Was für ein emotionales Finale in der Südtiroler Vorzeige-Stadt Brixen. Der herrliche Domplatz war von Fans, Touristen und Familienangehörigen gefüllt, die bei sommerlichen Temperaturen für einen lautstarken Empfang sorgten. „Hier nach 260 Kilometern und sieben Tagen ins Ziel zu laufen ist etwasganz Besonderes. Einen emotionaleren Zieleinlauf gibt es wohl nicht“, zeigte sich Gesamtsieger Markus Mingo (Team XC-RUN.de) sichtlich beeindruckt. Es war die Zeit für große Emotionen und der Freudentränen: Zusammen saßen die Athleten im Brunnen auf dem Domplatz und kühlten ihre überhitzten Füße, nachdem sie sich sieben Tage lang auf sportlich höchstem Niveau auseinandergesetzt, bis zur Erschöpfung und darüber hinaus gefightet hatten.
Markus Mingo aus Bad Kötzting und Hannes Namberger aus Ruhpolding gewannen in beeindruckender Weise dieses legendäre Teamrennen, das zugleich als eines der härtesten Etappenrennen der Welt gilt. Sie schnappten sich am ersten Tag das Leaderjersey und gaben es bis zum Ende nicht mehr ab. Zu Buche steht eine beeindruckende Bilanz, bestehend aus zwei Etappensiegen und fünf zweiten Plätzen.
Wenige Minuten nach dem Zieleinlauf am Samstag in Brixen haben wir die Beiden getrennt voneinander befragt:
Hannes, wie geht es dir nach deinem Sieg beim TAR?
Hannes:
Bis jetzt eigentlich sehr gut, die Knie sind momentan noch etwas lädiert aber das gehört nun mal dazu. Ich versuche eher noch die ganzen Eindrücke zu verarbeiten, denn was in der letzten Woche alles passiert ist, ist echt der Wahnsinn.
Der TAR ist ja untypisch für Ausdauersportarten ein Team Wettbewerb. Wie empfandest du das Laufen mit deinem Teampartner Markus?
Hannes:
Markus seine Stärken liegen vor allem in den technischen Downhills sowie in steilen Anstiegen, hier gab er meist immer das Tempo vor. In den flacheren Passagen versuchte ich ihn ein wenig zu „ziehen“. Falls einer von uns mal eine kleine Schwäche zeigte, hatte der Stärkere die Aufgabe den anderen zu pushen ohne in dabei zu überfordern. So konnten wir beide unsere jeweiligen Stärken wirklich perfekt miteinander vereinigen. So war es für mich jeden Tag ein sehr harmonisches Laufen das uns am Ende zum Erfolg gebracht hat.
Wie beurteilst du das Rennen aus sportlicher Sicht?
Hannes:
Für mich ist der TAR ein Prestige Rennen, den schon viele große Namen der Trailrunning Szene gewonnen haben. Da dieses Jahr neben einem englischen und französischen Profiteam auch viele gute Athleten wie Hallmann, Naegele, Farbmacher, die Baur-Brüder oder Auf der Heide am Start waren und wir uns gegen all diese Namen durchsetzen konnten, hat er für mich schon einen großen sportlichen Wert. Zudem muss jedes Team über sieben Tage Höchstleistungen bringen und erst auf der letzten Etappe wird abgerechnet. Auf unseren Sieg beim TAR bin ich wirklich sehr stolz, da er sehr, sehr hart erkämpft wurde.
Was bedeutet euch der Sieg beim TAR?
Markus:
Für mich hat dieser Sieg hier eine ganz besondere Bedeutung – ich sehe es fast als sportliches Lebenswerk. Als ich mit dem Trailrunning anfing hing immer der Mythos des TAR über mir und ich wollte bei diesem Rennen einfach mal dabei sein und gesund finishen. Die Teams, die ganz oben auf dem Treppchen standen waren für mich die großen Vorbilder und in unerreichbarer Ferne. Um beim TAR zu gewinnen spielen so viele Faktoren eine Rolle: Man muss in jedem erdenklichen Gelände laufen können, man muss über sieben Tage eine konstante Leistung bringen, auf die richtige Regeneration und Ernährung achten und mental sehr stark sein. Dazu kommen noch Kompetenzen wie Teamfähigkeit sowie planerisches und strategisches Geschick. Beim TAR gewinnt nicht unbedingt der beste Läufer – hier ist es oft auch entscheidend ein zäher, sturer (Gams-)bock zu sein 🙂
Werdet ihr erneut beim TAR starten?
Markus:
Im Moment würde ich sagen „nein“. Mehr als dieses Jahr geht nicht und es gibt mittlerweile so viele interessante Rennen, die ich mir auch gerne mal ansehen würde. Aber man soll ja niemals nie sagen und falls meine Frau mal im Mixed-Team starten möchte, werden wir wohl als „Team Mingo“ mitmischen 🙂
Stand der Erfolg mal auf der Kippe?
Markus:
Es war heuer wirklich knapp: Nach einer verletzungsfreien Saison plagte mich genau zwei Wochen vor dem Start eine entzündete Sehne (wohl ausgelöst durch zu enge Socken) und der Fuß war mächtig geschwollen. Im Nachhinein würde ich sagen das war sogar der Schlüssel zum Erfolg: Zum ersten Mal seit Monaten habe ich tagelang komplett pausiert, mich gepflegt, viel gedehnt, gesund ernährt und mit Michael Franz und Christoph Renz zwei Physiotherapeuten an meiner Seite, die den Urlaub verkürzt und sogar Nacht- und Sonntagsschichten für mich eingelegt haben. Zwei Tage vor dem Start war die Sehne heil und ich erholt wie seit langem nicht. Da wollte ich einfach nur noch laufen, laufen, laufen…
Was habt ihr die sieben Tage voneinander gelernt?
Markus:
Hannes ist ein Profi durch und durch und achtet auf wahnsinnig viele kleine Details, die aber am Ende rennentscheidend sein können. Das ging von Ernährung über den effizientesten Stockeinsatz bis zum Schnürsenkel binden. Ich hätte mir nicht vorstellen können auf diesem Niveau noch so viel dazulernen zu können…