Vor allem die Trailrunner-Fanbase im bayerischen Wald konnte am vergangenen Wochenende spannende Wettkämpfe verfolgen und sich über viele Erfolge heimischer Läuferinnen und Läufer freuen. Besonders heraus stachen dabei natürlich der Sieg von Maria Koller beim Madeira Skyrun und von Sabine Wurmsam auf der Marathon-Distanz beim Hochkönigman. Trotzdem ist es nun wieder an der Zeit den Blick nach vorne zu richten:
Trail World Championship
Die kleine Stadt Miranda do Corvo in Portugal ist der diesjährige Austragungsort für die Trail World Championship on short distances. Diese findet im Rahmen des Ultra Trilhos Dos Abutres statt. Die Weltmeisterschaftsstrecke ist identisch mit dem Hauptlauf und hat eine Distanz von 44 km und überwindet dabei 2.100 HM im Anstieg. Um das ganze Läuferfeld zu entzerren und gleiche Bedingungen für alle zu schaffen, geht der Weltmeisterschaftslauf bereits am Samstag über die Bühne, wogegen der offene Lauf für alle Läufer am Sonntag durchgeführt wird.
Das Teilnehmerfeld spiegelt das „who is who“ der Trailrunner wieder. Neben dem Weltmeister Hernando Luis Alberto aus Spanien, stehen Größen wie zum Beispiel Marco de Gasperi aus Italien, Jonathan Alban aus Great Britain oder auch Ruth Croft aus Neuseeland an der Startlinie. Für Deutschland gehen Matthias Baur, Alexander Dautel, Frank Merrbach und Lukas Nägele bei den Herren und Kerstin Engelmann-Pilger, Alexandre Hagspiel, Susi Lell und Simone Schwarz bei den Damen an den Start. Unser Nachbarland Österreich schickt Gerhard Shiemer, Mario Weiss, Lukas Gärtner, Daniel Jochum, Veronica Limberger, Sandra Koblmüller, Claudia Rosegger und Martina Trimmel zur WTC.
Der Streckenrekord liegt bei 4:08 Stunden. Wir dürfen gespannt sein, ob diese Zeit bei der Weltmeisterschaft fällt.
Für den freien Lauf am Sonntag stehen insgesamt 1.000 Startplätze zur Verfügung. Das Zeitlimit liegt hierbei bei 10 Stunden.
Dolomiti Extreme Trail
Die Dolomiten erfreuen sich aufgrund ihrer schroffen Schönheit schon seit langem größter Beliebtheit bei Mountainbikern, Wanderern und Trailrunnern. So ist es nicht verwunderlich, dass mittlerweile schon viele gut organisierte und vor allem spektakuläre Events ihren Platz im Wettkampfkalender gefunden haben. Für den Dolomiti Extreme Trail begeben wir uns in die Ortschaft Forno di Zoldo, dem Tal der Gelatieri. Das man hier nicht nur dem Eisgenuss frönen, sondern auch richtigem Trailrunning nachgehen kann, wollen uns die Organisatoren mit dieser Veranstaltung beweisen. Es werden insgesamt drei unterschiedliche Distanzen angeboten:
Die 23K Strecke hat 1.300 Höhenmeter und richtet sich an Traileinsteiger, Genussläufer und auch richtige Racer gleichermaßen. Ohne Pflichtausrüstung kann man diese verlängerte Halbmarathonstrecke in sehr hohen Renntempo angehen und neue Bestzeiten anvisieren. Oder man nutzt die Gelegenheit und genießt diesen Lauf in vollen Zügen. Vorbei an malerischen Bauerngehöften, kühlenden Brunnen und alten ehrwürdigen Kirchen führt dieser Weg vom Marktplatz bis zum außenliegenden Stadtteil Colcerver und über die Milchstraße nach Sottorogne e Dont. Über Villa, Casal und Campo geht es wieder zurück zum Ausgangspunkt. Nicht unterschätzen darf man dabei ab km 3 den direkten Anstieg zum Col de le Ole mit 500 Höhenmeter am Stück.
Der 53K ist mit seinen 3.800 HM ein anspruchsvoller Ultratrail der von den Läufern ein hohes Maß an Ausdauer und Erfahrung fordert. Nach dem Start geht es direkt in die Richtung des Duran-Passes. Dort beginnt die atemberaubende Civetta-Moiazza-Gruppe mit der 3.220 m hohen Civetta. Das Gelände am Fuß dieses faszinierenden Gebirgsstocks ist geprägt von Gletscherausläufern und ausgewaschenen Steinflächen. Nach einem letzten Kräftezerrenden 800 HM langen Uphill zum Busa del Zuiton trennen die Läufer nur noch 4 km von der Verpflegungsstation Malga Pioda an der man seine Kraftreserven wieder auffüllen kann. Über eine Länge von 18 Kilometer zieht sich nun ein Teilstück mit einem ständigen Wechsel zwischen Up- und Downhills, ehe es auf den letzten 8 Kilometern steil in Richtung Ziel zum Marktplatz von Forno di Zoldo zurückgeht.
Unglaubliche 7.150 Höhenmeter im Up- und Downhill beinhaltet die 103K- Distanz. Mit diesen Daten kann dieser Lauf mit den großen bekannten Läufen der Ultratrailszene locker konkurrieren. Insgesamt 13 Verpflegungsstellen stehen auf dieser Strecke zur Verfügung um immer wieder frisch gestärkt die nächste fordernde Teilstrecke bewältigen zu können. Diese Strecke beinhaltet alles was man sich im Hochgebirge der Dolomiten erhoffen kann. Beginnend von leichten Forststraßen über verwurzelte oder steinige und verblockte Singletrails bis hin zu Schneefeldquerungen. Das Zeitlimit für diesen Kraftakt liegt bei 29 Stunden. Für das erfolgreiche Finish erhalten die möglichen 550 Starter immerhin 5 UTMB Punkte.
Salomon Ultra Trail Hungary
Der Event „Salomon Ultra Trail Hungary“ besteht aus vier unterschiedlichen Distanzen. Dabei verdient der Hauptlauf „Ultra Trail Hungary“ die größte Aufmerksamkeit, da es sich hierbei um ein sogenanntes Discovery Race der Ultra Trail World Tour handelt. Diese Discovery Races sollen die Läufer dazu anregen, neben den „normalen“ Wertungsläufen der Tour auch andere Trailrunning Destinationen oder auch zukünftige Stationen kennenzulernen.
Der Event selbst findet geographisch gesehen ca. 30 km nordwestlich von Budapest im Bereich des Visegrader Gebirges statt und wird im Norden durch die Donau begrenzt. Das Nördliche Ungarische Mittelgebirge ist geprägt von Höhenzügen bis zu 1.000 HM und wird bereits als Ausläufer zu den Karpaten gezählt.
Beim Hauptlauf werden im Laufe von 112 km insgesamt 4.182 HM im Anstieg überwunden. Aufgrund der allgemeinen niedrigen Höhenlage können diese Gesamthöhenmeter nur durch einen kräftezerrenden Wechsel zwischen Up- und Downhill erreicht werden. Die technischen Voraussetzungen sind in diesem Fall eher nachrangig, viel mehr ist bei diesem Lauf ein hohes Maß an Ausdauerfähigkeit gefordert. Die 250 Starter haben für die Bewältigung dieser Strecke insgesamt 20 Stunden Zeit und werden bei einem erfolgreichen Finish mit 4 UTMB Punkten belohnt.
Beim Salomon Szentlaszlo Trail können ebenfalls 250 Läufer an den Start gehen. Diese kürzere Strecke hat eine Länge von 84 Kilometern und immerhin noch 3.100 HM im Anstieg. Alle Finisher die im Zeitlimit von 17 Stunden diesen Lauf erfolgreich absolvieren, erhalten drei UTMB Punkte.
Zehn Stunden haben alle 300 Läuferinnen und Läufer Zeit den Salomon Szentendre Trail zu bewältigen. Bei einer Streckenlänge von 54 Kilometern müssen 1.640 HM überwunden werden. Der Start erfolgt im Start-Zielbereich von Szentendre und führt über einen welligen Rundkurs zunächst bis nach Visegrad und führt in einem großen Bogen wieder zurück.
Der Salomon Visegrad Trail ist mit nur 1.100 Höhenmetern verteilt auf einer Distanz von 29 Kilometern die ideale Strecke um richtige durchzustarten. Die 400 Starter können mit separat angebotenen Shuttle zum Start in Visegrad fahren. Das angegebene Zeitlimit ist mit sechs Stunden überaus reichlich.
Swiss Canyon Trail
Der Swiss Canyon Trail ist vor allem durch die 75K Distanz bei den Trailrunnern besonders bekannt, da diese Strecke mittlerweile zum 24. Mal durchgeführt wird und unter dem Namen Trail de`l Absinthe vielen ein Begriff ist. Die weiteren drei Distanzen kamen erst im Laufe der Zeit hinzu und werten diesen Event zusätzlich auf.
Start und Zielbereich aller Bewerbe befindet sich in Couvet in der Westschweiz im Kanton Neuenburg gelegen. Dieser Ort ist in der Tat berühmt berüchtigt als die Wiege der grünen Zauberfee Absinth.
Der Trail de`l Absinthe ist mit 82 Kilometern mittlerweile „nur“ noch die zweitlängste Distanz. Mit passablen 3.870 Höhenmetern im Anstieg sollte man diese Strecke nicht unterschätzen. Die Landschaft im Bereich der Läufe hat eine Mittelgebirgsprägung mit einer Höhenlage von 700 bis 1.600 m über NN. Aufgrund der steilen und schroff abfallenden Hänge bietet dieser Lauf aber harte, fordernde Uphills und atemberaubende Downhills. Allein der längste Anstieg beim Trail de`l Absinthe beinhaltet auf einer Länge von 10 km insgesamt 800 Höhenmeter im Anstieg. Mit sieben Verpfegungsstellen und einer Wasserstelle sind die Läufer gut versorgt um diese Strecke innerhalb des vorgegebenen Zeitlimits von 33 Stunden bewältigen zu können. Die Cut- Off Zeiten bei km 41 mit 11 Stunden und bei km 52 mit 23 Stunden ist großzügig gewählt. Neben den 4 UTMB- Punkten erhält jeder Finisher ein kleines Fläschchen Absinth als Andenken an diesen Lauf.
Der 105K ist mittlerweile auf 112 km mit 5.550 HM angewachsen. Im Gegensatz zum Trail de`l Absinthe beinhaltet diese Strecke weitere fordernde Uphills und einen extremen Downhill bei Chasseron der auf einer Länge von nur sechs Kilometern um 1.000 Höhenmeter in den Talgrund führt. Diese stark fordernde Strecke muss ebenfalls spätestens nach 33 Stunden beendet werden, um in den Genuß von 5 UTMB- Punkten zu kommen.
Die offizielle Länge der 45K- Distanz beträgt knapp 51 km mit 2.470 Höhenmetern. Hat man die zwei längsten Anstiege einmal mit 700 HM auf ungefähr 8 km und mit 400 HM auf ca. 4 km bewältigt, dann läuft dieser relativ kurze Ultratrail im Gegensatz zu den zwei vorher genannten Bewerben wesentlich entspannter ab. Dafür dürften aber vor allem die gut trainierten Läufer die Geschwindigkeit sehr hoch halten. Die Genussläufer haben für diese Distanz immerhin 12 Stunden Zeit. Für ein erfolgreiches Finish werden 3 UTMB- Punkte angerechnet.
Die Kurzstrecke mit 25 km richtet sich vor allem an Traileinsteiger, aber auch an Nordic Walker, die diese Strecke ohne Zeitdruck bewältigen und genießen möchten. Bei einer Cut-Off-Zeit von 10h müsste dies trotz der offiziellen Länge von 30 Kilometern für alle Starter möglich sein. Für alle Anmeldungen bis zum 04.06.19 gab es ein weiteres „Zuckerl“. Diese wandern in einen Lostopf für einen Flug und eine Teilnahme am Madeira Ultra Trail 2020.
Tenerife Bluetrail
Der höchste Berg Spaniens ist der 3.718 m hohe Pico del Teide und liegt auf der Kanareninsel Teneriffa im Atlantik. Natürlich wurde dieser Berg auch in die Königsdisziplin des Tenerife Bluetrail integriert. Der Ultra hat eine Länge von 97 Kilometern und insgesamt 6.784 Höhenmeter im Anstieg. Nach dem Start am Strand Playa Fanabe im Touristenzentrum von Adeje führt stetig und konsequent in Richtung des Pico del Teide. Nach ca. 58 Kilometern erreicht man mit 3.555 Metern den höchsten Punkt dieser Strecke. Anschließend geht es in einem langgezogenen Downhill mit ein paar vereinzelten Gegenanstiegen zum Zielbereich in Puerto de la Cruz.
Eine etwas kürzere Strecke ist die Distanz Trail die eine Länge von 67 km hat. Der Start befindet sich in Vilaflor auf einer Ausgangshöhe von 1.500 m über NN. Da sich hier der Zielbereich ebenfalls in Puerto de la Cruz befindet, verfügt diese Strecke über mehr Downhillanteile (4.629 HM) als über Uphillstreckenteile (3.246 HM). Um ein erfolgreiches Finish feiern zu können, muss man die Zeitvorgabe von höchstens 14 Stunden erfüllt haben.
Bereits zum dritten Mal findet der Marathon statt. Auch hier ist der Ausgangspunkt höher gelegen als das Ziel in Puerto de la Cruz. Auf einer Länge von 42,5 km muss ein Höhenunterschied von positiven 2.341 HM und von negativen 3.523 HM überwunden werden.
Christian Mayer