Es ist Herbst auf der Nordhalbkugel. Schnell noch die Stirnlampe zurecht gerückt und die richtigen Klamotten rausgesucht und es kann los gehen – hinein in den Wald. Der Herbst ist eine der schönsten Jahreszeiten um die Laufschuhe zu schnüren. Was sollte ich beachten um als Trailrunner Natur und Umwelt nicht zu belasten?
Als ich meine Laufschuhe schnüre ist es stockdunkel draußen, noch nicht einmal die Straßenlaternen erhellen die Nacht. Nur das weit entfernte Röhren der Hirsche von den Schachten durchbricht hin und wieder die absolute Stille. Es ist Herbst bei uns hier im Wald und die Sonne wird sich erst blicken lassen wenn ich wieder zuhause bin. Schnell noch die Stirnlampe zurecht gerückt und es kann los gehen, hinein in den Wald. Normal kenne ich hier jeden Steig und jede Wurzel, ich laufe hier fast täglich, kenne den Weg im Schlaf. Das ist passend, den genau das tue ich irgendwie noch, schlafen. Es ist schließlich erst fünf Uhr morgens, aber später laufen ist einfach nicht möglich – die Familie hat Vorrang. Und deshalb bin ich so früh unterwegs, im Sommer wäre es jetzt schon hell aber der Herbst und Winter verlangen nicht nur die Stirnlampe sondern auch eine gehörige Portion Mut, jedenfalls bei mir. Obwohl ich versuche früh morgens die richtig kleinen Steige zu meiden um das Wild nicht unnötig zu stören und ich als Läufer sowieso sehr leise unterwegs bin bleibt es nicht aus, dass ich Tieren begegne. Auch bei Läufen am Abend, wenn die Sonne langsam untergeht sieht man im Herbst und Winter mehr Tiere als in den Sommermonaten. Das Laufen in der Dunkelheit lehrt mich vor allem eins – Ehrfurcht! Vor den Tieren und der Natur, in der ich total unbedeutend erscheine in meinen Laufklamotten und der schwachen Stirnlampe. Deshalb beschließe ich mich mal ganz genau zu informieren. Wie verhalte ich mich richtig wenn ich früh am Morgen oder spät abends laufen gehen? Und wer könnte mir da am besten weiterhelfen? Richtig, ein Förster! Sebastian Hoffmann vom örtlichen Revier der Bayerischen Staatsforsten erklärt sich bereit mir zu helfen und mir Rede und Antwort zu stehen.
Bitte nicht stören
Als erstes lerne ich, dass es vor allem im Herbst, Winter und im Frühjahr ganz wichtig ist auf den Wegen zu bleiben wenn man im Wald unterwegs ist. Dann brüten viele Tiere oder können aufgrund der vor uns notwendigen Flucht sterben. Ein gutes Beispiel ist hier im Bayerischen Wald zum Beispiel der Auerhahn. Wird er im Winter aufgeschreckt kann er vor Erschöpfung sterben da seine Energiereserven nicht wirklich groß sind. Ein großer Naturfreund sagte einest „der kann sich nicht zuhause mit einem Schweinsbraten vor den warmen Ofen setzen“. Das blieb mir im Gedächtnis! Und auch Sebastian ermahnt mich noch einmal wirklich darauf zu achten keine Tiere zu stören. Ein weiteres Problem beim Querfeldeinlaufes ist, dass man sich schneller verläuft. Nebel kann aufziehen und auch in der Dämmerung oder in der Dunkelheit sieht vieles anders aus als bei Tageslicht. Deshalb, Wege nicht verlassen! Und auch Hunde sollten nur mitkommen, wenn sie an der Leine sind.
Holzfällung kann gefährlich werden
Leider, so erklärt mir Sebastian ist es auch ein immer größer werdendes Problem, dass gerade im Herbst und im Frühjahr Warnhinweise zu Holzfällungen ignoriert werden. Sturmschäden, Schneebruch und Brockenkäfer erfordern eine schnelle Aufarbeitung, die für Läufer aber auch Wanderer gefährlich werden kann, jedenfalls wenn man die Absperrungen ignoriert. Oft sind Alternativen ausgeschildert oder können per GPS gesucht werden. Aber auf alle Fälle, so betont er, hängen die Schilder da aus einem guten Grund! Auch wenn in dem Augenblick nicht gearbeitet wird, so sind solche Wege oft gefährlich. Solang die Wege nicht aufgearbeitet wurden liegen dort Äste und Schnittholz, dass sich als tückisch herausstellen kann. In dem Zusammenhang weißt mich Sebastian auch gleich auf das Müllproblem hin. Er bittet darum, egal wann, seinen Müll wieder mitzunehmen. Auch wenn wir Läufer nicht so viel mit uns führen wie manche Wanderer so soll auch das Gel und die Riegelpackung in den heimischen Müll wandern und nicht in den Wald. Sollte man sich doch einmal verletzen und im Wald Hilfe benötigen, so rät mir Sebastian vorher die App „Hilfe im Wald“ herunterzuladen. Sollte man sich verletzen oder auf einen Verunglückten treffen, so zeigt die App den eigenen Standort an sowie den nächsten Rettungstreffpunkt. Die Rettungsleitstellen können so gezielt einen Rettungswagen/Bergwacht etc. zu diesem Punkt schicken und somit schneller Hilfe leisten. Ein sehr gute Tipp, da viele von uns doch oft allein unterwegs sind!
Angst vor Tieren? Muss nicht sein!
Nun zu einer Frage, die mir sehr am Herzen liegt da ich schon mal damit Probleme hatte, was tun bei Tierkontakt? Ich habe schon Wildschweine getroffen da ich als Läuferin einfach sehr leise bin und die Tiere wenn sie fressen schlechter hören. Deshalb habe ich sie vermutlich erschreckt und ich mich mindestens genau so. Die sonst friedlichen Fluchttiere können dann aggressiv werden weil sie sich bedroht fühlen. Oder auch wenn sie Jungtiere dabei haben. Das bestätigt mir auch Sebastian. Er erklärt mir außerdem, dass Wildschweine warnen bevor sie angreifen. Die Bache (weibliches Muttertier) bläst. Dieses Warnsignal sollte man unbedingt ernst nehmen. Am besten stehen bleiben und langsam rückwärtsgehen. Sollte es dennoch zu einer Attacke kommen hilft es ,wenn man sich groß macht und Lärm produziert. Seitdem laufe ich immer mit einer Glocke im Seitenfach die ich herausnehmen könnte. Vielleicht hilft es. Ansonsten meint Sebastian sollte man unbedingt von Wildtieren Abstand nehmen wenn sie sich zutraulich nähern und den nächsten Förster informieren! Kein gesundes Wildtier lässt sich streicheln! Außerdem sollte man nie in Panik geraten und davon laufen sondern sich immer langsam rückwärts entfernen oder Lärm erzeugen. Aber das man Wildtiere wie Luchs, Wolf, Wildschwein oder ähnlichem begegnet ist sehr sehr unwahrscheinlich und ein Angriff noch unwahrscheinlicher. Kein Tier greift an wenn es sich nicht bedroht fühlt. Ich bin beruhigt, dann steht meinen weiteren Läufen in der Dämmerung eigentlich nicht mehr viel im Wege. Und für die menschliche Fraktion bleibt weiterhin mein Pfefferspray im Rucksack. Sicher ist sicher.
Solange ich mich in der Dunkelheit draußen bewege versuche ich mich ruhig zu verhalten um kein Tier zu stören, schließlich gehöre ich nicht hierher und dringe in eine Welt ein, in der Menschen selten sind. Sebastians Tipps nehme ich mir auf alle Fälle zu Herzen und habe mir die App auch schon mal runtergeladen…
XC-RUN Special: Trailrunning im Herbst/Winter
Informationen zur richtigen Kleidung, geeigneten Laufschuhen und weiterem Equipment findet ihr laufend aktualisiert im XC-RUN Winterspecial:
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