Janosch Kowalczyk: Der Traum vom Western States 100 - xc-run.de Trailrunning

Janosch Kowalczyk: Der Traum vom Western States 100

Janosch Kowalczyk finisht den Western States 100 als 10. Mann © Ian Corless

Janosch Kowalczyk erfüllt sich im Jahr 2023 einen Traum: Er qualifiziert sich nach einem fulminanten Lauf beim Black Canyon 100 das Golden Ticket  für den legendären Western States 100 Endurance Run. Von nun an richtet er die Saison vollständig darauf aus, verzichtet sogar auf die WM-Teilnahme in Innsbruck und zeigte sich beim Rennsteiglauf und beim IATF in blendender Verfassung. Es folgt der Lohn seiner Mühen:  Eine Top 10 Platzierung beim Western States – das bei weitem beste Ergebnis, das jemals ein Deutscher bei diesem Rennen erreicht hat. Im Interview erzählt uns Janosch von seinem großen Lauf in Übersee:

Janosch Kowalczyk: Der Traum vom Western States 100

Janosch, der Western States in 3 Worten?

Emotionen, Downhill, Surreal

Und jetzt die Langversion. Beschreib uns bitte das Rennen aus deiner Sicht!

Die ersten Stunden bin ich kontrolliert gelaufen, um die Höhe und den vielen Schnee ohne große Probleme zu überstehen. Meine Beine haben trotzdem nach 80 Kilometern relativ zu gemacht und ich hatte eine schwierigere Phase bis Kilometer 120. Dann lief es wieder besser, aber ich konnte 2 Stunden niemanden überholen. Auf Position 12 liegend habe ich plötzlich bei km 145 relativ schnell zwei Läufer überholt. M10 bedeutet Siegerehrung und einen direkten Startplatz im nächsten Jahr mit einer der begehrten Mx Startnummern. 16km Tempodauerlauf sind fies, nach 145km getrieben. Aufgelöst und fertig im Ziel, sehr emotional aus verschiedenen Gründen.

Du hast beim ersten Versuch den Western States zu meistern, das beste Ergebnis eines Deutschen aller Zeiten hingelegt. Wie hast du dich vorbereitet?

Ich habe viel trainiert. Einmal habe ich sogar Höhentraining versucht und mehr Tempo als sonst gemacht. Vor allem relativ viel wellige Dauerläufe, aber dafür sollte Stuttgart ja landesweit bekannt sein. Viel in der Hitze habe ich nicht mehr trainiert, aber das liegt mir meistens. Den Renntag habe ich vor allem mental vorbereitet, abschnittsweise mit Mottos und Gedanken. Natürlich spielten auch Ernährung und Flüssigkeit eine Rolle.

Was macht das Rennen so besonders und so wenig vergleichbar mit Events in den Alpen?

Definitiv die Helfer und Community rundherum. Ich habe sowas nie erlebt, dagegen ist der UTMB einfach eine große Kommerzveranstaltung. Die Leute sind teilweise seit 20-30 Jahren an der gleichen VP. Es gibt Wartelisten um Helfer zu werden. Hal Koerner und Scott Jurek, zwei Legenden des Sports, halfen an einer VP. Die letzten 2km waren mit Laternen beleuchtet und alle Menschen in Auburn draußen am Feiern. An Jeder VP im Rennen rasten die Leute aus, Zegama alle 40km.

Du hast dich im Vorfeld entschieden, ohne Pacer zu laufen. Kannst du uns deine Gedanken, dazu kurz erklären?

Am Ende hat mich Dani aus unserem Team zwischen Kilometer 100 und 126 mitgenommen. Ich wollte ursprünglich entweder mit Jemand wirklich vertrautem Laufen den ich dann auch ernst nehme, wenn ich durch die Hölle gehe. Oder eben Jemand der den Kurs wirklich auswendig kennt, und das war schwierig. Dani hat das dann exzellent gemacht, bei 100km kommt der Charakter wirklich raus, und sie hat es verstanden (bzw. wurde gebrieft) mir Fakten zu geben. Wenn Jemand mir sagt wie gut ich aussehe, wenn ich Schmerzen habe, würde ich glaube ich zum Schlag ausholen 😉 Sie hat mich auf Verpflegung und den Laufstil hingewiesen und bestimmte Sätze wiederholt.

Dein wichtigster Ausrüstungsgegenstand auf den 100 Meilen?

Die Laufweste.

Wir sind Ende Juni noch mitten in der Saison. Was sind deine nächsten Ziele? Wie sehen die nächsten Wochen aus?

Nach dem Golden Ticket im Februar war wirklich Feuer drin. Ich wollte unbedingt dieses Jahr den Rennsteig laufen und war das erste Mal im Höhentrainingslager. Außer IATF waren das dann drei brutale Rennen und eigentlich Saisonhöhepunkte. Was ich mental und in den Beinen merke. Insgesamt brauche ich erstmal eine Pause und werde im Juli rausnehmen und leben.

 

Dann sehen wir was der Herbst bringt. Ein bis zwei Rennen habe ich im Kopf, würde gerne was Neues sehen an Ländern, vielleicht als Testrennen. Und nochmal 70-100km irgendwo auf Angriff, darum mache ich das Ganze. Templiers klingt nach mir.

Courtney Dauwalter (Siegerin bei den Damen) hat angekündigt das Double, bestehend aus Western Sates Endurance Run und Hardrock 100 zu laufen. Wäre das eine Option für dich?

Nein, Hardrock sind 10.000 positive Höhenmeter und alles in der Höhe. Ich tippe Courtney gewinnt das Ding.

Ein weiteres Interview von Janosch zum „Abenteuer Profikarriere“

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