Montafon Totale Trail 2019: Vorsicht Suchtgefahr

Montanan Total Trail 2019

Bereits zum vierten Mal fand der Montafon Totale Trail im österreichischen Bundesland Vorarlberg statt. Schruns ist ein kleines idyllisches Alpendorf mit ca. 3800 Einwohnern im Bezirk Bludenz gelegen. Der majestätische Piz Buin, gleichzeitig der höchste Berg desVoralbergs mit 3.312 m thront an der schweizerischen Grenze und lässt jegliche Herzen „bergbegeisterter“ Menschen nur beim Hören schon höher schlagen. Der Lauf verspricht allein schon von den Fakten, dass es hier zur Sache geht. 47 km und 4.200 Hm der Ultra und 33 km und 3.300 Hm des Trails. Zahlen, die man sich auf der Zunge zergehen lassen muss. Hundert Höhenmeter pro Kilometer! Für uns mit dabei war Eric Leidenfrost vom GORE WEAR xc-run.de Trailrunning Team. Ob der Lauf nicht nur von den Fakten her eine Reise wert ist lest ihr hier!

Erste Bestandsaufnahme

Ich machte mich bereits Freitag Vormittag auf den Weg nach Schruns. Es war herrlichstes Wetter und so konnte ich trotz der relativ langen Anreise noch etwas entspannen. Nachdem ich mein Quartier bezogen und in der Alpin Sport Zentrale meine Startunterlagen geholt hatte, warf ich mich in Laufklamotten. Mental und körperlich hat es sich für mich immer als gut bewiesen, am Vortag des Rennens noch einen „kleinen“ lockeren 10km Lauf zu absolvieren. Mental weil, ich schau mir gern den ersten Teil der Strecke an, um zu sehen: Zum Einen, wie die Strecke markiert ist, zum Anderen, ob es gleich auf Singletrails geht und darüber hinaus die Frage, ob es eng wird und technisch anspruchsvoll ist. Körperlich machte ich nochmals eine Bestandsaufnahme: Fühlen sich meine Beine locker an, zwickt es (noch) irgendwo und überdenke die Schuhauswahl. Bereits am Freitag geht es hier am Kirchplatz mit dem Kilka Trail los. Eine Art Staffellauf verschiedener Firmen rund um den Kirchplatz.  Auch die obligatorische Pasta Party fehlt nicht und als „Schmankerl“ spielte am Abend noch eine Live Band am Kirchplatz. Tolle Stimmung, das Wetter tat sicher seines dazu bei, viele „Einheimische“ mischten sich unter, man merkte hier, dass alles gut durchdacht worden ist. Die Nacht vor einem Wettkampf ist meist kurz. Nicht weil ich ungern und es nicht gewohnt bin, früh aufzustehen. Es ist einfach immer dasselbe, da macht es keinen Unterschied, wie oft man schon an der Startlinie stand. Die Vorbereitungsroutine mag auch noch so zuverlässig wie ein „Schweizer Uhrwerk“, die Nacht vor einem Wettkampf ist meist von Aufregung und Vorfreude geprägt und somit kurzweilig. 

Schneefelder und Oberschenkelbrenner

So bin ich pünktlich „warmgelaufen“ um 06:30 Uhr beim Race-Briefing von Dieter Reis. Letzte Details: Als Pilotprojekt trugen alle Läufer Karten im Chipkartenformat bei sich, welche beim Bergwachtpersonal an ausgewiesenen Stellen vorgezeigt werden musste und gescannt wurde. Gute Sache meiner Meinung nach! Pünktlich mit dem Glockenschlag der Kirche um 7:00 Uhr geht es auf die Strecke. Ich kann mich direkt gemeinsam mit Daniel Zugg, dem österreichischen Meister der Sprint – Disziplin im Skibergsteigen, an die Spitze  des Feldes setzen. Knapp 5 km ging es leicht auf – und ab raus aus Schruns, ehe der erste zehrende Anstieg nach Kappell folgte. Nun zeigte Zugg seine Stärke. Gekonnt setzte er seine Stöcke ein und zog wie im Flow bergauf an mir vorbei. Bis zur 2. Labestation beim Kapellrestaurant schloss eine Gruppe von 3 Läufern zu mir auf. Nun begann ich zu zweifeln – ich fühlte mich gut, muss ich ein höheres Tempo gehen oder lasse ich etwa schon nach, waren die Gedanken, die ich mir machte. Nun fing das Rennen an wirklich interessant zu werden und Spaß zu machen. In der Gruppe liefen wir Richtung Sennigrat. Große Schneefelder mussten passiert werden. Wer sich hier auskannte, war klar im Vorteil. Ich fühlte mich in diesem Moment gut, in der Gruppe unterwegs zu sein. Die Navigation war aber doch etwas knifflig. Gemeinsam kämpften wir uns bis auf 2.300 m und versuchten, die Ideallinie zu finden. Ich muss dazu sagen, es war nicht wenig – oder schlecht markiert. Vor allem die Schneeschmelze machte es dem Markierungsteam und Läufern nicht leicht. Dieter Reis sprach im Racebriefing davon: „Wir waren mehr als drei Mal auf der Strecke, um zu markieren, natürlich mit ökologisch abbaubaren Markierungsspray!“ Auch der Skiclub Montafon um Raimund Köhler war seit mehren Tagen und Wochen unterwegs, um an kritischen Stellen, Schneefelder passierbar zu machen und Treppen einzubauen. Der folgende Teil der Strecke war nun ein wirklicher Genuss! Auf und Ab über Felsen Schnee und das alles bei bestem Wetter auf über 2.000 m Höhe. Zur Krönung gab es noch einen Downhill über eine Skipiste, dort wäre es problemlos möglich gewesen, mit den Ski abzufahren. Aber zum Traillaufen, anders als beim klassischen Berglauf, gehört eben auch ein flotter Downhill. Liegt mir eigentlich ganz gut. Ganze 1.400 Höhenmeter ging es nun ins Tal nach St. Gallenkirch. Im Fachjargon heißt dieser Teil der Strecke „Oberschenkelbrenner“. Ich war nun zu zweit mit Andreas Gehrer unterwegs. Wir liefen, was die Strecke zuließ, gingen aber auch kein Risiko. Der Weg war schmal und links und rechts hätte man bei einem Fehltritt auch mal den Abgrund  gut runterrutschen können. Während der Downhill so dahinfloss, reichte nun eine kleine Unaufmerksamkeit meinerseits: Ich blieb ich an einen Felsen hängen und stürzte. Kurz etwas neben der Spur, richtete ich mich wieder auf, ließ den Blick kurz um mich rundum gleiten. Nix passierte außer zwei blutige Knie, ein blutender Ellenbogen und blaue Flecken. Also weiter geht’s. Faire Geste: Andreas Gehrer hielt kurz inne und erkundigte sich nach meinem Befinden. Ich schickte ihn sofort weiter, schließlich kämpften wir um den zweiten Platz, wie ich dachte. ( Anm. Andreas Gehrer lief den Ultra und war auf dem ersten Platz. ) Etwas unrund lief ich nun weiter bis St. Gallenkirch zum nächsten Labe. 

Im Ziel ganz oben

„Acht Minuten auf den Erstplatzierten!“ rief uns jemand zu. „Acht Minuten!“ sagte ich zu Andreas Gehrer. „Wird schwierig!“ Erst jetzt fiel mir auf, dass Gehrer die Ultra-Distanz lief und ich beim Kampf um die Platzierung etwas Luft rausnehmen konnte. Von weiteren Läufern, die auf uns hätten aufschließen können, war weit und breit nichts zu sehen.Jetzt folgte erneut ein wahnsinniger Anstieg von mehr als 1.000 Hm ins Ziel zum Valisera Hüsli. Gehrer bog beim Alpenhotel Garfrescha auf den Ultra ab. Ich folgte der 33-Kilometer-Markierung. Schnellen Schrittes zog ich nun mit den Stöcken Höhenmeter um Höhenmeter Richtung Ziel. Der Blick hinunter zeigte mir, dass kein Läufer in Sicht war. Ich musste mir einen guten Vorsprung herausgelaufen haben. Vom Erstplatzierten war jedoch auch nichts zu sehen. Für mich ein ganz anderes Gefühl, dass man nämlich nicht wie in den meisten Fällen bergab ins Tal und zum Ziel rennt. Beim Montafon Totale Trail ist das Ziel eben auf 2.100 m Höhe gelegen. Die Sicht war gut, das Ziel bereits zu sehen, aber es zog und zog sich.Nun traf ich auf einige Teilnehmer vom Berglauf auf der Strecke. Schnee musste passiert werden. Ein Zuschauer rief: „Souveräner zweiter Platz, 500m rechts, dann hast du es geschafft!“ So war es dann auch und ich lief nach 4:48 Std. überglücklich und erschöpft ins Ziel. Herzliche Begrüßung durch den Rennleiter und als Finisher Geschenk ein kaltes nasses Handtuch. Grandios! Kurz Daniel Zugg gratuliert und dann galt es, Flüssigkeit aufzufüllen.Als Dritter kam  Rainhard Pixner in 5:06 Std.  ins Ziel. Nun blieb genug Zeit, beim Warten auf die Siegerehrung das Bergpanorama und das tollte Wetter bei Kuchen, Kaffee und Bier zu genießen.  Zwischendurch startete noch der Nachwuchs. Eine richtig coole Sache so ein Kinderlauf auf dieser Höhe am Valisera Hüsli! Das bleibt den Kids ihr ganzen Leben in Erinnerung und lässt sicher den einen oder anderen zum Trailläufer werden.  

Mein Fazit

Wirklich eine richtig tolle Veranstaltung der 4. Montafon Totale Trail. Anderswo, – letztendlich bleibt es auch jeden Veranstalter selbst überlassen, denn er trägt die Verantwortung, wäre es sicher teilweise zu gravierenden Streckenänderungen gekommen. Hier wurde sich richtig ins Zeug gelegt den Teilnehmern die Orginalstrecke zu ermöglichen. Für mich nicht das letzte Mal, dass ich hier in dieser Gegend und bei diesem Lauf starte. 

Hier findet ihr noch meine kleine Bildergalerie, ich konnte im Ziel selbst noch etwas fotografieren. Außerdem sind Fotos von mir vom Bilderdienst AlphaFoto dabei.