Trailrunner im Interview: Matthias Krah

Matthias Krah beim Training rund um den Miltenberger See © Matthias Krah

Matthias Krah ist seit Jahren einer der besten deutschen Ultraläufer und konnte diese Stellung mit seinem 17. Platz beim UTMB 2019 untermauern. Redakteur Christian Mayer traf den symphatischen Juristen und Famlienvater zum Interview:

Trailrunner im Interview: Matthias Krah

Christian: Guten Morgen Matthias, vielen Dank das Du Dir die Zeit für uns nimmst und wir Dir ein paar Fragen stellen dürfen.

Beim UTMB 2019 bist Du als bester Deutscher auf den hervorragenden 17. Platz gelaufen. Mittlerweile sind ein paar Wochen ins Land gezogen, wie stark sind Deine Emotionen wenn Du an diesen Lauf zurückdenkst?

Matthias: Servus Christian. Wenn ich mich an dieses Wochenende in Chamonix erinnere, dann lassen sich die Emotionen sehr gut erneut durchleben. Es war sicherlich eines meiner eindrücklichsten Rennerlebnisse.

Christian: Wenn man nach 170 km und einer Laufzeit von 24 Stunden das Ziel in Chamonix erreicht, kann man sich in diesem Moment dann noch so richtig über diesen stimmungsvollen Zieleinlauf und über dieses Resultat freuen, oder sehnt man sich nun nur noch nach einem guten Essen, einer erholsamen Dusche und ausreichend Schlaf?

Matthias: Im Gegensatz zu 2016, wo ich wirklich nur noch ins Bett wollte, konnte ich es dieses Mal intensiv genießen. Das lag sicherlich auch daran, dass es für mich umso besser lief je länger das Rennen wurde. Da stieg quasi die Freude mit jedem Kilometer. Und im Ziel wurde ich dann von meiner Frau und meinem Sohn empfangen sowie Benni Bublak, der mich unterwegs auch gecrewt hatte. Geteilte Freude ist bekanntlich ja doppelte Freude.

Christian: Diese faszinierenden Rahmenbedingungen des UTMB in Chamonix sind nur die glänzende Seite der Medaille. Die andere besteht aus hartem Training und vielen Entbehrungen. Wie sieht eine typische Trainingswoche für Dich aus? Von welchen Umfängen reden wir, wenn Du Dich auf einen Event wie den UTMB vorbereitest?

Matthias: Die Entbehrungen kannst du ruhig aus der Aufzählung streichen. Das wäre nämlich für mich zum Beispiel ein spezielles Ernährungsprogramm verbunden mit viel Verzicht. Dafür esse ich viel zu gerne. Training – auch viel – macht mir, zumindest meistens, Spaß. Ich denke, dass das ganz nur deshalb so gut funktioniert. Die Umfänge waren in der Vorbereitung zum UTMB so zwischen 10 und 17 Stunden pro Woche (https://www.strava.com/pros/1758012). Im Training für Ultras mit 100km+ mache ich in der Regel eine intensive Intervalltrainingseinheit und zwei lange Läufe pro Woche. Der Rest sind dann leichte Dauerläufe zwischen 40 und 90 Minuten.

Christian: Natürlich darf auch diese Frage nicht fehlen – wie schaffst Du es Beruf, Familie und Training unter einen Hut zu bringen? Die Trainingsstunden dürften bei Deinem Training beachtlich sein, oder?

Matthias: Das klappt nur mit ganz viel Verständnis meiner Frau. Zum anderen versuche ich das Training in die frühen Morgenstunden zu legen bzw. direkt nach der Arbeit durchzuführen. Damit bin ich wirklich zu Hause, wenn ich heim komme.

Christian: Beruflich bist Du als Jurist vor allem mit relativ starren Rechtsvorschriften mit sehr wenig Gestaltungsspielraum konfrontiert. Dagegen Trailrunning ist eine sehr freie und verspiele Variante der Ausdauersportmöglichkeiten. Ist das der perfekte Ausgleich für den Büroalltag?

Matthias: Die Auslegung juristischer Vorschriften erfordert mehr Kreativität als man denkt J. Aber ja, Trailrunning ist der perfekte Ausgleich. Draußen in der Natur, den Elementen und Jahreszeitenwechseln ausgesetzt und eine gewisse Einfachheit im Gegensatz zu den komplexen Entscheidungsprozessen im Beruf.

Christian: Befindest Du Dich schon in der Vorbereitung für die Saison 2020, oder ist momentan noch die Zeit zum Entspannen?

Matthias: Etwa einen Monat hatte ich Pause nach dem UTMB. Aber sehr schnell hat mir das Training auch sehr gefehlt. Jetzt im Winter strenge ich immer den Versuch an, etwas Schnelligkeit und mehr Dynamik in die Beine zu bekommen. Das schließt etwa die Teilnahme an der lokalen Wintercrosslaufserie in Goldbach ein.

Christian: Welche Events stehen auf Deiner To-Do- Liste für die Saison 2020?

Matthias: Das hängt stark vom Ausgang der Lotterie für die Western States 100 Startplätze ab. Denn das wäre mein absolutes Traumrennen. Deshalb ist bislang nur der U.TLW in Lam fest eingeplant.

Christian: Zum Abschluss eine ganz persönliche Frage – mit welchen Dingen kann man Dich vom Sofa locken, Dich vom Laufen abhalten und Dir ein Lächeln auf die Lippen zaubern?

Matthias: Mit Kaffee und Selbstgebackenem kannst du mich überall hinlocken. Vom Laufen abhalten, das wären dann schon eher (traurige) Notfälle. Denn in der Regel lässt sich das immer irgendwie einplanen und ich laufe einfach wirklich gerne. Und das mit dem Lächeln – da bringe mich am Einfachsten zu einem Bilderbuch-Trail

Christian: Vielen Dank, dass Du uns einen Einblick in Dein Leben und Deinen Alltag gewährt hast. Wir wünschen Dir weiterhin viel Spaß auf den Trails und drücken Dir für die Saison ganz fest die Daumen!