Mit dem Ultra Carbon RC haben Scott der Trail-Szene einen der ersten überzeugenden Carbon-Schuhe gebracht. Jetzt gibt es ein nachhaltiges Update: den Scott Ultra Explore. Er unterscheidet sich in den Laufeigenschaften nur minimal, ist aber deutlich nachhaltiger produziert.
„Eine Macht im Downhill“ nannten wir den Ultra Carbon RC in unserem Test – und das ist auch der Ultra Explore. In der Zwischenzeit haben sich Carbon-Schuhe im Trailrunning zwar deutlich etabliert und ihre Weiterentwicklung wurde voran getrieben – doch das Konzept von Scott spielt weiter vorne mit. Nur jetzt eben deutlich nachhaltiger. Was heißt das im Detail?
Erster Eindruck
Mit 373 Gramm bringt der Ultra Explore 2 Gramm mehr auf die Waage, als das Original – und bleibt damit leider klar auf der schwergewichtigen Seite. Auch sonst hat sich auf den ersten Blick wenig verändert. Der Fuß sitzt bombenfest, die Ferse hat durch einen kleinen extra Kragen im Schaft hervorragenden Halt, die Zehenbox ist stabil – lediglich die neu gestaltete Schaumebene bringt gefühlt etwas mehr Höhe im Fußgewölbe. Hier wurde statt des bisherigen Kinetic Light Foam jetzt Dual Density Kinetic Foam eingesetzt. An der Ferse hat der Schuh 25mm Höhe, am Vorfuss 20mm. Es ergibt sich ein Drop von angenehmen 5mm.
Die Carbitex GearFlex Karbonplatte wirkt ebenfalls sehr ähnlich wie bisher, genau wie die Ultra Traction Außensohle – dabei hat sich bei beidem die Herstellung verändert. Dazu später mehr. Ebenfalls geblieben ist eine merkliche Steifigkeit, die zwar guten Vortrieb bringt, aber die Füße auch wie auf Schienen hält. Daran muss man sich auf längeren Strecken gewöhnen. Mit einer mittleren Stollenhöhe rollt der Schuh im Feld genauso sauber, wie auf Schotter.
Für Scott ungewöhnlich gibt es bisher keine Version im typischen Schwarz-Gelb, sondern nur ein leicht graues Weiß. Für Trails eine etwas ungünstige Farbe, die schnell verdreckt, aber wenn es nicht schmutzig ist, ist es halt auch kein Trail.
Laufeigenschaften
Der Schuh treibt nach vorne, gibt durch seinen festen Halt Sicherheit und mit der etablierten Sohle Traktion. Wer sich an die ER2 Evolved-Rocker-Platten gewöhnt hat, kann also auf den Trails eine Menge Spaß haben – auch nach vielen Kilometern noch. Allerdings bleibt wie bei jedem Carbon-Schuh der Rat zum Rantasten. Das Carbon unterstützt zwar enorm die Energie-Rückgewinnung, hat aber auch trotz des Schwalbenschwanz-Design der Scott-Schuhe Einfluss auf den natürlichen Laufstil. Dazu kommt, dass der Schuh zwar nach vorne Energie bringt – wenn man zügig genug läuft – auf Dauer aber schwer wird und den Fuß fast schon bevormundet. Muss man mögen.
Was den Ultra Explore allerdings auszeichnet, ist der Wille zu mehr Nachhaltigkeit. So besteht die Carbitex-Platte aus 50% Flachs- und 50 % Karbonfasern und Bioharz – womit Scott die Nachhaltigkeit von Carbon-Platten merklich nach oben schiebt. Ein wichtiger Schritt, wenn der Trend zu Carbon-Schuhen weiter anhält, denn bisher sind sie einfach nicht umweltfreundlich.
Darüber hinaus besteht das Obermaterial zu 100% aus recyceltem Polyester. Die Zwischensohle und Außensohle bestehen zu 20% aus recyceltem Produktionsabfall, die obere Zunge ist ein Mesh aus recyceltem Polyester, das Futter besteht aus Eco Recycled Polyurethan. Damit schaffen Scott eine deutlich bessere Ökobilanz des Schuhs, ohne die Klasse des Vorgängers zu vernachlässigen
Offen sind nur die beiden Fragen, ob die Prozentwerte nicht teilweise noch höher angesetzt werden können – und ob der Scott Ultra Explore den weniger nachhaltigen Ultra Carbon RC dann jetzt komplett ersetzt. Da die Performance gleichwertig ist, bleibt kein Grund für eine weniger nachhaltigere Option.
Einsatzbereich
Der Schuh ist schnell. Keine Frage. Und er kann latent technisches Gelände – dafür sorgen die gute Traktion, der stabile Fuß- und Fersenhalt, sowie die gut geschützte Zehenbox. Allerdings ist der Ultra Explore auch recht schwer, für breite Füße wahrscheinlich zu eng geschnitten und als Carbon-Schuh gerade auf langen Läufen nur mit vorherigem Training zu empfehlen.
Wer aber mit tendenziell schmalen Schuhen und Carbon-Platten klarkommt, wird mit dem Scott Ultra Explore auch auf längeren Landschaftsläufen oder auch anspruchsvollerem Bergterrain schnell vorwärts kommen. Und hat dabei auch noch das gute Gewissen eines nachhaltige(re)n Schuhs dabei.
Für wen
Läuferinnen und Läufer, die einen starken und beständigen Carbon-Schuh für längere oder komplexe Routen suchen.
Weitere Informationen
Übersicht der Trailschuhe 2024
Technische Daten
Hersteller: | Scott |
Einsatzgebiet: | Tempo, Allrounder |
Preis: | 229.95 € |
Sprengung: | 5 mm |
Gewicht: | 373 g |
Schnürsystem: | Schuhbänder |
Fußtyp: | schmal, normal |
Körpergewicht: | mittel |
Dämpfung: | mittel |
Gelände: | Schotter, Waldboden |
Modelljahr: | 2024 |
Protektion: | moderat |
Testergebnis
Verarbeitung |
|
Schnürung |
|
Protektion |
|
Grip |
|
Lauffreude |
|
Fersenhalt |
|
Gesamtnote | |
Wer mit tendenziell schmalen Schuhen und Carbon-Platten klarkommt, wird mit dem Scott Ultra Explore auch auf längeren Landschaftsläufen oder auch anspruchsvollerem Bergterrain schnell vorwärts kommen. Und hat dabei auch noch das gute Gewissen eines nachhaltige(re)n Schuhs dabei. |