UTMB Mont Blanc 2025 – Trotz anstehender WM ist die Weltelite am Start
Vom 26. August bis 1. September 2025 verwandelt sich das französische Chamonix erneut in das Mekka der internationalen Trailrunning-Szene. Über 10.000 Läuferinnen und Läufer aus aller Welt treten in der UTMB-Woche in verschiedenen Distanzen an – allen voran der legendäre UTMB (171 km), sowie die beiden hochkarätigen Formate CCC (100 km) und OCC (55 km). Die Startlisten lesen sich wie das „Who’s Who“ des Ultratrailsports – und auch aus deutscher Sicht verspricht das Event Spannung und Top-Leistungen.
UTMB (171 km / 10.000 hm) – Die große Runde
Am 29. August 2025 blickt die Trailrunning-Welt erneut gebannt nach Chamonix, wo sich beim UTMB Mont Blanc die absolute Weltelite auf der Königsdistanz über rund 171 Kilometer und 10.000 Höhenmeter misst. Die Startliste verspricht ein spektakuläres Rennen, gespickt mit früheren Siegern, Debütanten mit beeindruckendem Formindex und zahlreichen Teamduellen.
Männer: Ein breites Favoritenfeld
2025 gibt es keinen klaren Top-Favoriten – stattdessen ein halbes Dutzend Athleten, die an einem guten Tag das Zeug zum Sieg haben.
Die Top-Favoriten im Porträt
Jonathan Albon (GBR, The North Face)
Der vielseitige Brite dominiert Skyraces und technische Ultras bis 100 km. 2023 gewann er die CCC, 2024 u.a. den Ultra-Trail Snowdonia 100k. UTMB wird seine längste Distanz bisher – die große Frage: Kann er die 100 Meilen ebenso stark kontrollieren wie kürzere Formate?
François D’Haene (FRA)
Vierfacher UTMB-Sieger (2012*, 2014, 2017, 2021). Nach Verletzungspause meldete er sich 2024 mit einem Sieg bei der Tor des Géants zurück und setzte 2025 mit dem Nolans-14-Rekord ein Ausrufezeichen. Ist der 39-Jährige wieder bei 100 %? Wenn ja, bleibt er eine lebende Legende mit realistischen Siegchancen.
Tom Evans (GBR, adidas Terrex)
Bronze 2022, zweimal DNF seitdem. 2024 Podien bei Transvulcania und Lavaredo – Evans hat gezeigt, dass er wieder konkurrenzfähig ist. Doch bleibt die Frage: Kann er in Chamonix endlich seine UTMB-Geschichte krönen?
Hayden Hawks (USA, Hoka)
Blitzschnell und mit Podien bei der Western States (2. 2022, 3. 2024) bewährt. 2024 gewann er die CCC, musste 2025 aber eine Operation und längere Pause verkraften. Hat er genug Basis für die 100 Meilen?
Germain Grangier (FRA)
Mr. Odd Year: 9. Platz 2019, 5. Platz 2021, 3. Platz 2023 – 2025 wäre also rein statistisch der nächste Schritt fällig. Solide Leistungen bei Hardrock und MIUT untermauern: Grangier ist reif fürs Podium.
Ludovic Pommeret (FRA)
Mit 50 Jahren ein Phänomen. Zweimaliger Hardrock-Sieger (2024, 2025) und Dauergast in den UTMB-Top-5 (5. Platz 2023 & 2024). Ein Sieg wäre die Sensation schlechthin – aber eine Top-10-Platzierung ist fast schon sicher.
Frauen: Courtney Dauwalter – das Maß aller Dinge
Courtney Dauwalter (USA, Salomon) bleibt auch 2025 das Nonplusultra der Ultralaufszene. Die dreifache UTMB-Siegerin (2019, 2021, 2023) kehrt nach einem Jahr Pause zurück nach Chamonix – mit dem klaren Ziel, ihren Kursrekord zurückzuerobern, den 2024 Katie Schide unterbot. Nach einem beispiellosen 2023 (Western States, Hardrock, UTMB – alle gewonnen, zwei Rekorde) und einer Siegesserie 2024 (u. a. Transgrancanaria, Hardrock, Lavaredo) ist Dauwalter erneut das Maß aller Dinge. Doch: auch die Dominatorin ist nicht unverwundbar – und das Feld ist stärker denn je.
Die größten Herausforderinnen
Ruth Croft (NZL, adidas Terrex)
Platz 2 bei ihrem UTMB-Debüt 2024 – mit perfektem Pacing von hinten ins Feld gelaufen. 2025 kehrt sie mit noch mehr Erfahrung zurück und hat bereits Siege bei Tarawera 100k und Maxi-Race Annecy gefeiert. Die Neuseeländerin gilt als klügste Taktikerin im Feld.
Abby Hall (USA, adidas Terrex)
Ein Comeback wie aus dem Bilderbuch: Nach schwerer Verletzung gewann sie im Juni 2025 die Western States 100 in dominanter Manier. UTMB-Erfahrung bringt sie ebenfalls mit (u. a. 2. Platz CCC 2022). Sie reist als vielleicht größte „X-Faktor“-Athletin nach Chamonix.
Lin Chen (CHN, Nike Trail)
Letztes Jahr Vierte bei ihrem UTMB-Debüt, dazu Siege bei Canyons 100 Mile und dem Hong Kong 100k. International noch relativ neu, aber mit rasantem Aufstieg – wenn sie durchkommt, dann weit vorne.
Emily Hawgood (ZIM/USA, adidas Terrex)
Unglaublich konstant: seit 2021 jedes Jahr Top-10 bei Western States, beim UTMB bereits zweimal Sechste. Dazu 2. Platz CCC 2023. Sie kennt die Doppelbelastung Western States–UTMB wie kaum eine andere und ist jederzeit Podiumskandidatin.
Katharina Hartmuth (GER, Hoka)
Deutschlands große Hoffnung. Nach Platz 2 bei UTMB 2023 kämpfte sie mit Verletzungen, meldete sich aber mit Podien bei Hardrock und Siegen bei Tor des Géants eindrucksvoll zurück. Selbst angeschlagen ist sie gefährlich.
Camille Bruyas (FRA, Salomon)
2021 bereits UTMB-Zweite, seitdem eine feste Größe auf der Szene. Podien bei Hardrock, Diagonale des Fous und Siegen bei Les Templiers und Maxi-Race zeigen: Die Französin kennt große Bühnen – und liebt sie.
Prognose: Klare Favoritin bei den Damen – Männerrennen offen wie selten
Auch 2025 führt an Courtney Dauwalter kein Weg vorbei – zu dominant sind ihre letzten Jahre. Doch mit Croft, Hall, Hartmuth, Chen, Hawgood und Bruyas formiert sich ein Herausforderinnenfeld, das so stark und tief besetzt ist wie nie. Ohne Walmsley ist das Männer–Rennen komplett offen. Albon tritt in Neuland, D’Haene sucht sein Comeback, Evans will Erlösung, Hawks kämpft mit der Form, Grangier riecht seine Chance und Pommeret trotzt weiterhin dem Alter.
CCC 2025 – Der kleine Bruder mit großer Strahlkraft
Am 29. August 2025 fällt in Courmayeur der Startschuss für den CCC, der sich längst als eigenständiger Klassiker innerhalb der UTMB-Woche etabliert hat. Die rund 100 Kilometer lange Strecke über Champex nach Chamonix gilt als technisch fordernd, schnell – und ist traditionell das Sprungbrett für kommende UTMB-Champions.
Männer: Puppi gegen die Welt – und gegen die Uhr
Francesco Puppi (ITA, Hoka) geht als Top-Favorit ins Rennen. Mit einem satten Index von 914 (Peak 932) bringt er nicht nur die schnellste Zeit, sondern auch die stärkste Erfahrung im Mittel-Ultra-Bereich mit. Puppi ist bekannt für seine präzise Rennstrategie, sein Tempo auf flachen Abschnitten – und seinen Ehrgeiz. Ein Rekordlauf liegt im Bereich des Möglichen.
Doch er wird hart gefordert:
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Guangfu Meng (CHN, Hoka) und Andreas Reiterer (ITA, La Sportiva) bringen beide einen aktuellen Index von 901 mit – sie sind erfahrene Gegner auf alpinem Terrain und dürften Puppi bei jedem Fehler auf den Fersen sein.
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Andreu Simon Aymerich (ESP, Asics) und Hugo Deck (FRA, adidas Terrex) zählen ebenfalls zu den gefährlichen Außenseitern – beide mit früheren Peak-Indizes über 890.
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Die USA schicken mit Drew Holmen, Jeshurun Small, Eli Hemming und Anthony Costales eine starke Gruppe ins Rennen. Vor allem Hemming (Peak Index 920) hat das Potenzial für einen Explosivlauf, auch wenn seine aktuelle Form (857) leicht hinterherhinkt.
Die chinesische Delegation ist so präsent wie nie zuvor – mit fünf Läufern über Index 850, darunter Canhua Luo (Peak 889) und Huohua Zhang. Besonders bemerkenswert ist die Dichte ihrer Leistungen, was Teamtaktiken ermöglichen könnte.
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Tobias Geiser (ITA, Dynafit) und Davide Cheraz (ITA, New Balance) scheinen sich in der Form ihres Lebens zu befinden.
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Der Brite Luke Grenfell-Shaw (Peak 878) ist ebenfalls ein Kandidat für die Top 10, sollte er sein Potenzial abrufen können.
Deutscher Fokus
Janosch KOWALCZYK konnte beim CCC schon abliefern und ist in der Regel immer für einen Top 10 Platz gut. Seine Form ist 2025 nach langer Verletzung fraglich.
Patrick Ehrenthaler ist bekannt für seinen Fokus und seine akribische Vorbereitung. In den Top 10 sehen wir ihn beim CCC noch nicht – allerdings lassen wir uns sehr gerne überraschen.
Frauen: Kaspersen, Tarasova und McCann im Dreikampf
Ein enges Rennen kündigt sich bei den Frauen an, mit einem echten Dreikampf auf Augenhöhe:
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Yngvild Kaspersen (NOR, adidas Terrex) kommt mit einem aktuellen Index von 790 nach Chamonix. Die Norwegerin bringt alpine Erfahrung, explosive Bergauf-Stärke und ein taktisch kluges Renntempo mit.
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Anna Tarasova (ESP, Norda Trail Team), nur drei Punkte dahinter, ist eine der interessantesten neuen Namen in der Szene – konstant stark, mental robust und mit einem aggressiven Renntempo.
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Blandine L’Hirondel (FRA, Kiprun) – ehemalige Weltmeisterin – hat mit ihrem Peak-Index von 790 bewiesen, dass sie zu den besten Bergläuferinnen der Welt zählt. Sie kennt den Alpenraum wie ihre Westentasche und hat auf diesem Terrain bereits Siege gefeiert.
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Und dann ist da noch Toni McCann (RSA, adidas Terrex | Näak): Ihr beeindruckender Sieg 2024 macht sie zur eigentlichen Mitfavoritin, auch wenn ihr aktueller Index (783) etwas darunter liegt. Sollte sie ihr Momentum finden, ist sie für den Sieg absolut bereit.
Dahinter lauert ein starkes Mittelfeld mit:
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Fuzhao Xiang (CHN, Hoka) – Peak Index 802 – für viele ein Geheimtipp.
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Sunmaya Budha (NEP, Kailas Fuga) – eine der spannendsten jungen Bergläuferinnen Asiens.
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Caitlin Fielder (NZL) und Sylvia Nordskar (NOR) sind ebenfalls fähig, unter die Top 10 zu laufen, wenn sie ihr volles Potenzial abrufen.
Deutsche Hoffnung:
Lena Laukner (GER, The North Face) geht mit einem Index von 741 an den Start. Für das Podium wird es nicht reichen, aber eine Top-10-Platzierung ist im Bereich des Möglichen.
Prognose
Beim CCC 2025 treffen taktische Rafinesse, Tempohärte und Erfahrung aufeinander. Während Puppi bei den Männern der gejagte Mann sein wird, verspricht das Frauenrennen einen offenen, spannenden Dreikampf mit internationalen Akzentuierungen – von Norwegen über Spanien bis Südafrika.
Besonders interessant: Der zunehmende Einfluss der chinesischen und US-amerikanischen Athleten, die sich in Teams gegenseitig pushen könnten. Auch das Duell zwischen den Marken adidas Terrex, Hoka, Salomon und Asics verleiht dem Rennen zusätzliche Brisanz.
OCC 2025 – Das „Sprintformat“ mit Weltklassebesetzung
Mit 55 Kilometern und rund 3.500 Höhenmetern gilt der OCC als das „schnellste“ der großen UTMB-Rennen. Die technisch anspruchsvollen Trails und das hohe internationale Niveau machen den OCC zu einem taktisch komplexen Rennen, das längst auf Augenhöhe mit CCC und UTMB wahrgenommen wird.
Männer: Italienische Phalanx jagt den Sieg
Die Favoritenliste beim OCC 2025 liest sich wie das „Who’s Who“ des Skyrunnings – allen voran die extrem starke italienische Delegation:
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Nadir Maguet (ITA), mit einem sagenhaften Index von 922 (Peak 923), ist der Topfavorit. Der explosive Bergspezialist kennt die Alpentrails wie kaum ein anderer.
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Roberto Delorenzi (SUI), Index 918, steht ihm kaum nach und hat 2024 mehrfach gezeigt, dass er auf Topniveau mitrennen kann.
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Davide Magnini (ITA) und Cristian Minoggio (ITA) komplettieren eine italienische Übermacht, die das Rennen diktieren könnte – sowohl strategisch als auch läuferisch.
Dazu gesellt sich der stets spektakulär laufende Petter Engdahl (SWE, adidas Terrex). Als ehemaliger Sieger bringt er nicht nur Tempo, sondern auch taktische Klasse mit – sein Index von 910 täuscht über sein tatsächliches Potenzial nicht hinweg.
Weitere Podiumsanwärter:
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Antonio Martínez Pérez (ESP) – technisch stark, sehr konstant.
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Ezekiel Rutto (KEN) – könnte für eine der größten Trailrunning-Sensationen sorgen, wenn er seine Bergform abrufen kann.
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Rui Ueda (JPN) – unterschätzter Athlet mit Top-Ten-Potenzial.
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Kristian Jones (GBR, Hoka) – bekannt für seinen Mix aus Straßen- und Bergläufen, sehr gefährlich bei schnellem Streckenprofil.
Deutscher Fokus – Benedikt Hoffmann (GER):
Mit einem Index von 869 (Peak 871) zählt er zu den besten deutschen Trailrunnern auf dieser Distanz. Hoffmann kennt alpine Rennen aus dem Effeff, bringt viel internationale Erfahrung mit und könnte bei optimalem Rennverlauf in die Top 10 laufen. Ein Podium scheint angesichts der Weltklasse vor ihm unwahrscheinlich – aber ein Achtungserfolg ist absolut realistisch.
Hannes Namberger – Comeback auf ungewohnt kurzer Distanz
Die vielleicht größte Überraschung auf der OCC-Startliste 2025: Hannes Namberger (GER, Dynafit). Der sonst auf Langdistanzen (UTMB, Lavaredo, Eiger Ultra Trail) beheimatete Top-Athlet wagt sich erstmals auf die 55-km-Strecke im Rahmen des UTMB. (Update: Hannes hat seinen Start kurzfristig abgesagt)
Sven Koch – Aufstrebender Youngster mit Potenzial
Sven Koch (GER, adidas Terrex) ist einer der vielversprechendsten deutschen Nachwuchsläufer im Trailrunning und startet in Chamonix unter dem Banner von adidas Terrex – mit starkem Support im Rücken.
Frauen: Wyder, Chepngeno, Yao – wer hat das beste Finish?
Im Frauenrennen erwartet uns ein Duell der Superstars mit internationaler Streuung:
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Judith Wyder (SUI, Hoka/Red Bull) ist mit einem Index von 806 klar favorisiert. Die Schweizerin ist zurück in starker Form und kennt das Terrain um Chamonix bestens.
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Joyline Chepngeno (KEN) bringt mit 801 einen Weltklassewert – spannend wird sein, wie sie mit den technischen Downhills klarkommt.
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Miao Yao (CHN, Salomon) – bereits UTWT-Gewinnerin – ist immer für eine Tempoverschärfung gut und bringt mit 797 große Erfahrung mit.
Weitere Sieganwärterinnen:
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Rosa Lara Feliu (ESP), Sara Alonso (ESP) und Sophia Laukli (USA) – alle unter den Top 10 der Trail-Weltrangliste auf dieser Distanz.
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Maude Mathys (SUI) – wenn fit, eine absolute Topläuferin, allerdings mit gelegentlich verletzungsbedingten Ausfällen.
Deutsche Starterinnen im Fokus:
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Kim Schreiber (GER, adidas Terrex) – mit einem Index von 724 ist sie aktuell formstabil. Für eine Top-20-Platzierung braucht sie ein sehr sauberes Rennen ohne Einbruch im zweiten Abschnitt.
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Rosanna Buchauer (GER, Dynafit) – trotz eines Dämpfers beim Western States geht sie als Drittplatzierte des letztjährigen CCC ins Rennen. Sie zählt damit zu den stärksten deutschen Trail-Läuferinnen überhaupt und hat das Potenzial für die Top 10, sofern sie ihre Form vom Vorjahr abrufen kann.
Prognose
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Bei den Männern wird es auf einen harten Kampf zwischen Italien, der Schweiz und Skandinavien hinauslaufen. Maguet, Magnini und Delorenzi könnten das Rennen von vorne kontrollieren – doch Engdahl und Martínez sind nicht zu unterschätzen.
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Bei den Frauen führt kein Weg an Judith Wyder vorbei – doch Chepngeno und Yao könnten bei aggressiver Renngestaltung Druck aufbauen.
Fazit: UTMB 2025 – Bühne für Helden und Hoffnungsträger
Die UTMB-Woche 2025 verspricht drei hochkarätige Rennen mit weltweiter Besetzung. Während bei den Männern alles möglich scheint, dominiert bei den Frauen weiterhin Courtney Dauwalter – während Judith Wyder und Yngvild Kaspersen ihre Rennen anführen dürften. Wetter, Taktik und Form am Tag X werden entscheiden, ob neue Rekorde fallen oder Überraschungssieger gefeiert werden. Was feststeht: Die UTMB-Woche 2025 bietet größtmögliche Trailrunning-Qualität – und mit einer immer breiteren deutschen Beteiligung wächst die Hoffnung auf die nächste Generation starker Ergebnisse auf der ganz großen Bühne.
XC-RUN.DE wird die ganze Woche ausführlich berichten.