Die 5. Ausgabe des UTCT war traditionell das Finale der Ultra-Trail® World Tour: Die drei Strecken (35k, 65k, 100k) boten eine Vielfalt an Terrains zwischen städtischen Wegen und Gipfeln über der Stadt und dem Ozean. Highlight und Teil der UTWT-Serie ist die 100k Strecke mit 4350 Höhenmetern und dem Tafelberg und dem Karbonkelberg als höchste Erhebungen.
Ein sensationelles Ergebnis lieferten unsere deutschen Raketen – allen voran Janosch Kowalczyk. Der 27-jährige Software Entwickler und Projektmanager aus Leonberg bei Stuttgart hat mit seiner Top 10 Platzierung bei der Ultra Trail WM im Frühjahr bewiesen, dass er zur erweiterten Weltspitze zählt. Nach einem kleinen Durchhänger im Sommer untermauerte er seine Qualitäten mit einem fulminanten Sieg beim prestigeträchtigen „Hauptrennen“ über 100 Kilometer. Aber auch Moritz auf der Heide lief in seinem, gefühlt eintausendsten Rennen der Saison, auf einen überragenden zweiten Platz über die 65k. Der Dritte im Bunde, Christoph Lauterbach, holte sich in einer vom Verletzungspech geplagten Saison, den Vizetitel über die 35k.
Rennbericht Janosch Kowalczyk
Der Ultratrail Kapstadt findet Anfang Dezember statt und bildet das letzte Rennen der World Tour. Das 100km Rennen startet morgens um 04:00Uhr bei Dunkelheit und wird mit Bengalos eröffnet.
Seit langem wollte ich ein Rennen der UTWT laufen und mit Kapstadt sollte ich genügend Zeit haben, um nach dem Sommerloch wieder in Fahrt zu kommen. Außerdem sind für den Traum vom UTMB2019 noch 5 ITRA Punkte offen 😉 gewesen.
Aus verschiedenen Gründen war meine Vorbereitung nicht optimal und somit war ich mehr als aufgeregt vor dem Rennen.
Obwohl an 7. Position in der Favoritenliste (nach ITRA) habe ich mich mal wieder in die 3. Reihe gestellt und bin die ersten ca. 8 km irgendwo mitgerollt.
Die Eindrücke im ersten Anstieg waren fantastisch. Meine Beine haben sich ganz gut angefühlt und im Gegensatz zu allen Läufen der letzten Wochen war die Müdigkeit weg. Im Aufstieg bin ich direkt gegangen, habe dem Ozean gelauscht und Kapstadt bei Nacht beobachten können.
Zwischen km 10 und 20 kam langsam Fahrt in die Nummer, es wurde hell und ich habe einige hundert Meter vor mir Rob Krar, die Schweden Elov Olsson und Johan Lantz, sowie den Lokalheld Ryan Sandes gesehen. Ca. bei km 17 konnte ich aufschließen und wir sind fast gemeinsam in die zweite Verpflegung bei km 19 einmarschiert.
Anschließend geht es in zwei Rampen extrem steil zum Tafelberg hoch. Ryan versuchte sich abzusetzen und Rob, Elov und ich sind gefolgt. Vor Ende der ersten Rampe habe ich den Druck erhöht und mich auf den Weg dahinter gemacht. Im kurzen, flachen Stück wurden nochmal Kräfte gespart bevor es nochmal 500hm auf ca. 2km hoch geht. Hier habe ich es geschafft die beiden Favoriten abzuhängen und bin als erster der Verfolgergruppe oben angekommen. Ich meine das war Position 4, was ich aber zu diesem Zeitpunkt nicht genau wusste.
Im weiteren Rennverlauf habe ich darauf geachtet ohne Ende Flüssigkeit aufzunehmen und viel zu essen. Ryan Sandes ist mir im Downhill bei km 30-35 nochmal davon gelaufen und es dauerte bis Suther Peak bei ca. km 53 bis ich ihn eingeholt hatte. Von jetzt an war ich 2. Und auch schon richtig bedient. Ich konnte zwar schneller wandern, aber die Hitze und der extrem steile Anstieg haben zu leichten Krämpfen im Oberschenkel geführt. Komisches Gefühl im ersten World Tour Rennen irgendwo zwischen Oberschenkelkrampf 40km vor Ziel, aber in Podiumsposition.
Bei der Drop-Bag Station nach 59km hatte ich einige Sachen deponiert und wollte richtig auftanken. Die anderen Läufer hatten auch vorher öfter schon eine Crew, aber ohne diese konnte ich nur hier einen Beutel platzieren. Ich habe mir also den Sand aus den Schuhen, einiges gegessen, Eis in Nacken, Sonnencreme überall verteilt und beinah meine Verpflegung für den nächsten Marathon vergessen. Zu allem Überfluss kam auch noch Johan in die Aid Station als ich gerade los bin. Ich wusste also das ist eng nach hinten.
Mir fiel das Laufen auch immer schwieriger, selbst bei flachen Passagen musste ich immer mehr gehen und konnte mich nur mit der aktuellen Rennposition motivieren. Den Führenden habe ich bei km 72 überholt, ab hier war der Kopf praktisch zu. Es gibt sowieso nur eine Richtung, es wird so viel gelaufen wie möglich und andauernd getrunken. Die letzten km nach Kapstadt ziehen sich nochmal lange hin. Es gibt viele flachere km, aber diese sind voller Gebüsch und loser Steine, so dass man keinen richtigen Schritt durchziehen kann. Überhaupt ist die Strecke alles andere als schnell, obwohl die 4000hm erstmal nicht darauf schließen lassen.
Der Zieleinlauf war wie der ganze Rest der Veranstaltung großartig. Es gibt jede Menge Essen, unzählige Helfer und super Fans dieses Sports überall. Dazu die Kulisse mit Tafelberg im Hintergrund, Freibier, 25°C im Dezember und Siegerehrung ist ja erst Sonntag ;). WAHNSINN
Erfahrungsbericht Christoph Lauterbach
„Eins schon mal vorweg, der UTCT bekommt zweifellos das Prädikat „empfehlenswert“. Während zu Hause langsam aber sicher der Winter das Zepter in die Hand nimmt kann man es sich hier an der wunderschönen südafrikanischen Küste mit atemberaubenden Anblicken bei bestem Wetter noch einmal richtig gut gehen lassen. Das Rennen selbst wartet mit einer wunderschönen aber extrem fordernden Strecke auf, die viel Kraft kostet und nur langsames Vorankommen zulässt, bedingt durch oft verblocktes Gelönde sowie An und Abstiege die hauptsächlich aus Stufen (natürlich wie künstlich) bestehen. Nicht zu unterschätzen ist natürlich auch der große Temperaturunterschied dem man sich aussetzt. Hervorzuheben ist die gute Organisation des Rennens die sich vor allem an den engagierten freiwilligen Helfern an den Verpflegungsstationen und an der Strecke zeigt. Hier ist jeder bestens in seine Aufgabe eingewiesen und erfüllt diese über das Maß. Auch an der Strecke gab es immer wieder Stimmungsnester die für Motivation sorgten. Alles in allem ein unvergessliches Erlebnis das jedem nur empfehlen kann.“