Cortina Trail 2021: Einmal Hölle und zurück!

Lavaredo Ultratrail 2021: Bine Wurmsam © Martin Pfeffer

Nach der Absage im letzten Jahr fiel vergangenes Wochenende endlich wieder der Startschuss für den alljährlichen Lavaredo Ultra Trail im wunderschönen Cortina d‘ Ampezzo, inmitten der Dolomiten. Eine Veranstaltung der Superlative, mit 4 verschiedenen Distanzen (20km, 48km, 80km, 120km) und Läufern aus aller Welt. Wieder mit dabei war xc-run.de Athletin Bine Wurmsam, welche auf den 48km des Cortina Trails unterwegs war. Lest selbst wie es Ihr ergangen hat.

Cortina Trail 2021: Einmal Hölle und zurück!

Letzten Donnerstag machte ich mich mit meinem guten Freund Tom Träger auf den Weg nach Cortina. Da wir vor 2 Jahren bereits beim Cortina Trail mit von der Partie waren, kannten wir schon die Gegend, unsere Unterkunft war ebenfalls wieder die Selbe und so fühlten wir uns sofort wieder wie zu Hause. Nachdem wir unsere Startunterlagen abgeholt hatten, gingen wir zum Startbereich, um uns den Start vom Cortina Skyrace (20km) anzuschauen. Punkt 17 Uhr wurden die Läufer auf die Strecke gelassen. Die Stimmung war –wie immer – TOP! Und noch mehr, als der Sieger des Skyraces Alex Garcia Carrillo mit einer neuen Rekordzeit von 01:32:33 ins Ziel kam. Nach einem entspannten Abendessen gingen wir zurück in unsere Unterkunft, um unsere Sachen für den nächsten Tag zu packen. Dort stand plötzlich ein Überraschungsgast vor uns… Tadaaaaa Martin Pfeffer JMartin war extra die lange Strecke nach Cortina gereist, um uns zu überraschen und beim Lauf zu supporten.

Lavaredo Ultratrail 2021: Bine Wurmsam © Martin Pfeffer

Eine Lohbergerin unter den Top-Athleten

Am nächsten Tag hieß es dann zeitig aufstehen, frühstücken und ab zum Start. Ich hatte die Ehre, dass ich mich in den vordersten Startblock der „Elite-Runner“ einreihen durfte. Als einzige Deutsche stand ich inmitten der internationalen Superraketen. Der Gedanke „d Wurmsam Bine aus Lohberg mitten unter diesen Top-Athleten aus aller Welt“ brachte mich in diesem Moment wirklich zum Schmunzeln. 

Doch dann stieg die Spannung, pünktlich um eine Minute vor 9 Uhr wurde traditionsgemäß, wie vor jedem Start in Cortina, der Song „Ecstasy of Gold“ eingespielt – GÄNSEHAUTFEELING PUR -… und schon gings los. Die ersten paar km raus aus Cortina fühlten sich gut an, ich war immer vorne mit dabei. Auch der erste Anstieg lief perfekt, immer unter den ersten 3 Damen. Bis km 12 war alles super und obwohl ich weiß, dass auf 48km viel passieren kann, hatte ich zu diesem Zeitpunkt eine klitzekleine Hoffnung, evtl wieder ganz vorne mit dabei sein zu können.

Ernüchterung bei Kilometer 12

Doch dann kam die Ernüchterung… Bei ca. km 12 merkte ich, dass es rapide bergab mit mir ging. Ich hatte einen totalen Durchhänger und fühlte mich körperlich komplett fertig. Jeder Schritt wurde zur Qual und ich wusste nicht, wie ich die restlichen 36km überstehen sollte. Ein solches Tief hatte ich wirklich noch nie! Der Gedanke aufzugeben schien mir in diesem Moment mehr als verlockend. Schon bald überholten mich Dame 4 und 5 und noch zahlreiche weitere und ich wusste: Ok, Chance auf Stockerlplatz ist nun vorbei. „Reiss dich zusammen, Bine“ ermahnte ich mich ständig. Beim nächsten Fluss erstmal Wasserflasche aufgefüllt und kühles Nass ins Gesicht beschloss ich, „AUFGEBEN IST KEINE OPTION! Zeit und Platzierung sind egal, einfach nur ins Ziel kommen und versuchen die traumhafte Landschaft zu genießen“. Und so kämpfte ich mich die nächsten 12km zur 1. Verpflegungsstation am Rifugio Col Gallina (km 24). Kurz danach, beim Rifugio Averau, wartete Martin um mich anzufeuern und Wasser zu reichen. Ich weiß nicht ob es an den motivierenden Worten, an der wunderschönen Aussicht, oder an etwas Anderem lag, jedenfalls ging es ab da wieder bergauf mit mir. Ich merkte wie mein Körper neue Kraft hatte und ich mich zurück ins Rennen kämpfen konnte. Die nächste Verpflegungsstation am Passo Giau bei km 30 durchlief ich ohne Halt zu machen. Ich fühlte mich gut. Schon bald war ich wieder an ein paar Mädls dran, welche mich zuvor überholt hatten. Meine Motivation stieg zunehmend an. Beim nächsten steilen Anstieg zum Forc Giau konnte ich sogar wieder an einigen Girls vorbeiziehen.

Die Maske als Tampon

Kurz vor der letzten Verpflegungsstation am Rifugio Croda da Lago (km 38) hörte ich schon von weitem Martins Anfeuerungsrufe und ich wusste; ab hier geht es nur noch bergab, die letzten 10km und dann habe ich es geschafft. Doch passend zu meinen „das Ziel ist in Sicht“-Gedanken, bekam ich plötzlich Nasenbluten… Nicht aus dem Konzept bringen lassen, weiterlaufen, Maske zur Hand, Blut mit Maske auffangen und weiter geht’s. Zum ersten Mal an diesem Tag war ich wirklich dankbar für die Maskenpflicht.

Der 10km lange Downhill runter ins Tal zog sich ewig. Über schmale Trails, Waldwege, Forststraßen flitzte ich hinunter, den Kirchturm von Cortina, wo sich das Ziel befand, immer fest im Blick. Nach den letzten ca. 2 km Asphalt kam endlich der Dorfplatz und die Zielgerade in Sicht. Überglücklich und unter Anfeuerungsrufen der Zuschauer lief ich ins Ziel.

GESCHAFFT – so einen üblen Kampf mit mir selbst hatte ich bisher noch nie.

Starkes Ergebnis trotz Durchhänger

Lavaredo Ultratrail 2021: Bine Wurmsam © Martin Pfeffer

Trotz 13km langem Durchhänger kam ich als 7. Frau und gesamt 37. (von 1400 Teilnehmern) ins Ziel. Auch wenn ich nicht ganz sooooo zufrieden bin und mich etwas über mein Tief ärgere, freue ich mich trotzdem riesig, die 48km und 2600 Höhenmeter verletzungsfrei und letzten Endes glücklich gemeistert zu haben.

Fazit des Tages: Der Lavaredo Ultra Trail ist immer wieder eine Reise wert. Die Strecke ist landschaftlich ein ABSOLUTES HIGHLIGHT und die Stimmung in Cortina einfach nur genial. Eine Veranstaltung, die ich jedem nur empfehlen kann! Zum Schluss noch ein riesiges DANKESCHÖN an meine beiden „Trailbuddies“ Tom und Martin, für das geniale Wochenende und Eure Unterstützung!!!

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