Muskelbelastung, Energieverbrauch und Stoffwechsel: Was Stöcke beim Trailrunning mit dem Körper machen - xc-run.de Trailrunning

Muskelbelastung, Energieverbrauch und Stoffwechsel: Was Stöcke beim Trailrunning mit dem Körper machen

Luis Alberto Hernando mit Stockeinsatz © Alexis Berg

Über die wissenschaftliche Erforschung von Laufschuhen könnte man ganze Bibliotheken füllen, das Laufen mit Stöcken ist dagegen noch ein weitgehend unerforschtes Gebiet. LEKI gibt einen Einblick in den aktuellen Stand der Wissenschaft.

Der Status quo

Kaum ein Trailrunner im Feld der Top-Finisher bewältigt ein Rennen wie den UTMB ohne Stöcke. Sowohl für Weltklasseläufer:innen als auch für Hobbysportler:innen ist der Einsatz von Stöcken bei längeren Läufen mit großen Höhenunterschieden eine Selbstverständlichkeit. Doch was genau bewirken die Stöcke? Um die genaue Wirkung der Stöcke beim Trail Running wissenschaftlich zu verstehen, muss man die Sache aus zwei Perspektiven betrachten. Zum einen aus biomechanischer Sicht. Hier stellt sich die Frage: Wie verändert sich die Bewegung des Körpers, insbesondere die Muskelaktivität? Zweitens die metabolische Perspektive. Wie verhalten sich die chemischen Prozesse in unserem Körper, die Sauerstoffaufnahme und vor allem die Herzfrequenz?

Biomechanik

Grundsätzlich ist klar: Der Einsatz von Stöcken entlastet die Beine und verlagert einen Teil der Belastung auf den Oberkörper. Das kostet Sauerstoff (dazu später mehr). Die landläufige Meinung, dass Stöcke die Beine entlasten, hat auf jeden Fall einen wissenschaftlichen Hintergrund. Untersuchungen zeigen, dass die Schrittlänge durch den Stockeinsatz zunimmt, was wiederum zu einer höheren Geschwindigkeit führt. Gleichzeitig nehmen die Bodenreaktion und die Gelenkkraft ab. Grundsätzlich geht es darum, die unteren Gliedmaßen weniger zu belasten, um längere Strecken zurücklegen zu können.

Die unteren Gliedmaßen müssen beim Laufen die meiste Arbeit verrichten. Jedes Prozent Last, das auf Arme, Schultern und Rumpf verteilt werden kann, verhindert, dass die Beine nach unzähligen Kilometern und stundenlangem Laufen ermüden.

Stoffwechsel

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die meisten wissenschaftlichen Ergebnisse einen signifikanten Anstieg des Sauerstoffbedarfs, der Herzfrequenz und des Energieverbrauchs bei der Verwendung von Stöcken zeigen. Einige Studien weisen auf eine deutlich geringere Intensitätswahrnehmung bei steileren Anstiegen und Abfahrten hin. Außerdem wurden geringere Muskelschmerzen und eine schnellere Erholung sowie eine Erhöhung der Laufgeschwindigkeit mit Stöcken festgestellt. Im Grunde kann man sagen, dass die stärkere Schonung der Beine durch eine intensivere Herz-Kreislauf-Arbeit kompensiert wird. Das erklärt auch, warum Stöcke auf kürzeren Strecken weniger effektiv sind: Bei den meisten Läufer:innen ist die kardiovaskuläre Leistungsfähigkeit der Engpass.

Fazit

Die generellen Vorteile von Stöcken liegen auf der Hand. Dennoch sind noch viele Fragen offen, von der idealen Stocklänge bis hin zur Erforschung der effizientesten Technik in Abhängigkeit von der Distanz und dem Grad der körperlichen Erschöpfung. Es ist uns ein großes Anliegen, diese Forschung voranzutreiben und neue Erkenntnisse zu gewinnen. Eine spannende Erkenntnis, die uns in letzter Zeit aufgefallen ist: Mit der Zeit wählen immer mehr LEKI Athlet:innen längere Stöcke. Das liegt daran, dass sich ihre Technik mit der Zeit verbessert und sie lernen, die maximale Hebelwirkung für ihre Leistung zu nutzen.

Text und Bilder: LEKI unterstützt durch den Lehrstuhl für Biomechanik der Universität Bayreuth

 

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