Albert Kuchler zählt zu den großen deutschen Talenten im Skilanglauf – auf Schnee hat er sich bereits einen Namen gemacht. Jetzt tauscht der 25-Jährige die schmalen Ski gegen griffige Trailschuhe und stellt sich beim legendären U.TLW im Bayerischen Wald einer neuen Herausforderung: 25 Kilometer, 1500 Höhenmeter – ein echtes Brett! Wie sich ein Weltcup-Athlet auf ein solches Abenteuer vorbereitet, was ihn am Trailrunning fasziniert und ob es bei einem einmaligen Ausflug bleibt, verrät er im Interview.
Motivation und Vorbereitung

Albert, du bist als Skilangläufer bekannt – was hat dich gereizt, beim U.TLW zu starten?
Trailrunning ist schon seit Langem ein fester Bestandteil meines Sommertrainings. Es macht mir einfach großen Spaß. Als ich dann die Möglichkeit bekam, beim U.TLW in meiner Heimatregion zu starten, war für mich schnell klar: Da will ich mitmachen – und zur Abwechslung auch mal im Sommer mit Startnummer Gas geben.
Wie unterscheidet sich dein Training für einen Trailrun von deinem klassischen Langlauftraining? Gab es Überraschungen in der Vorbereitung?
Ich habe mich nicht speziell auf den U.TLW vorbereitet. Wenn ich laufe, suche ich mir gerne Strecken mit vielen Höhenmetern und schönen Trails – das ergibt sich ganz natürlich aus meinem Training. Überraschend war vor allem, wie technisch anspruchsvoll manche Downhill-Passagen sein können.
25 Kilometer und 1500 Höhenmeter sind auch für fitte Athleten eine Hausnummer. Was ist dein Ziel für das Rennen – durchkommen, genießen oder angreifen?
Mein Ziel ist definitiv, anzugreifen. Ich freue mich besonders auf die bergauf Passagen, da sie mir liegen. Gleichzeitig habe ich großen Respekt vor den Downhills – da braucht es Technik und Konzentration.
Disziplinwechsel & sportlicher Alltag
Wie gut lässt sich Trailrunning in deinen Sommertrainingsplan integrieren? Wie trainiert ein Profilangläufer um diese Jahreszeit?
Trailrunning passt sehr gut in meinen Trainingsalltag, weil es dem Skilanglauf in vielen Aspekten ähnelt – vor allem was das Herz-Kreislauf-System betrifft. Im Frühjahr ist mein Training relativ vielseitig: Laufen, Skirollern, Radfahren, Krafttraining. Intensivere Einheiten mache ich meist auf Skirollern, dafür sammle ich viele Ausdauerstunden zu Fuß in den Bergen.
Viele Langläufer setzen im Sommer auf Laufen oder Rollski – hat Trailrunning für dich vielleicht sogar Potenzial als fester Bestandteil im Training?
Absolut! Gerade die längeren Läufe auf Trails in Kombination mit Höhenmetern bieten eine super Grundlage für den Winter. Für mich ist Trailrunning eine wertvolle Ergänzung – mental wie körperlich.
Regeneration, Mindset & persönliche Eindrücke

Was ist für dich die größte mentale Herausforderung beim Trailrunning im Vergleich zum Langlauf-Wettkampf?
Langlaufrennen dauern bei mir in der Regel 20 bis 45 Minuten – selten länger. Ein Trailrunning-Wettkampf hingegen kann deutlich länger dauern. Man muss mentale Tiefs überstehen und mit körperlichen Problemen wie Knieschmerzen oder Blasen zurechtkommen – Dinge, die beim Skilanglauf deutlich seltener auftreten. Diese mentale Komponente ist für mich neu und spannend.
Wie regenerierst du nach intensiven Belastungen im Sommer – und welche Rolle spielen Schlaf, Ernährung oder alternative Methoden wie Eisbäder dabei?
Für mich sind zwei Dinge besonders wichtig: guter, ausreichend langer Schlaf und eine ausgewogene, energiereiche Ernährung. Zusätzlich unterstütze ich meine Regeneration regelmäßig mit Physiotherapie oder osteopathischen Behandlungen. Eisbäder nutze ich je nach Bedarf.
Du bist das Wettkampfformat in der Loipe gewohnt. Was reizt dich an der Stimmung und dem Community-Gefühl bei Trail-Events wie dem U.TLW?
Beim Trailrunning finde ich besonders spannend, dass Einsteiger und Profis gemeinsam am Start stehen und teilweise dieselben Strecken laufen. Im Skilanglauf geht es oft sehr leistungsorientiert zu – da zählt meist nur die Platzierung. Beim Trailrunning spürt man, glaube ich, mehr das Gemeinschaftsgefühl. Außerdem sind solche Events geprägt von guter Stimmung und vielen positiven, motivierten Menschen.
Blick in die Zukunft & Persönliches
Die Amerikanerin Sophia Laukli (zum Interview) betreibt beide Sportarten auf höchstem internationalen Niveau. Könntest du dir vorstellen, Trailrunning langfristig als Wettkampfdisziplin zu betreiben – oder ist das eher ein Abstecher?
Im Moment ist es eher ein spannender Abstecher. Aber ich glaube, dass Skilanglauf und Trailrunning in Zukunft noch stärker zusammenwachsen könnten – als ergänzende Disziplinen. Für mich steht derzeit klar im Fokus, mich optimal auf den Winter vorzubereiten und an meinen Schwächen im Langlauf zu arbeiten.
Trailrunning erlebt derzeit einen echten Aufschwung – sogar eine Aufnahme ins olympische Programm steht im Raum. Was hältst du von dieser Entwicklung? Und: Würde eine Olympia-Perspektive deine eigenen Trailrunning-Ambitionen beeinflussen?
Ich finde diese Entwicklung großartig. Trailrunning ist eine extrem spannende und anspruchsvolle Sportart, die fast überall auf der Welt betrieben werden kann – mit vergleichsweise geringem Aufwand. Eine olympische Anerkennung wäre ein starkes Zeichen. Für meine aktuelle Karriere würde das allerdings wenig verändern. Aber wer weiß – vielleicht gibt’s irgendwann ja noch eine „Karriere nach der Karriere“. 😉