Sie geben Startnummern aus, versorgen Laufende mit Energie, mentaler Unterstützung und erster Hilfe und leisten noch vieles mehr. Ohne die vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer würde bei Trailrunning-Events nichts gehen. Aber wer sind die guten Geister? Was treibt sie an? Und was machen sie eigentlich alles? Wir haben uns hinter den Kulissen des U.TLW umgesehen und mit einigen der über 200 Freiwilligen gesprochen.
Ständig im Einsatz
Während die meisten Läuferinnen und Läufer schon beim Abendessen sitzen, muss noch jemand zum Wanderparkplatz „Sattel“ hochfahren, um ein „5km to go“-Schild einzurammen, ein Camping-Paar zu bitten ihren Camper umzuparken, und Metallstangen in den Boden zu hämmern, damit ein Flatterbandkorridor entstehen kann. Er wird die Teilnehmenden morgen zum legendären Holy Trail begleiten.
Parallel muss geklärt werden, wo man noch Internet herkriegt, damit die Social Media Coverage morgen funktioniert. Der Start- und Zielbogen muss auch fertig gebaut werden. Außerdem liefen bereits am Nachmittag die Startnummernausgabe, das Kids-Race, eine Podiumsdiskussion, und noch vieles mehr. Insgesamt sind über 200 Helfende hinter den Kulissen aktiv. Sie tragen den U.TLW – so wie sie jede andere Trailrunning-Veranstaltung tragen. Denn ohne ehrenamtliche Helfer*innen würde das alles nicht stattfinden. Was genau sie machen und warum, das erklären sie uns gleich selber.
Nina, 32, Universal-Helferin
Was genau ist deine Aufgabe beim U.TLW?
Heute bin ich bei der Startnummernausgabe eingeteilt, morgen helfe ich bei der Zielverpflegung und danach betreue ich die Aftershowparty.
Wie oft warst du schon als Helferin dabei?
Immer – das ist also mein fünfter Einsatz hier. Da hat sich eine Art Eigendynamik entwickelt. Ich bin halt im Verein, im Verein wurde angefragt… Und man lässt sich ja auch schnell von der Euphorie anstecken.
Du übernimmst sehr unterschiedliche Aufgaben. Gibt es einen Bereich, den du besonders gerne machst?
Ich bin ein recht kommunikativer Mensch, deshalb ist der Erstkontakt bei der Startnummernausgabe schon passend. Gleiches bei der Aftershowparty, wo alle froh sind, dass sie es geschafft haben und jetzt feiern können. Ich würde gerne auch mal auf der Strecke sein und dort die Verpflegung machen. Da hat man sicher nochmal andere Emotionen als im Ziel.
Beim nächsten Mal dann vielleicht?
Die Orga-Leute sind sehr offen für alles, aber man nimmt die Abläufe des Vorjahres auch oft einfach wieder auf. Ich würde es zwar gerne mal ändern, aber effektiver ist es sicherlich, das weiterzumachen, was man kann.
Gibt es etwas, das du dir von Seiten der Laufenden wünschen würdest?
Schwer. Die Dankbarkeit und die Wertschätzung sind so groß, da kann man sich kaum mehr wünschen. Unser Support kommt meines Erachtens bei den Laufenden prima an – und die geben uns das auch wieder zurück.
Andreas „Sam“, 45, Koordination Aufbau
Was genau bedeutet es, den Aufbau des Start- und Zielbereichs zu koordinieren?
Bei mir läuft die ganze Aufbau-Koordination zusammen. Das umfasst zum Beispiel den Aufbau des Startbogens mit einer tschechischen Firma, die Anbindung von Abavent für die Zeitmessung, den Aufbau der Nachverpflegungsstände, oder die Frage welche Sponsoren wo präsentiert werden. Wer braucht noch Strom oder Internet, wer bringt ein Banner mit und wer den Teppich? All sowas läuft bei mir zusammen.
Das klingt nach langen Tagen.
Es sind jetzt schon 12 Stunden heute und wir haben noch ein wenig zu tun. Es ist jedes Jahr wieder ein neues Spektakel.
Du gehörst auch zu den Wiederholungstätern?
Ja sicher. Ich bin seit dem ersten Mal dabei. Wir helfen uns hier alle gegenseitig. Das Telefon läuft auch fast den ganzen Tag mit diversen Fragen – aber mittlerweile weiß man auch, wo es was gibt und wer was hat.
Würdest du gerne mal einen anderen Teil der Organisation übernehmen, anstatt den Aufbau zu koordinieren?
Ich habe schon mehrmals überlegt, das Ding auch einfach mal mitzulaufen. Aber dann ist ja niemand für den Aufbau da… Man kommt aus sowas auch kaum raus. Trotzdem werde ich morgen noch an die Strecke fahren, wenn der Osser-Riese dann mal gestartet ist. Ich will ja auch etwas vom Lauf mitkriegen. Nur Marktplatz mit Start und Ziel? Das macht einen ja deppert.
Ist mal etwas passiert, was nicht so toll lief?
Ein Klassiker war direkt die erste Ausgabe. Nach viel Planung haben wir den Start wirklich gut aufgestellt – bis dann das Wetter nicht mitgespielt hat. Das Ziel war gerade fertig, da hat uns ein Sturm alles weggerissen. Inklusive Sponsorenzelten. Und die Zielläufer waren schon fast da! Da blieb nichts übrig, als die Zähne zusammenzubeißen und das gemeinsam nochmal aufzurocken. Pünktlich zu den Zieleinläufen stand dann auch wieder alles. Dass das so schnell ging, war und ist bis heute ein Highlight. Hat von den Teilnehmenden zum Glück niemand mitbekommen.
Maria, 33, Orga-Team
Du gehörst zum Orga-Team – was heißt das genau? Wofür bist du verantwortlich?
Eigentlich sowas wie Mädchen für alles. Ich bin zum Beispiel die Sponsoren verantwortlich – mit Fokus auf den einheimischen Sponsoren. Dazu kommen die Organisation des Kinderlaufes am Freitag oder die Orga der Startnummernausgabe.
Und du bist auch schon seit Anfang an dabei?
Ja genau.
Dann weißt du also auch sehr genau, wie wichtig die Helfenden für eure Veranstaltung sind.
Auf jeden Fall. Gerade heute sieht man es. Man glaubt, alles sei perfekt organisiert und dann fehlt plötzlich irgendwo hier eine Tesarolle und dort etwas anderes. Ohne die tollen Helfenden könnten wir das noch so gut planen – es würde nicht funktionieren.
Hat sich in den vergangenen Jahren etwas verändert in Sachen Helfenden und Unterstützung?
Wir haben richtig viele Helferinnen und Helfer, die seit dem ersten U.TLW 2015 dabei sind. Richtig toll. Wir haben zum Glück noch nie Probleme mit Helfern gehabt. Dieses Jahr sind über 200 Leute an Bord. Plus Feuerwehr und Bergwacht.
Ihr scheint einiges richtig zu machen mit euren Leuten. Hast du einen Tipp für die Organisation von Helfern?
Der Spirit vom U.TLW ist halt der Wahnsinn. Die Stimmung auf dem Marktplatz, was ja Start und Ziel ist, ist einmalig und begeistert auch unsere ganz jungen und auch alten Helfenden, die selber vielleicht gar nichts mit Trailrunning zu tun haben. Damit haben wir im ersten Jahr schon so viele Leute motivieren können, dass viele weitere dann beim zweiten Mal unbedingt mit dabei sein wollten. Es ist ein großes Miteinander.
Gab es mal etwas, was dann leider doch in die Hose gegangen ist?
Ja klar, Kleinigkeiten gibt es immer wieder. Man vergisst mal was oder wird anders verstanden, als es gemeint war. Aber zum Glück merken sich unsere Leute diese Punkte, so dass wir danach daraus lernen können. Beim nächsten Mal wird es dann noch ein bisschen besser.
Thomas 51, Schlussläufer
Wie viele Schlussläufer*innen gibt es?
Es gibt 4 Abschnitte, die jeweils zu zweit gelaufen werden. Wir laufen den ersten Abschnitt von Lam bis zum Eck. Das sind ca. 8,5km.
Warst du bei den vorigen Ausgaben des U.TLW schon aktiv?
Ich bin bisher immer mitgelaufen und habe zusätzlich im Hintergrund ein bisschen mitgeholfen. Ich hätte dieses Jahr den 5. Start machen können, aber das Knie macht nicht mit. Als Helfer bin ich immerhin noch teilweise mit dabei, wobei ich wirklich nur ein kleiner Teil bin, wenn ich das mit den anderen Helfenden vergleiche.
Warst du bei anderen Rennen schonmal als Helfer aktiv?
Hier in der Umgebung ein wenig. Wir haben früher zum Beispiel ein bisschen Triathlon-Veranstaltungen gemacht. Aber das ist schon länger her. Ich kenne die Leute hier halt auch alle und da war es dann ganz klar, dass ich helfe, wenn ich nicht selber starten kann.
Du hast ja schon verschiedene Rennen als Läufer bestritten. Hat sich dein Blick auf Helferinnen und Helfer jetzt nochmal verändert, wo du nun selber bei einem so etablierten Rennen wie dem U.TLW hinter den Kulissen dabei bist?
Ohne Helfer geht es nicht und ohne Helfer gibt es diese Veranstaltungen nicht. Mein Blick darauf hat sich auf jeden Fall nochmal verändert wo ich jetzt sehe, welche Organisation und welche Man- und Woman-Power tatsächlich benötigt wird. Ich kenne die Veranstaltung ja seit 2015 und weiß jetzt noch sicherer, dass hier Herzblut pur am Start ist. Das findet man auch über die Landesgrenzen hinaus wirklich selten.
Und so hat sich der U.TLW 2023 für die Laufenden angefühlt
Bilder vom Rennen