Endlich war es soweit, am 14.07 – 15.07.2017 fand der Nuts Pallas statt und unsere Abreise in den Nordwesten Finnlands stand kurz bevor. Das Abenteuer Trail Running in Lappland konnte beginnen um meinen gewonnenen Startplatz von Arberland-Ultra-Trail einzulösen. Wir machten uns zu dritt auf die Reise um bei diesem außergewöhnlichen Trail Running Event über 55 km mit 1642 Hm zu starten. Wir, das sind Maria Koller, Lukas Nägele und ich. Maria und Lukas, beide aktuelle Mitglieder der Deutschen Berglauf-Nationalmannschaft, zählen zum engeren Favoritenkreis. Für mich heiß es erstmal „gut“ durchkommen.
Der Nuts Pallas bietet noch zwei weitere Strecken mit 134 k / 4027 Hm und einen Skyrace mit 26k / 1238 Hm an
Auf uns würde eine traumhafte Strecke entlang der Hetta-Pallas-Wanderstrecke im Pallas-Yllästunturi Nationalpark mit Start in Pallas warten. Für die Anreise nach Levi in Lappland waren wir den ganzen Donnerstag unterwegs.
Entspannte Stimmung am Start
Am Freitag holten wir unsere Startnummern ab, wo zugleich auch unsere Pflichtausrüstung gecheckt wurde. Alles soweit ok. Wir sind gemeldet und gecheckt für den Start am Samstag 12 Uhr. Nachmittags machen wir noch ein lockeres Läufchen um einen der unzähligen finnischen Seen. Wir packen unsere Sachen für das Rennen und lassen den Tag bei einer finnischen Pizza ausklingen. Überraschenderweise kann ich die Nacht ganz anständig schlafen und fühle mich gut ausgeruht. Nach einem reichhaltigen Frühstück geht es ab zum Rennen. Am Start in Pallas herrscht eine entspannte und gelassene Stimmung. Keine Spur von Hektik. Startaufstellung, nochmal alle hinknien fürs Foto und dann geht es pünktlich um 12 Uhr auf die Strecke.
Zu Beginn gleich mal ein steiler und steiniger Anstieg von ca. 380 Hm. Ich denke mir, nix übertreiben, das dauert heute noch etwas bis zur Ziellinie.
Ab km 5 geht es erst mal kurz bergab und der Trail führt uns dann durch die finnischen Fjelle Richtung der ersten Verpflegungsstelle bei Kilometer 25. Dieser Abschnitt ist sehr technisch und hauptsächlich auf grobsteinigen Untergrund, so sind die ersten 25 km bereits recht fordernd und kein Laufschritt gleicht dem anderen.
Grenzenloser Blick über die nordische Tundra
Ankunft an der ersten Verpflegungsstation. Ohhh… Wasser, Iso-Getränke, Schoki und Kekse, das war’s. Kein Buffett alla U.TLW oder Arberland Ultra! Naja, Getränke auffüllen, noch ein paar Stücke Schoki, einen Keks und weiter geht’s. Ich fühle mich gut und versuche auf dem nun schlotterigen Untergrund zügig vorwärts zu kommen. Ich laufe über die baumlosen Fjällhöhen und habe dabei einen gigantischer, fast grenzenlosen Blick über die nordische Tundra. Echt der WAHNSINN!
Eigentlich musst du dich da hinhocken und einfach stundenlang diesen sagenhaften Ausblick genießen. Aber ich bin ja auch zum Laufen da, also weiter geht’s Richtung km 38 und dem letzten steilen Anstieg. Ich fühle mich noch ganz anständig und hänge mich für die 300 Hm an einen Finnen dran. Oben angekommen ein Griff zum Getränk, ohhh… fast nichts mehr zu trinken und noch ca. 7 km zur nächsten Verpflegung. Nicht gut! Nun bergab, der Trail verläuft erst auf einem breiten Steinweg, der dann in einen schmalen verblockten Wald-Trail übergeht. Langsam geht es bei mir nicht mehr ganz so locker vorwärts und ich sehne die nächste „Verpflegung“ herbei. Etwas „ausgetrocknet“ komme ich zur zweiten Verpflegungsstation. Erst mal einen großen Schluck, dann Getränke auffüllen, Schoki, Kekse und weiter geht’s. Bei der Menge an Mücken dort, habe ich beim Stehenbleiben auch keinen so richtigen Spaß. Noch ca. 10 km bis ins Ziel! Erst noch ein Stück durch den Wald, dann Forststraße. Nach ca. 5 km eine Abzweigung nach links und… oh nein, Straße! Shit! Körperlich bereits angeschlagen und nun auch mental etwas angefressen quäle ich mich die letzten 5 km auf Asphalt in Richtung des Zielortes Hetta. Meine Maggi-Tube ist leer und ich muss noch 4 oder 5 Läufer vorbeiziehen lassen. Doch dann ENDLICH, nach 56,56 km und 6:00:26 Stunden bin ich im Ziel!
Starke Leistung der Deutschen Starter
Hinter der Ziellinie warten schon Lukas und die ganze Familie Felgenhauer auf mich und freuen sich mit mir! Ich bin soooo froh endlich durch zu sein, aber auch ziemlich im Eimer. Endlich hinsetzen! YEEESS! GESCHAFFT! DER WAHNSINN! Was für ein Trail! Was für ein Erlebnis! Nun erreichten mich gute Nachrichten!
Lukas konnte in einer fantastischen Zeit von 4:28:43 den Lauf gewinnen und Maria belegte bei den Damen einen hervorragenden Platz 2 hinter Maija Oravamäki. GLÜCKWUNSCH! ÜBERRAGEND! Den Lauf über 134 k gewann der Spanier Hamla Villar Lazoar mit einer Zeit von 15:30:05 h in überlegener Manier. Der Sieg bei den Damen ging an Jaana Hylkinen mit einer Zeit von 22:43:39 h. Die Sieger über 30 k waren Florian Howald in 2:20:33 h und Ornella Poltera mit einer Zeit von 3:03:32 h.
Für mich stand letztendlich Platz 23 und der 2te Platz in der AK auf der Ergebnisliste. Passt!
Nun wieder daheim angekommen, bleiben viele schöne Erinnerungen an einen Trail Run der seinen Namen mehr als verdient hat, eine atemberaubende Landschaft, viele tolle Läufer, nette Menschen und eine Abenteuer-Laufreise mit Freunden, in das Land, wo die Sonne im Sommer niemals untergeht.
Text: Thomas Hagengruber, Team Arbersewenth