Unser Redakteur Felix Rosentreter startete heuer beim Großglockner Ultratrail über die Langdistanz von 110 Kilometern und 6.500 Höhenmetern – und das Ganze etwas angeschlagen und mit suboptimaler Vorbereitung. Wie es ihm bei seinem Abenteuer GGUT2017 erging erfahrt ihr hier:
110 Kilometer und 6.500 Höhenmeter für diesen Moment
Sonntagmorgen, 04:40 Uhr Kaprun, Ortsmitte. Müde betrachte ich die drei Gestalten, die mir entgegenkommen. Wankend, grölend, wohl nicht mehr ganz fahrtüchtig. Nachtschwärmer, die sich auf dem Heimweg befinden. Wo ich denn herkomme und was ich mit dem Ding da auf dem Kopf denn noch vorhabe. Das „Ding“ war meine Stirnlampe und vor hatte ich zu dieser Zeit nicht mehr viel. „Das gleiche wie ihr“, entgegnete ich, „endlich nachhause ins Bett.“ Aber warum ich denn dafür so eine Lampe benötige? Ob ich denn b`soffen wär? „Nein keineswegs, wenngleich ähnlich berauscht wie ihr“ erwiderte ich und ergänzte, dass ich von einem sehr langen Lauf zurückkäme. Mit Details verschonte ich die Partygänger ob der Annahme, dass diese Information sowieso nicht mehr verfügbar sei. Man wünschte sich noch eine angenehme Nacht und ging seiner Wege. Mit einem Schmunzeln registrierte ich, dass sich die Fortbewegungsart bei uns nicht sonderlich unterschied und lediglich unsere Glücksgefühle unterschiedlicher Herkunft waren. Kurze Zeit vor diesem Zusammentreffen hatte ich endlich die langersehnte Finisher-Medaille im Zielbereich des Grossglockner Ultra-Trail 2017 im Nationalpark Hohe Tauern erhalten. 110 Kilometer, 6.500 Höhenmeter und knapp 28 Stunden musste ich auf diesen Moment hinarbeiten. Im Folgenden möchte ich versuchen, meine Eindrücke, Erfahrungen und Gefühlslagen zu Papier zu bringen.
„Be part of Austria’s greatest trail running adventure!“
„Be part of Austria’s greatest trail running adventure! “ – So wirbt der Veranstalter auf seiner Homepage für den GGUT und sollte damit nicht zu viel versprochen haben. Beginn des Events war Freitagnacht um 23:00 Uhr in Kaprun. Circa 450 Gleichgesinnte fieberten wie ich dem Startschuss der 110 Kilometer langen Strecke entgegen, wobei dieser Ausdruck, im Gegensatz zu mir, wohl nur bei den wenigsten Teilnehmern zutreffen dürfte. Eine schwere Grippe hatte mich die Woche zuvor noch ans Bett gefesselt und auch zum Start des Rennens fühlte ich mich nicht hundertprozentig fit und hatte Zweifel, ob die Kraft für ein solches Unterfangen reichen würde. Getragen von der Euphorie des Augenblicks vergingen die ersten Kilometer recht reibungslos, doch schon beim ersten Anstieg merkte ich, dass etwas nicht stimmte. Puls zu hoch, zu starkes Schwitzen und ein unangenehmes Gefühl im Magen, das beständig zunahm. Auch die Einnahme von Verpflegungsmitteln bereitete mir nie zuvor gekannte Probleme, selbst die Aufnahme von Wasser war nur mit Überwindung möglich. Panik machte sich breit und nährte den Verdacht, es dieses Mal nicht über die Ziellinie zu schaffen.
Ausstieg nach 60 Kilometern?
Als sich nach 20 Kilometern immer noch keine Besserung bemerkbar machte, stand für mich der Entschluss fest, beim großen Verpflegungspunkt in Kals bei Kilometer 60 auszusteigen. Dafür musste jedoch zunächst einmal die Pfandlscharte erklommen werden, was einen durchgehenden Anstieg von 1.200 Höhenmetern mit sich brachte. Krönung war ein Schneefeld von 400 Metern, bei dem es stets zwei Schritte nach oben und einen nach unten ging. Ein Sicherheitsseil wäre an dieser Passage des Rennens in meinen Augen kein Luxus gewesen. Zumindest Petrus zeigte sich gnädig und so ergraute der nächste Morgen, ohne dass uns eines der vielen angekündigten Gewitter erreichte. Mit Einbruch des ersten Tageslichtes besserte sich auch meine Gemütslage, da sich uns eine unglaubliche, leider jedoch sehr wolkenverhangene Aussicht bot und sich mein Gesundheitszustand mittlerweile gebessert hatte. Es folgte ein kerniger Abstieg zur zweiten Verpflegungsstation am Glocknerhaus. Und hatte ich Petrus zuvor noch gelobt, so beschaffte er uns nun innerhalb weniger Minuten einen Wolkenbruch und ein Unwetter, das seinesgleichen sucht. Gerade noch rechtzeitig schafften wir es ins Trockene und ich war wieder einmal von der Gewalt der Natur überrascht, die dem Menschen ein ums andere Mal dessen Machtlosigkeit und Determiniertheit vor Augen führen kann.
Unwetter zwangen zur Rennunterbrechung
Aufgrund des Unwetters musste das Rennen an dieser Stelle für eine Stunde unterbrochen werden, bis keine Gefahr mehr für die Läufer bestand. Diese Zwangspause kam für mich zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt, hatte ich mich doch gerade erst wieder einigermaßen gefangen. Aber auch das ist eben Ultra-Running, da steckst halt nicht drin und Sicherheit geht nun mal vor. An dieser Stelle möchte ich auch ein ausdrückliches Lob an die Rennleitung aussprechen, die hiermit bestimmt keine populäre Entscheidung getroffen hat, aber in meinen Augen eine absolut notwendige, und manchmal braucht es bei all dem Ehrgeiz auf der Strecke wohl auch eine übergeordnete Macht, die hier Vernunft walten lässt. Als das Rennen wieder freigegeben wurde, stand der Anstieg zur Pfortscharte, dem höchsten Punkt der Strecke bevor. Mein Magen hatte sich mittlerweile beruhigt, doch eine noch nie zuvor gekannte Müdigkeit machte sich breit, die mich phasenweise taumeln ließ und die ihren Höhepunkt in einem Beinahesturz ob einer kurzen Phase Sekundenschlafs zur Folge hatte. Nun ja, zumindest der Adrenalinspiegel war spätestens nach diesem Erlebnis wieder auf Peak und ich erklomm die letzten Meter und befand mich am bereits angesprochenen höchsten Punkt des Rennens. Und hier muss nun auch mal neben all den Strapazen die unbeschreibliche Schönheit der Natur hervorgehoben werden, die einen einfach sprachlos erscheinen ließ. Mein nächstes Etappenziel war die Verpflegungsstelle an der auf 2.600 Metern gelegene Stüdlhütte. Dort angekommen, fühlte ich mich regelrecht euphorisch, da ich mich sowohl physisch als auch psychisch auf dem Weg der Besserung befand.
Halbzeit in Kals
Zudem ging es jetzt ja nur noch bergab zur großen Verpflegungsstation in Kals, bei der ich früh nach Beginn des Rennens eigentlich aussteigen wollte. Doch davon war zu diesem Zeitpunkt nicht mehr die Rede. Zum ersten Mal im Rennen war ich recht flott unterwegs und mit mir und meiner Leistung zufrieden. Lediglich die steilen Schotterserpentinen zu Beginn des Abstiegs bremsten mich ein wenig aus, da diese meine höchste Konzentration erforderten und ich einen Sturz um jeden Fall vermeiden wollte. Nachdem ich den Abstieg von circa 800 Höhenmetern durch teils wunderschöne Lärchenwälder absolviert hatte, kam ich gegen 13:00 Uhr endlich in Kals an, wo ich von meiner Familie aufs Herzlichste empfangen wurde. Auch wenn ich über zwei Stunden in meinem persönlichen Zeitplan zurücklag, fühlte ich mich richtig gut und der noch anstehenden zweiten Etappe gewachsen. Diese bestand ja „nur“ noch aus 50 Kilometern und circa 2000 Höhenmetern, wobei es die letzten 25 Kilometer ebenfalls „nur“ noch bergab ging. Nun ja, Hochmut kommt bekanntermaßen vor dem Fall und „errare humanum est“, wie der Lateiner so schön zu sagen pflegt. Ich stärkte meinen müden Körper mit Suppe und Kässpätzle, zog mir ein neues T-Shirt an und drängte darauf weiter zu laufen. Stefan, mein Wegbegleiter der letzten Stunden, brauchte jedoch noch ein wenig Zeit zum Regenerieren und da wir beschlossen hatten, zusammen ins Ziel zu laufen, genehmigte auch ich mir noch einen zweiten Teller Suppe. Gegen 14:00 Uhr ging es dann wieder los. Nächstes Etappenziel war das Kalser Tauernhaus, das in rund zwölf Kilometern auf uns wartete. Zum ersten Mal im Rennen ging es nun auf einer breiten Forststraße leicht bergauf und man konnte endlich mal den Kopf beim Laufen ausschalten und einige Kilometer gutmachen. War zu diesem Zeitpunkt das Terrain keine Schwierigkeit, so stellten mich jedoch die ansteigenden Temperaturen vor eine gewisse Herausforderung. Zum Glück konnte man Kehle und Haupt immer wieder an Gebirgsbächen und kleineren Wasserfällen kühlen.
Alkoholfreies Weißbier zur Belohnung
Am Kalser Tauernhaus angekommen, gönnten sich Stefan und die anderen Mitglieder unserer mittlerweile entstandenen Laufgemeinschaft erst einmal ein alkoholfreies Weißbier. Ich dagegen scharrte sprichwörtlich mit den Hufen, da ich meinen Zeitplan in Gefahr sah und ich nach wie vor vermeiden wollte, den Auf- und Abstieg am Kapruner Törl bei Nacht bewältigen zu müssen. War die bisherige Strecke schon landschaftlich mehr als beeindruckend, so stellte der nun kommende Streckenabschnitt all dies noch einmal in den Schatten. Wunderschöne Trails durch eine Landschaft, bei der man sekündlich damit rechnete, Legolas, Aragorn und Co. zu treffen, begleiteten einen Gebirgsbach zu unserer linken, der in einen See mündete, dessen Klarheit ich noch nie zuvor gesehen hatte. Allerdings wartete am Ende dieses Trails ein Anstieg, der an Steilheit wohl ebenfalls seinesgleichen sucht. 700 Höhenmeter am Stück bei Temperaturen knapp um die 30 Grad galt es zu bezwingen.
Ein Gefühl wie Frodo am Schicksalsberg
War der Weg dorthin noch mit einem Spaziergang durch Legolas Elbenwald verglichen worden, so fühlte ich mich nun doch eher wie Frodo auf dem Weg zum Schicksalsberg, jedoch ohne die Angst von Gollum verfolgt zu werden, dafür aber mit der Gewissheit, dass mich auch keine Adler ins Tal fliegen würden, sondern dies nur einen Vorgeschmack auf die zweite Steilwand am Kapruner Törl mit nochmals 120 Höhenmetern mehr bedeutete. Leider benötigten wir die eben angesprochenen Adler in Form der Bergwacht dann doch. Stefan, mein tapferer Begleiter hatte sich auf den letzten Metern des Anstiegs den Meniskus gerissen. Für ihn ging es nicht mehr weiter. Allerdings musste er sich hierfür noch bis zur Rudolfshütte durchkämpfen, von wo er anschließend ins Tal gefahren werden konnte. In einem längeren Gespräch versicherte er mir, dass er die letzten Meter dorthin alleine schaffen würde, woraufhin ich schlechten Gewissens Gas gab und nach 20 Minuten an besagter Verpflegungsstation ankam. Mittlerweile war es 19:00 Uhr. Ich zwang mich zu einer kurzen Pause, versuchte die Kohlehydratspeicher mit Nudelauflauf wieder zu füllen, verschlang Unmengen an Wassermelone und genehmigte mir noch eine Suppe als Dessert.
Alleine auf den letzten 30 Kilometern
Leider entschieden sich alle Läufer aus meinem Umfeld an der Rudolfshütte auszusteigen und so begab ich mich alleine auf die letzten 30 Kilometer. Der angepriesene „kurze Abstieg bis es dann richtig losging“ entpuppte sich dann doch wieder als eine Kletterei von knapp einer Dreiviertelstunde, ehe es nach einem kurzen Trail zur anderen Talseite endlich zum langersehnten letzten Anstieg hinauf zum Kapruner Törl ging. Das Schild mit der Aufschrift „Kapruner Törl – 3:45 Stunden“ führte bei mir jetzt nicht gerade zu mentalen Freudensprüngen, jedoch, so redete ich mir ein, stellte diese Wand das letzte große Hindernis des Rennens dar. Beflügelt von dieser Vorstellung kämpfte ich mich Meter um Meter nach oben und schaffte es sogar vier Läufer zu überholen. Da das Tageslicht langsam schwand, wurde auch die Sicht immer diffuser und ich zwang mich zu einer Mäßigung meines Tempos, da sich auch das Gelände mit jedem Höhenmeter unwegsamer gestaltete. Mittlerweile säumten wieder Gletscher unseren „Weg“, wobei es sich hierbei lediglich um einen Parcours entlang der GGUT-Fähnchen handelte. Loses Blockwerk sollte noch für längere Zeit mein treuer Begleiter werden. Aufmerksam geworden durch die viele Losung am Boden, konnte ich auf dem gegenüberliegenden Gletscher in circa 300-400 Metern Entfernung ein Rudel Steinwild ausmachen. Ich hielt einen Moment inne und beneidete die majestätischen Geschöpfe ob ihrer Leichtigkeit und Trittsicherheit in diesem schwierigen Gelände. Und dann war es endlich soweit: Um 21:15 Uhr hatte ich den letzten Anstieg geschafft und das Kapruner Törl bezwungen.
„Nur“ noch 25 Kilometer Downhill nach Kaprun
Nun galt es lediglich, die verbliebenen 25 Kilometer ins Tal zurück nach Kaprun zu laufen. Doch die kurz aufkommende Euphorie wich rasch einer konzentrierten Anspannung, da sich die ersten dreihundert Meter Abstieg als ein kleines Himmelfahrtskommando herausstellen sollten. So beschwerlich es auf der einen Seite hinaufging, so steil ging es nun wieder talwärts. Hinzu kam, dass der „Weg“ über ein Schneefeld verlief, welches sich im schwindenden Licht nochmals als wahre Bewährungsprobe jeglicher koordinativer Fähigkeiten erwies. Auch die Aussage des Mannes von der Bergwacht „Machts mir da fei bloß koan Fehler!“ wirkte jetzt nicht gerade beruhigend. Umso erstaunlicher ist es zu sehen, zu welchen Leistungen der menschliche Körper unter Extremsituationen in der Lage ist. Nur einmal landete ich auf meinem Allerwertesten, konnte diesen Sturz jedoch unbeschadet überstehen. Als sich die ersten Gräser und Farne schließlich im Licht meiner Petzl erahnen ließen, reifte in mir die Erkenntnis, es wider anfänglicher Bedenken tatsächlich ins Ziel schaffen zu können. Die nunmehr letzten 20 Kilometer zogen sich jedoch noch schier endlos in Länge. Zwar galt es nun keine Höhenmeter mehr zu erklimmen, doch zahlreiche Gebirgsbäche waren noch zu überqueren. Die teils abenteuerlichen Behelfsbrücken des Veranstalters waren aufgrund der gewaltigen Wassermassen entweder unpassierbar oder von den Fluten weggeschwemmt worden, so dass oft nur der Weg durch das eiskalte, oftmals knietiefe Wasser blieb.
Erneutes Unwetter an den Kapruner Hochgebirgs-Stauseen
Kurz vor der letzten Verpflegungsstelle an den Kapruner Hochgebirgs-Stauseen erwischte mich zu allem Überfluss ein erneutes Unwetter und zwang mich völlig durchnässt an der VP zu einer zweiten Zwangspause. An ein Weiterlaufen war nicht zu denken, wollte man sein eigenes Leben nicht aufs Spiel setzen, was uns durch einen Blitzeinschlag in unmittelbarer Nähe des Stausees eindrucksvoll unter Beweis gestellt wurde. So nützte ich die Wartezeit damit, alle Kleidungsstücke, die sich noch in meinem Rucksack befanden, miteinander zu kombinieren, um dem Körper ein letztes Maß an Restwärme zu erhalten. Mit steifen Beinen ging es schließlich auf die letzten 16 Kilometer. Mit den Kräften völlig am Ende, aber dem nahen Ziel vor Augen entwickelte ich eine Fortbewegungstechnik aus Laufen und Gehen, wobei sich der Anteil immer mehr zu letzterer Tätigkeit verschob. Mit der Gewissheit, dadurch nochmals über drei Stunden unterwegs zu sein, feierte ich innerlich jeden gemeisterten Kilometer. Es ging einfach nichts mehr. Der Körper war komplett leer.
Ein Plädoyer für den Ultratrail
An dieser Stelle möchte ich gerne etwas loswerden, was ich schon sehr häufig gefragt wurde. Die Frage, wie man sich auf einen solchen Ultra vorbereitet. Die Leute lachen immer wenn ich sage, dass man Ultras mit dem Kopf und nicht mit den Beinen läuft. Und natürlich ist eine überdurchschnittlich ausgeprägte Fitness und regelmäßiges hartes Training unabdingbar. Aber es wird immer der Moment kommen, an dem die Beine brennen werden, der Rücken schmerzt und die Augen so schwer werden, dass man sie fast nicht mehr aufhalten kann. Aber dieses Gefühl ist nur temporär, es kommen auch wieder bessere Momente. Und auf diese gilt es hinzuarbeiten. Einen Fuß vor den anderen setzen. Den Fokus auf den nächsten Schritt setzen und nicht auf die unzähligen Kilometer, die noch vor einem liegen und sich dessen vergewissern, was man bereits geschafft hat. „Weiter, immer weiter!“, um einen der größten Sportler aller Zeiten zu zitieren. Es geht nicht um das „Warum“, sondern nur noch um das „Wie“. Warum ich so gerne Ultras laufe? Weil man im Unterschied zu anderen Sportarten keine Gegner, sondern allenfalls Mitläufer, Leidensgenossen und Gleichgesinnte hat. Man läuft demnach nur für sich. Ein Wettstreit mit den eigenen Grenzen der Leistungs- und Leidensbereitschaft. Wobei hier ein kleiner, aber gewichtiger Einschub erlaubt sei. Man läuft zwar nicht gegen andere, sehr wohl aber für andere. Für die Menschen, die an dich glauben, die immer hinter dir stehen und die dir Kraft geben. Neben all der erforderlichen mentalen Härte ist es immer wieder schön zu wissen, dass da jemand ist, der auf dich wartet. Und mit dieser Erkenntnis lässt sich die ein oder andere nächtliche Schneefeldquerung dann schon meistern. An dieser Stelle möchte ich mich aus ganzem Herzen bei meiner Familie bedanken, die immer für mich da war, alle Strapazen auf sich genommen hat und sich bei alledem nie beklagt hat.
Finishen ist beim GGUT keine Selbstverständlichkeit
Mittlerweile hatte ich das Schild passiert, das die letzten fünf Kilometer ankündigte. Zum ersten Mal im Rennen fischte ich mein Handy heraus. Mama anrufen. Ja es geht mir gut. Nein ich bin nicht verletzt. Ja ich bin gleich im Ziel. Wir sehen uns gleich. Eine Stunde später ging ich durch die frühmorgendlichen Straßen Kapruns. Das Finisher-Tor, das ich vor zwei Tagen noch unter dem Beifall hunderter Zuschauer verlassen hatte, kam in Sicht. Dieses Mal war der Platz menschenleer. Nur eine Dame der Rennleitung verharrte noch im Zielbereich und überreichte mir meine Finisher-Medaille. Keine Beifallsstürme, keine stehenden Ovationen, dafür die Erkenntnis, dass Grenzen nur im Kopf bestehen. Nun kann man wohl anmerken, dass eine Gesamtzeit von 27:30 Stunden nun wahrlich keine Sahnezeit darstellt. Und Platz 133 wohl auch keinen Grund zum Feiern bietet. „Fünftletzter“, dachte ich in der Nacht noch niedergeschlagen, „nun ja… wärst bei deinem Trainings- und Gesundheitsstand mal lieber die kürzere Strecke gelaufen, aber wolltest ja wieder nicht anders.“ Nun, einige Tage später, mit einem gewissen zeitlichen Abstand, lässt sich dieser 133. Platz für mich jedoch auch positiv bewerten. Bei einem Lauf, bei dem es von rund 450 Startern nur einem Drittel gelingt, überhaupt die Ziellinie zu überqueren, ist finishen wohl keine Selbstverständlichkeit. Und das Referendariat, in dem ich mich zurzeit befinde, ist nun mal keine Zeit für außerschulische Heldenleistungen. Insofern stellt sich langsam doch eine gewisse Zufriedenheit, aber auch Dankbarkeit ein, einen der härtesten und zugleich beeindruckendsten Ultras unbeschadet überstanden zu haben.
Text und Bilder: Felix Rosentreter
hallo Felix,
zuerst einmal herzlichen Glückwunsch – saubere Leistung! Ich habe „nur“ den 50er gefinished, der war bereits Neuland für mich aber hat sehr viel Spaß gemacht! Aber das Ganze doppelt und mit Nacht und Dunkelheit zusätzlich ist schon eine anständige Leistung!
Mein Ziel war auch einfach durchzukommen, und ne Menge Spaß zu haben – beide Ziele habe ich erreicht.
Als Lehrer und ehemaliger Refi kenne ich die oft wenig verfügbare Zeit nur zu gut, um ausreichend in Form zu kommen. Deshalb Hut ab, ich mache mich nächstes Jahr dran! Erstmal im Herbst den Arbertrail abarbeiten!
Yves