Im Gespräch mit Emilie Forsberg: Athletin, Mutter, Unternehmerin

Emelie Forsberg präsentiert Moonvalley © [email protected]/www.bernitz.no

Emilie Forsberg ist eine Größe in der Trailrunning Community. Als zweifache Skyrunning- und Ultratrail-Weltmeisterin hat sie Geschwindigkeitsrekorde und FKTs auf Bergen in aller Welt aufgestellt. Vor allem aber hat sie mit ihrer grenzenlosen Energie und ihrer liebenswerten und einnehmenden Persönlichkeit die Welt des Skimos und Trailrunnings mitgeprägt. 2018 schrieb sie ihr erstes Buch, Sky Runner, das in fünf Sprachen übersetzt wurde.

Emelie liebt gesunde Ernährung und Yoga. Zusammen mit ihren Bergkameradinnen, den beiden Trailläuferinnen Ida Nilsson und Mimmi Kotka hat sie ihre eigene Bio-Sportnahrungsmarke gegründet: Moonvalley. Neben ihrer Marke konzentriert sich die Mutter zweier Töchter dieses Jahr wieder voll darauf, Athletin zu sein. Im Interview am Rande der Weltmeisterschaften im Trail Running und Berglaufen sprachen wir mit Emilie über Moonvalley und ihr Leben als Athletin mit Familie.

Im Gespräch mit Emilie Forsberg

Zum Einstieg eine Frage dazu, was dich antreibt: Was motiviert dich? Zum Beispiel in Bezug auf den Sport, aber auch, was Ideen in Bezug auf Moonvalley betrifft.

Ich glaube, das hat sich bei mir immer wieder verändert. Ich habe ja vor 12 Jahren mit meinem Job als professionelle Athletin angefangen und zu Beginn war ich vor allem neugierig darauf, wie es ist, Profi in einem Sport zu sein. Ich war damals ja auch noch ziemlich jung. Dann habe ich Bücher geschrieben, Moonvalley gegründet und Kinder bekommen, also viele Jahre andere Dinge gemacht, vor allem nachdem ich zweimal schwanger war.

Dadurch verliert man das Gefühl, Sportlerin zu sein ein bisschen. Auf diese Seite an mir möchte ich mich jetzt wieder mehr konzentrieren. Ich bin also immer noch sehr motiviert, die beste Athletin in mir zu finden und mich weiterzuentwickeln. Und dem widme ich jetzt ein bisschen mehr Zeit als in den vergangenen Jahren.

Inwiefern bist du als Sportlerin jetzt anders im Vergleich zu dir als junger Sportlerin?

Ich denke, ich bin jetzt ein bisschen professioneller, aber gleichzeitig auch entspannter. Ich bin sehr zufrieden, wo ich bin. Ich konzentriere mich mehr auf meinen eigenen Fortschritt und mein Können und ich bin wirklich stolz darauf, wie mein Training läuft. Natürlich will ich gut abschneiden und ich bin zuversichtlicher, dass ich es kann. Das Ergebnis ist mir also immer noch wichtig. Aber es ist nicht das Ende, wenn ich ein Rennen einmal nicht gewinne.

Was macht dir im Moment mehr Spaß, das Training oder die Rennen?

Ganz klar, beides. Aber ich genieße es jetzt sehr, große Trainingsblöcke zu absolvieren, und mehr zu Hause zu sein. Wenn die Mädchen im Kindergarten sind, haben wir so etwas wie Rhythmus und Routine. Aber ich mag es auch, zum Beispiel hier nach Innsbruck zur Weltmeisterschaft zu kommen, weil ich zum ersten Mal hier bin und zum ersten Mal diesen Berg sehe. Ich finde es sehr schön, hier die Gegend zu erkunden und an meine Grenzen zu gehen.

Welche Wettkämpfe hast du dann dieses Jahr noch geplant?

Ich möchte zum Eiger und dann werde ich hoffentlich zum CCC fahren, bin also viel in der Schweiz und dieser Gegend. Aber ich werde auch zuhause in einigen lokalen Rennen starten.

Wenn du dich jetzt mehr auf den Sport konzentrierst, wie priorisierst du dann das Mutter sein und die Arbeit für Moonvalley, deine Marke?

Emelie Forsberg präsentiert Moonvalley © Pia Janßen

Ich schaffe es mittlerweile viel besser, Nein zu sagen und aber auch zu wissen, was wichtig ist. Montags widme ich mich zum Beispiel hauptsächlich Moonvalley. Und ich nehme mir auch mehr Zeit für die Vorstandssitzungen und bereite sie mehr vor und kümmere mich nicht mehr so viel um E-Mails. Ich bin also ein bisschen konzentrierter und kann auch mal Nein sagen und meine eigenen Grenzen erkennen, auch wenn ich zum Beispiel auf dem Bauernhof, auf dem ich lebe, gerne mehr machen würde. Ich liebe es, dort draußen selbst anzupacken. Diesen Winter mussten wir ein paar Bäume fällen, und ich fragte mich: Soll ich das Holz selbst fällen? Aber dann sagte ich mir: Nein, das kann ich nicht. Also habe ich Prioritäten gesetzt und es ist wirklich ein gutes Gefühl, das tun zu können.

Lass uns etwas mehr über Moonvalley sprechen. Warum habt ihr damit angefangen?

2017 war ich noch bei einer anderen sehr großen Marke. Ich hatte einen guten Vertrag, aber einfach nicht das Gefühl, dass ich super stolz auf die Produkte war. Ich bevorzuge natürliche und Bio-Produkte, die auch in Sachen Nachhaltigkeit versuchen, so gut zu sein wie sie können.

Bei einem Rennen habe ich Mimi kennengelernt und sie hat spontan vorgeschlagen, ob wir nicht eine eigene Marke gründen sollten. Weil wir alle die gleichen Werte haben, dachte ich, lass uns das machen. Aber eigentlich hatten wir keine Ahnung von den ganzen Prozessen und der ganzen Arbeit. Schritt-für-Schritt haben wir dann Kontakte zu Fabriken und Lieferanten geknüpft und herausgefunden, wie schwer es ist, gute Bio-Produkte zu entwicklen, wenn man es wie wir lokal und mit den besten Partnern machen will.

Was ist das Wichtigste, das du dabei im Prozess gelernt hast?

Sich einfach auf den Weg zu machen mit einer Idee, auch wenn man noch nicht jeden Schritt kennt: Wenn man mit Leidenschaft bei der Sache ist, dann braucht man die Stunden nicht zu zählen, weil es sich sowieso lohnend anfühlt. Aber man sollte sich bewusst sein, dass es wahrscheinlich mehr Arbeit sein wird, als man erwartet. Trotzdem wird es gut, wenn man die Arbeit reinsteckt.

Ihr habt klein angefangen, mit ein paar Riegeln. Wie geht ihr vor, um neue Produkte zu entwickeln und woher kommt die Inspiration für neue Geschmacksrichtungen?

Emelie Forsberg präsentiert Moonvalley © Pia Janßen

Unsere Geschmacksrichtungen kreieren wir selbst. Wir backen alle gern und wenn man man die Zutaten von Moonvalley Produkten liest, könnte man diese auch kaufen und die Rigel selbst herstellen. So machen wir das auch. Und Wir geben dann die Zutaten, die wir haben wollen, an die Fabriken weiter, und die kreieren dann Proben. Daraufgeben wir Feedback um dies oder jedes zu ändern.

Woher nehmt ihr euer Wissen, was Moonvalley angeht? Hast du etwas in diesem Bereich studiert?

Ich habe Biologie studiert, aber Mimi ist Physiologin und macht eine Menge ernährungstechnisch. Ida, Mimi und ich sind alle sehr interessiert, was gesunde Ernährung angeht. Wir haben uns in diesem Bereich sehr viel angeeignet und natürlich auch während der Zeit gelernt, die es die Marke nun gibt.

Du gehst das Thema wahrscheinlich auch von der Seite einer Sportlerin an. Hat sich ansonsten verändert, wie du über Ernährung denkst, seit du Kinder hast?

Nein, nicht wirklich, ich war schon immer der Meinung, dass reine Zutaten und Bio insgesamt das Richtige ist. Auch deshalb bin ich schon lange Vegetarierin.

Was ist dein Lieblingsprodukt von Moonvalley?

Moonvalley Protein Bar © Pia Janßen

Ich bin wirklich ein großer Fan von Schokolade, also eigentlich alle Schokoriegel. Sonst ist unser neuer Schoko-Post-Workout-Mix mein Favorit. Ich trinke Schokogetränk eigentlich fast jeden Abend, weil es so lecker ist. Es fühlt sich auch gut an, einen kleinen Abend-Snack zu haben, wie etwa Schokolade, den man kalt und heiß trinken kann, was vor allem im Winter toll ist. Und nach einem langen Lauf füllt er die Speicher wieder auf.

Gibt es bald etwas Neues von Moonvalley, was du schon ankündigen kannst?

Wir wollen schon lange eine schneller umzusetzende Form von Sportnahrung entwickeln, wie ein Gel, das nicht so künstlich schmeckt. Wenn alles gut läuft, könnten wir es vielleicht schon nächstes Jahr auf den Markt bringen.

Was würdest du sagen, macht Moonvalley zu etwas Besonderem?

Ich will nicht prahlen, aber ich habe natürlich viele verschiedene Riegel ausprobiert und  unsere sind wirklich lecker. Wir sind ziemlich gut darin, unsere eigenen Rezepturen zu machen. Wenn man gute Zutaten verwendet, entsteht noch ein besserer Geschmack. Feedback, das wir meistens kriegen, ist, dass unsere Produkte so lecker sind und dann, mit Blick auf die Zutaten, sind alle davon begeistert, dass die bei uns standardmäßig organisch und clean sind.

Als wir anfingen, waren wir zu viert und haben so ziemlich alle alles gemacht. Schritt für Schritt sind wir organisch gewachsen. Mittlerweile konnten wir mit guten Leuten – wir haben jetzt vier Mitarbeiter – und Wissen in die Marke investieren.

Ich bin also wirklich stolz darauf, wie wir uns entwickelt haben.

Wollt ihr noch mehr wachsen?

Natürlich wollen wir wachsen, weil wir das Gefühl haben, dass unser Produkt gut ist und wir stolz darauf sind. Aber wir wollen es auch nachhaltig machen. Wir haben also keine grandiosen Pläne für jedes Jahr. Ich glaube nicht, dass wir ein neuer Clif-Bar werden, aber wir wollen unsere Marke ausbauen und unsere Produkte zeigen.