DNF: Fluch oder Segen?

Fabian beim U.Trail Lamer Winkel 2016 - © Marco Felgenhauer / Woidlife Photography © Marco Felgenhauer / woidlife photography

xc-run.de Redakteur Fabian Bierfurtner startete als Lokalmatador beim 46. Herrmanslauf in Detmold. Aus der angestrebten Bestzeit wurde leider ein DNF. Hier sein schonungslos ehrlicher und sympathischer Rennbericht:

46.Hermannslauf: Blauer Himmel und strahlende Sieger?

Die meisten Sport-Berichte erzählen wie wahnsinnig gut jemand gelaufen ist. Das ein neuer Streckenrekord zu Stande kam oder man sein eigenes Ziel erreicht oder sogar verbessert hat. Oft wird auch berichtet wie unglaublich toll die Stimmung an der Strecke war. In diesem Bericht werde ich leider weder von Letzterem noch von einer neuen persönlichen Bestzeit erzählen, denn in der Ergebnisliste steht nur ein DNF – „did not finish“.

Das Rennen

Immer am letzten Sonntag im April begeben sich 7000 Starter vom Hermannsdenkmal in Detmold durch den hügeligen Teutoburger Wald bis zur Sparrenburg nach Bielefeld. 31,1km mit 515hm gilt es zu bewältigen beim traditionsreichen Hermannslauf. Der Lokalmatador Elias Sansar gewann mit einer Zeit von 1:46:38h dieses Jahr bereits zum 10. Mal und stellt somit einen Rekord auf, der sicher nicht so schnell gebrochen wird. Ich persönlich hatte mir vorgenommen eine Zeit von 2 Stunden und 15 Minuten zu schlagen – ein Ergebnis unter den Top 100. Nach monatelangem Training und recht guten Vorbereitungsläufen ist der Hermannslauf in Ostwestfalen sicher nicht nur für mich ein bedeutender Event. Am Morgen vor dem Start quälen mich Magen-Darm-Beschwerden und ich besuche bereits mehrmals die Toilette. „Okay – das ist die Aufregung“, denke ich mir. Sobald die ersten Kilometer in den Beinen sind, wird alles gut sein. 11 Uhr ist der Start. Die ersten 5 Kilometer geht es zunächst fast nur bergab, wer den „Hermann“ nicht zum ersten Mal läuft weiß, dass man sich hier zurückhalten muss um später auf den letzten Kilometern noch Kraft zu haben. Dann der erste Berg: Meine Beine sind okay, aber komischer Weise fühlen sich meine Arme fürchterlich schwer an. Naja weiter geht’s. Doch von Kilometer zu Kilometer werden auch die Beine schwerer und das nach nicht mal der Hälfte der Strecke.

Fabians einsame Entscheidung

Irgendwie wird mir immer mehr bewusst, dass mir heute sämtliche Kraft fehlt. Spätestens am steilen Hang vom Tönsberg bei Kilometer 15 der Strecke wird mir bewusst, „ein Satz mit X – das wird heut nix.“ Auch das eingesteckte Gel bringt eher Nachteile als Vorteile, mein Bauch fühlt sich wie ein großer schwappender Wassersack an. Das gleiche Gefühl hatte ich bereits während der beiden Probeläufe auf der Strecke. Kurz danach saß ich dann im Gebüsch… Im Training bin ich dann locker weitergelaufen, aber im Wettkampf? Im Bruchteil einer Sekunde ist das Thema entschieden: Ich steige aus! Mein Training zielte auf eine gute Zeit ab und nicht auf das bloße Ankommen. Nach 18,8km breche ich das Rennen also ab und bin zunächst irgendwie emotionslos und weiß nicht so recht wie ich nun über mich oder meine Leistung denken soll. Kurz darauf kommen die ersten Fragen, warum ich ausgestiegen sei und schlagartig bekomme ich einen Kloß im Hals. Ich muss mich zusammenreißen: Meine Eltern, mein Bruder, meine Freundin, ihre Schwestern und Mutter standen alle an der Strecke, sind extra hergefahren und nun? Ich bin von mir selber enttäuscht.

Nachlese

Jetzt eine Woche später denke ich klarer darüber nach. Bereits 4 Wochen vor dem Lauf hatte ich die ersten Magen-Darm-Beschwerden. Zwar nur bei intensiven Einheiten, aber diese zogen sich bis zum Wettkampftag durch. Heute stelle ich mir die Frage ob es gut war überhaupt zu starten, war mir doch vorher schon bewusst, dass mein Magen-Darm nicht in bester Verfassung ist. Hätte ich gewusst, dass mir durch die Beschwerden in den Wochen vorher so viele Kräfte verloren gegangen sind, wäre ich vielleicht nicht gestartet. Nun gut, ich bin gestartet und habe nun mein erstes „DNF“. Ein Freund sagte mir, es sei noch früh in der Saison und das harte Training könne mir keiner mehr nehmen. Und genau das ist es. Die nächsten Wettkämpfe sind ja längst geplant und ich schaue wieder nach vorne. Und noch besser, jetzt habe ich noch ein ganzes Jahr mehr Zeit zu trainieren und dann greife ich wieder an, und vielleicht kann ich dann noch schneller laufen! DNF – erst Fluch, dann Segen…

Text: Fabian Bierfurtner