An seinem 36. Geburtstag demonstrierte der Göttinger Lokalmatador Florian Reichert auf seiner Hausstrecke einmal mehr seine Dominanz und bewältigte die 80 Kilometer und 1.900 Höhenmeter von Göttingen auf den 1142m hohen Brockengipfel in 6 Stunden und 48 Minuten. Sein fünfter Sieg in Folge und ein Vorsprung von 43 Minuten auf die drei Zweitplatzierten Philipp Matzke, Falk Hübner und Henning Kuczewski. Bei den Damen kam Sonka Reimers in 8 Stunden und 36 Minuten als erste ins Ziel und verfehlte den Streckenrekord von Gabriele Kenkenberg aus dem Jahr 2014 nur um eine Minute.
Die Brocken-Challenge ist Kult
Seit ihrer ersten Auflage in 2004 ist die Brocken-Challenge zu einer absoluten Kult-Veranstaltung geworden, was vor allem an dem extrem hohen Engagement der vielen Helfer und Mitglieder des Organisators ASFM (Ausdauersport für Menschlichkeit) e.V. liegt. Sämtliche Start- und Spendengelder fließen in karitative Projekte im In- und Ausland und die Läufer erleben entlang der Strecke eine einzigartige Betreuung und Verpflegung mit allem was das Herz begehrt. Dass lediglich 184 Starter in den Genuss dieser Veranstaltung kommen können, hängt primär mit dem strengen Wegerecht des Nationalparks Harz zusammen. Wer diesen Lauf also auf seiner Liste hat, der sollte sich beeilen, denn in diesem Jahr gab es bereits 490 Bewerbungen – Tendenz steigend!
Rennbericht Christian Hofmann
Mit Blick auf das Verhältnis von Bewerbern zu Startplätzen war ich überglücklich, als Ende November eine E-Mail mit dem Titel „Du bist dabei!“ in meinem Postfach lag. Gleichzeitig realisierte ich, dass die Saisonvorbereitung in diesem Jahr wohl etwas früher beginnen musste, denn einen 80 Kilometer Winter-Ultra schüttelt man nicht einfach so aus dem Ärmel. In den Tagen vor dem Lauf wuchs die Anspannung dann langsam aber stetig – ebenso wie der Berg an Ausrüstung, den ich in einer Ecke unserer Wohnung stapelte. Schließlich wollte ich auf alles vorbereitet sein, denn in den Vorjahren hatte der Brocken gleich mehrfach gezeigt was er kann. Von zweistelligen Minustemperaturen bis zu Orkanböen am Gipfel war alles dabei gewesen und so blieb die Frage der richtigen Ausrüstung bis ganz zuletzt.
Am Donnerstag vor dem dem Start machte das Orga Team dann die lang ersehnte Meldung zur Beschaffenheit der Strecke. Diese war zwar im Steno-Stil gehalten, die darin enthaltenen Infos machten aber durchaus Hoffnung: „undramatisch – kürzeste Strecke wird gelaufen. Sturmschäden weitgehend beseitigt. Im Prinzip schneefrei bis ca. km 45. Entsafter I dünn schneebedeckt, Entsafter II manchmal etwas untereist. Kein Beachvolleyball.“ Gerade den beiden als „Entsafter“ bezeichneten Streckenabschnitten zwischen km 42,5 und 63,1 eilte ihr Ruf als nicht enden wollende und stark verschneite Bergaufpassage voraus und es war beruhigend, dass hier diesmal keine übermäßige Gefahr zu drohen schien.
Tatsächlich war es später so, dass die Strecke gerade nach diesem Abschnitt und ab dem Verpflegungspunkt Lausebuche bei km 63,1 erst so richtig anspruchsvoll wurde aber zu diesem Zeitpunkt konnte mich schon nichts mehr aufhalten. Mit den verbleibenden 17 Kilometern war das Ziel gefühlt in Reichweite und der stellenweise sehr weiche Schnee zwischen zwei Loipen konnte mir in Richtung Brocken nur noch selten den Spaß verderben. Bald waren die Schienen der dampfbetriebenen Brockenbahn erreicht und entlang der Brockenstraße ging es auf den letzten Metern hinauf zum Gipfel. Entsprechend des Drehbuches hatte das Wetter diesen in dicken Nebel getaucht und so ging es nach den obligatorischen Zielfotos auch gleich in den festlich geschmückten Goethe-Saal des Brocken-Museums, wo – neben einem ordentlichen Applaus für alle Neuankömmlinge – auch eine(!) warme Dusche sowie ein riesen Buffet zur Stärkung der müden Glieder wartete.