Road to ZUT: To overcome the bastard – oder die Suche nach der passenden Ausrede - xc-run.de Trailrunning

Road to ZUT: To overcome the bastard – oder die Suche nach der passenden Ausrede

Christian Mayer trainiert fleißig für den ZUT 2022 © Michael Rackl

Endlich geht am Montag die heiße Phase los – noch 12 Wochen bis zum Zugspitz Ultratrail. Diese Veranstaltung feiert ihr 10- jähriges Jubiläum und ich will diesen Event dazu nutzen, meine erste Ultradistanz über 100 km zu laufen. Ein bisschen nervös bin ich im Hinblick auf dieses Rennen natürlich schon. Vor allem da ich weiß, dass meine persönliche Vorbereitung bis heute eher suboptimal verlaufen ist. Eine Zeit mit Pleiten, Pech und Pannen, aber auch viel Vorfreude, Fleiß und Ehrgeiz.

Gelassenheit ist das Gebot des Winters

Wir drehen die Zeit zurück und blicken auf die ersten Wochen und Monate des neuen Jahres. Meinen Neujahrsvorsatz 2022 habe ich einfach aus dem letzten Jahr kopiert und zu Beginn einer langen, langen Vorbereitungszeit kann man noch sehr gelassen auf das Kommende blicken. Gelassen ist für mich das Motto des kompletten Januars und so läuft das Training erst einmal ziemlich entspannt an. Schlechtes Wetter stört mich kaum, da ich mich umso lieber auf das Rad in der Garage schwinge und dabei das Schneetreiben durch das geschlossene Fenster beobachte. Man glaubt es ja kaum, wie viele Tatortfolgen in der Mediathek vorrätig sind und regelmäßig ausgetauscht werden. Ja, man kann sagen, dass ich Gefallen an Mord und Totschlag in Zusammenhang mit dem Radtraining gefunden habe. Auch meinen persönlichen Zwift- Level kann ich bis auf Stufe 48 steigern.Ganz nebenbei versuche ich meinen Frieden mit dem kalten, weißen Flocken zu machen. Als bekennender Sonnenanbeter und Sonnenbrandjunkie konnte ich der kalten Jahreszeit noch nie etwas abgewinnen. Kälte und das fehlende Tageslicht machen mir Jahr für Jahr schwer zu schaffen. Aber auch dies soll sich in diesem Jahr ändern und so unternehme ich den zaghaften Versuch, die passende winterliche Freizeitgestaltung zu finden. Eine angestrebte Langlaufkarriere scheiterte bereits vor Jahren an meiner fehlenden Motorik. Nur am Rande – es ist nicht lustig bei den ersten Skating- Gehversuchen von einem rüstigen alten Mann mit einem breiten Grinsen überholt zu werden! Die Neuanschaffung einer kompletten Tourenausrüstung findet beim Preisvergleich im Internet aufgrund meiner Knauserigkeit ein jähes Ende und so bleibt am Ende nur das Abenteuer „Schneeschuhgehen“. Und tatsächlich finde ich Gefallen an dieser winterlichen Aktivität, für die ich mir im Nachhinein betrachtet, viel zu wenig Zeit genommen habe. Erschwerend zu meiner Frost- Phobie kommt die zunehmende Kälteempfindlichkeit meiner Sehnen und Bänder. Gerade die Knie zeigen mir auf eindrucksvolle Weise, dass ich mich bereits auf der zweiten Hälfte meines Lebens befinde. Und so bleibt mir oftmals nichts anderes übrig, als die Laufschuhe gegen die Radschuhe zu tauschen.

Hoffen auf den Wettergott

Mittlerweile ist Februar und während viele meiner Mitmenschen sehnlichst auf ein Wintercomeback warten, hoffe ich auf einen verfrühten Frühlingsbeginn. Und zumindest Temperaturtechnisch hat der Wettergott ein Einsehen und so bewegen sich die Tageshöchstwerte dauerhaft knapp über der 0- Grad- Grenze. Nur die ewig graue Suppe im ansonsten beschaulichen Regental drückt beständig aufs Gemüt. Neben vielen unzähligen Stunden bei künstlichem Licht in der Garage quäle ich mich zumindest zu Beginn des Monats hin und wieder auf die Laufstrecke. Für die anaeroben Einheiten jedoch fehlt mir einfach die Kraft und der notwendige Durchsetzungswille. Mit zunehmenden Höchststand der Sonne wird jedoch auch meine Laune besser und gerade an Sonntagen finde ich zumeist willkommene Lauf- Mitstreiter. Gerade bei Longruns bringt das Laufen in der Gemeinschaft eine gelungene Ablenkung und gemeinsam vergeht die Zeit wie im Flug. Trotzdem bleiben der Februar und auch der März meine intensivsten „Wochen der gelungenen Ausreden“. Dies beginnt bei der vermeintlichen Angst vor dem Sturm über die willkommene Glättewarnung des DWD bis hin zur beginnenden Erkältungsphobie aufgrund leichten Nieselregens bei Temperaturen knapp über dem Nullpunkt. Das bedeutet aber keineswegs, dass ich das Training sausen lasse. Vielmehr wird es einfach wieder in die wohl temperierte Garage verlegt. Auch der xc-run Schuhtest findet Eingang in den Phrasenhimmel. Ich kann mit den Test- Schuhmodellen zwar ein ordentliches Fahrtspiel durchziehen, ungeliebte Intervalltrainings bleiben mir aber dadurch zum Glück erspart. Zu allem Überfluss handle ich mir durch mein eigenes unbedachtes Handeln noch eine Sportverletzung ein. Nach all den neuen Modellen will ich auf einer geplanten Genussrunde mal wieder auf ein bewährtes Schuhmodel des vergangenen Jahres zurückgreifen. Das dabei das gewählte Schuhpaar ohne mein Zutun sich auffällig zur Mitte neigt, verwundert mich zwar etwas, aber meine orthopädischen Schuheinlagen werden diese Schuhfehlstellung schon kompensieren. Wen interessiert schon eine desolat vorhandene Mittelsohle wenn man mit Einlagen läuft. So in etwa war mein Gedankengang und die anschließende 20 km Runde läuft zwar etwas unrund, aber für mich noch kein Grund um sich Gedanken zu machen. Die Rache für mein naives Handeln folgt am nächsten Tag. Ich erwache mit starken Schmerzen und einer gut sichtbaren Entzündung des inneren Sprunggelenks. „Super“ denke ich mir beim Aufstehen und ich würde mich am liebsten selbst ohrfeigen. Dieses Verhalten zwingt mich zu einer Laufpause von einer weiteren Woche.

Die Zeitumstellung bringt den Umschwung

Mit der Zeitumstellung vollzieht sich aber auch bei mir ein innerlicher Zeitenwandel. Wie ausgewechselt steigere ich meine Laufumfänge und auch Intervalleinheiten werden nun regelmäßig integriert. Noch ist nicht aller Tage Abend und auch wenn ich für die allgemeine Vorbereitungszeit schon sehr spät dran bin, so habe ich keinen Grund den Kopf in den Sand zu stecken. Ein besonderes Highlight ist unser gemeinsames xc-run.de Team Trainingswochenende vom 09.04. bis zum 10.04.22. Endlich treffe ich meine xc-run Mitstreiter und kann neben vielen bekannten Gesichtern auch ein paar neue kennenlernen. Ein gelungenes Wochenende für Körper und Geist. Diese zwei Tage sind geprägt vom gemeinsamen Laufen, genießen und lachen. Gerade die Präsentation und Anprobe der Laufbekleidung unseres neuen Ausstatters UYN aus Italien ist für uns wie Weihnachten, Ostern und Geburtstag an einem Tag. Mit leuchtenden Augen nehmen wir unsere Ausrüstungstaschen entgegen und probieren die neue Bekleidung aus. So geht es mit einem guten Gefühl und neuer Motivation auf die Laufstrecke. Etwas beruhigend für mich ist auch die Tatsache, dass auch ein paar meiner Teamkollegen in den letzten Wochen mit der Motivation zu kämpfen hatten. Irgendwie ticken wir alle doch ein bisschen gleich. Viel zu schnell vergeht diese Zeit und mit gutem Gefühl verabschieden wir uns voneinander. Lange soll es bis zu einem Wiedersehen nicht dauern, da viele aus unserem Team das Innsbruck Alpine Trail Festival als Auftaktveranstaltung für die neue Saison nutzen. Aber bis dahin bleibt zum Glück noch etwas Zeit für das Lauftraining.

Ausblick

Ganz so schlecht wie es scheint, war meine Vorbereitung dann auch wieder nicht. Alleine die nackten Zahlen mit über 230 Trainingsstunden zeigen, wie fleißig ich eigentlich war und gerade im Grundlagenbereich habe ich ganze Arbeit geleistet. Zu kurz kamen in der Tat die sehr schnellen Einheiten im anaeroben Bereich. Diese Lücken hoffe ich nun in den nächsten Wochen ausmerzen zu können. Aber mit Markus habe ich einen erfahrenen Trainer an meiner Seite und wenn es richtig hart wird, dann wird mir auch diesmal mein Oberpfälzer Sturschädel helfen. Als kleines Zwischenhighlight werde ich wie bereits erwähnt beim IATF starten. Auf der 65 km langen Strecke habe ich genügend Zeit um meine Defizite zu erforschen. Diese Erfahrungen sind für die zukünftige Trainingssteuerung von enormer Bedeutung, so dass ich schlussendlich mit gutem Gefühl am 16.07.2022 in Garmisch-Partenkirchen an der Startlinie stehe.

Wer meine persönliche Vorbereitung verfolgen möchte, kann hier auf xc-run.de die regelmäßig erscheinenden Berichte finden. Zusätzlich habt Ihr unter meinem Benutzernamen „Christian Mayer xc-run.de“ die Möglichkeit, meinen tagesaktuellen Trainingsfortschritt auf Strava einzusehen.

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