Zugspitz Trailrun Challenge: Rückblick 2016

Markus Mingo bei der ZTC 2016 an der Biberwierer Scharte © Harald Wisthaler www.wisthaler.com

Atemberaubende Landschaften, hochalpine Trails, eine begeisternde Atmosphäre und ein neuer Teilnehmerrekord mit 1500 Teilnehmern aus 40 Nationen. Das war die 3. Auflage der  SCOTT ROCK THE TOP  Zugspitz Trailrun-Challenge, die am Sonntag nach drei Tagen bei strahlendem Sonnenschein in Ehrwald (Österreich) mit Rennen über die Kurz- und Mittelstrecke endete. Sportlicher Höhepunkt des Trailrun Events, das am Freitagabend mit einem Sprint im Kurpark von Garmisch-Partenkirchen startete, waren der Marathon und der Berglauf hinauf auf Deutschlands höchsten Berg, die Zugspitze.

 

Mehr als 30 % gaben auf

Die SCOTT ROCK THE TOP  Zugspitz Trailrun Challenge hat ihrem Namen als höchster und härtester Marathon Deutschland alle Ehre gemacht. Aufgrund einiger Wetterkapriolen erreichten von 307 gestarteten Marathon-Teilnehmern nur 199 Läuferinnen und Läufer das Ziel am SonnAlpin. Beim Berglauf standen 360 Bergläufer in Ehrwald am Start, auf dem Zugspitzplatt in einer Höhe von 2562 Meter konnten 357 davon das Rennen erfolgreich beenden. Der finale Aufstieg auf den Gipfel musste aufgrund einer Gewitterwarnung wie im Vorjahr (Schneefall) ausfallen. „Das hat aber auch so gereicht, der letzte Anstieg hat mir nicht gefehlt, es war ein wunderbarer Lauf durch eine tolle Landschaft, aber auch anspruchsvoll und echt hart“, kommentierte Marathon-Sieger Lukas Nägele aus Freiburg die dritte Auflage Trailrun Events. Nach 5:22 h setzte sich der 27-jährige mit 20 Minuten Vorsprung vor dem Zweitplatzierten Schweizer Ralf Birchmeier (5:42.51 Stunden) und dem Münchner Moritz auf der Heide (5:55.12,7 Stunden) durch und unterstrich damit seine momentane Ausnahmestellung als derzeit bester deutscher Trailrunner. Mitfavorit und Titelverteidiger Markus Mingo erreichte nach 6:03 h als Vierter das Ziel: „Ich habe gemerkt, dass ich mich heute nicht quälen kann. Also habe ich den Tag genossen.  Es war ein toller Wettkampf auf einer klasse Strecke und hat einfach nur Spaß gemacht.“

Erfahrungsbericht Markus Mingo

Wie hatte ich mich auf dieses Event gefreut: Im letzten Jahr waren die drei Tage an der Zugspitze eines meiner absoluten Trailrunning Highlights mit vielen netten Menschen, strahlendem Sonnenschein und dem Sieg in der Triple-Wertung. Einen Tag vor der Abreise freute ich mich immer noch sehr, sah dem Ganzen aber mit gemischten Gefühlen entgegen: Der Wetterbericht prognostizierte für das Wochenende den Weltuntergang mit Gewittern, Starkregen und heftigem Wind. Noch dazu wurde ich im Vorfeld groß als Favorit und Vorjahressieger angekündigt, was nicht meiner derzeitigen Form entsprach und mich doch etwas unter Druck setzte.

Startschuss um 6:00 Uhr morgens

In Garmisch wurde jedoch alles gut: Der City-Sprint am Freitag über drei Kilometer machte irre Spaß und Lust auf den bevorstehenden Marathon am nächsten Morgen. Bereits beim Start um 6:00 Uhr früh bot sich uns ein gigantischer Blick auf die Zugspitze bei bestem Bergwetter.  Die Einlaufrunde über den Grünen Ups wirkt im Höhenprofil wie ein kleiner Hügel, doch bereits hier galt es auf den ersten sechs Kilometern 1000 Höhenmeter zu bewältigen. Die ellbogenbreiten Höhenpfade über den Bergrücken, mit bester Fernsicht, luden zum Genießen ein. Nach einem unspektakulären Teilstück nach Biberwier (VP2) geht es bereits zum ersten Mal ans Eingemachte: 1000 Höhenmeter Anstieg auf drei Kilometer, hoch zur Biberwierer Scharte (2013m). Der Weg zur Coburger Hütte, vorbei am Seebensee und weiter zur Ehrwalder Alm (VP3) ist landschaftlich einfach wunderschön und ein wahrer Genuss zu laufen. Ab hier treffen wir auf die Starter des Berglaufes und nach einem steilen Skihang zum Issentalköpfl erwartete uns alpines Gelände in Richtung Felderjöcherl, Gatterl und Knorrhütte. Das Auflaufen auf die Läufer der zweiten Strecke war Fluch und Segen zugleich: Einerseits ist es hochmotivierend ständig zu überholen, andererseits bremst es auch wahnsinnig aus und nicht jeder Läufer ist bereit den schnelleren Hintermann passieren zu lassen.

Finaler Anstieg zum SonnAlpin

Bei VP4 an der Knorrhütte dann erst einmal Stau statt dem ersehnten Wasser: Schön brav stelle ich mich in der Schlange hinter den beiden Ausschankbehältern an. Das Rennen um die Podestplätze ist an dieser Stelle bereits vorbei und bevor ich mir einen Rüffel wegen Vordrängelns einfange warte ich erst einmal eine gefühlte Ewigkeit. Hoch zum SonnAlpin überhole ich noch einige bekannte Gesichter. Nach 45,6 Kilometern und 3777 Höhenmetern erreiche ich in 6:03 h als Vierter das Ziel am SonnAlpin. Die Beine und der ganze Körper fühlen sich immer noch gut und relativ frisch an, trotzdem hätte ich an diesem Tag einfach nicht schneller laufen können. Der Kopf war wohl nach der WM noch nicht bereit dazu. Der Lauf machte unheimlich Spaß und ich war wohl 6:02 h einfach nur glückselig mich in dieser grandiosen Landschaft bewegen zu dürfen – und so sollte es ja sein bei der Ausübung seines liebsten Hobbies – auch ohne Podestplatz. Auch das Gipfelglück ließen wir uns nicht nehmen. Das Wetter hat gehalten und so ging es den im Rennen gestrichenen letzten Kilometer im Wandertempo auf den höchsten Berg Deutschlands…