Istria100 by UTMB: Eine Schlammschlacht durch Kroatien

Bine Wurmsam beim Istria 100 by UTMB © Sportograf, Martin Pfeffer

Vergangenes Wochenende fand zum 10. Mal der „ISTRIA100 by UTMB“ im schönen Kroatien statt. Auf 5 verschiedenen Distanzen konnten die Läufer ihr Können unter Beweis stellen. 21km – 42km – 69km – 110km und 168km standen zur Auswahl. Auf der 69km-Distanz war unsere xc-run.de Athletin Bine unterwegs. Es war ein Kampf gegen Oberschenkelschmerzen, Kopf und ziemlich viel Matsch. Bine Wurmsam erzählt von ihren Erlebnissen:

Eine Schlammschlacht durch Kroatien

Bine Wurmsam beim Istria 100 by UTMB © Sportograf, Martin Pfeffer

Saisonstart 2023 – das 1. Rennen in Kroatien. Besser könnte die Saison EIGENTLICH nicht starten. Da ich aber bereits seit einem halben Jahr mit Problemen im linken Oberschenkel kämpfte, fühlte ich mich noch nicht wirklich bereit fürs erste Rennen und dann auch noch knapp 70km. Nichts desto trotz wollte ich an den Start gehen und schauen was möglich ist. So stand ich zusammen mit meinen Mitstreitern u.a. Stian Angermund, Weltmeister 2021 über 40km, an der Startlinie. Die Strecke führte uns von ‚Buzet‘ im Landesinneren bis nach ‚Umag‘ ans Meer. 6 größere und ein paar kleiner Anstiege bescherten uns auf den 69km knapp 2.300 Höhenmeter. Pünktlich 9 Uhr setzte sich die Herde in Bewegung. Da die gesamte Strecke im Verhältnis relativ flach ist, war das Tempo entsprechend hoch. Gleich von Anfang an machte sich mein Schenkel bei jedem Schritt bemerkbar… Das kann ja heiter werden! Und ab hier begann mein Kampf gegen den Kopf. Soll ich aufgeben? Weitermachen und riskieren dass ich die Verletzung verschlimmere und die gesamte Saison gefährde? 1.000 Gedanken schwirrten mir durch den Kopf. Die Streckenverhältnisse machte das Ganze nicht gerade besser. Da es die Tage zuvor stark geregnet hatte, waren die Trails dementsprechend. Sprich die ersten fast 20km waren ein einziges matschiges und rutschiges Schlachtfeld. Ein Schritt vor, zwei zurückgerutscht. „Soll ich wirklich weitermachen?“ Ich verdrängte die Gedanken so gut es ging und nach der VP1 bei fast 18km fühlte ich mich dann doch relativ gut. Auch die Wege wurden zunehmend besser und schlammfreier. Die Anstiege fielen mir sehr leicht, Probleme machten mir eher die flachen und bergab Passagen, wo mein Oberschenkel ständig „Hallo“ sagte und ich deswegen nicht meine gewohnte Geschwindigkeit laufen konnte. Egal welche Zeit und welche Platzierung, heute geht es nur ums „überleben“ und ins Ziel zu kommen. So kämpfte ich mich weiter voran. Bei knapp 30km kamen die Läufer der 42km auf unsere Strecke dazu und das Getümmel begann. Lange Schlangen auf den Singletrails, na toll! Ich versuchte so gut wie möglich zu überholen und nach ein paar Kilometern hatte ich die gröbsten Menschenmassen hinter mir gelassen. Nun nach der VP2 begann der schönste Teil der Strecke. Wir kamen durch viele kleine Bergdörfer hindurch, die sich inmitten der grünen Hügel befanden. In dieser schönen Umgebung ließen sich meine schlechten Gedanken ziemlich gut verdrängen und da ich nun bereits mehr als die Hälfte geschafft hatte, wollte ich es unbedingt bis ins Ziel schaffen. Schon nach 44km waren so gut wie alle Höhenmeter bewältigt und es ging hauptsächlich flach mit vereinzelten welligen Passagen. Kilometerlange flache und eintönige Schotter- und Wiesenwege auf den letzten 15km waren mental nochmal eine große Herausforderung. Besonders die letzten 8 Kilometer zogen sich wie Kaugummi. Zunehmend wurde ich langsamer und ich spürte dass ich bereits fast 70km in den Beinen hatte. Aber das Ziel war nun in greifbarer Nähe. Ich hatte es wirklich geschafft und trotz Verletzung die komplette Strecke gemeistert. Ich genoss die letzten Meter entlang der Promenade, vorbei an den applaudierenden Zuschauern und lief glücklich über die Ziellinie am Dorfplatz von Umag. Zwar nicht ganz zufrieden mit meiner Leistung, aber 9. Platz bei den Damen und 40. Gesamt von über 500 Teilnehmern ist trotz der Umstände ein passables Ergebnis für das 1. Rennen der Saison. Stolz bin ich aber vor allem darauf, dass ich den Kampf gegen meinen Kopf gewonnen und das ganze Rennen durchgezogen habe.

Fazit

Eine sehr coole und gut organisierte Veranstaltung. Der Zieleinlauf direkt am Meer am Dorfplatz von Umag ist ein wirkliches Highlight. Da der ISTRIA100 mittlerweile zu den UTMB-Qualifizierungsläufen gehört, ist das Teilnehmerfeld entsprechend international und ziemlich gut besetzt. Ein „come together“ vieler Profiläufer aus aller Welt. Was die Strecke betrifft, war diese nicht so ganz nach meinem Geschmack. Zu viele flache Passagen und zu wenig Höhenmeter für diese Distanz. Nichts desto trotz kann ich diese Veranstaltung nur jedem ans Herz legen.