Der UTMB 2018 ist schon wieder Geschichte und auch der TAR liegt in den letzten Zügen. Für die Trailrunner beginnt nun das letzte Drittel der diesjährigen Laufsaison. Wir haben uns für Euch den Jungfrau Marathon und den Arosa Trailrun genauer unter die Lupe genommen. Der Südthüringentrail und der UTML locken mit begehrten UTMB Punkten für 2019.
Jungfrau Marathon
Den Ort des Geschehens brauchen wir vermutlich nicht mehr vorstellen. Allen Bergsportbegeisterten ist zumindest vom Namen her das Bergdreigestirn Jungfrau, Mönch und Eiger ein Begriff und damit ist sofort klar, dass wir uns in Interlaken in der Schweiz befinden. Der Jungfrau Marathon hat eine lange Tradition und wird dieses Jahr mittlerweile zum 26. Mal gestartet. Beliebt aufgrund der kaum vergleichbar schönen Bergkulisse ist dieser Marathon sowohl bei einfachen Freizeitsportlern bis hin zu Spitzenathleten äußerst beliebt. Neben vielen anderen Spitzenläufern stechen mir zum Beispiel bereits beim Betrachten der diesjährigen Startliste zwei Namen ins Auge: Wieser Patrick und Mustafa Shaban. Diese beiden haben sich bei der Tour de Tirol 2017 nichts geschenkt und nach drei anstrengenden Läufen konnte der Schweizer Wieser die Tour knapp für sich entscheiden. Bei den Damen werden alle Augen auf Michele Maier gerichtet sein, die sich wie bereits 2017 auch dieses Jahr von Erfolg zu Erfolg läuft.
Insgesamt werden auch dieses Jahr wieder 4.000 Läufer an den Start gehen, damit ist dieser Lauf wie auch schon in den Vorjahren wieder restlos ausverkauft.
Bereits am Start in Interlaken sieht man von weitem die faszinierende Bergkulisse der Jungfrau. Die Marathonstrecke mit ihren 1.829 HM führt vorbei an traumhaften Sehenswürdigkeiten dieser unvergleichbaren Schweizer Bergwelt. Der Weg führt vorbei am Brienzersee, verläuft durch traditionelle Bergdörfer und führt schließlich hoch zur berühmten Kleinen Scheidegg. Die überwältigende Stimmung an der Strecke durch die vielen Zuschauer, verstärkt durch Fahnenschwinger und Alphornbläser runden dieses unvergessliche Erlebnis ab. Einziger Wermutstropfen ist der hohe Asphaltanteil, da diese Strecke gerade auf den ersten 25 Kilometer hauptsächlich auf Straßen verläuft.
Arosa Trailrun
Obwohl auch in der schönen Schweiz gelegen, müssen trotzdem über 200 km zurückgelegt werden, um von Interlaken nach Arosa zu gelangen. Die Bergwelt rund um Arosa ist nicht minder schön und am Wochenende Schauplatz des Events „Arosa Trailrun“.
Es werden insgesamt drei unterschiedliche Strecken mit verschiedenen Anforderungen angeboten.
AT 15 – der 15 Kilometer lange Lauf überwindet auf dieser kurzen Strecke immerhin 974 Höhenmeter im Anstieg und bietet gerade Laufeinsteigern die Möglichkeit Gefallen am Traillauf zu finden. Nach dem Start auf 1.734 m geht es zunächst am Fuße des Brüggerhorn vorbei und den Anstieg Weißhorn hoch. Dort wird der höchste Punkt der Strecke auf 2.645 m überwunden, ehe es im teils flowigen und teils steilen Downhill zum Zielbereich in Arosa geht.
AT 22 – die Halbmarathondistanz beinhaltet 1.338 HM und führt ebenfalls zuerst über das Weißhorn und geht anschließend zum Hörnli hoch. Vorbei am wunderschönen Schwellisee zurück zum Ziel.
AT 46 – Mit einer Gesamtlänge von knapp 53 km ist diese Streckenbezeichnung nicht ganz zutreffend. Zusätzlich kann man sich bei diesem Ultralauf über stolze 3.391 Höhenmeter im Anstieg erfreuen. Diese Strecke beinhaltet zunächst die komplette AT 22 Strecke und führt anschließend über eine weitere Runde zur Maienfelder Furgga zur Chörbschhornhütte und über den Strelapass zurück nach Arosa.
Start der AT 46 Läufer erfolgt um 07:00 Uhr und der der AT 22 Läufer um 09:30 Uhr. Damit ist gewährleistet, dass sich die Starter nicht gegenseitig behindern und das Läuferfeld gerade bei den ersten Anstiegen etwas entzerrt wird.
Südthüringentrail
Auch deutsche Mittelgebirge haben einiges zu bieten und die im Gegensatz zum Hochgebirge fehlenden Höhenmeter durch knackige Anstiege werden durch reizvolle Strecken wettgemacht. Ein gutes Beispiel dafür ist der Südthüringentrail der am Samstag zum zweiten Mal über die Bühne geht. Dreh- und Angelpunkt dieser Veranstaltung ist die alte Bergbaustadt Suhl in Thüringen. Ebenso alt wie die Bergbaugeschichte sind die alten Sagen und Geschichten über Zwerge und Wichtel die in dieser Zeit entstanden sind. Daher ist es nicht verwunderlich, dass auch die angebotenen Strecken märchenhafte Bezeichnungen haben.
Wichteltrail – Auf 17,4 km mit 559 HM kann man diesen Event genießen ohne sich körperlich verausgaben zu müssen. Um die märchenhafte Strecke besser einschätzen zu können, verweise ich hier auf die offizielle Beschreibung der Organisatoren:
„Nach einer relativ flachen „Einrollphase“ schießt die Strecke am Heinrichser Schießgrund regelrecht empor und führt uns über einen Pfad zu einer von Fichten umsäumten, versteckten Lichtung im Wald. Unerwartet werden Körper und Geist für ein kurzes Innehalten belohnt! Der alte jüdische Friedhof, auf welchem auch Moses Simson, der „Vater“ der Simson-Werke im Jahre 1868 beigesetzt wurde, ist noch immer ein romantisch anmutender Geheimtipp. Die Route steigt weiter an, um nach einigen Tiefen und Höhen kurz an der Suhler Steinsburg, der der Mythos einer längst entschwundenen Raubritterburg anhaftet, zu verweilen. Historische Hohlwege verlaufen jetzt um und an diesen Platz zurück, an dem geologische Formationen Einblick in den Basaltabbau früherer Tage geben. Frisch gestärkt brausen wir über die Diestel hinab zum Dreisbachtal. Der Boden unter uns trägt uns nun wie eine sanfte Welle aus der Natur hinaus zum krönenden Applaus in den Zielbereich. Wir haben bewiesen, dass man auch auf der Wichtelstrecke wahrlich über sich hinauswachsen kann und lassen unseren Emotionen endlich den verdienten, freien Lauf…“
Riesentrail – Ganz knapp kann man beim Riesentrail Ultraluft schnuppern. Mit seinen 47,5 km und 1.932 HM ist dieser bereits jenseits der Marathondistanz und verfügt auch schon über eine ordentliche Anzahl an Höhenmetern. Auch hier präsentieren wir die offizielle Streckenbeschreibung:
„Nur wenige hundert Meter verbleiben uns nach dem Start im Gewerbepark SIMSON zum Durchatmen, schon macht die Hammerwand ihrem Namen alle Ehre. Sammelt sich die verbrauchte Energie vielleicht beim Passieren der heidnischen Kultstätte wieder, die später St. Annen – Kapelle hieß? Von dieser Ruine aus ist es nicht mehr weit, um in ein Stück urwüchsiges Südthüringen einzutreten. Bergbauwanderwege bringen uns auf die Spur längst versiegelter Stollen! Akustisch und gedanklich noch weit weg, liegt die Stadt plötzlich unter uns. Direkt vor der Ottilienkapelle wartet ein grandioser Panoramablick vom gerühmten „Suhler Balkon“, bevor wir den Domberg beinahe bis zum Fuße des Bismarckturmes erklimmen und dann über Stock und Stein abwärts sausen dürfen. Noch einmal halten wir an der erhabenen Kapelle, in deren Innern Wandbilder die traurige Sage um die schöne Bergmannstochter Ottilie erzählen.
Auf dem Marktplatz grüßt der Waffenschmied als städtisches Wahrzeichen von seinem Brunnen vor dem Rathaus. Dessen Inschrift „Im grünen Wald die rote Stadt, die ein zerschossen Rathaus hatt“ erinnert uns mahnend an das Jahr 1920. Zwei Kilometer später atmen wir wieder Waldluft ein – aber auch Elch und Lux. Den Tierpark jetzt mit Sicherheit unter uns wissend, fordert der längste Streckenanstieg höchste Konzentration bis zur einladenden Döllberghütte. Nicht nur dieser Weg ist atemraubend, auch der Blick zurück! Über den Beerberg zieht es uns zur Hütte am Rimbachbrunnen. Für einen Moment ist jegliche Anstrengung vergessen. Fast! Hinab über Baumwurzeln und durch wichtelhohe Gräser, schon erklärt uns das Pfanntal auf dem thematischen Wanderweg die heimische Flora und Fauna. Die Brücke über den rauschenden Bach müssen wir leider links liegen lassen und ringen stattdessen mit dem Dickicht. Auf zum Salzberg! Wer hoch steigt, muss allerdings tief hinunter. Der steilste Skihang Thüringens, eine der “schwärzesten Pisten nördlich der Alpen”, macht auf seiner rasanten und über einen Kilometer langen Talfahrt wahrlich keine Kompromisse!
Gesund und munter an der Station des Alpine Skiclub Goldlauter angekommen, summen wir erfreut “O Tannenbaum” und “Alle Jahre wieder”. Nanu, mitten im Spätsommer? Na klar, der Liederwanderweg zu Ehren des hier geborenen Pädagogen Ernst Anschütz liegt sozusagen nur eine Tonspur entfernt! Pechgrund, Hansenrod und die schöne Aussicht am Plattensteinbruch sind die nächsten Stationen unserer Reise. Bevor wir zum Fichtenkopf mit seinem begehrten Gipfelkreuz abbiegen, beäugen wir aus der Ferne den Borstenplatz. Dort also steht das Denkmal für den bekannten Suhler Volksmusikanten Herbert Roth! Weiter geht es zur Heidersbacher Tränke, über der quasi die Suhler Hütte thront. Nach einer kurzen Rast greifen die Wegwurzeln vor der Teufelskanzel wie im finsteren Märchenwald förmlich nach uns. Vorsicht! Der Schneekopfturm zieht uns magisch an. Auf ihm würden wir in 1001 Metern Höhe über dem Meeresspiegel den höchsten Aussichtspunkt in ganz Thüringen betreten. Theoretisch! Aber vielleicht verbleibt ja doch etwas Aus(blick)-Zeit? Zurück an der Suhler Hütte rollen wir beseelt die Rosenkopfstraße hinab, um kurz vor dem Triefenden Stein vom Geäst verschluckt zu werden. Was für ein mystischer Trail!
Jetzt aber vorbei am Skistadion Goldlauter-Heidersbach. Immer talwärts! Über das Brückchen oder durch das Steinsfelder Wasser? Ganz nach Belieben! Für ein paar Minuten wird der Forst- zum Teerweg, bevor uns Mutter Natur wieder küsst. Auf dem Berg Bock liegt der sagenhafte Schauplatz „Tote Männer“ nur einen Steinwurf von unserer Route im Forst verborgen. Nun streben wir unaufhaltsam über den Gänserasen, dabei ganz Albrechts überblickend, der evangelischen Kirche entgegen. Wir beschleunigen unsere Schritte nochmals auf dem finalen Anstieg, der irgendwie nicht enden will. Doch jetzt, im Hollergrund, vernehmen wir Musik, Jubel und unsere Namen. Gleich ist es vollbracht! Und auf einmal ist unsere Freude riesengroß…“
Heldentrail – Beim Heldentrail bewegen wir uns rein Zahlentechnisch bei einem Ultratrail der vielen bekannten Veranstaltungen im Alpenraum nichts nachsteht. Für die Überwindung der 65 km mit 2.491 HM ausgestatteten langen Strecke gibt es dieses Jahr noch 4 wertvolle UTMB- Punkte. Im Übrigen wurde bereits jetzt bekanntgegeben, dass es bei der Veranstaltung aufgrund einer Neuregelung der Punktevergabe nur noch 3 Punkte sein werden.
Geographisch bedingt kann der Heldentrail natürlich nicht mit langen Anstiegen aufwarten. Die Gesamthöhendifferenz wird hier mühevoll durch viele Anstiege in Höhenlagen zwischen 400m und 1.000m erarbeitet.
Der Südthüringentrail ist die letzte Station der neuen Rennserie „German Trailrunning Cup“. Dabei zählt der Wichteltrail zum Smart Cup und der Heldentrail zum Ultracup.
Leopard Ultratrail Mullerthal
Für den Ultratrail Mullerthal (UTML) müssen wir nach Luxemburg reisen. Der Name „Kleine Luxemburger Schweiz ist Programm da das Müllerthal bekannt ist für eine intakte Natur mit beeindruckenden Schluchten und bizarren Felsformationen. Die Läufer haben die Auswahl von 4 verschiedenen Strecken, dabei werden drei als UTMB- Qualifikationsrennen gewertet.
Shorty Trail – Für Einsteiger ist der Shorty Trail die richtige Strecke. Auf 15 km Länge und 700 Höhenmeter kann man in die Welt der Trails hineinschnuppern und das Müllerthal genießen. Für diesen Wettbewerb stehen bis zu 500 Startplätze zu Verfügung.
Trail – Hinter dieser wenig aussagekräftigen Strecke verbergen sich 1.100 HM verteilt auf immerhin 39 Kilometer. Nahe an der Marathongrenze ist dieser Lauf anspruchsvoll genug um dafür 2 UTMB- Punkte zu erhalten. Das Zeitlimit von 11:30 h ist großzügig genug bemessen um allen Startern die reelle Chance zu geben, um diesen Lauf erfolgreich zu beenden.
Longtrail – Mit 75 Kilometern Länge befinden wir uns schon weit bei den Ultradistanzen. Allerdings muss man sich dafür auch die 1.900 Höhenmeter im Anstieg durch einen ständigen Wechsel von Up- und Downhills ziemlich hart erarbeiten. Gerade dieser schnelle Wechsel zwischen Auf und Ab dürfte bei den Läufern sehr schnell zu Ermüdungserscheinungen führen. Belohnt wird man am Ende aber dafür mit 3 UTMB Punkten. Das Zeitlimit ist auch hier mit 15:30 h sehr gut bemessen.
Ultra Trail – Insgesamt 112 km ist die längste angebotene Strecke. Dabei muss man sich auf Höhenlagen zwischen 200 m und 400 m insgesamt 2.800 HM im Anstieg erarbeiten. Vermutlich aufgrund der großen Distanz wurde dieser Strecke insgesamt 4 UTMB- Punkte zugesprochen. Das Zeitlimit von 21:30 h ist auch hier mehr als ausreichend.