Sind es die kleinen Momente, oder die großen Siege? Ist es die Flexibilität, mit Unerwartetem umzugehen, oder der unerwartete Laib Käse als Gewinn? Was macht ein Jahr besonders? Das fragt man sich zum Jahresende gerne mal. Wir haben uns das gegenseitig gefragt – und für euch die denkwürdigsten Momente des XC-RUN.de-Teams 2022 zusammengestellt.
Was war eigentlich dein schönstes Trailrunning-Erlebnis 2022? Und worauf warst du richtig stolz? Worauf hättest du verzichten können und was war deine Entdeckung des Jahres? An solchen Fragen haben wir uns orientiert, um eine grobe Struktur über ein wie immer turbulentes Jahr zu legen:
Christian Mayer
Es war ein Seuchenjahr mit Schmerz, Tränen und Enttäuschungen. Zu Beginn 2022 gab es viel Unsicherheit – vor allem wegen Corona. Im Rahmen des Zugspitz Ultratrails wollte ich endlich einen Haken an die 100km-Distanz setzen. Leider fiel der erste Austragungstermin dem G7-Gipfel zum Opfer. Nachdem ich aber beim Innsbruck Alpine Trail Festival auf der 65K-Distanz komplett untergegangen bin, konnte ich der vierwöchigen Verlegung doch etwas Gutes abgewinnen.
Unser Chefredakteur Markus begleitete mich bei der Vorbereitung, so dass ich beim Sauwald Trail als 8. gesamt mein Zielbier genießen konnte.
Ich fühlte mich hervorragend für den ZUT vorbereitet. Eine Woche vor dem Start dann der Schock: Corona positiv. Leider hatte die Infektion Spuren hinterlassen. Also eine weitere Pause und obendrein im September ein schleichender Ermüdungsbruch in der Wade. So wird der MountainMan Nikolaustrail nun zum Jahresabschluss 2022.
Sabine Wurmsam
Die traumhaftesten Momente und die schönste Zeit war der Campingurlaub mit meinem Freund Martin. Über 2 Wochen grasten wir mit dem VW-Bus die Schweiz (Madrisa), Italien (Lago Maggiore) und Frankreich (Chamonix) ab. 300km und 21.000hm waren wir in diesen 2 Wochen in den Bergen unterwegs. Dass ich es bei all meinen Läufen aufs Podest geschafft habe, hat mich natürlich richtig stolz gemacht. Dass man dafür beim Madrisa Trail auch noch einen uuuuuuuuuuunglaublich leckeren Laib Käse bekommt – großartig! So ganz ohne Zwicken und Zwacken ging es allerdings trotzdem nicht – mein linker Oberschenkel hat mich da fast das ganze Jahr über begleitet.
Barbara Poxleitner
Mein erstes Event in diesem Jahr stand etwas auf der Kippe, nachdem ich die Wochen vorher einen unangenehmen Infekt hatte. Daher war ich umso stolzer und überraschter über mein Ergebnis beim Innsbruck Alpine Trail Festival. Ich habe immer noch Gänsehaut, wenn ich an den Zieleinlauf als dritte Dame gesamt auf der 25 Kilometer Distanz denke… Daneben sind es auch viele kleine Momente, an die ich gerne zurückdenke. Zum Beispiel um 3:00 aus dem Haus schleichen und einen wunderbaren Sonnenaufgang auf meinem Hausberg genießen. Das Farbenspiel, die Stille und Klarheit zu dieser frühen Stunde sind einfach unbeschreiblich und lassen mich den manchmal doch recht anstrengenden Alltag und die weltlichen und politischen Geschehnisse zumindest vorübergehend vergessen.
Was ich auf jeden Fall ins nächste Jahr mitnehmen werde, ist das Laufen mit Stöcken. Im Rahmen des Teamtreffs und bei persönlichem Testen habe sie immer mehr lieben und schätzen gelernt. Sie haben mich vor so manchem Sturz bewahrt und steile Anstieg hochgeschoben. Dabei war ich mal absolute Stockverweigererin!
Tobias Gerber
Wenn ich an die Saison 2022 zurückdenke, dann geht sie früh los und endet spät – und hatte dazwischen hauptsächlich Regen und unfassbare Höhepunkte! Es war meine erste Saison im XC-RUN.de-Team und sie brachte mich bei knapp -10 Grad an die Startlinie des MountainMan, im strömenden Regen zum Seven Sister Skyline und direkt danach, komplett dreckig, ins Wohnzimmer eines lokalen Schafzüchters.
Nach einem unschönen Monat mit Corona und angeschossener Fußgelenkkapsel wurden wir beim 13 Summits Sky Marathon vom Berg geregnet, bin ich beim Nuuksio70 Trail Ultra gefühlt durchs „Herr der Ringe“-Set gelaufen und habe bei den adidas Infinite Trails die mit Abstand – also mit Aaaaaabstand – ungewöhnlichste After Race Party erlebt. What a year!
Basilias Förster
Mein Highlight und größter Stolz 2022 war der 15. Platz beim UTMB. Was für ein Homecoming! Aber auch die Streckenbesichtigung im Run&Hike-Mode mit großem Rucksack war großartig. Col du Bonhomme, Les Chapieux, Col de Seigne, Pyramides Calcaire und Lac Combal – im Rennen sehe ich hier nur den Lichtkegel meiner Stirnlampe. Endlich konnte ich die atemberaubende Landschaft rund um den Mont Blanc auch mal bewusst wahrnehmen.
Aber auch ein anderes Gebirge habe ich 2022 lieben gelernt: Die Pyrenäen beim Andorra Trail 100 by UTMB. Sonnenuntergang auf dem Pic Comapredrosa und Sonnenaufgang auf dem Collada Pessos waren mein perfektes Timing auf dem mit landschaftlichen Highlights wie Bergseen, anspruchsvollen Singletrails und der 600 Meter langen Hängebrücke gespickten Strecke. Bestimmt rufe ich bald wieder: Hola Andorra.
Michael Förster
Das Jahr 2022 wird bei mir vom Tor de Geants dominiert. Die besten Filme haben kein Happy End. Und deshalb war nach 250 Kilometern Schluss bei meiner TOR-Premiere. Und doch lassen mich seitdem die Erinnerungen an 100 Stunden Action, Thrill und Drama nicht mehr los. I’ll be back in Courmayeur.
Richtig stolz war ich aber auch auf mein Finish beim Großglockner Ultra. Laufen im Regen macht Spaß, im strömenden Regen oft noch mehr. Setzt man diese Steigerung zum Superlativ fort, gelangt man zum GGUT 2022. Der unaufhörlich prasselnde Regen, die Querung unzähliger, eiskalter, weit über die Ufer getretener Gebirgsbäche in schwarzer Nacht und der damit verbundene Kampf gegen Kälte, Müdigkeit und Erschöpfung sind meine Favoriten für die „Trailnight of the year“.
Thomas Wanninger
Mit dem OCC ging für mich schon sehr früh die Trailrunning Saison zu Ende. Was aber definitiv ein extrem feines Erlebnis für mich war, denn es war eine große Ehre, mit all den Stars am Start stehen zu dürfen. Dennoch war mein persönliches Highlight 2022 die Titelverteidigung beim Kaitersberg Trail. Ein unglaubliches Gefühl, bei den „Trails dahoam“ wieder die Bestzeit hinlegen zu können. Das macht mich schon sehr stolz.
Mein ungeplantes Saisonende habe ich einer Verletzung am Fußball zu verdanken. An einen Start beim Arberland Ultra war damit nicht zu denken.
Markus Mingo
Mein Highlight war definitiv der Zugspitz Ultratrail 2022. An der Zugspitze habe ich 2011 meinen ersten Trail-Wettkampf bestritten und hier habe ich 2017 mit der Deutschen Meisterschaft im Ultratrail meinen ersten großen Titel gefeiert. Dass ich hier fünf Jahre später auf fast identischer Strecke nochmal zum Deutschen Meistertitel laufe – und das fast 20 Minuten schneller als 2017 – war für mich phänomenal.
Konrad Kufner
Der dritte Platz beim Arberland Ultra Trail war mein Highlight des Jahres. Außerdem konnte ich noch den 2. Platz beim Sauwald Trail und die Bronzemedaille bei den Bayerischen Crosslauf-Meisterschaften erlaufen. Dazu kamen aber auch die kleinen Momente, wie ein wunderbarer Sonnenaufgang an einem warmen Herbsttag und die Dankbarkeit, den Sport so machen zu können.
Eine kleine Entdeckung des Jahres war, dass Wettkämpfe halt nicht alles sind. Auch ein einsamer Lauf in den Morgenstunden kann wunderschön sein. Und dank Initiativen wie der Heimat Trails Trophy lernt man seine Heimat nochmal ganz anders kennen. Da fährt man 10 Jahre lang daran vorbei, ohne zu wissen, wie schön es ist.
Marc Soh
Die Saison 2022 war für mich eine spannende und lange Saison mit vielen Höhen und Tiefen. Die Saison begann in Südtirol beim Ötzi Trail Run, darauf folgte unser unvergessliches Team-Treffen im Bayrischen Woid mit tollen Trainingseinheiten und schönen gemeinsamen Momenten.
Nach dem Innsbruck Alpine Trail Festival wurde es für mich eher lokal und so konnte ich beim Losheimer Trailfest zum ersten Mal in meinem Läuferleben aufs Podium laufen. Nach zwei Rennen im Schwarzwald mit zwei weiteren Podiumsplätzen ging eine Saison zu Ende, die dann doch sehr unvorhergesehen war. Nach vielen tollen Momenten, vielen Herausforderungen und Veränderungen werde ich in der kommenden Saison kein Teil des XC-RUN.de-Teams mehr sein und bedanke mich von ganzem Herzen bei unserem Team Captain und dem Team für die herzliche Aufnahme und die schöne gemeinsame Zeit.