Deutsche Berglaufmeisterschaft 2017: Aus Sicht eines Trailrunners - xc-run.de Trailrunning

Deutsche Berglaufmeisterschaft 2017: Aus Sicht eines Trailrunners

Spitzengruppe am Arbersee (c) Christian Göstl / https://www.pictrs.com/sportlich-belichtet

Unsportlichkeiten im Vorfeld

Sind die Bergläufer die Warmduscher des Bergsports? Diese Frage drängte sich im Vorfeld zum 1. Arberland Berglauf mit integrierter Deutscher Meisterschaft doch des Öfteren auf. „Zu flach, zu steil, zu lang, zu trailig, zu feucht, zu steinig, zu wurzelig“ war die Streckenführung des 1. Arberland Berglaufes nach Meinung einiger Experten dieser Sportart. Als außenstehender Beobachter ohne große Ambitionen bei einer Berglaufmeisterschaft huschte hier schon manchmal ein Schmunzeln über mein Gesicht, da dieses Verhalten für Outdoorsportler und Bergliebhaber schon etwas “tussig“ erschien. Der perfekte Berglauf muss anscheinend genau 10 Kilometer lang sein, mit genau 6 % Steigung auf 100 % Schotter bei 22,3° und Trockenheit. Bei kleinsten Abweichungen wird gebockt und nicht gestartet. Für den größten Diskussionsstoff sorgte ein 150 Meter langes Teilstück zu einem der spektakulärsten und schönsten Aussichtspunkte des Bayerischen Waldes – dem Mittagsplatzl. Aus Angst vor dieser kurzen Bergabpassage holten einige Berglaufexperten zu unreflektierten Rundumschlägen aus und kritisierten plötzlich nicht nur mehr die Strecke, sondern auch das ehrenamtliche Organisationsteam und eine ganze Region, die plötzlich zu abgelegen und gänzlich ungeeignet für eine DM ist. Was blieb war eine Strecke mit 95 % Teer- und Schotteranteil und vielen Flachstücken, welche die für diese wunderschöne Region typischen Singletrails und Waldpfade weitgehend mied. Ein Regenschauer am Vorabend der Veranstaltung lieferte den ersehnten Grund, das einzig technisch anspruchsvolle Stück zum Mittagsplatzl wegen Nässe zu streichen.

Großer Sport am Samstag

Am Wettkampftag bot sich ein ganz anderes Bild: Tolle Atmosphäre vor dem Start in Bayerisch Eisenstein mit einem ungetrübten Blick zum Ziel dieses Berglaufes – dem Gipfel des Großen Arber. 400 ambitionierte Sportler standen an der Startlinie, mit einer Leistungsdichte wie sie wohl der Bayerische Wald noch nie gesehen hat. Die Berglaufelite aus ganz Deutschland gab sich ein Stelldichein um ihre verdienten Meister zu küren. Und das war einfach nur großer Sport. Um zur Anfangsfrage zurückzukehren: Wer sich mit einem Durchschnittspuls von 170 und mehr und einer Durchschnittgeschwindigkeit von zum Teil weit schneller als 12 km/h über die 13,8 Kilometer und fast 900 Höhenmeter zum Gipfel kämpft, darf mit Sicherheit nicht als „Warmduscher“ bezeichnet werden. Maximilian Zeus kürte sich in phänomenalen 57:56 min zu einem der jüngsten (22) Deutschen Berglaufmeister aller Zeiten. Es folgten seine Nationalmannschaftskollegen Benedikt Hoffmann (58:10) und Marcel Krieghoff (58:28). Bei den Damen war es eine klare Sache für die überragende Sarah Kistner (1:06:17), die ihren stärksten Konkurrentinnen Gesa Bohn (1:10:44) und Julia Belger (1:11:27) viereinhalb, bzw. fünf Minuten abnahm.

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Glückliche Gesichter am Ende

So fand der 1. Arberlandberglauf doch noch sein glückliches Ende: Kaiserwetter mit grandiosem Ausblick am Gipfel, keine Verletzten und absolut verdiente Deutsche Meister. Der letzte Anstieg über die Himmelsleiter zum Großen Arber ließ zudem kurz aufblitzen welch spektakuläre Strecken, Aussichten und Wanderwege die Region zu bieten hätte. Am Ende waren sich alle einig, dass die Veranstaltung top organisiert, perfekt markiert, sehr gelungen und einer Deutschen Berglaufmeisterschaft absolut würdig war.

Trailrunning vs. Berglauf

Was bleibt ist die Erkenntnis, dass sich Trailrunning und Berglauf nicht nur bezüglich der Downhillpassagen unterscheiden. Es sind zwei unterschiedliche Sportarten, die zweifellos beide ihren Reiz haben. Während Trailrunner mehr Wert auf eine spektakuläre Strecke, landschaftliche Highlights und dem „Erlebnis Berg“ legen, ist die Berglaufszene doch noch ein gutes Stück leistungsorientierter. Hier muss es einfach möglichst schnell nach oben gehen, Aussicht (während des Wettkampfes) egal und die Bodenbeschaffenheit so hart und eben wie möglich um nicht an Performance einzubüßen. Nach der Zielankunft sind aber wieder beide Parteien gleich: Stolz auf das Geleistete, glücklich auf einem wunderschönen Gipfel zu stehen und die Aussicht zu genießen. Eine große, entspannte Gemeinschaft – Bergsportler eben.

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