Oberaudorf Trail Festival feiert seine Premiere

NATHAN Oberaudorf Trail Festival feiert seine Premiere © Stefan Goetschl

Das Oberaudorf Trail Festival fand vom 03. bis 06. Oktober 2024 statt und war trotz schwieriger Wetterbedingungen ein Highlight der herbstlichen Trailrunning-Saison. Als Premierenveranstaltung lockte es über 900 Teilnehmer*innen aus mehr als 20 Nationen nach Oberaudorf. Mit vier Distanzen von 12 bis 60 Kilometern war das Festival bereits im Vorfeld ausverkauft. Die Strecken durch die atemberaubende Alpenlandschaft machten die Veranstaltung zu einem besonderen Erlebnis für alle Teilnehmer*innen.

Ziel von SALTY Trailrunning war es, das erste Oberaudorf Trail Festival nicht als klassische Laufveranstaltung zu organisieren. Vielmehr sollte ein Festival-Charakter entstehen, der der Trailrunning-Community etwas zurückgibt und durch ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm eine frische, moderne und zeitgemäße Atmosphäre schafft. Dieses Konzept zog sich durch das gesamte Wochenende und machte das Festival zu einem Trailrunning-Event der besonderen Art.

Ein Wochenende mit Erkenntnissen – der Rennbericht von XC-RUN.DE Athletin Barbara Poxleitner

Barbara Poxleitner beim Oberaudorf Trail Festival

Hätte ich bloß…!

Dieser Gedanke ging mir beim Oberaudorfer Trailfestival am ersten Oktoberwochenende oft durch den Kopf. Allerdings mit einem für mich mehr als zufriedenstellenden Ausgang.

Aber von Anfang an: Schon lange stand fest, dass ich mit meinen Freunden vom Organisationsteam des 3Kings3Hills Trail Festivals einen Ausflug zum OTF machen wollte. Lange Zeit stand meine Teilnahme auf der Kippe. Keine Zeit, kein freier Kopf, kein effektives Training… Keine Lust? Aber Lust hatte ich auf jeden Fall! Und so traf sich unsere kleine Truppe am Freitagabend in Oberaudorf. Bei Nieselregen und einstelligen Temperaturen die Startnummern abzuholen war nicht gerade motivierend. Dabei hatten die Veranstalter im Kurpark von Oberaudorf bei ihrer Premiere schon einiges zu bieten: Eine kleine, aber feine Expo, Vorträge und eine coole, gemütliche Atmosphäre.

Vier Distanzen standen zur Auswahl, von 59 bis 12 Kilometer war für jeden etwas dabei. Für mich waren es 1500 Höhenmeter auf 24 Kilometern. Verpackt in zwei knackige Anstiege. Genau mein Ding. Dachte ich mir.

Nach einem gemütlichen Abend, an dem wir uns alle mit Essen und Trinken etwas zurückgehalten haben. (Schwierig bei “all you can eat” und einer „Cocktail-Zapfanlage“ im Hotel), ging es am nächsten Tag bei bereits bekanntem Nieselregen und wenig vielversprechenden Wetteraussichten an den Start. Die Pflichtausrüstung wurde am Vorabend für alle Distanzen noch einmal verschärft! Keine Haut durfte sichtbar sein. Naja, ein bisschen Haut am Wadl konnte man bei mir trotzdem erahnen: Erkenntnis 1: Immer lange Hosen einpacken!

Die Ausrüstung wurde wirklich bei jedem Teilnehmer kontrolliert. Nicht nur stichpunktartig, und ich wundere mich immer noch, dass wir pünktlich um 10 Uhr starten konnten, nachdem ich eine gefühlte Ewigkeit am “Einlass” gestanden hatte. Dann fiel der Startschuss, begleitet von Kuhglockengeläut, und es ging los.

Nach den ersten sechs welligen und schnellen Kilometern, auf denen mich gefühlte 20 Damen überholten, kam der erste Anstieg zum Brünnstein (1.634m). Darauf hatte ich mich insgeheim gefreut. Lang und steil, aber irgendwie fahrbar. Doch dann kam Erkenntnis 2: Stöcke mitnehmen!

Es war einfach matschig, rutschig und ohne Stöcke schwer, das Gleichgewicht zu halten. Trotzdem konnte ich einige Läufer und Läuferinnen einsammeln und irgendwann hörte ich jemanden rufen: Bravo, zweite Frau!

Wow, das hätte ich nicht gedacht, wo sind die denn alle hin, habe ich den Start verpasst? Egal, wenn das stimmt, muss ich versuchen, meine Position zu halten!

Downhill ist ja nicht so meine Stärke, daher versuchte ich Zeit zu sparen und ließ die (leider einzige) Verpflegungsstelle am Gipfel einfach links liegen. Jetzt hieß es technisch bergab, teilweise in engen ausgespülten Pfaden, teilweise matschig und sehr steil. Das kostete mich einige Körner und brachte mich zur Erkenntnis Nummer 3: Ich muss mehr Downhill trainieren.

Der zweite Anstieg von Kilometer 15 bis 20 war dann wieder eher ein Genuss. Auch wenn es mit Stöcken sicher einfacher gewesen wäre. Irgendwie kämpfte ich mich hoch, aber die dritte Frau kam immer näher. Wie weit die 4. Frau entfernt war, wusste ich nicht… Aber der Ehrgeiz war geweckt. So ein Podiumsplatz wäre doch schön. Auf der Abfahrt dauerte es nicht lange, bis ich die Stöcke und den Atem meiner Konkurrentin hinter mir hörte. Ich feuerte sie an: Hopp, hopp, Respekt, auf geht’s! Wahnsinn, wie schnell man so bergab rasen kann! Immer wieder schaute ich mich um, aber es war niemand hinter mir. So konnte ich die letzten zwei Kilometer mit Blick ins Tal und auf das schöne Oberaudorf richtig genießen. Im Ziel wartete schon ein Großteil unserer Truppe auf mich, um mich in Empfang zu nehmen. Wow! Es ist so schön, wieder einmal an einem Wettkampf teilzunehmen, Rennluft zu schnuppern, Emotionen zuzulassen und einfach k.o. aber glücklich ins Ziel zu kommen.

Zusammenfassend kann ich sagen, dass die gesamte Veranstaltung dem Regen getrotzt hat und es eine schöne Premiere des OTF war. Gerne komme ich wieder, dann hoffentlich mit etwas mehr Aussicht und blauem Himmel. Und natürlich mit Stöcken und langen Hosen im Gepäck!

Ergebnisse

Wendelstein Ultra XL – 57,7 Kilometer, 3.278 Höhenmeter 

Frauen: 

  1. Sylvie Geißler (GER), 7:08:57
  2. Juliane Bruneß (GER), 7:34:02
  3. Sarah Napiwotzki (GER), 7:45:46

Männer: 

  1. Johannes Wingenfeld (GER), 5:50:12
  2. Benedikt Ritter (GER), 5:59:56
  3. Adrian Niski (GER), 6:10:55

 Sudelfeld Trail L – 42,9 Kilometer, 2.229 Höhenmeter 

Frauen: 

  1. Isabell Bichler (AUT), 4:43:37
  2. Stefanie Scherer (GER), 5:06:40
  3. Christina Tengler (GER), 5:08:43

Männer: 

  1. Nils Fischer (GER), 4:04:17
  2. Constantin Leinekugel (GER), 4:04:25
  3. Nico Wagner (GER), 4:14:01

 Brünnstein Speed (M): 24 Kilometer, 1.472 Höhenmeter 

Frauen: 

  1. Johanna Ehrenklau (GER), 2:41:20
  2. Manuela Dietzinger (GER), 2:59:10
  3. Barbara Poxleitner (GER), 3:00:34

Männer: 

  1. Anian Rottmüller (GER), 2:13:35
  2. Daniel Peer (AUT), 2:13:44
  3. Niklas Holz (GER), 2:18:20

 Hocheck Short (S): 12,4 Kilometer, 506 Höhenmeter 

Frauen: 

  1. Lea Wenninger (GER), 1:07:38
  2. Fátima Urigüen (ESP), 1:09:12
  3. Sarah Simeth (GER), 1:16:05

 Männer: 

  1. Wendall Lorenzen (GER), 0:54:04
  2. Marcel Geißler (GER), 0:57:35
  3. Benedikt Detsch (GER), 0:57:35