Basilia Förster ist seit Jahren eine der besten Ultratrailläuferinnen Deutschlands und bewegt sich für viele Szenekenner doch etwas unter dem Radar. Vielleicht liegt es an den sizilianischen Wurzeln der Münchner Bankerin, da sie in Ergebnislisten als Italienerin läuft und somit nicht von den deutschsprachigen Medien als „eine von uns“ wird. Sicherlich liegt es aber an ihrer bescheidenen, unaufdringlichen und deshalb hochsympathischen Art. Basilia ist seit vielen Jahren Mitglied des xc-run.de Trailrunning Teams – wir wissen also was unsere Ultraqueen kann und dass sie im Wettkampf auch mal ordentlich zubeißen kann. Mit dem Sieg beim GGUT110 errang Basilia vergangenes Wochenende wohl den größten Sieg ihrer Karriere, Zeit für ein Exklusivinterview:
Interview Basila Förster
xc-run.de: Basilia, du kommst gerade aus Kaprun als Großglockner-Königin zurück. Was bedeutet dir der Sieg?
Basilia: Es war ein toller Lauf und ein großes Abenteuer. Mir war wichtig, vor dem UTMB nochmal um die zwanzig Stunden unterwegs zu sein. Nachdem ich noch mit einer Erkältung zu kämpfen hatte, konnte ich mein physisches Potenzial nicht komplett abrufen. Dafür konnte ich in der eisigen Nacht meine mentale Stärke ausspielen. So ist es bei jedem Ultra. Manches läuft gut, manches weniger. Und natürlich bin ich mega happy über meine Platzierung.
Dein Saisonhighlight ist auch dieses Jahr wieder der UTMB in Chamonix. Was ist der Unterschied zu anderen Rennen?
Beim UTMB treten die Besten an, nicht ein paar, eigentlich fast alle. Und jeder versucht, in Topform nach Chamonix zu kommen. Das Tempo ist von Anfang an extrem hoch. Trotzdem darf man sich dadurch nicht verleiten lassen, zu overpacen. 170 KM sind eine sehr lange Strecke. Auf den letzten 70 Kilometern kann noch so viel passieren. Da muss man noch gut laufen können.
Du arbeitest Vollzeit als Führungskraft in einer Bank. Wie schaffst du es Job, Training und Privatleben in der Balance zu halten?
Run, work, run, eat, sleep, repeat (lacht). Eigentlich ist es schon so. Entweder laufe ich in die Arbeit oder ich nehme das Bike. Und am Wochenende mache ich die langen Einheiten. Ich sehe das auch weniger als Training. Ich bin einfach gern draußen, am liebsten in den Bergen.
Bedeutet das, dass du dich gar nicht motivieren musst?
Doch, gerade morgens. Da kommt es schon mal vor, dass ich im Wald noch vor mich hin schlummere und ganz woanders rauskomme (lacht). Und auch bei langen Einheiten. Aber dann denke ich immer daran, wie schön es ist gesund zu sein und sich bewegen zu können. Und diese Dankbarkeit lässt mich weiterlaufen. Ich hoffe, noch ganz lange.
Basilias Ultra-Tipps
In unserer Interviewserie geben die Protagonisten immer drei Tipps für die Leserinnen und Leser. Welche besonderen Empfehlungen und Tipps hast du im Bereich Ultratrail in Bezug auf:
- Training
Nicht zu perfektionistisch herangehen. Das Training muss zum Körperzustand, der Umgebung und dem restlichen Leben passen. Ich arbeite unter der Woche in München. Also laufe ich viel flach, dafür auch mal schneller. Am Wochenende bin ich dann daheim in den Bergen. Manchmal ist der Tag im Job sehr hart. Wenn man schon anaerob aus dem Office kommt, sind Intervalle vielleicht nicht ideal. Also auf den Körper hören und ehrlich zu sich sein. Das ist auch für mich manchmal schwer.
- Ernährung
Ich ernähre mich fast vegan, nur etwas Joghurt und Käse. Deshalb versuche ich, gut zu kombinieren und viel pflanzliches Protein zu konsumieren. Dazu esse ich viel Nüsse. Und Magnesium, Eisen und Vitamine substituiere ich auch entsprechend meiner Blutwerte.
- Material
Ich teste viel. Gerade auf den langen Strecken muss das Equipment auch noch nach hundert Kilometern passen. Das bedeutet, lieber gedämpfte und damit schwerere Schuhe und stabilere Stöcke und lieber etwas zu viel im Rucksack als zu wenig, damit ich auf Unvorhergesehenes vorbereitet bin. Trotzdem optimiere ich seit Jahren mein Equipment. Am Ende muss der trade-off zwischen Gewicht und Funktion passen. Vor einem wichtigen Lauf packe ich den Rucksack ca. eine Woche lang und adjustiere Tag für Tag.