weiteren neuen Event Nassfeld-Mountain-Skytrails am 25.09. und 26.09.2020 wird mir nicht langweilig. Zum Glück habe ich sehr viele kleine und auch große Helferlein. Seien es Tourismusverbände, Helfer vor Ort oder ASTA Mitglieder, wer Leidenschaft mitbringt ist bei uns sehr gut aufgehoben. Ich rede eigentlich nie um den heißen Brei rum und versuche einfach die Aufgaben zu erledigen, die zu machen sind. Ein Theoretiker war ich noch nie. Wenn am Ende etwas Gutes rauskommt ist es schön und wenn nicht, dann suche ich nach Lösungen. Schlafen, ist schon ein Luxus, da hast Du schon recht. Lieber weniger und dafür gut schlafen, was bedeutet, dass ich mit vollem Kopf nicht schlafen kann, dann muss alles raus und dann geht´s, kurz und gut.

Christian: Mit dem KAT 100 hast Du den einzigen 100 Meilen Lauf in Österreich geschaffen, der nicht nur von den Zahlen her beeindruckend und furchteinflößend ist, sondern auch vom Erlebnis für die Läufer absolut einzigartig. Wo liegt für Dich der Reiz dieser extremen Distanz, die natürlich von den Startern durchaus honoriert wird, von Dir aber einen organisatorisch extremen Mehraufwand im Gegensatz zu einem „normalen“ 50-, 60- oder 70- km Ultratrail einfordert?

Thomas: Ich bin schon mehrere 100 Meilen Rennen gelaufen und weiß genau was nach über 15h mit dir passiert. „Ein Marathon verändert Dein Leben, ein 100 Meilen Trail Deine Seele“. Ich sage bewusst Trail, denn nach einer Nacht irgendwo allein im Gelände, ist es anders als eine Nacht in Reichweite einer Türklingel. Ich hatte schon den Via Natura 100 Meilen Trail 2014/2015 organisiert, jedoch ohne viel Unterstützung. Damals haben wir zu zweit in 2 Tagen 165km und 7500hm+ Strecke markiert. Der KAT100 ist schon etwas ganz Besonderes, wobei furchteinflößend würde ich ein Erlebnis nicht nennen. Es gibt wenig Platz in Österreich, um einen echt guten 100 Meilen Trail zu machen. Die Strecke muss interessant sein und sollte auch zu bewältigen sein, also nicht zu technisch und das trifft auf den KAT100 ganz genau zu. Der Mehraufwand ist es auf jeden Fall wert, vor allem wenn man die Teilnehmer im Ziel sieht. Hier kann ich mich auf den Zieleinlauf von Tina Hitzenberger 2019 sehr gut erinnern. Tina wurde 2. Dame über die 100 Meilen und lief nach 42h die letzten 100m weinend vor Glück es geschafft zu haben ins Ziel. Da kam schon auch mir die eine Träne hoch. Das kann schon was!

Christian: Aufgrund meiner Platzierung bei der Tour de Tirol 2017 hatte ich die Ehre als einer von fünfzig Startern an der Kaiserkrone 2018 teilzunehmen. Ich war von dieser Strecke rund um den Wilden Kaiser damals schon absolut begeistert. Schade fand ich es allerdings, dass dieser Wettkampf nur einen kleinen Kreis vorenthalten wurde. Aufgrund des extrem langen und harten Winters musste die Kaiserkrone 2019 leider abgesagt werden. Dann erfolgte im Herbst der Paukenschlag – Thomas Bosnjak organisiert 2020 die Kaiserkrone mit einer Marathon- und Halbmarathondistanz und einem Skyrace. Wie kam es dazu?

Thomas: Ich kenne Martin Kaindl von der Tour de Tirol schon seit einigen Jahren. Damals bei der Entwicklung des Pölventrails hat er mich um einen Streckencheck gebeten. Zudem kennt man sich auch in der Sportszene. Als die Kaiserkrone von Martin durchgeführt wurde, fand ich es echt super und wollte eigentlich 2019 starten. Viele Veranstalter tragen ihren Teil zur Szene in Österreich bei und wenn ich auch selbst Veranstalter bin, muss ich in meiner Tätigkeit als Obmann der ASTA auf die gesamte Entwicklung von Skyrunning & Trailrunning in Österreich schauen. Martin hat mich schon Mitte des Jahres davon informiert, dass er die Kaiserkrone nicht mehr machen wird. So kam es dann auch, dass der Tourismusverband Scheffau nach Empfehlung von heimischen Läufern mit mir im August Kontakt aufnahm. Ich stellte einiges um und so starten wir von 26.06. auf 27.06.2020 vom Speed Trail, über den Skyrace bis hin zum Marathon Trail rund um den Wilden Kaiser mit dem Kaiserkrone Trail als ein weiteres Top Event von B-TRAIL.Events.

Chrisitian: Der Mozart 100 ist eine Station der Ultra-Trail World Tour. Mit dem Großglockner Ultratrail und dem KAT 100 gibt es unter anderen zwei technisch fordernde Formate in Österreich, die es mit vielen internationalen Rennen jederzeit aufnehmen können. Und trotzdem hat man das Gefühl, dass ein bisschen die internationale Anerkennung fehlt. Woran liegt das Deiner Meinung nach?

Thomas: Ich finde es eigentlich nicht. Einige Veranstaltungen haben so wie der Hochkönigman mehr als 35 Nationen zu Gast in Österreich. Also die Läufer werden schon aufmerksam auf das Herz Europas. Wir können schon glücklich sein, dass wir in einem Land wie Österreich eine sehr gute funktionierende Szene haben und müssen uns vor einem 80 Millionen Land wie Frankreich nicht verstecken. Selbstverständlich ist ein 8 Millionen Land auch für die Sportindustrie und die Medien weniger interessant als Frankreich, somit ist es für uns sicher viel schwerer Medien und Sportindustrie auf Österreich aufmerksam zu machen. Wir probieren hier auch sehr viel aus und gehen auf mögliche Partner zu, schauen es uns dann einige Zeit an, ob Leidenschaft ein Thema ist und wenn nicht dann starten wir eigene Projekte wie unseren YouTube Kanal B-Trail.TV der ab 2020 auch einen eigenen Sendeplatz mit 900.000 Haushalten bekommt. Es haben in Österreich einige Rennen sehr großes Potential, nun liegt es nur am jeweiligen Veranstalter ob er Umsatzorientiert denkt oder Leidenschaft einbringt.

Christian: Die Länder Österreich und Deutschland haben eine Handvoll guter Athleten, die regelmäßig auf den Ergebnislisten der großen Events zu finden sind. Und trotzdem sind es meistens Spanier, Katalanen oder auch Italiener, die diese Rennen oftmals mit großem Vorsprung gewinnen. Ist hier das natürliche Umfeld mit den besseren Trainingsmöglichkeiten ausschlaggebend, oder liegt es oftmals auch an der fehlenden Unterstützung durch nationale Verbände?

Thomas: Ich würde hier nicht sagen, dass es an der Unterstützung der Nationalen Verbände liegt. Die Ultraläufer im Straßenlauf haben es noch schwerer als wir. In Österreich sind wir mit der ASTA sehr gut aufgestellt. Wir haben ein Förderungsprogramm entwickelt, wie wir junge Athleten an die Weltspitze führen können. Dazu wird es demnächst auch ein Team für die Skyrunning Youth WM ab 15 Jahren geben. Zudem haben wir im Trailrunning durch die verschiedenen Streckenunterteilungen die Möglichkeit junge motivierte Athleten über Speed Trail, Marathon Trail bis hin zum Ultra Trail über sehr viele Jahre zu begleiten und zu Fördern. Diese Strukturen fehlen vielen der Top Trailrunning Nationen. Meistens junge gute Athleten werden hier von Sponsoren gefördert, ohne nachhaltige Herangehensweise und irgendwann hört man von denen nichts mehr. Was uns vor allem fehlt, ist die Unterstützung und Partnerschaft der Sportindustrie, dem eigentlichen Nutznießer für den wir als Verband und viele Veranstalter jetzt schon Verantwortung übernehmen. Die Verantwortung der Industrie für Sportler steht im Gegensatz zu Gier an Umsätzen. Da werden oft junge Sportler ihrer Gesundheit beraubt und auf Ultra Trails geschickt, machen ohne vernünftigen Aufbau in jungen Jahren ein sehr schnelles Wachstum in Intensität und Umfang. Wenn wir es hier schaffen auch die Industrie auf langfristige Projekte miteinbeziehen, dann sind Weltklasseathleten auch bei uns kein Problem. Die Industrie muss nur wollen!

Christian: Mit Deinen Events lässt Du tausende Trailrunnerherzen höher schlagen. Mit welchen Dingen oder welcher Geste bringt man Dein Herz dazu die Taktfrequenz zu erhöhen?

Thomas: Ehrlichkeit, Respekt, Geduld und Vertrauen, dann haben wir alle eine Menge Spaß!

Christian: Gibt es einen Event, den Du als Läufer unbedingt noch finishen möchtest?

Thomas: Eigentlich nicht. Ich bin in 35 Jahren sehr viele Veranstaltungen gelaufen und bin viel unter Leuten. Ich genieße es sehr, wenn ich allein unterwegs bin und dann beschäftige ich mich auch viel mit mir, das tut gut. Ich plane schon noch ein wenig, jedoch vernünftiger und ohne Druck. 2019 bin ich vielleicht 3 Rennen gelaufen und habe trotzdem wöchentlich 10h trainiert. Wenn´s passt dann passt´s. Dafür bekomme ich bei meinen Events sehr viel an Energie zurück.

Christian: In der Saison 2020 bist Du aufgrund der Organisation Deiner großen Events vermutlich nahezu ausgelastet. Auf welche Überraschungen dürfen wir uns in der Zukunft noch freuen? Gibt es bereits Pläne, die Du unseren Lesern schon verraten kannst?

Thomas: Naja ich würde meine Events nicht unbedingt groß nennen. Wir tun halt sehr viel für die Teilnehmer und vergessen mit einem eigenen Essensbereich auch die Helfer und sogar EXPO Aussteller nicht. Wir starten neben dem Hochkönigman Fanta5, jetzt auch das Projekt der 4 MusKATiere. Dabei suchen wir 4 Läufer die sich im Rahmen des KAT100 Meilen Rennens die Strecke auf 40-50km aufteilen und als Staffel versuchen müssen schneller zu sein als der Sieger der KAT100 Miles. Heuer wird es beim Hochkönigman am 05. Juni um 22:00 Uhr einen ganz besonderen Leckerbissen geben. Ich war vor mehr als 20 Jahren in der Musikbranche als DJ in vielen Clubs und Partys in Europa unterwegs und dazu werde ich eine kleine Old School Session mit echten Vinyls bieten. Mal sehen ob einem Minimal, Progressiv, Detroit und Chicago styl gefällt. Wir sind halt ein bisschen anders als andere Veranstalter. Der neue Event Nassfeld-Mountain-Skytrails ist ein echter Geheimtipp. Von Österreich aus geht es über alte Kriegspfade und kleine Tunnels mit einem Abstecher nach Italien und zurück zu Start/Ziel am Nassfeld auf 1500m. B-Trail.TV geht ab Mai 2020 auf Sendung! Wir haben eine Partnerschaft mit dem Sender Alpentour.tv und erreichen über A1/Magenta/YPC 900.000 Haushalte. Die Leute von Alpentour.tv sind für die Liveübertragung der Österreich Rundfahrt, de Ötztalers und mehrerer Top Radevents in Österreich verantwortlich. Durch den Sender bekommt Trailrunning & Skyrunning mit B-Trail.TV eine würdige Plattform und wir können damit einen großen Schritt in der Verbreitung von Trailrunning & Skyrunning machen. Einige Überraschungen haben wir uns vor allem für die Events aufgehoben und die könnt ihr dann bei uns in Echt erleben …weil nur erleben leben ist!

Christian: Nun wollen wir Dir aber nicht noch mehr wertvolle Zeit rauben! Danke das Du uns einen kleinen Einblick in die Welt des Thomas Bosnjak gewährt hast. Ich persönlich wünsche Dir viel Erfolg für Deine ganzen Vorhaben in diesem Jahr und ich freue mich bereits jetzt schon, Dich bei der Kaiserkrone 2020 wieder zu sehen!