Chiemgau Trail Run 2019 – Saisonstart mit Hindernissen

© @chiemgau Trail run

Am vergangenen Wochenende standen zwei unserer GORE WEAR xc-run.de Trailrunning Team Läufer beim Chiemgau Trail Run am Start, Eric und Martin wollten es über die 42 km und 21 km wissen! Beide waren von der ersten Austragung des CTR noch ganz begeistert und voller Tatendrang. Für Martin war es nach dem IATR der zweite Wettkampf, aber leider kam er dieses mal nicht bis ins Ziel! Wir wünschen ihm gute Besserung! Auch Eric lief nicht das Rennen seines Lebens, aber lest selbst, von seinem Saisonstart mit Hindernissen!

Endlich Wettkampfluft

Endlich, schon Ende April, ja aber zu allerspätestens am 1. Mai kam so langsam aber sicher die Aufregung in mir hoch. Solch Aufregung, die jede Läuferin und jeder Läufer nach einem langen, sogar „Jahrhundertwinter“ in sich verspürt, bevor die „Wettkampfsaison“ endlich losgeht.  Es ist das berühmte Gefühl: Hund an der Leine, zerrt, bellt, springt und reißt sich schließlich von der Leine seines Besitzers los um den Feldhasen zu jagen; im Sprint zu jagen, um kurze Zeit später zu bemerken, dass das Tempo wohl zu hoch war.  Für mich sollten es die 42km werden, wie schon bei der Premiere im letztem Jahr.  Der Marathon beinhaltet ursprünglich in der Originalstrecke zwei Gipfel mit der Hochplatte (1.586 m) und dem Hochgern (1.748 m) . Jedoch ließ mich die Wettervorhersage erahnen: Schneefall ab 400 m Höhe am Wochenende davor, so dass es sehr wahrscheinlich auf eine Alternativroute gehen wird. Am 5. Mai gaben die Veranstalter dann auch bekannt, was viele sicher ahnten, dass es zur Alternativroute kommen wird.  So stehen nun geschätzte 150 – 200Läufer und Läuferinnen inklusive mir um 09:00 Uhr in Marquartstein am Start der 42 km .  Das Wetter spielt (noch) mit. Etwas windig, leicht kühl – perfekte Bedingungen zum Laufen. Die Stimmung ist ausgelassen, ganz vorn reiht sich eine wilde Horde athletischer Männern und Frauen ein, die es offenbar wissen wollen. Der Moderator zählt die Sekunden, wir starten unsere GPS-Uhren, und schon geht es los. 

Rennstart

Gleich zu Beginn schlug ich ein sehr hohes Tempo ein, ich fühlte mich einfach gut, es sollte mein erster Wettkampf 2019 sein und ich brauchte eine Bestandsaufnahme. Zu meinem Teamkollegen Christian Mayer meinte ich unter Woche – angesprochen auf Ziel und Renntaktik – dass ich die „Jim-Walmsley–Taktik“ versuchen werden. Das Höhenprofil kam mir nach der Änderung nicht mehr zugute, ich wusste nun, dass es extrem schnell werden wird. Jim Walmsley, einem absoluten Ausnahme-Ultraläufer aus den USA, wird nachgesagt, dass er ein Rennen immer „Vollgas“ angeht, mit der Option einzubrechen oder einen grandiosen Sieg einzufahren.  Die erste Verpflegungsstelle ließ ich aus, da sie schon nach 6 km kam – die Flasks würde ich zur Halbzeit, bei VP2, auffüllen. Bis km 12 konnte ich das Feld anführen, ehe ich den späteren Sieger, und an dem Tag starken Sebastian Kraus – der die Anstiege extrem stark gelaufen ist, – ziehen lassen musste. Den Start– und Zielbereich durchläuft man ein zweites Mal bei fast genau der Hälfte der Distanz. Wirklich sehr motivierend wirkten die anfeuernden Zuschauer und der Moderator, der mir zu verstehen gab, dass der Führende noch keinen allzu großen Vorsprung hat.

Neue Kraft zur Halbzeit 

Den Boxenstopp hielt ich kurz, schnell etwas getrunken, eine weitere Flask aufgefüllt und weiter ging es. Dass ich Sebastian Kraus noch würde einholen können, legte ich aber sehr schnell ad acta. Die erste Hälfte des Rennens, mit dem sehr schnellen Profil, hat bei mir doch einiges an Körnern gekostet, dass merke ich vor allem bergauf, sodass der Drittplatzierte – Samuel Grill – langsam an Boden gut machte und wir uns mehrere Platzierungswechsel lieferten.  So ging ich nach erneut sehr kurzem Stopp an der VP3 bei km 32 erneut als Zweitplatzierter auf die Strecke, was jedoch nicht sehr lange währte. Samuel Grill strotzte nur so von Angriffslust und Entschlossenheit, sodass er mich einige Zeit später hinter sich ließ. Später im Ziel meinte er nur zu nur: „Bei dem Tempo, dass ihr eingeschlagen habt, war mir klar dass ihr das nicht durchhalten könnt!“ Gemeint waren Sebastian Kraus und Ich – und in meinem Fall hatte er nicht ganz unrecht.

Auf dem Irrweg

Was nun folgte, hätte ich mir nicht erträumen lassen. Beim letzten harten Anstieg fehlte mir mittlerweile so dermaßen die Abdruckkraft in den Beinen, dass mich der sympathische Dominik Meier einholte. Ich wusste aber um meine Stärke beim Downhill und auch auf flacher Strecke fühlte ich mich heute Stark und würde die letzten Reserven aus mir holen können, um noch hart um den dritten Platz zu fighten. Doch was war passiert? Mittlerweile waren die Läuferinnen und Läufer der Halbmarathondistanz mit auf der Strecke.  Bei einem Abzweig nach ca. 35 km, den wir Marathonis bereits einmal gelaufen sind, musste ich nun überlegen – die Halbmarathonläufer sind alle schnurstracks geradeaus gelaufen. Der blaue Marathonpfeil zeigte allerdings scharf links, auf einen kleinen Wald– und Wiesentrail, den ich bereits schon kannte. Ich bleib ein paar Sekunden stehen – vielleicht ist ja ein Marathonläufer auf der Strecke der mit helfen kann, dem war jedoch nicht so. Die GPS-Datei des Veranstalters hatte ich ebenfalls nicht auf der Uhr, da ich kein Fan davon bin. jedoch muss ich mir eingestehen, dass es in diesem Fall sinnvoll gewesen wäre.  Also entschied ich mich blitzschnell für den „falschen Weg“. Relativ schnell merkte ich, dass hier etwas faul sein musste. So weit konnte Dominik noch gar nicht entfernt sein, bei dem Tempo was ich Bergab jetzt ging. Nach etwas mehr als 40 km hatte ich dann Gewissheit: Ich war erneut an der 3. Verpflegungsstelle. ‚Eric, du Depp!‘ dachte ich nur. Freundlich fragte ich noch bei den netten Helferinnen und Helfern nach, ob es denn normal sei, dass ich erneut an VP3 vorbeilaufen müsse. Die Antwort war nicht nach meinem Geschmack 😉 . Auf die Frage welche Möglichkeit ich noch hätte um gewertet zu werden hieß es von einem Bergwachtler: „Da rauf, dass sind aber zusätzlich nochmal 10 km und 500 hm“. Jetzt stand für mich – wie aus der Pistole geschossen, ohne groß zu überlegen – fest,: „Okay, nehmt mich bitte raus!“ 

Versöhnliches Ende

Nach einem netten Ratsch mit den Menschen an der Verpflegungsstation und einem Spezi sollte es dann zurück zum Start gehen. Vielen Dank an die liebe Frau, die mir sofort angeboten hat, mich mit ihrem PKW mitzunehmen. Kurz war ich enttäuscht, jedoch rief ich mir ins Gedächtnis, warum wir diesen Sport so lieben: Ein Tag mit lauter Gleichgesinnten, Freunden, viel Zeit in der Natur und das Gefühl seinen Körper richtig verausgabt zu haben; all das hatte ich heute. Mein Kumpel György beispielsweise, der extra aus München kam um mich im Ziel zu empfangen. Eine Freundin, Elisabeth Fischer, die den Sprung von der Straße auf den Trail gewagt hat und vom „Virus“ infiziert ist. Und natürlich mein GoreWear xc-run.de Teamkollege Martin Pfeffer, der auf der Halbmarathonstrecke unterwegs war. Trotz mittlerweile schlechten Wetters, die Wetterprognose hielt der Prognose stand und gegen 14 Uhr zum Start der 8 km Distanz fing es, wie angekündigt an, zu regnen, war reges treiben am Marktplatz in Marquartstein.

Fazit

Martin Pfeffer nach seinem Sturz © GORE Wear xc-run.de Trailrunning Team

Mein Start sollte anders verlaufen. Dennoch lasse ich den Kopf nicht hängen und denke an Christian Mayer und mein großes Finale, den Trans-Alpine-Run. Der 2. Chiemgau-Trail-Run ist eine wirklich gute, familiäre Veranstaltung die sich einen Platz im Rennkalender etablieren wird. Die knapp 800 Anmeldungen zur 2. Auflage und die Erweiterung einer Ultradistanz mit 60km sprechen für sich. Food trucks, ein kostenloses Live Konzert auf dem Marktplatz zeigt, es ist nicht nur eine Veranstaltung für uns Läufer und Läuferinnen, sondern für die Allgemeinheit. Was mein verlaufen betrifft muss ich selbstkritisch zugeben, mich damit zu befassen einen GPS track auf meine Garmin zu laden. An sehr kritischen Stellen könnte der Veranstalter eventuell noch ein klein wenig nachbessern, um verlaufen zu vermeiden. Klar, wir Trailrunner wollen größtmöglich selbstbestimmt und autark unterwegs sein. Und auch für menschliche Streckenposten benötigt man viele freiwillige Hände, aber der ein oder andere Streckenposten an markanten Stellen wäre wünschenswert. Meinen Teamkollegen Martin Pfeffer erwischte es allerdings noch schlechter. Er lief die 21 Kilometer und lag schon von Anfang an in der Spitzengruppe. Bei Kilometer 7 aber entschied er sich die Bodenbeschaffenheit näher zu betrachten. Das endete für ihn bei der Bergwacht – Rippenprellung und ein offenes Knie! Ich wünsche ihm ganz schnelle Besserung und hoffe er kann nächste Woche am Kaitersbergtrail am Start stehen! Halt die Ohren steif Martin!