Am vergangenen Wochenende fand der Schlegeis 3000 statt, ein neuer Skyrun im wunderschönen, beeindruckenden Zillertal und gleichzeitig noch Österreichische Staatsmeisterschaft im Skyrun! Schon allein der Ausblick auf die umliegende Bergwelt verspricht großartiges! Ob der Lauf den hohen Erwartungen gerecht werden konnte hat für uns vom GORE WEAR xc-run.de Team Eric Leidenfrost abgecheckt! Lest am besten selbst was er zum Gipfeltreffen der Trailrunner zu erzählen hat!
Höhenrausch auf dem Papier
Es ist 7:00 Uhr, bewölkt und kalt. Um 6.30 Uhr begab ich mich zum Auto und fuhr steil und kurvig zum Schlegeis-Stausee hinauf. Alles passt, so wie ich es auch aus Berchtesgaden gewohnt bin. So recht mag ich mich aber nicht aus dem Auto hier vom Parkplatz am Schlegeis-Stausee heraus bewegen. Die lange Jogginghose nochmals übergestreift verschaffte ich mir erst einmal einen kurzen Überblick und genoss die Wahnsinns-Aussicht auf den Stausee.Aber Moment, kurz zurück: Bereits am Freitag reiste ich ins Zillertal, bezog meine Unterkunft und begab mich zur Startnummernausgabe nach Ginzling in den Mehrzwecksaal. Dort wurde ich auch schon voller Freude begrüßt. “Der schaut fit aus!“ Christian Mayer und ich konnten die Jungs und Mädels von und um den Mountainshop Hörhager bereits kurz beim Hochkönigman Skyrace am Frühstückstisch im Hotel kennenlernen. Tolle positive Stimmung, die das ganze Organisationskomitee da verbreitet. Sie sind wirklich voller Enthusiasmus dabei und brennen geradezu auf perfekte Durchführung eines Rennens, das bisher seines Gleichen sucht im deutschsprachigen Raum. Benni Bublak, Top-Läufer, 7. Platz und damit bester Deutscher gab in einem Facebook-Kommentar zu verlauten: „Wär, glaube ne neue Dimension für ein Skyrace im deutschsprachigen Raum geworden.“ Zum „wäre“ später mehr. Die Fakten: 33 Kilometer und 2378 Höhenmeter sind zu bewältigen. Die Schwierigkeit besteht darin, dass sich ein Großteil der Strecke auf über 2.500 m Höhe befindet und Schlüsselpassagen die 3000er Grenze überschreiten. Interessierte lesen am besten auf www.schlegeis3000.run alles Wissenswerte zur genauen Streckenführung selbst nach.
Wintereinbruch im Sommer – normal im Hochgebirge
Kurz nach 19:00 Uhr wurde in den Saal zum Race–Briefing gebeten. Absolut professionell der ganze Vortrag! Alles auf den Punkt gebracht. Das Rennen wurde in gelbe, grüne und rote Abschnitte unterteilt. Erste Streckenänderungen wurden bekannt gegeben, zu groß die Gefahr, aufgrund der Niederschläge, welcher in Schnee am Wochenende niederging! Mit weiteren offiziellen Veränderungen wollte sich das Organisationsteam jedoch noch Zeit nehmen bis zum Samstag am Renntag. Unmittelbar vor Passieren des ersten Läufers an den jeweiligen gefährdeten Passagen sollte allerspätestens eine Entscheidung getroffen werden. Respekt und alle Achtung! Da muss das Team aus Bergwacht als auch die Organisationscrew usw. eingespielt sein. Nun wurde nochmals an die Vernunft aller Teilnehmer appelliert: „Wer Stöcke an den roten Abschnitten der Strecke benützt, so sind sie am Rucksack zu verstauen, da beide Hände gebraucht werden. Ein nicht Beachten führt zur sofortigen Disqualifikation!“ „Überholen in den roten Abschnitten, absolut verboten und führt zur ebenso zur Disqualifikation.“ Gut dachte ich mir! Ich persönlich finde ja klare Regeln, dafür aber möglichst wenige, absolut sinnvoll. Dann wurde noch erwähnt, dass alle ja wissen sollten, dass sie sich im alpinen Hochgebirge befinden und wie sich dort zu verhalten ist. Schließlich weiß man ja vorher, worauf man sich einlässt. Wetter kann man checken, und der Streckencheck ist dank Google, Outdooractiv und diversen Erfahrungsberichten im Internet nun wirklich alles kein Problem mehr! Leider gibt es ja immer wieder Stimmen bei Trailrennen, die von zu anspruchsvoller Streckenführung sprechen.
Fehler eins und zwei – zuviel?
In weniger als 20 Min. soll der Startschuss erfolgen. In einer Gruppe von Läufern, gekleidet in langen Hosen, hörte ich Diskussionen, dass lange Hose jetzt Pflicht sei. Leicht panisch suchte ich mir einen Verantwortlichen und bat rasch um Aufklärung. Sollte ich mich nochmals umziehen müssen, würde es knapp werden. Aber ich konnte beruhigt werden: „Pack die Hose ein, wenn Du eine hast!“ hieß es seitens des Organisators. Also stopfte ich die Tight fix in den Rucksack. Am Start viele bekannte Gesichter und Größen der Szene. Sehr viele Wiederholungstäter und die, welche die Skyrunner Austrian Series, bestehend aus drei Rennen absolvieren. Los geht’s! Start ist auf der Staumauer. Das Tempo ist hoch. Christian Kreidl und Sebastian Falkensteiner setzen sich direkt an die Spitze des Feldes. Christian Kreidl lief ein Mordstempo. Er machte keinen Hel daraus, dass er Meister „dahoam“ werden will. Ich reihe mich irgendwo um Platz 10 in einer Gruppe mit Benni Bublak, Marcus Burger, Samuel Grill und Alphons Hörhager ein. Ein Top 10 Platz war auch mein selbst gestecktes Ziel für dieses Rennen. Die ersten Kilometer gingen noch relativ locker und unspektakulär im Vergleich zum Rest der Strecke dahin. Die Aussicht einfach fabelhaft, bis auf kühle Temperaturen noch nichts zu merken vom Winterwetter. Nun kamen aber die ersten Tropfen. Als erstes zog ich die Handschuhe an. Der Regen wich irgendwann in Schnee. Ich haderte mit mir: Zieh ich die Jacke an, lass ich es bleiben? Gedanken die jeder von uns schon einmal mit sich herumgetragen hatte. Unverständlich sicher für alle, die nicht an Trailrennen teilnehmen. Warum? Es ist immer in Zeitverlust und der beschriebene Rhythmus ist dahin. Eine Entscheidung musste also her. Markus Mingo schrieb in seinem letzten Laufbericht vom Gletscher Trailrun im Ötztal: „Also tat ich das, was man als Mann eben so tut, wenn man nicht mehr weiter weiß – ich ging erst einmal in aller Ruhe pinkeln und ließ mir meine Situation durch den Kopf gehen.“ Pinkeln musste ich nicht, also Jacke an! Die Streckenbeschaffenheit ließ nun keine Unkonzentriertheit mehr zu. Am zweiten Verpflegungspunkt dann mein erster Fehler. Anstatt links hoch weiter zu laufen, rannte ich zielstrebig bergab Richtung Schlegeis Stausee. Mir viel relativ schnell auf, dass ich falsch war, auch aufgrund eines Wanderers, der meinte: „Also, es ist noch kein Läufer vorbeigekommen!“. Ich sprintete so schnell es ging wieder bergauf zum Verpflegungspunkt. Vielleicht hatte ich zwei-maximal drei Minuten verloren, nichts Weltbewegendes! Was ich aber verloren hatte, war meinen Rhythmus. Aus irgendeinem Grund sagte mein Kopf, als ich drei bis vier Läufer wegen des Verlaufens an mir vorbeiziehen sah, dass ich diese nun auf Biegen und Brechen wieder einholen müsse, um die dieselbe Ausgangslage wieder herzustellen, die ich vor dem Fehler noch hatte. Gelang mir natürlich nicht! Stattdessen rutschte und stürzte ich aufgrund meines Übermuts mehrmals leicht, was ich als Fehler Nummer zwei bezeichnen würde. Dumm war nur, dass ich mit meinem linken Fuß erneut fies umknickte, der seit dem Umknicken beim Hochkönig Skyrace irgendwie nie richtig geheilt war. Gibt besseres als leicht angeschlagen über mit Neuschnee bedeckte Felsbrocken, auf denen dazu noch fiese-rutschige Flechten sind, zu rennen. Bergab war mein Laufgefühl nun im sprichwörtlichen Eimer und so überholten mich auch noch einige Läufer. Ein paar Kilometer zuvor lief ich mit Alphons Hörhager, der direkten Draht zur Bergwacht hatte und auf ein Nachfragen, ob wir den zweiten Teil der Strecke nun auf der Trailrun Strecke ins Ziel laufen, beantwortete er kurz und knapp mit einem eindeutigen „Ja!“ So war nun klar: Das Rennen würde kürzer werden, einiges an Höhenmeter verlieren – und, um rote Abschnitte, welche sich im ausgesetztem Steilgelände mit teilweise Drahtseilversicherungen befinden, verkürzt werden. Richtige Entscheidung! Schwierigkeiten waren dennoch genug vorhanden und riskiert werden sollte auf keinen Fall etwas! Die letzten Kilometer ins Ziel ging es nun kontinuierlich über schlammige Pfade bergab. Der Moderator war schon lange zu hören und verbreitete wirklich tolle Stimmung. Gänsehautatmosphäre pur, bereits weit vor Zieleinlauf! Auf Platz 19 nach 28 km und 1390 Höhenmeter kam ich dann ins Ziel mit sechs Minuten Rückstand auf mein selbst gestecktes Ziel, nämlich Platz 10! In Selbstreflektion bin ich aber damm noch ganz zufrieden mit meiner Leistung aufgrund aller Umstände an diesem Wochenende. Für mich war es eine Riesenehre, dass ich hier bei der Premiere des Schlegeis3000 am Start habe stehen können. Das hochkarätige Starterfeld zeigt, dass Skyrunning auch im deutschsprachigem Raum seinen Platz finden wird. Das Rennen hat es definitiv verdient, auch international noch mehr Anerkennung zu finden. Die Organisation von Anfang bis zum Ende war großartig! Ich kann mir noch vorstellen, ganz nach Vorbild der großen internationalen Rennen, das Rahmenprogramm um eine Podiumsdiskussion mit den Top-Läufern und Läuferinnen zu erweitern.
Spannung bis zum baldigen Finale
Richtig spannend bleibt es aber weiterhin: Die Austrian Skyrunning Series bekommt ein richtiges Finale um die Top-Platzierung beim dritten und letzten Rennen der Serie in Saalbach. Christian Kreidl, österreichischer Meister im Skyrunning liegt punktgleich mit Sebastian Falkensteiner auf Platz 1 der Serie. Benni Bublak ist als starker deutscher Läufer auf Platz 4 hinter Markus Stock. Bei den Frauen deutet alles auf einen erneuten Sieg von Eva Sperger hin. Allerdings ist Marcela Vasinova ihr dicht auf den Fersen. Sie kam beim Schlegeis3000 nur ca. 1 ½ Minuten hinter Sperger ins Ziel. Auch Stephanie Kröll mag sicher noch ein Wort mitreden beim Finale und den Kampf um eine Top-Platzierung. Das Laufen aber nun Mal eine Einzelsportart ist, und Einzelsportler eben nicht wie im Mannschaftssport mal einen schlechten Tag haben dürfen und sogar durch einen nächsten ersetzt werden könnten, bleibt zu hoffen, dass alle verletzungsfrei bleiben. Dann eben steht einem Traumfinale in Saalbach nichts entgegen!
Hier findet ihr meine kleine feine Bildergalerie!