Zwischen Wandern, Speekhiking und Trailrun verortet Vivobarefoot seinen vielseitigen Primus Trail Flow Mid und bekommt damit viel positive Resonanz. Wir haben den Schuh bei Wind und Wetter getestet.

Im eher begrenzten Barfußschuhsegment schafft es Vivobarefoot, Schuhe mit sehr unterschiedlichen Charakteren zu entwickeln. Ein neuer Vertreter davon ist der Primus Trail Flow Mid, der trotz seiner Vielseitigkeit einen klaren Fokus hat und damit stark aufspielt – allerdings nicht primär als Laufschuh.

Erster Eindruck

Dass der Primus Trail Flow Mid kein klassischer Laufschuh ist, sondern ein Hybrid für Abenteuer im Gelände, merkt man sofort. Im Gegensatz zu seinen flachen Verwandten wie dem Primus Trail FG 3.5 (hier der Test) reicht der Schuh über die Knöchel, bringt eine deutlich robustere, an Wanderstiefeln orientierte Schnürung mit und wirkt fast wie zwei Schuhe in einem. Und troztdem ist der Schuh ein wunderbares Leichtgewicht.

Der untere Teil ist wasserdicht und widerstandsfähig. Der obere Teil schmiegt sich sockenartig an den Fuß. Wie bei allen Vivobarefoot-Schuhen liegt der Fuß extrem nah am Boden. Er kommt gänzlich ohne Innensohle aus, während die äußere Sohle nur rund 2mm dünn ist und über starke Stollen verfügt. Das Gefühl für den Boden ist entsprechend klar und direkt. Die unterschiedlichen Sohlenbereiche variieren an genau den richtigen Stellen in der Härte der Gummimischung, so dass die ersten langsamen und schnellen Schritte vor allem auf natürlichem Boden eine helle Freude sind.

Laufeigenschaften

Auf Asphalt funktioniert der Schuh, wenn man sauber über der Vorfuß läuft. Wirklich Spaß macht er aber erst in der Natur, denn die minimalistische Sohlenstruktur ohne Sprengung und vor allem ohne Dämpfung unterstützt weder das Abrollen, noch dämpft sie den Aufprall. Stattdessen werden das natürliche Laufgefühl und die Laufbewegung gefördert, denn ohne die geht mit diesem Schuh auf Dauer nichts. Belohnt wird man mit hoher Bodensensibilität, die bei langsamem Tempo den Fuß fast schon massiert, bei höherem Tempo mit starkem Grip auch auf nassem Untergrund überzeugt.

Deutlich bewusst wird einem die Barfußkonstruktion auch dann, wenn plötzlich ein kleiner fieser Stein in den Fuß drückt, oder doch unachtsam auf der Ferse gelandet wird. Aber das passiert einem immer seltener – der Körper justiert sich schnell. Ebenso schnell merkt man im technischeren Terrain aber auch, dass der Fuß nicht durch eine starke Seitenkonstruktion gestützt und geführt wird, sondern breit und natürlich im Fußbett liegt. Das kann vor allem bei unerfahreneren Läuferinnen und Läufer ein Gefühl von Unsicherheit verursachen. Eine engere Schnürung wirkt dem zwar etwas entgegen, führt dann aber schnell zu Druckstellen am Fuß. Der sehr leichte Schutz ist vor allem im Zehenbereich verortet und macht nach vorne einen ausreichend guten Job.

Sehr angenehm ist der wasserdichte untere Teil des Schuhs. Auch im nassen Gras bleibt der Fuß trocken. Anders sieht es bei starkem Regen aus, wenn das Wasser am Bein in den Schuh läuft, da der gestrickte Kragen zwar sehr angenehm um den Knöchel liegt, aber auch Wasser in den Schuh lässt, wo es durch das wasserdichte, untere Material nicht mehr austritt.

Zielgruppe und Einsatzbereich

Barfußenthusiasten muss man von diesem Schuh nicht erst überzeugen – das ist ein Selbstläufer. Hier stimmt so einiges: Grip, natürliches Laufgefühl, oder auch die Wasserdichtheit bei trotzdem hoher Atmungsaktivität.

Spannender wird es beim Einsatzbereich, denn da sollte man sich im Dreiklang Wandern, Speekhiking und Trailrun nicht von den Außenposten leiten lassen. Weder technische, noch sonderlich lange Läufe sind das Habitat des Schuhs. Da empfehlen sich Schuhe mit mehr Führung oder mehr Dämpfung. Auch bei Wanderungen mit viel Gewicht ist die Orientierung an mehr Dämpfung sinnvoll. Dazwischen liegt der eigentliche Einsatzbereich des Schuhs: Speedhiking. Wenig Gewicht, höheres Tempo, unterschiedliches Terrain – hier wird der Primus Trail Flow Mid zum Volltreffer für alle, die sich an Barfußschuhe heranwagen.

XC-RUN.de Einschätzung

Ein starker Schuh mit einem klaren Profil – Speedhiking – der aber auch in benachbarten Einsatzgebieten zurechtkommt. Dass der Schuh auch im Alltagseinsatz eine gute Figur macht und ziemlich langlebig ist, spricht zusätzlich für ihn.

Als Bonbon sei auf die Nachhaltigkeitsstrategie von Vivobarefoot hingewiesen, die voll überzeugt und zusätzlich einen 100-tätigen Test ermöglicht: „Wenn du deine Meinung innerhalb dieses Zeitraums ändern solltest, kannst du deine Schuhe für eine vollständige Rückerstattung ohne Probleme zurückgeben.“

Weitere Informationen

Übersicht der Trailschuhe 2025

Zur Klassifizierung

Trailschuh-ABC (Glossar)

Testergebnis

Verarbeitung	12 von 15
Schnürung	11 von 15
Protektion	7 von 15
Grip	12 von 15
Lauffreude	11 von 15
Fersenhalt	12 von 15
Gesamtnote
Ein starker Schuh mit klaren Profil – Speedhiking – der aber auch in benachbarten Einsatzgebieten wie Trailrun und Wandern zurechtkommt. Dass er auch im Alltagseinsatz eine gute Figur macht und ziemlich langlebig ist, spricht ebenfalls für ihn.