XC-RUN.de Athlet Thomas Wanninger war zu Gast beim Silvrettarun 3000 in Ischgl. Auf der Königsdisziplin über 42km und 1900hm sicherte sich der Viechtacher Modellathlet den zweiten Platz in der Gesamtwertung. Hier geht es zu seinem Eventreport:
Silvrettarun3000 42km 1900hm
Eingeladen vom Tourismusverband Paznaun machten Karina und ich uns am Freitag auf den Weg nach Ischgl zum Bergmarathon über 42km und 1900hm. Zwei Übernachtungen im Hotel Sonne versprachen ideale Rahmenbedingungen, um am Samstagmorgen stressfrei an den Start gehen zu können. Beim gemeinsamen Abendessen mit einigen weiteren Läufern durfte ich gleich mit einem der Favoriten über die lange Distanz plaudern. Johannes Hinterseer, er konnte dieses Jahr schon bei einigen Läufen vorne mitlaufen und wollte in Ischgl so richtig angreifen. Hannes konnte mir noch sehr hilfreiche Tips bezüglich der Strecke und Verpflegung geben, so dass ich meine Ausrüstung nochmals anpassen konnte. Auch Nicki und Max konnten von früheren Läufen und von der Strecke berichten, die technisch schwieriger zu sein scheint als ich vermutete. Und sie sollten auch recht behalten. Während unserer Unterhaltung konnten wir die Ankunft der kenianischen Top Athleten von Run2gether beobachten. Wir schrieben unsere Chance auf einen Sieg bereits ab und fragten uns ob überhaupt noch ein Top10-Platz drin sein könnte ? Ein Blick auf die Teilnehmerliste zeigte auch, dass viele starke Läufer aus Osteuropa an der Startlinie stehen sollten.
Leichter Regen erschwerte die Bedingungen
Gut ausgeschlafen und gestärkt vom extra früh bereitgestellten Frühstück gingen wir bei leichtem Regen an den Start. Vorher konnten wir unsere Teammitglieder vom xc-run.de Team Basilia und Michael Förster noch begrüßen, welche früh morgens noch aus München angereist waren. Endlich konnten wir uns wieder mal live sehen, was auf Grund der Pandemie seit über einem Jahr nicht mehr möglich war. Das Streckenprofil ist recht einfach zu beschreiben: Der Start liegt in Ischgl bei etwa 1300m. Bei der Hälfte der Strecke wird der Höchste Punkt, das Kronenjoch auf 3000m erreicht. Ab dort geht es fast nur noch Bergab bis ins Ziel nach Galtür auf etwa 1600m. Dieses Jahr musste die Strecke auf Grund einer Baustelle im Dorf gekürzt werden, weshalb wir anstatt der 42km nur 40km zu laufen hatten.
Eigenverantwortung der Läufer
Besonders beim Silvrettarun 3000 ist, dass keine Pflichtausrüstung vorgeschrieben wird. Es wird lediglich empfohlen eine Regenjacke, Handschuhe und eine Mütze dabei zu haben. Verpflegung gibt es auf der Strecke alle 5km, somit konnte ich auf einen Rucksack verzichten und nur mit minimaler Ausrüstung welche ich in den Taschen der Hose verstaute an den Start gehen. 10Sekunden vor 8:00 begann der Countdown für die Strecke Hard (42km) und Medium (30km). Von Beginn an machten die Kenianer Druck und gingen an die Spitze. Leider war ich mir nicht ganz sicher welcher Läufer auf welcher Strecke unterwegs ist. Nur bei Johannes wusste ich dass er die 42km laufen wird. Dieser setzte sich aber schon mit einem Kenianer vom Feld ab und mir war das Tempo etwas zu hoch. Ich beschloss mein eigenes Tempo zu laufen und den ersten Teil der Strecke kontrolliert abzuspulen. Leider konnte ich nicht mit Sicherheit sagen auf welchem Platz ich auf meiner Strecke lag. Ich vermutete, dass ich auch dem 4. Platz liegen müsste.
Bei der Heidelberger Hütte (Kilometer14) teilten sich die Strecke Medium und Hard. Ab hier wurde es sehr technisch und der Regen der letzten Tage machte sich bemerkbar. Ein großer Teil der Strecke glich mehr Bachläufen als Wanderwegen. Viele und lange Schneefelder die wir hinauf zum Kronenjoch queren mussten verlangten uns alles ab. Meter für Meter musste ich auch erkennen, dass mir die dünner werdende Luft zu schaffen machte. Die steiler werdenden und immer längeren Schneefelder brachten mich an meine Grenzen und ich war extrem erleichtert als ich auf 3000m die Verpflegungsstation auf dem Joch erkennen konnte. Ein großes Lob gilt hier den Organisatoren. Trotz der sehr widrigen Bedingungen war die Strecke hervorragend markiert. Trotz aufkommenden Nebels hatten wir kaum Probleme die Strecke zu erkennen. Außerdem waren auch immer wieder Streckenposten auf den Trails die dem nasskalten Wetter trotzen und jeden Läufer den Weg hinauf auf 3000m wiesen.
Den Kenianern im Downhill überlegen
Zu meiner Überraschung erfuhr ich auf dem höchsten Punkt der Strecke, dass ich bereits auf dem 3. und nicht wie von mir vermutet auf dem 4. Rang lag. Die Tatsache, dass ich doch auf einen Podestplatz schielen konnte, gab mir neuen Mut nochmal anzugreifen. Noch etwas benommen vom harten Aufstieg stolperte ich die ersten Downhill-Meter hinab. Halb laufend, halb rutschend über Geröll- und Schneefelder. Langsam erholte ich mich wieder und fand wieder in eine saubere Downhill-Technik. Von den Streckenposten wusste ich, dass ich auf dem Joch etwa 4 bis 5min Rückstand auf die ersten beiden Läufer hatte. Nach etwa 3km bergab konnte ich den vor mir liegenden Kenianer erkennen und auf ihn auflaufen. Die nächsten sehr technischen Passagen nutzte ich um mich gleich wieder von ihm abzusetzen. Denn ich wusste genau, dass er sicher auf den letzten, technisch leichteren Teilstücken deutlich schneller sein würde als ich.
Bei der Verpflegung an der Jamtalhütte bekam ich die Info, dass ich etwa 5 bis 7min hinter Hannes, dem Erstplatziertem lag. Keine Chance mehr auf ihn aufzulaufen, da ich wusste, dass er im Downhill eine Macht sein wird. Das raubte mir etwas die Motivation nochmal richtig anzugreifen und ich beschloss zu versuchen den 2.Platz zu sichern. Kurz nach der vorletzten Verpflegungsstation traf ich auf Karina meine Freundin, die mir mit dem MTB entgegenkam. Sie begleitete mich ein zwei Kilometer mit dem Rad und motivierte mich nochmal alles zu geben. Sie konnte mir aber auch die Info geben, dass von hinten keine Gefahr mehr droht und nach vorne auch nichts mehr möglich ist. Hannes war wie vermutet schon zu weit enteilt. Also beschloss ich das Rennen noch sauber zu Ende zu laufen. Auf den letzten beide Kilometern vereinten sich alle vier Distanzen. Der ein oder andere Läufer zog mich nochmal auf den letzten Metern mit. Aber auch ich konnte noch Läufer zu einem Endspurt motivieren. Sehr glücklich erreichte ich also als Gesamtzweiter mit einer Zeit von 3:25h das Ziel. Ich war extrem froh wieder einen Lauf von vorne bis hinten gut durchlaufen zu können ohne größere Einbrüche erleben zu müssen. Mein aller größer Respekt galt im Ziel der Leistung von Johannes Hinterseer, der mit sage und schreibe 10min Vorsprung unangefochten den Sieg davontrug.
Konkurrenz im Ziel bejubeln
Im Ziel galt es dann noch alle anderen Läuferinnen und Läufer zu gratulieren und ins Ziel zu jubeln. Besonders war ich gespannt auf das Abschneiden meiner Teamkollegin Basilia Förster. Mittels Livetracking verfolgten Michael, Karina und ich ihre Position im Rennen und konnten sie überglücklich als 2. Frau im Ziel bejubeln. Allgemein war, wie bei vielen Events in der Trailrunning-Szene, eine sehr familiäre Stimmung. Die vielen Ehrenamtlichen Helfer standen zu 100% hinter diesem Event und machten zusammen mit den Hauptorganisatoren ein wahres Volksfest aus diesem Lauf.
Persönlich bedanken möchte ich mich noch bei der zusammengefunden Läufer-Crew um Max, Nicki und Hannes mit Freundin Anna und natürlich meiner Freundin Karina. Zusammen mit den Inhabern des Top Hotel Sonne, Sonja und Peter Zangerl, machten Sie dieses Wochenende zu einem einzigartigen Erlebnis.
Resume zum Event
Ischgl und Galtür ist nicht nur im Winter eine Reise wert. Das Paznauner Tal welches mit Martin Mattle in Aushängeschild im Trainlrunning Sport besitz, brennt für diesen Sport und zeigt dies bei der Organisation und Durchführung des Silvrettarun3000. Professionalität gepaart mit familiärem Charme gibt dem Event genau die Eigenschaften die man sich als Trailrunner wünscht.