Tausche Langlaufski gegen Trailschuhe: Nadja beim Ötztal Gletscher Trailrun

Am Mittwoch 04. Juli 2018 wurde ich mit einer Anfrage überrascht, ob ich nicht Lust hätte am Gletscher Trailrun in Obergurgel teilzunehmen? Ein kleines Problem gäbe es – der Trailrun sollte bereits am kommenden Samstag stattfinden! Kurze Bedenkzeit und die Entscheidung war gefallen! Die Organisation konnte beginnen …

Abreise am Freitagmorgen bei strahlend blauem Himmel und Sonnenschein, leider hielt das nicht lange und die Freude wurde bei der Ankunft leicht getrübt – Nieselregen und magere 6 Grad … Warum habe ich meine Ski nicht mitgenommen? Ach ja, dazu sollte ich kurz erwähnen, dass ich eigentlich Langläuferin bin, genauer Skimarathonläuferin. Den ersten Trail lief ich beim Zugspitz Ultratrail in diesem Jahr, seit dem habe ich Blut geleckt. Untergebracht war ich im Hotel „Alpenaussicht“, einem gemütlichen, familiär und freundlich geführten Hotel, das in malerischer Ortsrandlage mit Blick auf die Berge liegt. Beim Check-In stellte sich heraus, dass der Hotelinhaber Mitglied der Bergwacht und an der Organisation des Gletscher Trails beteiligt war. So gab es gleich noch Strecken-Informationen aus erster Hand. Gewählt hatte ich übrigens die 22 Kilometer lange Strecke, 42 km bei diesen Höhenmetern schien mir doch etwas zu heftig. Aber wer weiß,  im nächsten Jahr vielleicht…

Renntag im Regen

Die Hoffnung auf Wetterbesserung war dann beim Erwachen am nächsten Morgen schnell erledigt. Beim Start um 9:00 Uhr war es nach wie vor nass und kalt.Der kurzen Strecke durch den Ort folgte ein schneller Anstieg von 1.900 m auf 3.000 m in Nieselregen und dichten Wolken. Schlechte Sicht und anspruchsvolle Strecke machten es schwierig, auf Tempo zu gehen. Die beste Lösung schien mir, einfach am Vordermann dran zu bleiben und ihn nicht aus den Augen zu verlieren, um eine Orientierung zu haben. Nebelschlussleuchten für alle Teilnehmer wären vielleicht eine Idee … Nieselregen und Kälte – Regenjacke an, oder aus? Meine Lösung: Regenjacke aus und das Tempo erhöhen, um den Wärmeverlust auszugleichen. Eine gute Wahl! Denn so war ich schneller als gedacht am Ramolhaus, dem höchsten Punkt der Strecke. Ein kurzer Stopp, eine heiße Suppe, um die Lebensgeister wieder zu wecken und weiter ging’s durch Regen und Nebel!Nächste Wegmarke: die Piccard Brücke (Hängebrücke) –  immer noch null Sicht und Regen! Schneefelder und nasse Abstiege mit Eisentritten forderten mich hier nochmal so richtig. Gleichgewicht und Gefühl fürs Terrain waren wichtiger, als das Tempo.

Felsenkontakt und Kuhweidenumwege

Weiter ging es über rutschige Felsen. Sagte ich glatte Felsen? Das hätte ich mir mehr zu Herzen nehmen sollen, denn schon bald riss es mir die Füße weg und ich stürzte auf genauso einem rutschigen Felsen! Dank der netten Jungs hinter mir, die mich auffingen und mir wieder auf die Beine halfen, blieb es beim Schreck und einem hübschen blauen Fleck als Andenken …Weiter zum Schwärzenkamm und endlich ließ sich die Sonne blicken! Jetzt nochmal Tempo machen und kurze Zeit später erreichte ich auch schon die Schönwieshütte, wo es nochmal eine kleine Stärkung für die letzte Etappe gab. Und die hatte es in sich:  Noch einmal 500 m Anstieg auf die „Hohe Mut“. Das Ziel wurde greifbar und passend dazu wurde das Wetter besser.Der Abstieg von der „Hohen Mut“, mit einem traumhaften Blick über das Tal und über Obergurgel war eine großartige Kulisse für den Endspurt. Es folgten noch 5 km bis ins Ziel, die wie im Flug vergangen sind. Hier konnte man es noch einmal so richtig krachen lassen. Trotz kurzer Orientierungslosigkeit vor dem Ziel meinerseits und einem damit verbundenen Umweg über die Kuhwiese, erreichte ich das Ziel in einer sehr zufrieden stellenden Zeit von 3 Std. 57 Min.! Ein kleiner Wermutstropfen, mein kleiner Ausflug kurz vor dem Ziel hat mich leider den 3. Platz in der Altersklassenwertung gekostet. Dafür wurde ich im Ziel mit einer leckeren Verpflegung wenigstens etwas entschädigt. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Gletscher Trailrun ein tolles Erlebnis war und für jeden Trailrunner, der eine Herausforderung sucht, ein „Muss“ ist. Es ist eine wunderschöne Veranstaltung, die rund um gelungen war.

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