Transalpine Run 2016: Lauftagebuch Etappe 7 - xc-run.de Trailrunning

Transalpine Run 2016: Lauftagebuch Etappe 7

Transalpine Run 2016 Etappe 7 © Marco Felgenhauer

Die letzte Etappe des Transalpine-Run verspricht nochmals Trails und Höhenwege der Extraklasse. Nach einem 15 km langen Anstieg von Sarnthein wird eine Höhe von 2000 m erreicht und für die folgenden 15 km nicht mehr unterschritten. Vis a vis zu den Dolomitengipfeln der Langkofel- und Sellagruppe folgt darauf der letzten Downhill des TAR 2016 ins Ziel nach Brixen.

Etappe 7: Sarnthein – Brixen

De Gwoid ausm Woid – Sieg auf der finalen Etappe

Das Starterfeld vor der letzten Etappe des Transalpine Run ist eigentlich unbeschreiblich. Es gleicht mehr einem Lazarett als einer Laufveranstaltung: Überall offene, zerschundene Füße und Beine, humpelnde Menschen und stöhnende, ächzende Läufer. Uns geht es dank der heilenden Hände von Michael Franz überraschend gut. Klar sind die Beine etwas schwer, aber prinzipiell fühlen wir uns gut und den Umständen entsprechend frisch. Michael ruft uns kurz vor dem Startschuss noch ein „Achtung Singletrail“ zu, was bedeutet, dass es sich sofort staut, befindet man sich nicht an der Spitze des Feldes. So heißt es für uns wieder einmal los spurten nach dem  Start, rein in den Trail und Vollgas die erste Rampe hoch zum Schloss Reinegg. Wir finden unseren Rhythmus, halten das Tempo hoch und laufen als erstes Mixed-Team zur VP1 und VP2 – immer dicht gefolgt von den beiden Führenden in der Gesamtwertung Melanie Albrecht und Timo Zeiler. Es läuft noch einmal richtig rund heute und wir haben vor, alles raus zu hauen und auf Sieg zu laufen. Unbeschreiblich bei der heutigen Etappe ist der Übergang über das Latzfonser Kreuz. Das Streckenmarkierungsteam um Carsten und Philipp jubeln uns zu und feuern uns frenetisch an. Was dann folgt ist das absolute Hochgefühl: Im leicht fallenden Gelände geht es auf wunderschönen Singletrails durch die atemberaubende Südtiroler Bergwelt – immer die Drei Zinnen vor Augen. Es ist ein Gefühl das sich ganz schwer beschreiben lässt: Ich schwebe förmlich über die Pfade vor mir, spüre keine Müdigkeit und bin eins mit der Natur, der Kopf völlig frei und ich denke an gar nichts, weder an unsere Verfolger, noch an die anstrengende Strecke, die vor uns liegt. Ich weiß nicht wie lange ich so dahinlaufe, aber plötzlich fällt mir wieder ein, dass ich ja Tina dabei habe. Ich bleibe stehen, blicke zurück, doch sie kommt nicht – oh je, jetzt ist etwas passiert schießt es mir sofort durch den Kopf. Wenig später biegt sie etwas angeknockt um die Ecke: Gestürzt, Stöcke verloren, Hüfte geprellt. Doch diese Frau ist hart im Nehmen: Kein Jammern, kein lamentieren – weiter geht es den letzten Anstieg hoch zum Königsanger (2436m) und hinein in den letzten Downhill. Hier hatte sich der Veranstalter etwas ganz fieses ausgedacht: 2000 Höhenmeter auf sieben Kilometer hinunter nach Brixen. Alle Starter die nach inzwischen 243 Kilometern Probleme mit den Knien oder den Oberschenkeln haben müssen hier nochmal gewaltig leiden. Mir geht es in diesem Jahr nach wie vor ungeheuer gut: Keine Blasen, keine Schmerzen und die leichte Sehnenentzündung im Schienbein, die mich gestern Nachmittag noch geplagt hatte, ist über Nacht quasi von selbst verschwunden. So genieße ich auch diesen letzten Streckenabschnitt und versuche Tina immer wieder anzutreiben, da unsere Verfolger nur wenige Sekunden hinter uns liegen. Vier Kilometer vor dem Ziel läuft Timo Zeiler auf uns auf mit dem Vorschlag doch gemeinsam ins Ziel zu laufen. Wir hatten sieben Tage um jede Minute gekämpft, alles gegeben und keine Chance mehr dieses Team in der Gesamtwertung zu schlagen. Also hielten wir es für eine gute Idee, was sich nun im Nachhinein leider als Fehler erwies: Zum einen wurden wir 50m vor dem Ziel vom Veranstalter gestoppt um das Siegerteam für die Zielfotos alleine ins Ziel laufen zu lassen, was uns den ersehnten Zieleinlauf in Brixen nach 250 Kilometer und 15000 Höhenmeter doch etwas vermieste, zum anderen nahmen wir die letzten Kilometer doch etwas an Tempo heraus, was uns in der Nachbetrachtung (nur zwei Minuten Rückstand) den zweiten Platz in der Gesamtwertung gekostet haben könnte. Naja, Schuld waren wir selbst und zwei Stunden, drei Pizzen und einige Kugeln Eis später sind wir unheimlich stolz auf unsere Leistung und freuen uns wahnsinnig über den heutigen geteilten Etappensieg und den dritten Platz in der Gesamtwertung.

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