Janosch Kowalczyk: Abenteuer Profi-Karriere

Janosch Kowalzcyk beim Trainingslager auf Fuerteventura © Rafael Weber

Janosch Kowalzcyk bestätigt seine bestechende Form und siegt auf beeindruckende Art und Weise über die Königsdistanz beim mozart100 – immerhin ein bedeutendes Rennen der UTMB World SeriesBeim Innsbruck Alpine Trailrun Festival 2022 lieferte sich Janosch Kowalcyz ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit seinem adidas TERREX Team-Kollegen Petter Engdahl. Nach 42 Kilometern und 1.600 Höhenmetern trennten sie nur 36 Sekunden. Nach dem Lauf trafen wir den Schwaben mit dem breiten Lächeln und sprachen über seinen Schritt zur Profi-Karriere, Trainingstipps und Zukunftspläne.

Janosch Kowalczyk: Abenteuer Profi-Karriere

Ende 2019 hast du dir einen Traum erfüllt und wurdest Profiläufer. Wie war dieser Schritt ins Ungewisse? Was ist der größte Unterschied zu vorher?

Janosch Kowalzcyk beim IATF 2022 © Rafael Weber

Früher bin ich oft sehr früh morgens oder eben abends gelaufen. Viel Tempotraining konnte ich nach einem langen Arbeitstag aber nicht mehr machen. Der größte Unterschied ist sicherlich, dass jetzt noch Zeit für Alternativ- und Regenerationstraining bleibt.

Es ist kein Problem, jeden Tag noch ein bis zwei Stunden zu laufen. Da kommt man schnell auf ähnliche Kilometerumfänge wie die Profis. Nur zwickt es dann ständig irgendwo und der Teufelskreis schlägt zu: schlafen der trainieren? Eigentlich sollte man als Sportler eher mehr schlafen, um die Trainingsreize optimal umzusetzen. Meistens steht man aber eher um fünf Uhr auf und kürzt noch den Schlaf, um Kilometer zu sammeln.

Nach der WM-Teilnahme 2017 und 2018 haben mich öfter Laufkollegen angesprochen, wann ich denn zu den Profis wechsle. Ich habe das immer lachend abgetan – aber die Saat schlug in meinem Kopf wurzeln und hat mich nicht mehr losgelassen. 2018 wurde ich bei der WM in Spanien 10. Von den 9 Läufern vor mir waren mindestens 7 Profis. Ende 2019 war es dann soweit und ich ging den Schritt, der sich schon so lange angekündigt hatte.

Wie viele Stunden hast du damals in dein Training investiert und wie viele sind es heute?

Das unterscheidet sich gar nicht so stark. Man kann natürlich nicht acht Stunden am Tag trainieren, jedenfalls nicht oft. Seit 2019 sind es ca. fünf bis acht Stunden mehr in der Woche und davon wird ein großer Teil nicht laufend absolviert.

Wir alle kennen den Alltag zwischen Training, Beruf und Sozialleben. Wie sieht der Alltag eines professionellen Trailrunners aus? Man sieht dich ja auch immer wieder schon früh am Gipfel.

Ja, ich stehe nach wie vor gern früh auf. Allerdings ist der Anreiz größer, erstmal zu frühstücken. Wenn ich aber zwei Mal am Tag trainieren möchte, ist es wichtig früh anzufangen. Wenn weniger als 5h zwischen den Einheiten liegen merke ich schnell, dass es schlaucht und kaum Sinn macht.

Nach dem Essen braucht der Körper auch Zeit, die Energie aufzunehmen, zu verarbeiten und die vorherige Belastung auszugleichen. Mein Alltag besteht natürlich zu einem großen Teil aus Training jeder Art, aber eben auch zu einem beachtlichen Teil aus Erholung und Regeneration.

Nach dem Blick zurück – wie sind deine weiteren Pläne für das Jahr 2022 und danach?

Jetzt habe ich noch grob vier Wochen Training vor mir, dann geht es nach Salzburg. Mitte Juni laufe ich den mozart100 by UTMB und im August den TDS im Rahmen des UTMB.

Die nächsten Jahre werde ich sehen, wohin die Reise geht. Im Moment suche ich wieder mehr die Intensität und erinnere meine Beine daran, dass man auch schnell und nicht nur lang laufen kann. Damit wird es für Saisonhöhepunkte wohl weiterhin auf 100km hinauslaufen mit Abstechern in beide (Richtungen.

Tipps vom Profi

Janosch Kowalzcyk beim Transgrancanaria Marathon © Sascha Pirke

Welche drei Tipps hast du für uns, um Alltag und Lauf-Passion gut zu kombinieren und persönliche Erfolge zu realisieren?

1. Besser kurz laufen, als gar nicht. Soll heißen, wenn du nur 45 Minuten für einen Lauf hast, ist das ok. Es ist oft besser, einen solchen Lauf einzustreuen und kontinuierlich zu trainieren, als nur drei Mal die Woche á zwei Stunden zu laufen.

2. Fartlek ist mehr Qualität, als Dauerlauf. Es muss, und darf nicht einmal immer 10×1000 Meter sein, aber in deinen lockeren Dauerlauf ein paar Sprints einzubauen, oder ein Segment zu jagen, bringt Abwechslung und damit neue Trainigsreize.

3. Am Wochenende besser lang laufen und das Ganze nicht zu ernst nehmen. Genieß die Zeit, die du auf den Trails hast und genieße es, lange unterwegs zu sein. Fokussiere dich auf die Zeit, die du in den Beinen hast, nicht auf die Kilometerzahlen oder der Pace. Wenn es mal wieder länger dauert, dann gönn dir doch mal etwas von der Tankstelle! Dort gibt es viele Leckereien zur Belohnung und den Energiehaushalt.

(Marc Soh)