Chiemgauer100: Ultraläufer trotzen Hitze und Sturmböen

Chiemgauer100: Max Kirschbaum wird souveräner Zweiter über die 100k © chiemgauer100.de

Bei hochsommerlichen Bedingungen stellten sich 150 Ultrabergläufer den verschiedenen ausgeschriebenen Strecken beim Chiemgauer 100. Die 16. Auflage war dabei das erste Ultra-Trailevent, das im deutschsprachigen Raum nach dem Beginn der Coronakrise durchgeführt wurde.

Gi Schneider organisiert zum letzten Mal

Möglich gemacht hat dieses Lauferlebnis Organisator Dr.  Giselher Schneider. Neben der Beachtung sämtlicher Umweltschutzauflagen, wurde ein perfekt abgestimmtes Hygienekonzept entworfen und mit den zahlreichen freiwilligen Helfern umgesetzt. Zudem waren die Startplätze begrenzt. Die Beliebtheit dieses Laufklassikers zeigte die überfüllte Warteliste. Leider konnten viele Deutsche Eliteläufer nicht teilnehmen, da sie erst spät meldeten und zunächst auf die Warteliste mussten. Und so starteten 50 Läufer auf der 100 Meilen Strecke am Freitag ab 13 Uhr im „fliegenden Start“. 100 Aspiranten auf der 100 Kilometer -Stecke wurden in sogenannten „Startwellen“ im Minutentakt Samstag früh ab fünf Uhr auf die Reise geschickt. Startpunkt war die Eislaufhalle in Ruhpolding. Start und Ziel wurden kurzfristig vom Biathlonzentrum, wegen der dort geforderten Einschränkungen und hohen Aufwänden, in die Eishalle Ruhpolding verlegt. Dank konstruktiver Unterstützung durch Tourismusmarketing Ruhpolding und die Betriebsleitung von Vita Alpina und Eishalle wurde dort ein Rahmen geschaffen, der unter Einhaltung der Corona-Regeln optimale Bedingungen für die Läufer sicherstellte.

Familiärer Charakter

Den familiären Charakter des Laufes zeigt, dass der ehemalige Sieger und bisher zweitschnellster über 100 Meilen, Rudi Döhnert seine Teilnahme gesundheitsbedingt zurückziehen musste, aber als Helfer zusammen mit seiner Frau zwei Verpflegungsstationen besetzte.  Auch andere ehemalige Teilnehmer reisten teilweise mehrere 100 km an, um als Helfer dabei zu sein. Diese ergänzten das Helferteam, das teilweise schon seit Anbeginn Wind und Wetter trotzt, auf etwa 75 Personen, um die Läufer zu verpflegen, die Strecke zu markieren, die Infrastruktur aufzubauen oder die Teilnehmerverwaltung und Zeitnahme zu übernehmen.  Ohne diese engagierten freiwilligen Helfer wäre der Lauf 16 Jahre lang nicht durchführbar gewesen.

Matthias Krah nicht zu schlagen

Natürlich wurde auf den vorderen Plätzen sportlich um den Sieg gekämpft, allerdings stand bei allen Teilnehmern das gemeinsame Bezwingen der Strecken in der traumhaften Kulisse der Chiemgauer Berge im Vordergrund. Selbstverständlich forderten die sehr heißen Temperaturen ihren Tribut, nicht alle Läufer erreichten das Ziel. Sorgen bereitete zwischenzeitlich eine angekündigte Unwetterfront. Glücklicherweise waren die Auswirkungen aber nicht so dramatisch. Die Teilnehmer konnten in Hütten und Unterständen Schutz suchen oder befanden sich bereits im Ziel. So zum Beispiel Matthias Krah (LAZ Oldenburg Miltenberg), der von Max Kirschbaum konstant unter Druck gesetzt wurde, letztlich aber doch  die 100 Kilometer Distanz nach 12 Stunden und 6 Minuten als Erster erreichte. Die Gewinnerin bei den Damen, Sylvie Geißler (SC Ainring) benötige rund 5 Stunden länger und verwies Kathi Hallweger von der Bergwacht in Bergen auf Platz zwei (16:49). Deutlich geringer waren die Zeitabstände auf der 146 Kilometer Distanz. Sieger Frank Aust war 28 Stunden und 24 Minuten unterwegs. Kurz danach erreichte Lokalmatador Ulli von Großmann (SC Eisenärzt) das Ziel.

Thomas Wagner in eigener Liga

Auf der 100 Meilen Distanz lief Thomas Wagner erneut in einer eigenen Liga. Mit über zwei Stunden Vorsprung auf den Zweitplatzierten Florian Probst, zeigte der Österreicher erneut seine Klasse. Auf Platz Fünf ein alter Bekannter: Armin Tollkühn (DAV Traunstein) war 31 Stunden und 43 Minuten unterwegs und ließ fünf weitere Läufer hinter sich.

Team aus Bergen übernimmt

Mit der 16. Auflage hat sich Giselher Schneider einen besonderen Schlusspunkt gesetzt. Der ehemalige Ultraläufer hatte diese Art von Rennen in Amerika kennengelernt und in Deutschland etabliert. Neben den vielen positiven Erinnerungen, weiß Schneider aber auch von den vielen bürokratischen Hindernissen bei der Durchführung solcher Veranstaltungen zu berichten. Trotz eines selbst beauftragten Fachgutachtens, das keine negativen Umweltbeeinflussung feststellen konnte, zeigte die Naturschutzbehörde kein Entgegenkommen bei den starren Auflagen. Der Forst blockierte Streckenänderungen und die teilweise mangelnde Unterstützung der öffentlichen Stellen, erschwerte es zu dem den Lauf weiterhin in ehrenamtlicher Weise fortzuführen. Die Organisation übergibt Schneider jetzt an ein Team aus Bergen, das gewillt ist, den Teilnehmern auch zukünftig ein besonderes Lauferlebnis, das seinesgleichen sucht, in der Chiemgauer Bergwelt zu ermöglichen.
Text: Pressemeldung Chiemgauer100

 

Ergebnisse

Fotogalerie