Von Daniel Kraus
Der Wind pfeift um meine eiskalte Nase, die Funktionskleidung hat jegliche Funktion schon aufgeben müssen und klebt mir wie eine zweite Haut am völlig durchnässten Körper. Aber im Augenblick ist mir das so was von egal, mein Kumpel und ich starren nur in den dunklen, von schwarzen Wolken verhangenen Himmel. Um uns herum zucken Blitze und gleichzeitig erfüllt heftiger Donner die Luft der uns durch Mark und Bein fährt. Angst? Kenn ich eigentlich nicht. Doch da ist mir schon etwas mulmig zumute, als wir beide in einem Bretterverschlag knapp unterhalb eins Berggrates kauern, mitten in einem heftigen Gewitter. Wie wir da hin kamen? Eigentlich war der Plan, dass wir die Lengries – Ohlstadtüberschreitung machen. Soweit der Plan. Dann kam ein Gewitter dazwischen. Schnell. Viel zu schnell. Ein Berggasthaus in der Nähe schien die Rettung, doch da war geschlossen. Und so endeten wir in einem Bretterverschlag. Nass bis auf die Knochen. Über eineinhalb Stunden kauerten wir da. Und dann? Gingen wir raus und liefen weiter. Noch völlig geflasht von dem Blitzespektakel und total auf Adrenalin.
So schnell vergessen werden wir diese Tour nicht, auch wenn ich schon öfters vor Gewittern davon lief. Sie kommen in den Bergen relativ schnell aber gehen auch meist genau so schnell wieder. Mittlerweile kenn ich mich damit aus, den zum Laufen bin ich fast täglich im Gebirge unterwegs, und das meist auch langen Touren. Schließlich muss ich nur die Schuhe anziehen und vor die Tür gehen, um geniale Alpentrails erobern zu können.
Laufen abseits des Wettkampfzirkus
Das ist auch einer der Gründe warum ich in einer Trailrunningsaison nicht viele Wettkämpfe laufe. Außerdem, da bin ich ganz ehrlich, nervt mich oft die weite Anfahrt, der Stress, die Hektik, die verbissenen Gesichter. Lieber laufe ich zuhause gut gelaunt mit Kumpels oder meiner Frau, erkunde neue und alte Steige, plane eigene Touren und verschiebe diese auch mal um einen Tag oder ein paar Stunden wenn mir das Wetter nicht passt. Wobei, eigentlich laufe ich immer, egal ob es Hunde oder Katzen regnet. Von „Tapern“ halte ich auch so wenig, dass es mich von Rennen abhält. Ich will laufen, wann ich Zeit und Lust habe. Nicht nach irgendeinem Plan. Und mich entspannen wenn die Sonne scheint nur um im Regen mein Bestes geben zu können. Denn, wenn ich wo mitlaufe, dann will ich vorne mitlaufen. So ehrgeizig bin ich dann doch. Meist gelingt mir das auch, so wie dieses Jahr beim Hochkönigman und bei Eiger Ultra Trail.
Mich reizt auch zunehmend das „Unbekannte“, Fernwanderwege, Überschreitungen und dergleichen. Dass will ich laufen, mir Gedanken im Vorfeld um die Routenplanung machen, die richtigen Trails finden, Gepäck planen und dann mit Freunden einen entspannten Tag oder auch mehrere in den Bergen verbringen. Wir sind dann für uns selbst verantwortlich, müssen uns selbst und die anderen versuchen einzuschätzen, aber können genau so gut mal ohne Probleme abbrechen. Hier geht es schließlich um keine Finishermedallie oder teueres Startgeld. Aber trotzdem haben wir am Ende unserer Touren meist einige Höhenmeter und Kilometer auf der Uhr stehen, wie bei der Ammergauer Überschreitung, als ich 43 km und 4080 hm auf meiner Suunto 9 stehen hatte. Fast 7 Stunden war ich da unterwegs und konnte jeden Kilometer genießen! Obwohl ich danach echt fertig war und definitiv an meine Grenzen kam.
Vom Wettkampfläufer zum Selbstläufer
Bis vor ein paar Jahren war ich noch ein totaler Wettkampfläufer. Geändert hat das vor allem der Umzug nach Garmisch. Aber auch der Opa unserer Nachbarn. Er kennt gefühlt jeden Wanderweg und jede Hütte in meiner Gegend. Das möchte ich auch von mir behaupten können! Deshalb versuche ich jeden Gipfel in der Gegend ( und das sind viele ) miteinander auf möglichst logischen (oder interessanten / anspruchsvollen / verrückten… ) Routen zu verbinden und abzulaufen.
Meist starte ich zu meinen richtig langen Touren am Wochenende, nach gefühlt einem Glas Nutella zum Frühstück. Am Vorabend habe ich die Route zusammengestellt und auf meine Uhr geladen, den Rucksack gepackt mit Getränk, Riegel, Shakedry, Handy und Geld, habe meist erfolgreich mindestens einen Kumpel überzeugt und dann kanns los gehen. Seit neuestem reisen wir zu unseren Startpunkten auch gern mit dem Zug oder Bus. Das spart Zeit, Nerven und Geld. Meist wartet auf den Trails die ein oder andere Überraschung auf uns, aber hey, sonst wäre es ja langweilig! Genau so, wie verlaufen dazu gehört. Den trotz Karte und GPS Uhr biegen wir manchmal falsch ab oder wollen noch was dranhängen, einen Weg erkunden oder oder oder und schon sind wir ein paar Stunden länger unterwegs. Aber meist können wir über als unser „Verläufe“ und kleinen Abenteuer auf den Trails sehr schnell wieder lachen. Meist schon beim ersten isotonischen Kaltgetränk bei einem von uns zuhause. Den Pause auf einer der Hütten gibts nur selten, manchmal wenn Not am Mann ist. . Wir wollen ja schließlich laufen!
Neue Abenteuer, neue Grenzen
Ganz stolz bin ich bisher darauf, dass ich jede Tour durchgezogen habe und wir nie abbrechen mussten. Und auch, dass meine Kumpels immer wieder gern mit mir die Trails erkunden, sich auf meine kleinen Abenteuer einlassen. Das tuen sie hoffentlich auch noch, wenn wir öfters mal Touren mit Klettersteigen erlaufen. Mich reizt einfach die Herausforderung, das Antesten der eigenen Grenzen. Deshalb möchte ich in diesem Jahr, nach dem TAR 2 auch gern noch den Berliner Höhenweg laufen! Natürlich nicht in den für Wanderer veranschlagten 7 Tagen, „etwas! schneller wäre ich schon gern. Außerdem nehme ich im nächsten Jahr auf alle Fälle meinen ersten Hunderter in Angriff! Natürlich auch auf einer von mir ausgewählten Route! Denn auf Wettkämpfe zieht es mich einfach nicht. Aber das muss es ja auch nicht. Ich genieße lieber weiter mit meinen Kumpels, den Murmeltieren, den Berggämsen und den Steinböcken die geilsten Trails! Ach ja, wer mal in der Gegend um Garmisch ist, der kann sich gern melden und ich nehm ihn mit auf ein Trail-Abenteuer!
Hier geht es zu einer kleinen Galerie meiner Lieblingstouren!